Sechsundzwanzig
Floyd sah, dass die Dunkelheit vor ihnen allmählich blasser wurde. Es war wie die erste Ahnung der Dämmerung in der Stunde vor Sonnenaufgang. Die Stimmen des Suchtrupps klangen recht nahe, als wären sie nun unmittelbar vor der Tür. Auger hatte Recht. Es würde nicht lange dauern, bis sie sie gefunden und sich Zugang verschafft hatten. Immerhin gingen sie davon aus, dass sie flüchtige Mörder verfolgten.
»Wer hat diese Kinder geschickt? Für wen arbeiten sie?«
»Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Darüber hat man mich nicht informiert. Meine Leute haben mich hierher geschickt, um eine verhältnismäßig einfache Aufgabe zu erledigen. Ich sollte nur die Dose mit Susan Whites Dokumenten holen. Man hat mir nicht gesagt, dass ich mit Komplikationen rechnen müsste.«
»Aber sie wussten, dass sie hier sind?«
»Meine Chefs? Ja. Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass sie viel mehr wissen, als sie mir verraten haben.«
»Das klingt, als hätte man dich ganz schön verschaukelt, Auger.«
»Das ist ungefähr die Vermutung, zu der auch ich gelangt bin.«
»Bist du jetzt bereit, mir zu sagen, wer du bist oder wer dich beauftragt hat? Schließlich haben sie falsches Spiel mit dir getrieben. Du bist ihnen also nichts schuldig.«
»Wenn sie ehrlich zu mir gewesen wären, hätte ich mich nie von ihnen hierher bringen lassen.«
Sie erreichten die Quelle des Lichts. In eine Wand des Tunnels war eine schwere Tür eingelassen. Sie war groß und kreisrund, wie die Tür zu einem Safe oder die Luke eines Schützenpanzers. Das blasse Licht drang durch einen Spalt der nicht ganz geschlossenen Tür und waberte leicht wie Spiegelungen auf einer Wasseroberfläche.
»Das ist nicht gut«, sagte Auger. »Inzwischen hätte die Tür geschlossen sein müssen.«
»Was ist mit deinen Freunden passiert?«
»Ich habe erwartet, dass sie schon da sind – zumindest hätte etwas Verstärkung eintreffen müssen. Bis letzten Freitag hatten wir hier ein komplettes Team.«
»Was ist am Freitag geschehen?«
»Die Kinder sind durch einen eigenen Zugangsschacht in unseren Tunnel eingedrungen. Sie haben Barton und Aveling getötet, zwei meiner Kollegen. Skellsgard wurde verletzt, aber sie hat es überlebt. Ich habe sie hier rausgebracht und ihr gesagt, dass man mir Hilfe schicken soll. Ich musste die Tür offen lassen, als ich gegangen bin, weil niemand mehr da war, der sie von innen hätte verschließen können.«
»Wann hast du mit dem Eintreffen der Hilfe gerechnet?«
»Frühestens nach sechzig Stunden. Die Kavallerie hätte im günstigsten Fall vergangene Nacht gegen Mitternacht eintreffen können, aber am anderen Ende kann es Schwierigkeiten gegeben haben, die zu einer Verzögerung der Rückreise führten. Wenn sich jemand auf der anderen Seite der Tür aufhalten würde, hätte man sie ordentlich verschließen können.«
»Vielleicht sollten wir einfach hindurchgehen. Dann wird sicherlich einiges klarer.«
»Es wird dir nicht gefallen, was sich hinter dieser Tür befindet«, warnte Auger ihn.
»Ich stecke sowieso schon viel zu tief drin. Bringen wir es hinter uns.«
Sie drückten die Tür weit genug auf, um sich hindurchzwängen zu können. Floyd half Auger, über die Schwelle auf den erhöhten Boden zu klettern, der sich dahinter befand. Er folgte ihr und kniff blinzelnd die Augen im seltsamen, bewegten Licht zusammen, das den Raum erfüllte.
»Jetzt hilf mir, die Tür zu schließen«, sagte sie.
Sie drückten sie zu, dann drehte Floyd das schwere Rad, mit dem sie von innen verriegelt wurde.
