19. Dezember 2013
Brüssel, Belgien

Mahmoud verbrachte eine Stunde im Brüsseler Metro-Netz. Stieg mehrfach in andere Züge und verschiedene Richtungen um, so wie man ihn gebeten hatte. Am Gare du Midi fuhr er die Rolltreppe zu einem verlassenen Bahnsteig hinauf. Die tief hängende Wolkendecke über dem Süden von Brüssel erweckte den Anschein, als hätte die Dämmerung bereits eingesetzt. Sprühregen fegte über den rissigen Beton. Die rostigen Schienen und die abblätternden Graffiti auf dem kleinen Wartehäuschen stellten die einzigen Farbkleckse dar.

Halb hinter einem Pfeiler verborgen, setzte er den Akku in das Handy ein. Von hier aus konnte er beobachten, wer die Treppe heraufkam. Er spürte seinen Puls schneller schlagen und wie seine Kehle sich zusammenschnürte. Der Bahnsteig, der Regen, alles wurde zunehmend wirklicher. Es war irgendwie aufregend. Ein Spiel.

Mahmoud suchte ein weiteres Mal mit dem Blick den Bahnsteig ab, obwohl er wusste, dass er leer war, und rief im Handy die einzige abgespeicherte Nummer auf. Mit dem ersten Klingeln wurde abgehoben.

«Nimm ein Taxi zum Gare du Nord», sagte die dumpfe Stimme. «Steig dort in ein anderes um und fahr aus der Stadt hinaus zum Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren. Du dürftest in einer Stunde dort sein. In Ordnung?»

«In Ordnung», antwortete Mahmoud.

«Lass dir Zeit, wenn du angekommen bist. Schau dir die Ausstellung an. Am Ende des Raumes mit den Giraffen liegt ein Notausgang. Um zehn vor sieben verlässt du durch ihn das Gebäude und gehst in den Park. Die Tür wird unverschlossen und die Alarmanlage ausgeschaltet sein. Umrunde den Teich vor dem Museum auf der rechten Seite. Jenseits der Hecke, dem Museum gegenüber, steht eine Statue, du wirst sie sehen. Rechts davon, am Waldrand, gibt es im Schutz einiger Büsche eine Bank. Ich werde um sieben Uhr dort sein. Verspäte dich nicht.»