Gesprächsstil: Fünf Regeln für gelungenen Small Talk
Wir möchten Ihnen nun die fünf Regeln vorstellen, die nach unserer Ansicht für einen Small Talk entscheidend sind.
Regel 1: Seien Sie aufmerksam!
Regel 2: Stellen Sie den anderen in den Mittelpunkt!
Regel 3: Nehmen Sie Anteil!
Regel 4: Zeigen Sie Ihre Gefühle!
Regel 5: Unterhalten Sie gut!
Regel 1: Seien Sie aufmerksam!
Wenn Sie im Small Talk gewinnen wollen, heißt es oft ganz schnell entscheiden, was Sie am besten in einer bestimmten Situation sagen. Dazu müssen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner einstellen, Konstellationen einschätzen, verstehen, was um Sie herum passiert und was andere Ihnen „eigentlich“ mitteilen.
Beispiele
Was erwartet man auf einem typischen Networker-Empfang bei der IHK von Ihnen?
Warum reden Frau Meyer und Herr Simmel hier so aneinander vorbei?
Was hat Ihr Vorgesetzter gerade für Motive, wenn er Sie in ein persönliches Gespräch verwickelt?
Was geht vor in der Gruppe von jungen Leuten, der Sie sich gerade nähern?
Welche Reaktion ist angemessen, wenn Ihr Gesprächspartner Ihnen erzählt, dass ihm seine Kinder gerade über den Kopf wachsen?
Was möchte Ihnen Frau Winkler eigentlich sagen, wenn sie Ihnen anvertraut, dass sie die Strukturen im Unternehmen zunehmend als beengend empfindet – ausgerechnet sie, die sonst immer so kühl ist und nie über persönliche Dinge spricht?
„Na, was macht Ihr Kamikazeprojekt?“ Hups, war das jetzt ironisch gemeint von Herrn Schneider?
Emotionale Intelligenz gefragt
Für gewandte Smalltalker sind solche Fragen meist kein Problem. Denn sie sind in der Regel gute Menschenkenner. Sie verlassen sich bei der Einschätzung ihres Gegenübers mehr auf ihr Gespür, auf ihre Intuition als auf analytische Intelligenz. Sie gehen mit einer konstruktiven und offenen Grundhaltung in ein Gespräch, verhalten sich souverän und angemessen und sie gehen zu hundert Prozent auf ihren Gesprächspartner ein. Mit diesen Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz kommen Sie sehr weit, weiter als nur mit rationaler Intelligenz, denn Small Talk ist nun einmal vorrangig „Beziehungstalk“. Aber nutzen Sie beides: Ihren Kopf und Ihren Bauch!
Die für den Small Talk geforderte Höflichkeit verlangt als erstes Aufmerksamkeit. Aufmerksam zu sein, bedeutet, dass Sie Ihre Antennen auf die anderen ausrichten. Finden Sie heraus, welche Bedürfnisse Ihre Gesprächspartner haben und welche (Gesprächs-)situation vorliegt. So handeln und reagieren Sie stets angemessen.
Wer im Gespräch aufmerksam ist,
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konzentriert sich voll auf sein Gegenüber,
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hört gut zu,
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hört auch das, was nicht gesagt wird,
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bleibt bei der Sache,
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stellt die richtigen Fragen,
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nimmt die Bedürfnisse des anderen vorweg,
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weiß die nonverbalen Signale des Gesprächspartners richtig zu deuten.
Gesprächssituationen einzuschätzen können Sie üben. In der folgenden Checkliste finden Sie einige Kriterien für eine Situationsanalyse. Bevor Sie sich in Gesellschaft begeben, machen Sie sich einige Gedanken zu den Rahmenbedingungen, dem sogenannten „Setting“ (Teil 1). Sind Sie dann auf der Veranstaltung, analysieren Sie, was gerade abläuft (Teil 2). Schließlich verfolgen und bewerten Sie bewusst das Gespräch (Teil 3).
So analysieren Sie eine Gesprächssituation
Übung 47: Situationsanalyse trainieren
Mit der obigen Checkliste können Sie auch Gespräche, an denen Sie nicht teilnehmen, untersuchen. Sehen Sie sich im Fernsehen Talksendungen an und versuchen Sie herauszufinden, welches Beziehungsgefüge zwischen den Beteiligten besteht und welche Motive sie haben.
Weiterhin sind folgende Übungen geeignet, Ihre Aufmerksamkeit im Gespräch zu schulen: Übung 25 zum Fragen stellen, Übung 27 zum aktiven Zuhören sowie die Übung 54.
Regel 2: Stellen Sie Ihr Gegenüber in den Mittelpunkt!
