Schultert euren Gegner
Immer, immer wieder
Bis er auf der Matte liegt
Auf geht’s Panthers, holt den Sieeeeg!
Die Mädchen beenden ihren übertrieben launigen Cheer mit einer Sprung-Tritt-Kombination.
Drew steht auf und klatscht. »Das war un-glaublich! Könnt ihr den letzten Teil noch mal machen, wo ihr auf und ab springt und davon redet, gemeinsam auf der Matte zu liegen?«
»Klappe, Drew«, sagt Kendra.
Er hebt abwehrend die Hände und zuckt die Achseln. »Was denn? Ich habe bloß euren Cheer bewundert.«
»Bitte«, sagt Danielle, die sich neben Brian setzt und Drew einen angewiderten Blick zuwirft. »Klar, hast du was bewundert. Und zwar unsere Brüste.«
»Die auch«, räumt Drew ein. »Ich bin ein Mann, bei dem die Hormone verrücktspielen. Was erwartet ihr? Ich wette, Caleb hat sie auch bewundert, denn er hat fast ein Jahr keine zu Gesicht bekommen, stimmt’s, Caleb?«
Ich hätte wissen sollen, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis man mir meine Zeit im Gefängnis aufs Brot schmiert. Na toll, jetzt sehen mich alle an und warten auf die Antwort des Exknackis. Kendra eingeschlossen. Ich stehe auf und gehe aus der Cafeteria. Ich habe grad keine Lust, mich mit diesem Mist zu befassen.
»Ich habe nur Spaß gemacht, Caleb. Komm zurück!«, ruft Drew.
Im DOC hatten wir jede Woche Antiaggressionstraining. Sie betonten, wie wichtig es sei, Konfrontationen zu vermeiden, und brachten uns bei, unsere Wut stattdessen auf gewaltfreie Weise loszuwerden. Da Drew die Fresse zu polieren, die an Verbaldurchfall leidet, keine Option ist, begebe ich mich in den Fitnessraum der Schule.
Ich halte ohne nach rechts oder links zu blicken auf den Sandsack zu und prügle darauf ein, bis er eine permanente Delle an der Seite hat. Es kümmert mich nicht mal, dass meine Fingerknöchel angefangen haben zu bluten.
»Caleb, lass das Ding am Leben.«
Es ist Trainer Wenner, der mit einem Kaffee in der Hand neben den Hanteln steht. Er trägt ein Poloshirt, auf dessen Brust der Schriftzug Panther Ringer gestickt ist.
Ich höre auf, den Sandsack zu verprügeln, und stopfe die Hände in die Hosentaschen, um meine blutenden Fingerknöchel zu verbergen. »Die anderen haben mir erzählt, dies sei Ihr letztes Jahr als Trainer.«
»Yep. Ich werde ab nächsten Herbst Verkehrserziehung und Sportunterricht geben.«
Ich schüttle den Kopf. »Verkehrserziehung?« Der Mann lebt und atmet das Ringen.
»Meine Frau möchte, dass ich an den Wochenenden zu Hause bin, wenn das Baby mal da ist. Man muss in erster Linie das tun, von dem man glaubt, dass es für die Familie das Beste ist. Hab ich recht?«
»Ich schätze schon.«
Wenner nimmt einen Schluck von seinem Kaffee und lehnt sich an die Wand. »Was letztes Jahr passiert ist, hat mich bis ins Mark erschüttert, weißt du. Ich hätte meinen rechten Arm verwettet, dass ein Junge wie du nie im Leben Fahrerflucht begeht.«
»Ein Glück, dass Sie diese Wette nicht eingegangen sind«, entgegne ich.
»Mm-hm«, sagt Wenner, dann fügt er hinzu: »Geh zur Krankenschwester und lass deine Fingerknöchel verarzten.« Damit schlendert er davon, als sei nichts gewesen.