Art ging zu den Roten. Die drei, die ihn begrüßten, waren Marion, Irishka und Tiu, eine von Nirgals und Jackies Krippengenossen aus Zygote. Sie brachten Art zu ihrem Rovercamp, was ihn freute. Es bedeutete, daß er trotz seiner Praxis-Vergangenheit jetzt als eine neutrale und unvoreingenommene Figur angesehen wurde, ganz so, wie er es sich wünschte. Ein großes, leeres Vehikel, voller Botschaften und durchgelassen.
Das Lager der Roten lag westlich der Lagerhäuser am Rand der Caldera. Sie setzten sich mit Art in einem der großen Abteile im oberen Geschoß im Schein der spätnachmittäglichen Sonne zusammen, redeten und schauten hinab auf die gigantische Silhouette der Caldera.
»Was möchtet ihr also gern in dieser Verfassung sehen?« eröffnete Art.
Er nippte an dem Tee, den man ihm gegeben hatte. Seine Gastgeber sahen einander an. Sie waren etwas aus der Fassung gebracht. Nach einer Weile sagte Marion: »Im Idealfall möchten wir auf dem ursprünglichen Planeten leben, in Höhlen oder Klippenwohnungen oder ausgegrabenen Kraterringen. Keine großen Städte, kein Terraformen.«
»Ihr würdet die ganze Zeit Schutzanzüge tragen müssen.«
»Das stimmt. Das macht uns nichts aus.«
»Gut.« Art dachte darüber nach. »Okay, aber laßt uns vom aktuellen Stand der Dinge ausgehen. Bei der jetzigen Situation, was möchtet ihr, daß als Nächstes geschieht?«
»Kein weiteres Terraformen.«
»Das Kabel weg und keine weitere Einwanderung.«
»Es wäre wirklich schön, wenn gewisse Leute zur Erde zurückkehrten.«
Sie hörten auf zu reden und sahen ihn an. Art bemühte sich, seine Bestürzung nicht zu zeigen. Er sagte: »Ist nicht anzunehmen, daß die Biosphäre jetzt selbständig weiter wachsen wird?«
»Das ist nicht klar«, erklärte Tiu. »Aber wenn ihr das industrielle Pumpen einstellen würdet, dürfte jedes weitere Wachstum sehr langsam sein. Es könnte sich sogar rückläufig entwickeln, wie durch die jetzt beginnende Eiszeit.«
»Ist es nicht das, was manche Leute als Ökopoesis bezeichnen?«
»Nein. Die Ökopoeten benutzen bloß biologische Methoden, um Veränderungen in der Biosphäre und an der Oberfläche zu bewirken, aber das sehr intensiv. Wir meinen, sie sollten alle aufhören - Ökopoeten oder Industrialisten oder was auch immer.«
»Aber besonders die schwerindustriellen Methoden«, warf Marion ein. »Und ganz besonders die Überflutung des Nordens. Das ist einfach kriminell. Wir werden diese Stationen in die Luft jagen, ganz gleich, was hier passiert, wenn sie nicht aufhören.«
Art zeigte auf die riesige steinige Caldera hinaus. »Die größeren Erhebungen sehen ziemlich gleich aus, nicht wahr?«
Sie waren nicht bereit, das zuzugeben. »Selbst das hohe Gelände zeigt Eisablagerungen und Pflanzenleben«, sagte Irishka. »Die Atmosphäre reicht hier weit hinauf, mußt du bedenken. Kein Platz ist sicher, wenn die Winde stark sind.«
»Wie wäre es, die vier großen Calderas zu überkuppeln?« schlug Art vor. »Sie unten steril halten, mit dem ursprünglichen atmosphärischen Druck und Luftgemisch? Sie würden riesige Wildnisparks ergeben, im echten ursprünglichen Zustand erhalten.«
»Parks sind genau das, was sie sein würden.«
»Ich weiß. Aber wir müssen mit dem arbeiten, was wir jetzt haben, nicht wahr? Wir können nicht ins Marsjahr 1 zurückgehen und das Ganze neu anlaufen lassen. Und angesichts der gegenwärtigen Situation könnte es gut sein, drei oder vier Plätze im Originalzustand zu bewahren, oder wenigstens nahezu so.«
»Es wäre schön, auch einige Canyons schützen zu lassen«, sagte Tiu unentschlossen. Offenbar hatten sie diese Möglichkeit zuvor nicht erwogen, wie Art vermutete. Aber man konnte die derzeitige Lage nicht ignorieren. Hier mußten sie beginnen.