»Damit haben wir für die nächsten Stunden Ruhe vor ihnen«, sagte Auger. »Sie müssen zuerst geeignetes Werkzeug in den Tunnel schaffen, und dann lässt sich nur schwer sagen, wie lange sie brauchen werden, sich hindurchzuschneiden.«
»Aber irgendwann werden sie es schaffen?«
»Ja, aber du wirst hier höchstens drei Tage oder so ausharren müssen. Bis dahin hat man Leute geschickt, die dir helfen werden, dich wieder in Sicherheit zu bringen. Im nächsten Raum findest du Wasser und Lebensmittel.«
»Welchen nächsten Raum meinst du?«
Der Raum, in dem sie sich aufhielten, hatte die Größe einer mittleren Autogarage. Die Wände bestanden aus nacktem, behauenem Fels, der dunkel glänzte. Der Boden war mit zerkratztem Metall ausgelegt. Mehrere Schränke und Werkbänke standen an den Seiten. Darauf lagen Dinge, die Floyd als Radiobauteile erkannte. Sie waren in großer Menge vorhanden und auf erstaunliche Weise miteinander verkabelt, aber hier gab es nichts, das wie die Super-Spionageausrüstung aussah, mit der er gerechnet hatte. Die einzige Merkwürdigkeit – die allerdings mehr als nur ein wenig merkwürdig war – stellte die eigenartige Tafel oder der Spiegel dar, der an der hinteren Wand hing – beziehungsweise darin eingelassen war. Von dort kam das Licht. Es war eine völlig glatte Oberfläche, die etwa zwei Meter durchmaß und trotzdem das schwindelerregende Gefühl von Tiefe und Beweglichkeit vermittelte. Die matte Fläche wurde von einer schweren Konstruktion eingerahmt, die sich nahtlos in die Wände der Höhle einfügte. Der Rahmen war aus einem durchscheinenden Material geformt, das wie dunkler Honig wirkte und in dem etwas schimmerte, das an verborgene technische Komponenten erinnerte.
Etwas Ähnliches hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen.
»Das ist die Zensorkammer«, sagte Auger und entfernte den klebrigen Packen aus Floyds Jackenstoff, der ihr als Verband gedient hatte. Sie drehte ihn um und drückte ihn fest auf ihre Wunde. »Hier gibt es Erste-Hilfe-Ausrüstung, aber auf der anderen Seite des Zensors haben wir erheblich mehr zur Auswahl.«
»Zensor?«
»Das Ding da«, sagte sie und zeigte auf die Quelle des wabernden Lichts. »So nennen wir es. Es ist eine Art Kontrollinstanz. Manche Dinge lässt der Zensor durch, andere blockiert er. Ich glaube, dass wir beide auf der anderen Seite sicherer sind.«
»Sprich weiter«, sagte er, während er gebannt auf die fließende Oberfläche starrte.
»Wir wissen nicht genau, nach welchen Regeln er auswählt«, sagte Auger, obwohl diese Bemerkung nicht dazu geeignet war, ihn zu beruhigen. »Er ist ziemlich strikt, wenn es darum geht, etwas nach Paris zu bringen. In der entgegengesetzten Richtung scheint er allerdings nicht so penibel zu sein.«
»Du redest, als wüsstest du nicht einmal, wie das Ding überhaupt funktioniert.«
»Richtig«, gab sie unumwunden zu. »Wir wissen nicht einmal, wer ihn gebaut hat oder wie lange er schon existiert.«
»Langsam wird mir die Sache unheimlich«, sagte Floyd.
»Dann kehre lieber um und stell dich den Polizisten.« Auger betrachtete den Zensor. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er dich durchlässt.«
»Wie sieht es mit dir aus?«
»Ich bin schon dreimal hindurchgegangen, ohne dass etwas passiert ist. Aber wir beide bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Was für mich gilt, muss nicht zwangsläufig auch für dich gelten.«
»So unterschiedlich können wir doch gar nicht sein.«
»Wir sind unterschiedlicher, als du ahnst. Aber es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Ich werde zuerst hindurchgehen und auf der anderen Seite auf dich warten. Wenn du mir nach ein oder zwei Minuten nicht gefolgt bist, werde ich …« Auger war nicht in der Lage, den Satz zu Ende zu sprechen.
»Was wird dann passieren?«, fragte Floyd.
»Das lässt sich nicht so einfach sagen. Wir haben nie erlebt, wie der Zensor ein Lebewesen zurückgewiesen hat. Ich weiß nicht, was er tun wird, falls er entscheiden sollte, dich nicht durchzulassen.« Auger schluckte. »Es könnte unangenehm werden. Wenn wir versuchen, Maschinen von der anderen Seite durchzuschleusen – Waffen, Kommunikationstechnik und solche Dinge –, hat er sie in den meisten Fällen zurückgewiesen. Deshalb nennen wir ihn den Zensor.«
Floyd hatte das Gefühl, als wäre er in ein Gesellschaftsspiel hineingeraten, dessen Regeln ihm nur ansatzweise bekannt waren. »Er hat sie auf irgendeine Weise blockiert?«
»Er hat sie zerstört«, sagte Auger. »In nutzlose Schlackeklumpen verwandelt. Die molekulare Anordnung aufgelöst und selbst die mikroskopisch kleinsten Strukturen unkenntlich gemacht. Danach hat nichts mehr funktioniert. Das Einzige, was wir durchschleusen können, ist sehr einfaches Werkzeug. Schaufeln, Messer, Kleidung, Papiergeld. Deshalb gibt es in diesem Raum nichts Außergewöhnliches. Alles, was du hier siehst, mussten wir in Paris zusammensuchen und dann für unsere Zwecke zusammenbasteln.«
Floyd starrte wie hypnotisiert auf die schimmernde Oberfläche. Er hatte Auger seit ihrer ersten Begegnung immer wieder gedrängt, ihm Antworten zu geben, aber stets mit gewissen vorgefassten Ansichten im Hinterkopf, und nachdem sie ihn jetzt mit der Wahrheit konfrontierte – zugegebenermaßen in kleinen, verträglichen Dosen – war alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Es waren Wahrheiten, die in ihm den Wunsch erweckten, sich ganz klein zu machen und sich unter einem Stein zu verkriechen. Das Schlimmste daran war jedoch, dass eine resignierte Überzeugung in ihrer Stimme mitschwang, die ihm verriet, dass kein einziges Wort gelogen war. Jetzt war sie völlig ehrlich zu ihm – zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
Unter Paris existierte etwas, das kein Existenzrecht hatte, und Auger wollte, dass er sich dieser Sache anvertraute.