In Small Talk geht es um den anderen. Bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie sich für ihn interessieren und ihn schätzen.
Wertschätzung können Sie ganz einfach bekunden. Betonen Sie,
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was Ihnen das Gespräch gebracht hat (Was haben Sie Neues, Interessantes, Amüsantes erfahren?),
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was Ihnen an Ihrem Gegenüber imponiert (Worin ist er Ihnen Vorbild? Welche Leistungen erkennen Sie an?),
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wofür Sie ihm dankbar sind und
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was Ihnen an Ihrem Gegenüber gefällt – wobei Sie Komplimente nur wohl dosiert anbringen sollten.
Übung 48: Wertschätzung zeigen
Sammeln Sie Ideen, wie Sie anderen in Ihrem beruflichen Umfeld Ihre Wertschätzung zeigen können. Formulieren Sie die Sätze schriftlich aus oder machen Sie sich ein paar Stichpunkte. Sprechen Sie dann die Wertschätzung laut aus. Setzen Sie die Übung im Berufsalltag um, bei einem Gespräch im Büro, im Flur, in der Kantine.
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Dem Kollegen/der Kollegin im Zimmer nebenan sage ich:
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Meiner/m Sekretär/in /Assistenten/in sage ich:
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Der Putzfrau, die abends kommt, sage ich:
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Meiner/m Vorgesetzten/Projektleiter sage ich:
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Meinem Mitarbeiter/meiner Mitarbeiterin … sage ich:
(Vorschläge im Lösungsteil.)
Interesse zeigen Sie Ihrem Gesprächspartner, indem Sie
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möglichst offene Fragen stellen,
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ausdrückliches Interesse an den Themen bekunden, die der andere einbringt,
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aktiv zuhören,
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nicht ablenken von dem, was er sagt.
Tipp
Geben Sie Ihrem Gesprächspartner stets das Gefühl, dass er im Mittelpunkt steht. Sorgen Sie dafür, dass er sich wohl fühlt. Dann haben Sie im Small Talk schon gewonnen.
Übung 49: Das Verbindende suchen
Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und etwas zu schreiben. Listen Sie fünf bis zehn Namen von Personen aus Ihrem weiteren Bekanntenkreis auf, die für Ihre Karriere wichtig sein könnten. Überlegen Sie, was Sie mit jeder einzelnen Person verbindet. Notieren Sie das Verbindende in Stichpunkten hinter dem Namen. Überlegen Sie dann, über was Sie mit der Person als Erstes sprechen würden.
Was aber, wenn Sie einmal nichts Gemeinsames finden? Das bedeutet nicht, dass Sie sich nicht gut unterhalten können. Zeigen Sie sich lern- und wissbegierig. Eine Ihnen fremde Lebenseinstellung, andersartige Erfahrungen, überraschende Vorlieben oder ein außergewöhnlicher Humor können sehr unterhaltsam sein.
Regel 3: Nehmen Sie Anteil!
Empathie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir uns verstehen. Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich in die Bedürfnisse anderer einzufühlen. Empathie drückt sich oft nonverbal aus: Wir nehmen ein weinendes Kind in den Arm; wir schütteln den Kopf, wenn uns jemand etwas erzählt, das er nicht nachvollziehen kann; wir bekommen einen ernsten Gesichtsausdruck, wenn uns etwas Trauriges mitgeteilt wird, etc.
Wie sich Anteilnahme auch in Worten ausdrücken lässt, zeigt das folgende Beispiel:
Beispiel
Herr Schmöller arbeitet gerade mit Hochdruck an einem wichtigen Dokument, als das Programm abstürzt – ein Netzwerkfehler, wieder einmal! Ärgerlich ruft er beim Administrator Herrn Matzek an. Der verspricht, gleich nach der Ursache zu forschen, doch es werde noch etwas dauern. Schmöller geht in die Kantine, um sich einen Kaffee zu holen. Und wer sitzt da? Der Administrator! Neben ihm eine junge Frau. Es entspinnt sich folgender Dialog.