»Oder das Argyre-Becken.«
»Zumindest muß man Argyre trocken halten.«
Art nickte ermutigend. »Ich denke, daß diese Art der Erhaltung der Atmosphäre dem Dokument von Dorsa Brevia Grenzen setzt. Sie wird den nördlichen Ozean nicht beseitigen. Aber das hat sowieso niemand vor. Irgendeine Form von Ökopoesis ist ungefähr das beste, war ihr derzeit erhoffen könnt. Nicht wahr?«
Vielleicht war das zu nüchtern ausgedrückt. Die Roten schauten unglücklich in die Caldera hinunter und machten sich ihre eigenen Gedanken.
»Die Roten machen also wohl mit«, sagte Art zu Nadia, als er ihr von dem Gespräch erzählte. »Was, meinst du, ist das nächstschlimmste Problem?«
»Was?« Sie hatte fast geschlafen und von ihrem Computer blechernen alten Jazz angehört. »O Art.« Ihre Stimme war leise und ruhig. Der russische Akzent war schwach, aber deutlich. Sie saß zusammengerollt auf der Couch. Zu ihren Füßen lag ein Haufen zusammengeknülltes Papier. Wie Teile eines Puzzles, an dem sie arbeitete. Ein kleines und zufälliges Symbol für die Lebensweise des Mars. Ihr Gesicht war oval unter einer Kappe aus glattem weißen Haar. Die Runzeln ihrer Haut wurden irgendwie schwächer, als ob sie ein Kiesel im Strom der Jahre wäre. Sie öffnete ihre gefleckten Augen, die unter ihren kosakischen Lidern strahlend und fesselnd hervorleuchteten. Ein schönes Gesicht, das Art jetzt vollkommen entspannt anblickte. »Das nächstschlimmste Problem.«
»Ja.«
Sie lächelte. Woher kam diese Ruhe, dieses entspannte Lächeln? Sie machte sich in diesen Tagen um nichts Sorgen. Art fand das angesichts des politischen Drahtseilaktes, den sie ausführten, überraschend. Aber schließlich war es ja Politik und nicht Krieg. Und so wie Nadia während der Revolution schrecklich verängstigt gewesen war, immer angespannt, immer in Erwartung einer Katastrophe, so war sie jetzt relativ ruhig. Als ob sie sagen wollte: Nichts, was hier geschieht, kann wirklich schlimm werden. Pfuscht mit den Details herum soviel ihr wollt. Meine Freunde sind sicher, der Krieg ist vorbei. Was bleibt, ist eine Art Spiel: Konstruktionsarbeit voller Vergnügen.
Art ging hinten um die Couch herum und massierte ihr die Schultern. »Tja, Probleme«, seufzte sie. »Nun, es gibt eine Menge Probleme, sie sind alle gleich zäh.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel frage ich mich, ob die Mahjaris imstande sein werden, sich der Demokratie anzupassen. Ich frage mich, ob jeder die Öko-Ökonomie von Vlad und Marina akzeptieren wird. Ich frage mich, ob wir eine anständige Politik machen können. Ich frage mich, ob Jackie versuchen wird, ein System mit einem starken Präsidenten zu schaffen oder ob sie versuchen wird, die zahlenmäßige Überlegenheit der Eingeborenen zu nutzen, um Königin zu werden.« Sie blickte über die Schulter und lachte über Arts Gesicht. »Ich mache mir Gedanken über viele Dinge. Soll ich fortfahren?«
»Vielleicht besser nicht.«
Sie lachte. »Ach, mach nur weiter. Das macht Spaß. Die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, sind wirklich nicht so phänomenal. Wir werden einfach weiter an den Tisch treten und sie bearbeiten. Vielleicht solltest du mit Zeyk reden.«
»Okay.«
»Aber jetzt kümmere dich um meinen Nacken!«
Art ging, nachdem Nadia eingeschlafen war, noch in derselben Nacht zu Zeyk und Nazik. Er fragte: »Also, was halten die Mahjari von alledem?«
Zeyk knurrte: »Stell bitte nicht so blöde Fragen! Sunniten kämpfen mit Schiiten, der Libanon ist verwüstet, die ölreichen Staaten werden von den ölarmen Staaten gehaßt, die nordafrikanischen Länder sind ein Metanat; Syrien und Irak hassen einander, mit Ausnahme der Schiiten; und wir alle hassen natürlich Israel und auch die Palästinenser, und obwohl ich aus Ägypten komme, bin ich eigentlich Beduine, und wir hassen die Nil-Ägypter und kommen auch eigentlich mit den Beduinen vom Jordan nicht gut zurecht. Wenn du mich also nach der Meinung der Araber fragst, was soll ich dir sagen?« Er schüttelte finster den Kopf.