»Wird mir gefallen, was sich auf der anderen Seite von diesem Ding befindet, sofern es mich hindurchlässt?«
»Nein«, sagte sie. »Ich bin fest davon überzeugt, dass es dir nicht gefallen wird. Aber dort ist es für dich sicherer als hier. Selbst wenn die Polizisten bis zu diesem Raum vordringen können, werden sie nicht sofort durch den Zensor gehen. Ich glaube, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, bis ich mit Hilfe zurückgekehrt bin.«
»Dann wollen wir es hinter uns bringen. Du gehst zuerst. Wir sehen uns auf der anderen Seite wieder.«
»Bist du bereit?«
»Ich könnte nicht bereiter sein.«
»Ich muss jetzt hindurchgehen, Floyd. Ich hoffe, du schaffst es auch.«
»Wird schon schief gehen«, sagte er. »Bis gleich.«
Sie hielt sich mit dem unversehrten Arm unbeholfen an einer Stange über dem Zensor fest, um Schwung zu bekommen, und schob sich dann hindurch. Zuerst dehnte sich die leuchtende Membran wie eine Gummihaut und schien sie abstoßen zu wollen. Doch dann schloss sie sich um Auger, bis sie völlig darin verschwand. Zuletzt waren nur noch ihr Hinterkopf, ein Ellbogen und eine Ferse von ihr zu sehen. Wellen umgaben ihre Gestalt. Dann war sie verschwunden. Die Membran schwang zurück wie ein Trampolin, und Floyd war allein.
Er drückte prüfend mit einem Finger gegen die gespannte Oberfläche und spürte ein feines elektrisches Kribbeln. Dann drückte er fester zu, und das Kribbeln wurde stärker. Er zog den Finger wieder zurück und nahm einen Zahnstocher aus seiner Tasche. Er hielt ihn an einem Ende und drückte die Spitze in die Oberfläche, bis er wieder das Kribbeln spürte. Er zog den Zahnstocher heraus und sah ihn sich an. Er schien die Aktion völlig unbeschadet überstanden zu haben, und als er ihn in den Mund steckte, schmeckte er genauso wie alle anderen Zahnstocher, auf denen er herumgekaut hatte. Trotzdem beschloss er, ihn danach wegzuwerfen.
Wieder drückte er einen Finger gegen die Fläche und ließ ihn bis zum Ansatz des Nagels darin verschwinden, ohne sich am Kribbeln zu stören. Es war, als würde er feuchten Ton berühren. Die Schicht dehnte sich, bis die Delle so tief wie sein Unterarm war. Plötzlich machte er sich Sorgen und zog sich wieder zurück, bevor sich die Membran um ihn schließen konnte.
»Tu es einfach«, sagte er sich und warf sich gegen die Oberfläche.
Floyd landete auf der anderen Seite und schlug mit dem bandagierten Kopf auf kalten Metallboden. Mindestens eine Minute lang war er zu nichts anderem in der Lage, als still dazuliegen, während zahlreiche Schmerzsignale in seinem Gehirn eintrafen, wo sie wie Briefe in Postfächer einsortiert wurden. Ein Schmerz kam vom Hinterkopf, wo er auf den Boden geschlagen war. Sein Mund tat höllisch weh – wahrscheinlich hatte er sich auf die Zunge oder in die Wange gebissen. Weitere Schmerzen hatte er in den Knien und einem Ellbogen sowie im Rücken, wo er auf die Schienen der U-Bahn gefallen war. Sein Unterarm schmerzte, wo das Kind draufgetreten war. Doch es war keine schrille Todesqual einer Amputation dabei. Es mochte sein, dass er einen oder zwei Finger verloren hatte, das konnte er sich noch vorstellen. Aber als er die Hände bewegte, machte es den Eindruck, als wären all seine Finger mehr oder weniger intakt.
Bestimmt hier und da aufgeschürft, aber er konnte immer noch spielen, auch wenn es von nun an vielleicht nur Rumbakugeln waren.
Er hob den Kopf vom Boden, dann richtete er mit Mühe den ganzen Oberkörper auf. Er blickte sich um und entdeckte Auger, die erschöpft, aber immer noch bei Bewusstsein in einem Stuhl zusammengesunken war.