Schmöller (grummelnd): „Tag zusammen. Ich sitze übrigens schon auf Kohlen.“
Matzek: „Ja, bin gleich soweit. Das ist übrigens Ines Schnabel, unsere Praktikantin.“
Schmöller: „Tag, Schmöller.“
Schnabel (macht ein betroffenes Gesicht): „Hallo. Sie haben vorhin angerufen, nicht? Saßen Sie beim Absturz an etwas Wichtigem?“
Schmöller: „Kann man wohl sagen!“
Schnabel: „Das ist aber auch ärgerlich, wenn man gerade mitten in der Arbeit steckt. Da möchte man die Kiste am liebsten aus dem Fenster werfen!“
Schmöller: „Ja, das hätte ich am liebsten getan. Ich stehe nämlich unter Zeitdruck mit dieser Arbeit.“
Schnabel: „Das ist natürlich besonders unangenehm. Herr Matzek und ich sind mit unserem Thema auch gleich durch.“
Schmöller: „Ach, da bin ich beruhigt. Also bis später!“
Frau Schnabel ist es gelungen, Herrn Schmöller zu beruhigen. Sie hat sich in seine Lage versetzt und seine Gefühle gespiegelt.
Regel 4: Zeigen Sie Ihre Gefühle!
Small Talk ist Beziehungspflege. Und da Beziehungen nicht in einer Atmosphäre von Kälte und Rationalität gedeihen, dürfen Sie es ruhig „menscheln“ lassen:
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Was lieben Sie? Wofür haben Sie eine echte Schwäche?
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Welche Sehnsüchte haben Sie?
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Wovor fürchten Sie sich?
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Woran zweifeln Sie?
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Was freut Sie?
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Was schmerzt Sie?
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Wen mögen Sie? etc.
Tipp
Verbergen Sie Ihre Gefühlsseite nicht, geben Sie in kleinen Dosen etwas von sich preis. Zuviel Schweigsamkeit führt nur dazu, dass andere spekulieren und tratschen.
Trainieren Sie emotionales Sprechen mit der folgenden Übung.
Übung 50: Emotionales Erzählen
Sie brauchen einen Minidisk oder ein anderes Aufnahmegerät.
Überlegen Sie sich eine kleine Geschichte aus einem geeigneten Themenbereich (z. B. ein persönliches Erlebnis oder auch eine fremde Story).
Ihre Aufgabe ist, über die Ereignisse in drei verschiedenen Varianten zu erzählen. Dabei sollen jeweils drei „Grundemotionen“ zum Tragen kommen. Nehmen Sie sich vor jeder Aufnahme eine Minute Zeit, um sich in die geforderte Emotion „einzufühlen“. Das gelingt leichter, wenn Sie sich ein Ereignis vorstellen, das die Emotion auslösen kann.
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Erzählen Sie die Geschichte ganz ernst. Stellen Sie sich dabei vor, einem Marktforscher gegenüberzustehen, den nur bestimmte Daten und Fakten interessieren.
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Erzählen Sie die Geschichte witzig. Stellen Sie sich dazu etwas Lustiges vor, etwa, dass Sie mit einer versteckten Kamera die Ereignisse aufgezeichnet haben.
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Erzählen Sie die Geschichte mit Begeisterung. Malen Sie sich aus, dass Sie jemanden aus dem Zuhörerkreis dazu bringen wollen, unbedingt auch einmal das zu tun, was Sie oder der Protagonist getan haben.
Hören Sie die Aufnahmen ab. Was wirkt überzeugend? Was könnten Sie noch verbessern?
Eine weitere Übung zum emotionalen Sprechen finden Sie unter Übung 65, „Spiegelung“.
Sprechen Sie persönlich
Wie drückt sich Ihre Persönlichkeit im Small Talk aus? Vermeiden Sie zum Beispiel, in der Man-Form zu sprechen. Reden Sie in der Ich-Form, dann weiß jeder: Es geht hier um Sie und um niemand anderen. Sehen Sie sich dazu die folgende Tabelle an.
klingt unpersönlich | klingt persönlich |
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„Man sollte seinen Urlaub diesmal früher buchen.“ | „Ich glaube, ich sollte meinen Urlaub diesmal früher buchen.“ |
„Heutzutage hat ja niemand Zeit.“ | „Ich habe so wenig Zeit; aber so geht es ja vielen heutzutage.“ |
„Vanilleeis mit Erdbeeren ist eine leckere Nachspeise.“ | „Hmm, ich liebe Vanilleeis mit Erdbeeren.“ |
„Das mit dem Kollegen Remmel ist wirklich unschön.“ | „Was mit unserem/Ihrem Kollegen Remmel passiert ist, tut mir wirklich leid.“ |
„Da müsste man helfen.“ | „Ich würde gerne helfen.“ |
„Da haben Sie einen schönen Blumenstrauß ausgewählt!“ | „Da haben Sie aber einen schönen Blumenstrauß für mich ausgesucht.“ |
„Das leere Glas kann man auch mitnehmen.“ | „Würden Sie dieses leere Glas für mich mitnehmen?“ |
„Das schwarze Kostüm ist schick.“ | „Das schwarze Kostüm finde ich schick.“ |