»Ich verstehe, daß du das für eine dumme Frage hältst«, sagte Art. »Tut mir leid. Es ist eine schlechte Angewohnheit, in Wählerschaften zu denken. Also: Was denkst du darüber?«
Nazik lachte. »Du könntest genausogut fragen, was der Rest der Qahiran denkt. Die kennt er ganz genau.«
»Sehr genau«, wiederholte Zeyk.
»Glaubst du, daß der Abschnitt über Menschenrechte bei ihnen ankommt?«
Zeyk runzelte die Stirn. »Ohne Zweifel werden wir die Verfassung unterzeichnen.«
»Aber diese Rechte... Ich dachte, es gäbe noch keine arabischen Demokratien?«
»Wie meinst du denn das? Schließlich gibt es da Palästina, Ägypten... Aber wir haben es hier mit dem Mars zu tun. Und hier hat jede Karawane von Anfang an ihren eigenen Staat gebildet.«
»Starke Führer, erbliche Führer?«
»Nicht erblich. Starke Führer - ja. Wir denken nicht, daß die neue Verfassung das beenden wird. Warum sollte sie? Du bist selbst ein starker Führer, nicht wahr?«
Art lachte unbehaglich. »Ich bin bloß ein Bote.«
Zeyk schüttelte den Kopf. »Erzähl das Antar! Dahin solltest du jetzt gehen, wenn du wissen willst, was die Qahiraner denken. Er ist jetzt unser König.«
Er machte ein saures Gesicht, und Art sagte; »Er ist Jackies Kreatur. Weiter nichts.«
»Ich sollte meinen, es würde ein Schlag gegen ihn geführt werden.«
Zeyk zuckte die Achseln.
Nazik sagte: »Es kommt darauf an, zu wem du sprichst. Für die älteren muslimischen Immigranten ist es eine schlechte Assoziation; denn obwohl Jackie sehr mächtig ist, hat sie mehr als einen Gefährten, und darum sieht Antar... «
»Kompromittiert aus«, schlug Art vor und verhinderte weitere Worte seitens des finster blickenden Zeyk.
»Ja«, sagte Nazik. »Aber andererseits ist Jackie mächtig. Und alle Leute, die jetzt die Partei Freier Mars führen, sind in einer Position, in dem neuen Staat noch mächtiger zu werden. Das gefällt den jungen Arabern. Sie sind mehr eingeboren als arabisch, denke ich. Der Mars ist ihnen wichtiger als der Islam.
Wenn man es so sieht, ist eine enge Assoziation mit den Ektogenen von Zygote eine gute Option. Die Ektogenen gelten als die natürlichen Anführer des Mars, besonders natürlich Nirgal; aber da er zur Erde unterwegs ist, gibt es einen gewissen Übergang seines Einflusses auf Jackie und den Rest ihrer Schar. Und damit auch auf Antar.«
»Ich mag ihn nicht«, erklärte Zeyk.
Nazik lächelte ihrem Gatten zu. »Es paßt dir nicht, daß viele eingeborene Muslims eher ihm folgen als dir. Aber, Zeyk, wir sind alt. Es könnte Zeit sein, sich zurückzuziehen.«
»Ich sehe nicht ein, warum«, entgegnete Zeyk. »Wenn wir tausend Jahre zu leben haben, was für einen Unterschied machen da hundert Jahre?«
Art und Nazik lachten ihn an, und Zeyk lächelte kurz. Es war das erste Mal, daß Art ihn lächeln sah.