»Floyd?«, fragte sie. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es blendend«, versicherte er und rieb sich den Kopf.
»Als du hindurchgegangen bist … wie war es?«
Floyd spuckte einen blutigen Zahn aus, bevor er antwortete. »Es fühlte sich komisch an. Ich sitze hier, und mir scheint, dass nur ein paar Sekunden vergangen sind, seit wir uns auf der anderen Seite getrennt haben. Aber gleichzeitig kommt es mir vor, als hätte ich dich eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
»Also ist es mit dir passiert«, sagte Auger. »Das, was niemals mit mir passiert ist. Du hast es erlebt, schon bei deinem allerersten Durchgang.« Sie schien gleichzeitig beeindruckt und neidisch zu sein.
»Ich erinnere mich nur daran, dass es sich anfühlte, als wäre ich aus Glas, das von Licht durchdrungen wird. Es war, als würde ich unendlich lange in diesem Lichtstrahl hängen. Ich konnte nicht sagen, ob es jemals aufhören würde. Ein Teil von mir wollte gar nicht, dass es aufhört. Ich habe … Farben gesehen … Farben, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Und dann war alles vorbei, und ich lag hier und hatte Schmerzen im Mund. Wenn man dieses Gefühl einpacken und mitnehmen könnte … du weißt schon.« Er brachte ein schüchternes Achselzucken zustande. »Ich schätze, das verdammte Ding ist doch nicht so wählerisch.«
»Hast du ein Bewusstsein gespürt? Mehr als nur ein Bewusstsein?«
»Ich habe mich sehr klein und zerbrechlich gefühlt, wie etwas, das man durch ein Mikroskop betrachtet.«
»Es war ein Experiment«, sagte Auger tonlos. »Niemand von deiner Art ist jemals hindurchgegangen. Bislang wurde es nie ausprobiert. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass du schon beim ersten Mal diese Erfahrung machst.«
»Ein solcher Durchgang reicht mir völlig aus.« Er blickte sich um und nahm die komplexen Strukturen des Raumes in sich auf, in dem er angekommen war. Im Gegensatz zur ersten Kammer sah es hier ungefähr so aus, wie er sich ein unterirdisches Versteck für Spione vorgestellt hatte. Der Raum war sehr groß und war mit Maschinen und Geräten ausgefüllt, deren Funktion er nicht einmal ansatzweise erraten konnte. »Bitte sag mir, dass das alles hier eine Art Filmkulisse ist«, bat er sie, während er sich mit dem Rücken gegen einen Schreibtisch lehnte.
»Alles ist real«, sagte Auger und erhob sich. »Das einzige Problem ist jedoch, dass meine Freunde noch nicht hier sind. Aber es gibt auch gute Neuigkeiten.«
»Und zwar?«
»Das Schiff ist zurückgekehrt. Nur dass ich nicht verstehe, warum niemand mitgekommen ist. Man hätte nur dafür sorgen müssen, dass ein Platz frei bleibt.«
Floyd suchte in seiner Mundhöhle und holte die letzten Splitter des abgebrochenen Zahns heraus. Doch der Zustand seines Gebisses war im Augenblick das kleinste seiner Probleme. »Hast du gerade ›Schiff‹ gesagt?«
»Das da«, sagte Auger und zeigte auf das Objekt, das unübersehbar das Zentrum des Raumes beherrschte. Es war eine riesige Glaskugel, so groß wie ein Haus, die in Augenhöhe über einer Grube hing, in der sich weitere Maschinen und Konsolen befanden. Die Kugel war von gekrümmten Streben umgeben, die in den Wänden der Kammer verankert waren. Auf der Seite, die seinem Standpunkt gegenüberlag, lief die Oberfläche der Kugel zu einem zylindrischen Schacht aus, der durch die Wand hindurchging. Wo sich Schacht und Wand trafen, breitete sich eine dicke Schicht aus derselben seltsamen Substanz aus, die Floyd bereits von der Einfassung des Zensors kannte. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass dieser schimmernde, funkelnde Überzug sämtliche Innenwände des Raumes bedeckte. Stellenweise war er mit Metallplatten verkleidet worden, aber größere Flächen waren frei geblieben.
Etwas befand sich im Innern der Glaskugel. Es war ein verbeultes und zerschrammtes Objekt in der Größe eines Lastwagens, und es sah aus, als wäre es von Höhlenmenschen aus Metallplatten zusammengehämmert worden. Es hatte die Form eines Zylinders mit einer sich verjüngenden Spitze. Es war mit Fenstern ausgestattet und mit seltsamen Auswüchsen übersät, von denen die meisten verbogen oder teilweise abgerissen waren. Die Hülle wurde von verblassten und abgewetzten Zeichen einer unbekannten Schrift geziert. Das Ganze ruhte in einer Art Gestell, das an die Vorrichtungen erinnerte, mit denen man Bomben in Flugzeuge lud.
»Es hat auf der Herfahrt ganz schön was einstecken müssen«, sagte Auger.
»Das ist ein Schiff?«, fragte Floyd.
