So bauen Sie Blockaden ab

Gehemmte Menschen neigen dazu, sich selbst zu beobachten und mit anderen zu vergleichen. Doch leider ist es fatal, wenn Ihre Gedanken nur darum kreisen, welchen Eindruck Sie wohl bei den anderen hinterlassen. Denn erst, wenn Sie mit dieser Selbstbeobachtung beginnen, werden Sie sich auch des Risikos bewusst, dass andere Sie auch bewerten könnten.

Beispiel

Der Partyabend ist für Ralf eine Qual: Während sich die anderen scheinbar prächtig amüsieren, steht er am Rand, fühlt sich ängstlich und einsam. Er gehört doch nicht hierher! Alle um ihn herum sind so viel besser als er selbst: Wie gewandt und selbstbewusst X auftritt, wie interessant und amüsant Y reden kann, wie schlagfertig Z ist. „Ich komme mir vor wie ein Versager“, denkt sich Ralf.

Dass wir uns häufig mit anderen vergleichen, ist eine Folge der Evolution. Genauso wie die Tatsache, dass wir die anderen als Konkurrenten erleben: Wer es zu etwas bringen möchte in unserer Gesellschaft, steht unter Leistungsdruck und muss sich immer wieder in offenen oder verdeckten Wettbewerben beweisen.

Tipp

Machen Sie sich Folgendes bewusst: Anders als z. B. in einem Bewerbungsgespräch, wo Sie als Kandidat nach mehr oder weniger objektiven Maßstäben bewertet werden, sind Selbstvergleiche in einer Small-Talk-Situation ziemlich fruchtlos. Denn weder fußen sie auf einer objektiven Grundlage (oder woher wissen Sie, wie gut Menschen, die Sie nicht kennen, in irgendetwas sind?), noch hängt etwas davon ab, wie Sie dabei abschneiden. Innere Selbstvergleiche blockieren Sie unnötig.

Solche Selbstblockaden können Sie verhindern. Zunächst einmal überprüfen Sie, ob Ihre Erwartungshaltung realistisch und vernünftig ist. Wann immer Sie sich bei Gedanken ertappen, die nicht auf einer realen Erfahrung beruhen, versuchen Sie umzudenken. Hierbei helfen Ihnen kritische Selbstfragen, zum Beispiel:

  • Glauben Sie wirklich, dass Sie der Einzige sind, der Hemmungen hat? (Denken Sie an die vierzig Prozent!)

  • Warum sollte dies anderen eigentlich gleich negativ auffallen?

  • Wer erwartet denn etwas von Ihnen?

  • Ist Ihre Vorstellung von einem gelungenen Small Talk realistisch?

  • Wie wichtig ist ein Erfolg?

  • Hängen Sie die ganze Sache vielleicht zu hoch? Um was geht es denn überhaupt?

  • Sollte der Small Talk wirklich ein Anlass für andere sein, Sie bewusst auszustechen?

Außerdem: Wenn Sie nur mit sich beschäftigt sind, können Sie andere nicht wirklich wahrnehmen. Und das ist eine wichtige Voraussetzung, damit ein Gespräch mit anderen gelingt.

Tipp

Hemmungen sind oft das Produkt einer falschen Einstellung. Ändern Sie Ihre Einstellung und sie verschwinden!

Entwickeln Sie Optimismus

Um sich von negativen Vorstellungen zu verabschieden, die um die Gesprächssituation kreisen, hilft Ihnen die folgende Übung.

Übung 7: Negative Erwartungen durch positive Vorstellungen ersetzen

Ersetzen Sie negative Gedanken durch positive oder neutrale Vorstellungen, wie in den ersten beiden Sätzen demonstriert:

„X ist viel redegewandter als ich.“ „Ich gehe die Dinge eben anders an als X.“
„Hier kocht auch jeder nur mit Wasser.“
„Ich weiß nicht, was ich mit den anderen reden soll.“ „Ich rede mit, wenn ich etwas zu sagen habe.“
„Ich bin gespannt, wer da ist und über was geredet wird.“
„Alle schauen mich an, wenn ich etwas sage.“
„Wenn ich nicht brilliere, werde ich sicher nicht mehr eingeladen.“
„Man wird gleich merken, dass ich von Kunst/Oper/… keine Ahnung habe.“
„Niemand wird mich ansprechen.“
„Ich werde sicher steckenbleiben, wenn ich etwas erzähle.“
„Wenn ich etwas sage, entsteht eine peinliche Gesprächspause.“
„Später wird mir wieder peinlich sein, was ich alles erzählt habe.“
„Ich kann nicht mitreden, weil ich niemanden kenne, über den geredet wird.“
„Ich werde mich blamieren.“

(Vorschläge finden Sie im Lösungsteil.)

Das Ziel ist nicht, sich mit Motivationsfloskeln innerlich „umzuprogrammieren“. Ihre Strategie besteht darin, die Situation von verschiedenen Seiten zu betrachten. Das hält Sie davon ab, nur um sich selbst zu kreisen, und bringt Sie gleichzeitig zu einer realistischeren Einschätzung. Wenn Sie eine offene Haltung haben, können Sie in jeder Situation viel flexibler reagieren.

Tipp

Zerbrechen Sie sich nicht schon Stunden vor einer Small-Talk-Situation den Kopf, wie Sie wohl auf andere wirken werden. Je mehr Sie sich mit sich selbst beschäftigen, umso gehemmter werden Sie sein.

Lassen Sie Ihren inneren Kritiker verstummen

Verabschieden Sie sich nicht nur von Ihrer negativen Erwartungshaltung, sondern auch von Ihrem „inneren Kritiker“. Wenn sich beim Gespräch dauernd Ihre innere Stimme meldet mit Bewertungen wie „Was redest du denn da für einen Unsinn!“ oder „Jetzt hast du dich ja mal wieder super ausgedrückt!“, verderben Sie sich nicht nur den Small Talk, sondern bauen zusätzliche Blockaden auf. Bewerten Sie sich nicht. Richten Sie stattdessen Ihre Aufmerksamkeit darauf, was für ein Mensch Ihnen da gegenübersteht oder welche Person interessant sein könnte. Aufmerksamkeit und Interesse sind die besten Mittel gegen Hemmungen und Blockaden. Darauf gehen wir später noch einmal näher ein.

Doch nun wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie erfolgreich den ersten Kontakt knüpfen.