Tatsächlich spielte das Alter keine Rolle. Die Leute gingen umher, alt oder jung oder irgendwo dazwischen, plauderten und diskutierten; und es wäre seltsam gewesen, wenn die Länge der Lebenszeit von jemandem bei solchen Diskussionen eine Rolle gespielt hätte.
Um Jugend oder Alter ging es in der einheimischen Bewegung gar nicht. Wenn man auf dem Mars geboren war, sah man einfach anders aus, irgendwie areozentrisch in einer Weise, die kein Terraner ganz begreifen konnte. Nicht bloß wegen des ganzen Komplexes von Mars-Realitäten. Denen waren sie von Geburt an ausgesetzt und kannten sich mit ihnen aus. Es gab aber eine andere Seite, die den Marsgeborenen unbegreiflich war, und auch dieses fehlende Wissen schlug sich in ihrer Erscheinung nieder. Es handelte sich dabei um die unendliche kulturelle Bandbreite und biologische Weite auf der Erde, die den Marsgeborenen einfach unvorstellbar war. Sie hatten die Fernsehbilder gesehen, aber das genügte nicht, daß sie sie hätten erfassen können. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb Art froh gewesen war, als Nirgal beschlossen hatte, an der diplomatischen Mission zur Erde teilzunehmen. Er wollte erfahren, mit was sie zu tun bekämen.
Die meisten Eingeborenen teilten dieses Interesse nicht. Und die Revolution war ihnen zu Kopf gestiegen. Trotz ihres Geschicks am großen Tisch bei der Ausarbeitung der Verfassung zu einer Form, die ihnen Vorrechte sichern würde, waren sie im Grunde irgendwie naiv. Sie hatten keine Ahnung, wie unwahrscheinlich ihre Unabhängigkeit war und wie leicht sie ihnen wieder genommen werden konnte. Und so tanzten sie unwissend auf der Schneide eines Fleischermessers, angeführt von Jackie, die so schön und enthusiastisch wie immer durch die Zimmer schwebte. Ihr Drang zur Macht war hinter ihrer Liebe zum Mars verborgen, genau wie hinter ihrer Hingabe an die Ideale ihres Großvaters und ihrem grundsätzlichen guten Willen und sogar ihrer Unschuld. Das College-Girl, das leidenschaftlich für eine gerechte Welt eintrat.
So sah es jedenfalls aus. Aber sie und die Kollegen vom Freien Mars schienen genauso die Macht anzustreben. Es gab jetzt zwölf Millionen Menschen auf dem Mars, von denen sieben Millionen dort geboren waren. Und bei fast einem jeden dieser Eingeborenen konnte man auf Unterstützung für die einheimischen nationalen Parteien rechnen, und das war gewöhnlich Freier Mars.
»Es ist gefährlich«, sagte Charlotte warnend, als Art dieses Thema bei der nächtlichen Zusammenkunft mit Nadia zur Sprache brachte. »Wenn man ein Land aus einer Vielzahl von Gruppen gebildet hat, die einander nicht trauen, mit einer deutlichen Majorität, dann bekommt man eine Wahl nach Köpfen, wobei Politiker ihre Gruppen repräsentieren, ihre Stimmen bekommen, und die Wahlergebnisse immer bloß eine Wiedergabe der Bevölkerungszahlen darstellen. In dieser Situation geschieht immer wieder dasselbe. Die Mehrheitsgruppe hat ein Machtmonopol, und die Minoritäten verlieren die Hoffnung und rebellieren schließlich. Die schlimmsten Bürgerkriege der Geschichte haben unter solchen Verhältnissen angefangen.«
»Was können wir also tun?« fragte Nadia.