»Ja. Aber tu bitte nicht zu enttäuscht. Zufällig ist das meine Fahrkarte, mit der ich von hier wegkomme.«
»Es sieht aus, als wäre es schon ein paarmal um den Block gefahren.«
»Es muss wirklich recht hart gewesen sein, wenn es während einer Reise so schwer angeschlagen wurde. Ich hoffe nur, dass es die Rückfahrt übersteht.«
»Wohin wirst du damit fliegen?«, fragte Floyd. »Amerika? Russland? Ein anderes Land, von dem ich vielleicht noch nie gehört habe?«
»Auf jeden Fall ist mein Ziel sehr weit von Paris entfernt«, sagte Auger ausweichend. »Mehr Gedanken musst du dir im Augenblick nicht machen. Ich werde in etwas mehr als sechzig Stunden wieder da sein – entweder ich oder jemand anderer, dem du vertrauen kannst. Auf jeden Fall wird man dir helfen, heil an die Oberfläche zurückzukehren.«
»Ist das ein Versprechen?«
»Das ist alles, was ich für dich tun kann. Im Moment bin ich mir nicht einmal sicher, ob das Ding lange genug durchhalten wird, um mich nach Hause zu bringen.«
»Gibt es eine Alternative?«
»Nein. Dieses Schiff ist meine einzige Möglichkeit zur Rückkehr.«
»Dann wollen wir hoffen, dass es das Glück gut mit dir meint.«
Floyd blickte sich um und ließ seine Aufmerksamkeit von einem unvertrauten Objekt zum nächsten wandern. Alle Konsolen waren mit eingebauten Schreibmaschinentasten versehen, die jedoch sehr dicht nebeneinander lagen, und es waren viel mehr Tasten, als man normalerweise benötigte. Sie waren mit kryptischen Zeichen markiert, Anordnungen von Buchstaben, Zahlen und seltsam primitiv aussehenden Symbolen. Es gab viele Schalter und Kontrollgeräte, deren Sinn ihm rätselhaft war. Sie waren aus einem rauchigen, durchscheinenden Material gefertigt. Es gab flache Scheiben aus getöntem Glas, die wie Sonnenschirme auf den Tischen aufgestellt waren, und darauf waren Texte und Illustrationen in hellen leuchtenden Schriften gedruckt. Es gab Gitter und Lichter und Schlitze und Gestelle, in denen längliche Objekte lagerten, die möglicherweise in die Schlitze passten. Es gab Stiele mit Mikrofonen – zumindest glaubte er, dass es welche waren – und Klemmbretter, die man auf den Konsolen liegen gelassen hatte. Er nahm sich ein solches Klemmbrett vom nächsten Tisch und blätterte die Seiten aus seidigem Papier durch, die mit Reihen aus wirren Zeichen übersät waren, aber diese wirren Zeichen waren klar nach einem peniblen Schema angeordnet und stellenweise von eleganten Staffeln voller Klammern und anderen typographischen Zeichen unterbrochen. In einem anderen Klemmbrett steckten Blätter, die mit einem gitterförmig angeordneten Labyrinth aus Linien bedeckt waren, die wie die Straßenkarte einer Metropole aussahen, die ein Wahnsinniger entworfen hatte.
»Wer bist du wirklich?«
»Ich bin eine Frau aus dem Jahr 2266«, sagte Auger.
»Weißt du, was mir die größten Sorgen macht? Dass du dich anhörst, als würdest du wirklich daran glauben.«
Aber Auger hörte ihm gar nicht mehr zu. Sie war zu einem Objekt gegangen, das neben dem Schiff und dem Zensor die vielleicht ungewöhnlichste Einrichtung dieses Raumes darstellte. Es war eine Art Skulptur, die aus vielen metallisch glänzenden Kugeln bestand, die zu einer pyramidenförmigen Spirale angeordnet waren, die ihr fast bis zur Schulter reichte. In der Lobby eines Firmengebäudes hätte man das Gebilde kaum eines zweiten Blickes gewürdigt. Aber hier, zwischen so viel Technik, die offensichtlich ganz bestimmten Zwecken diente, wirkte das bizarre Ding völlig fehl am Platz, wie ein Weihnachtsbaum in einem Maschinenraum.
Auger berührte die Kugel, die sich an der Spitze befand. Ihre Lippen formten sich zu einem »Was …?«, dann bewegte sich das Ding und entrollte sich teilweise, bis Floyd sah, dass es die Gestalt einer Schlange hatte, die aus vielen verbundenen Kugeln zusammengesetzt war. Auger trat nervös einen Schritt zurück, als sich die Schlange zu einem weiten, bedrohlich wirkenden Bogen streckte.
Floyd hob seine Pistole und entsicherte sie.
»Bleib ruhig«, sagte Auger und hielt ihn mit erhobener Hand zurück. »Das ist nur ein Roboter. Man scheint ihn mit dem Schiff hergeschickt zu haben.«
Zögernd ließ Floyd die Waffe sinken. »Nur ein Roboter?«
»Ein Slasher-Roboter«, sagte sie, als wäre das etwas Besonderes. »Aber ich glaube nicht, dass uns von ihm Gefahr droht. Wenn er uns etwas antun wollte, wären wir längst tot.«
»Du sprichst von Robotern, als hättest du jeden Tag damit zu tun.«
»Nicht jeden Tag«, sagte Auger. »Aber oft genug, um zu wissen, wann ich Angst vor ihnen haben muss und wann nicht.«
Der Roboter sprach in einem hellen Zwitschern. »Ich identifiziere Sie als Verity Auger. Bitte bestätigen Sie.«
»Ich bin Auger«, sagte sie.
»Sie scheinen verletzt zu sein. Ist diese Einschätzung korrekt?« Während die Schlange sprach, ließ sie die blanke Kugel am Kopfende hin und her pendeln, wie die Kobra eines Schlangenbeschwörers ihren Kopf.
»Ja, ich bin verletzt.«
»Ich registriere ein metallisches Artefakt in Ihrer Schulter.« Die Stimme des Roboters klang so, wie ein sprechender Teekessel in einem Disney-Film klingen würde, dachte Floyd. »Genehmigen Sie einen sofortigen medizinischen Eingriff? Ich bin mit den notwendigen Routinen programmiert, um eine Operation durchzuführen.«
»Ich dachte, die Kugel wäre wieder ausgetreten«, sagte Floyd.
»Anscheinend war es nicht nur eine«, erwiderte Auger.
»Genehmigen Sie einen medizinischen Eingriff?«, wiederholte der Roboter.
»Ja«, sagte Auger, und die Schlange setzte sich sofort in Bewegung. Ihre Segmente schabten über den Boden. »Nein«, sagte Auger im nächsten Moment. »Ich habe keine Zeit für eine komplette Operation. Ich möchte nur stabilisiert werden, damit ich durchhalte, bis ich nach E1 zurückgekehrt bin. Ist das möglich?«
Die Schlange hielt inne und schien eine Neueinschätzung der Situation vorzunehmen. »Ich kann Sie stabilisieren«, sagte sie in nachdenklichem Tonfall. »Aber ich rate Ihnen zum Einverständnis einer sofortigen Operation. Andernfalls besteht ein signifikantes Todesrisiko, sofern Sie sich nicht mit einer UR-Therapie einverstanden erklären.«
»Ich erkläre mich einverstanden, wenn ich dadurch von hier wegkomme«, sagte Auger. Dann wandte sie sich an Floyd. »Mir ist gerade eine Idee gekommen.«
»Ich höre«, sagte Floyd.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Schlange zu. »Bist du nach Asimov programmiert?«
»Nein«, sagte der Roboter – mit einem beinahe entrüstet klingenden Unterton.
»Gott sei Dank, denn es könnte sein, dass du einigen Menschen Schaden zufügen musst. Dieser Mann ist Wendell Floyd. Hast du ihn registriert?«
Der blanke Kugelkopf des Roboters drehte sich in seine Richtung. Floyd kam sich auf unheimliche Weise geprüft vor, als würde er von einer Sphinx gemustert werden.
»Ja«, bestätigte der Roboter.
»Ich autorisiere dich, Wendell Floyd zu beschützen. Es könnte geschehen, dass Menschen durch den Zensor in diesen Raum eindringen und versuchen, ihm Schaden zuzufügen oder von hier wegzubringen. Du sollst ihn verteidigen, und zwar mit dem geringsten notwendigen Gewalteinsatz. Verfügst du über nichtletale Waffen?«
»Ich verfüge über Waffen, die sich sowohl im tödlichen als auch im nichttödlichen Modus einsetzen lassen«, sagte der Roboter stolz.
»Gut. Du sollst alle nötigen Mittel einsetzen, um Floyd zu schützen, aber die Zahl der Todesopfer sollte möglichst gering bleiben. Du darfst nur im Notfall töten.«
»Das Ding hat all diese Befehle verstanden?«, fragte Floyd.
»Ich hoffe es.« Sie wandte sich wieder an den Roboter. »Irgendwann – in etwa sechzig oder siebzig Stunden – wird jemand mit dem Schiff zurückkehren. Die Insassen werden Floyd helfen, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Du darfst sie nicht daran hindern. Verstanden?«
»Verstanden«, sagte der Roboter.
»Gut. Hast du besondere Anweisungen erhalten? Wer hat dich an Bord gebracht?«
»Ich habe spezielle Anweisungen von Maurya Skellsgard erhalten.«
»Skellsgard hat es geschafft?« In offensichtlicher Erleichterung ballte Auger die Faust. »Gott sei Dank. Also ist wenigstens etwas gut gegangen. Kann ich mit ihr sprechen? Funktioniert die Kommunikationsverbindung?«
»Die Kommunikationsverbindung ist aktiv, aber unzuverlässig.«
»Kannst du mich zu Skellsgard durchstellen, falls sie gerade Dienst hat?«
»Einen Augenblick bitte.«
Floyd bemerkte, dass sich überall im Raum etwas tat. Auf allen Konsolen verschwanden die leuchtenden Texte und Diagramme von den Schirmen. Symbole huschten über die Flächen, gefolgt von einem Wirrwarr aus Zahlen und Grafiken. Es ging viel zu schnell, um etwas entziffern zu können. Dann klärte sich die Darstellung, und auf allen Bildschirmen erschien gleichzeitig das Bild derselben Frau, die ihn aus verschiedenen Richtungen ansah.