»Nun, wir haben ja schon begonnen, indem wir Strukturen entwerfen, die die Macht besser verteilen und die Gefahren der Mehrheitsherrschaft mildern. Dezentralisation ist wichtig, denn sie schafft eine Art von kleinen lokalen Majoritäten. Eine andere Strategie wäre die Erstellung eines Systems der Gewaltenteilung im Stil von Madison, so daß die Regierung ein Fadenspiel wetteifernder Kräfte ist. Das nennt man Polyarchie. Hier ist das Geheimnis, die Macht auf so viele Gruppen wie möglich zu verteilen.«
»Vielleicht sind wir aber gerade jetzt etwas zu polyarchisch«, gab Art zu bedenken.
»Vielleicht. Eine andere Taktik wäre, die Regierung zu entprofessionalisieren. Man könnte einen großen Teil der Regierung zu einer öffentlichen Verpflichtung machen, wie die Teilnahme an einer Jury, und dann in einer Lotterie gewöhnliche Bürger für eine kurze Amtszeit einberufen. Die bekommen dann professionelle Unterstützung durch den Stab, treffen die Entscheidungen aber selbst.«
»Ich habe noch nie von so etwas gehört«, gestand Nadia.
»Kein Wunder. Das Modell wurde oft vorgeschlagen, aber nur selten verwirklicht. Aber ich halte es für erwägenswert. Es zielt dahin, Macht ebensosehr zu einer Bürde wie zu einer Last zu machen. Man steckt einen Brief in den Kasten - o nein; man wird für zwei Jahre im Kongreß eingezogen. Das ist eine Belastung, aber andererseits auch eine Auszeichnung, eine Chance, zu dem öffentlichen Diskurs etwas beizutragen. Bürgerregierung.«
»Das gefällt mir«, sagte Nadia.
»Eine andere Methode, um die Herrschaft einer Majorität zu dämpfen, ist die Abstimmung nach einer Version des australischen Verfahrens, wo die Wähler für zwei oder mehr Kandidaten in abgestufter Weise stimmen: erste, zweite und dritte Wahl. Die Kandidaten bekommen einige Punkte für zweite oder dritte Wahl und können damit Wahlen außerhalb ihrer eigenen Gruppe gewinnen. Dadurch werden Politiker zur Mäßigung veranlaßt; und auf lange Sicht kann es Vertrauen zwischen Gruppen schaffen, wo es das zuvor nie gegeben hat.«
»Interessant!« sagte Nadia. »Wie Gitterträger in einer Mauer.«
»Ja.« Charlotte erwähnte einige Beispiele gebrochener Gesellschaftern auf der Erde, die ihre Risse durch eine geschickte Struktur der Regierung geheilt hatten: Azania, Cambodia, Armenien... Dabei sank Arts Stimmung etwas. Das waren alles Länder mit einer sehr blutigen Geschichte gewesen.
»Es scheint, daß politische Strukturen nur diese Hilfestellung geben können«, sagte er.
»Stimmt«, sagte Nadia. »Aber wir haben es noch nicht mit all diesen alten Feindschaften zu tun. Das Schlimmste, was wir hier haben, sind die Roten; und die sind geschwächt durch das bereits erfolgte Terraformen. Ich wette, man könnte diese Methoden benutzen, um sogar sie in den Prozeß einzubinden.«
Sie war offenbar durch die von Charlotte geschilderten Optionen ermutigt. Es waren ja schließlich Strukturen. Ingenieurarbeit imaginärer Art, die nichtsdestoweniger echter Ingenieurarbeit ähnelte. Also tastete Nadia weiter auf ihrem Bildschirm und skizzierte Entwürfe wie für den Bau eines Hauses. Dabei zog ein kleines Lächeln um ihre Mundwinkel.
»Du bist glücklich«, sagte Art.
Sie hörte ihn nicht. Aber in dieser Nacht sagte sie bei ihrem nächtlichen Gespräch zu Sax: »Es ist wirklich schön zu sehen, daß politische Wissenschaft in all diesen Jahren etwas Nützliches erbracht hat. Das finde ich gut.«
Acht Minuten später kam seine Antwort. »Ich habe nie begriffen, warum sie die so nennen.«
Nadia lachte, und der Klang erfüllte Art mit Glück. Nadia Tscherneschewski, die entzückt lachte! Plötzlich war sich Art sicher, daß sie es schaffen würden.