»Auger?«, sagte das Gesicht. »Bist du wieder da, Schwester?«
Der Schlangenroboter kümmerte sich inzwischen um Augers Verletzung. Er hatte sich teilweise um sie geschlungen und eine Art Couch gebildet, auf der sie sich zurücklehnen konnte. Floyd bemerkte, dass die größeren Kugeln des Roboters in der Lage waren, sich zu wölben und in weiche Kissen zu verwandeln. Andere Segmente in der Nähe des Kopfes hatten sich geöffnet, obwohl sie aus nahtlosem Metall zu bestehen schienen. Viele gelenkige Arme, die mit den unterschiedlichsten blitzenden Geräten besetzt waren, hatten sich durch Öffnungen nach draußen geschoben.
»Ich bin hier«, sagte Auger. »Und ich bin froh, dass Sie heil nach Hause gekommen sind.«
»Das habe ich nur Ihnen zu verdanken«, erwiderte Skellsgard. »Ich bin Ihnen etwas schuldig, und ich wäre froh, wenn ich bei Ihnen sein könnte, um Ihnen zu helfen. Aber die Verbindung ist zu instabil geworden, seit ich nach E1 zurückgekehrt bin. Es gab keine Garantie, dass wir ein weiteres Schiff zu Ihnen schicken können, ganz zu schweigen vom Rückflug.«
»Mir ist aufgefallen, dass das Schiff ziemlich mitgenommen aussieht«, sagte Auger. Der Roboter entfernte die Schichten ihrer Kleidung und ging dabei mit bewundernswerter Behutsamkeit vor. Die Maschine erinnerte Floyd an eine Heuschrecke, die an einem Blatt knabberte.
»Der Rückflug wird voraussichtlich noch härter. Ich wollte Sie abholen, aber Caliskan hat sich geweigert, weitere Menschenleben zu riskieren. Deshalb hat man Ihnen den Roboter geschickt. Ich hoffe, Sie waren nicht allzu überrascht.«
»Ich vermute, der Konflikt mit den Slashern ist eskaliert.«
»So könnte man es ausdrücken. Es hat keinen Zweck, lange um den heißen Brei herumzureden. Auf unserer Seite sieht es nicht sehr gut aus. Sie werden in ein Kriegsgebiet zurückkehren. Die aggressiven Parteien sind inzwischen aktiv geworden. Die moderaten Slasher geben sich alle Mühe, sie zurückzuhalten, aber es ist unklar, wie lange es ihnen noch gelingen wird. Wir sind uns nicht sicher, wie lange wir den Mars halten können, ganz zu schweigen von der Erde.«
Auger warf einen unsicheren Blick in Floyds Richtung. »Auf meiner Seite gibt es ebenfalls eine Komplikation. Ich habe jemanden in die Kammer mitgebracht.«
»Ich hoffe, dass jemand, den Sie mitbringen, zur Truppe gehört.«
»Dann muss ich Ihre Hoffnungen leider enttäuschen. Erinnern Sie sich an den Detektiv, den ich erwähnt habe?«
Skellsgard verzog das Gesicht und schloss die Augen, wie jemand, der jeden Moment mit dem Platzen eines Ballons rechnete. »Ich hoffe, ich habe mich verhört, Auger.«
»Ich konnte ihn nicht abschütteln. Er ist – wie soll ich sagen? – ein verdammt hartnäckiger Bursche.«
»Das geht nicht, Auger. Der Zensor …«
»Der Zensor hat ihn durchgelassen«, sagte Auger. »Er hat das Schiff und den Roboter gesehen. Ich konnte es nicht verhindern.«
»Sie müssen ihn zurückschicken.«
»Ich habe es vor. Aber wir befinden uns hier in einer Art Belagerungssituation. Floyd kann nicht zur Oberfläche zurückkehren, und mit hoher Wahrscheinlichkeit versucht man bereits, in die äußere Kammer einzudringen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie versuchen werden, durch den Zensor zu gelangen, aber ich habe den Roboter beauftragt, Floyd zu beschützen, bis wir ein Schiff mit Verstärkung zurückschicken können.«
Skellsgards Bild fiel in sich zusammen und baute sich wieder auf. Ihre Stimme klang dünner, als würde sie durch einen Kamm sprechen. »Damit wird Caliskan nicht einverstanden sein.«
»Ich werde mit ihm darüber reden. Wenn es sein muss, komme ich persönlich zurück. Ich würde den verdammten Roboter losschicken, damit er Floyd wieder nach oben bringt, wenn der Zensor ihn durchlassen würde.«
»Darf ich etwas sagen?«, fragte Floyd.
»Bitte«, erwiderte Skellsgard.
»Auger hat Ihnen nicht alle Informationen gegeben. Es ist so, dass sie ziemlich schwer verletzt ist.«
»Sagt er die Wahrheit?« Skellsgard richtete ihren Blick auf Auger.
»Es ist nichts Ernstes«, sagte Auger und zuckte im nächsten Moment zusammen, als der Roboter sich um die Wunde bemühte. Selbst Floyd musste den Blick abwenden. Damit hatte er schon immer Schwierigkeiten gehabt. Es war ihm schon nicht leicht gefallen, Augers Wunde zu säubern und zu verbinden.
»Für mich sieht das nicht wie ›nichts Ernstes‹ aus«, sagte Skellsgard.
»Ich werde durchhalten, bis ich wieder zu Hause bin. Auf diese Weise werde ich zumindest für einen Teil der Reise bei Bewusstsein bleiben. Der Roboter flickt mich zusammen. Kann sich das Schiff um sich selbst kümmern?«
»Nein«, sagte Skellsgard. »Unter normalen Umständen schon, aber nicht beim gegenwärtigen Zustand der Verbindung. Die vorhandenen Routinen sind nicht darauf angelegt, sich an die veränderte Geometrie anzupassen. Wir haben ein paar Hilfsroutinen programmiert, bevor wir es losschickten, aber der Roboter musste ein paarmal in die Navigation eingreifen, um das Schiff heil durchzubringen.«
»Also ist das kein Problem. Dann soll der Roboter auf dem Rückflug eben dasselbe machen.«
»Es wird kein Roboter an Bord sein«, sagte Skellsgard, die sich fragte, ob Augers Kurzzeitgedächtnis durch die Schmerzen und den Blutverlust beeinträchtigt wurde. »Selbst wenn Sie nicht vorgeschlagen hätten, dass er Ihren Detektiv beschützt, brauchen wir ihn am E2-Ende, um die Mündung zu stabilisieren und nach der Penetration die Energie herunterzufahren. Sie erinnern sich, wie kritisch es war, mich zurückzuschicken, ohne einen katastrophalen Kollaps der Mündung zu provozieren?«
»Ja«, sagte Auger.
»Diesmal ist die Problematik um das Zwanzigfache gesteigert, und es ist niemand aus Fleisch und Blut zur Stelle, der die Kontraktion der Mündung überwachen kann. Dafür brauchen wir den Roboter.«
»Verdammt«, sagte Auger.
»Wenn wir zwei Roboter ins Schiff quetschen könnten, hätten wir zwei geschickt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie ausreichend bei Kräften sind, um das Ding allein zu fliegen.«
»Ich glaube, ich werde ein wenig benebelt sein«, sagte Auger. »Der Roboter sprach davon, dass er mich mit UR voll pumpen will.«
»Wenn der Roboter sagt, dass Sie UR brauchen, würde ich mich auf seine Einschätzung verlassen.«
»Auf jeden Fall. Aber es könnte sein, dass ich nicht während des gesamten Fluges bei Bewusstsein bin.«
»Wenn das so ist«, sagte Skellsgard, »haben wir ein großes Problem.«
»Nicht unbedingt«, sagte Floyd.
Auger sah ihn an. Die Gesichter auf den Schirmen sahen ihn ebenfalls alle im gleichen Moment an. Selbst der Roboter wandte sich in seine Richtung, und irgendwie gelang es dem ausdruckslosen Kugelkopf, den Anschein höflicher Skepsis zu erwecken.
»Können Sie etwas zur Lösung des Problems beitragen?«, fragte Skellsgard.
»Wenn Auger das Schiff nicht steuern kann, muss ich es tun.«
»Sie haben keine Ahnung, was damit verbunden ist. Und selbst wenn Sie eine Ahnung hätten … Scheiße, Sie können doch ein Wurmloch nicht von Ihrem eigenen Arschloch unterscheiden.«
»Nein, aber ich kann es lernen.« Floyd richtete seine Aufmerksamkeit auf das schwebende Bild, das ihm am nächsten war.
»Gut«, sagte Skellsgard. »Sie können damit anfangen, mir zu erklären, was Sie bereits über die Gleichgewichtsparameter zwischen normaler und exotischer Materie wissen. An diesem Punkt können wir dann weitermachen. Wobei ich davon ausgehe, dass Sie flüchtig mit den Grundprinzipien der Navigation in Quasi-Wurmlöchern vertraut sind. Oder ist Ihnen das etwas zu schnell?«
»Ich kann immerhin eine Zündkerze auswechseln«, sagte Floyd.
Auger stieß einen leisen Schmerzensschrei aus.
»Ich werde eine örtliche Betäubung vornehmen«, sagte der Roboter. »Das könnte mit einem vorübergehenden Verlust der mentalen Klarheit einhergehen.«
»Ich bitte darum«, sagte Auger.