Was im Small Talk heikel ist
Nie negativ sprechen!
„Ich finde es unmöglich, wie man uns hier warten lässt!“ oder „Dieser Kellner ist ja ein unverschämter Kerl!“ Solche Aussagen sparen Sie sich im Small Talk bitte grundsätzlich. Ein gelungener Plausch setzt einen höflichen und zuvorkommenden Umgang miteinander voraus. Sprechen Sie also nie negativ über andere Menschen oder Ereignisse!
Diese Grundregel betrifft nicht nur die Themen, sondern auch die Art, wie Sie über etwas sprechen. Sarkasmus, Zynismus, Ironie auf Kosten anderer, offen ausgesprochener Neid, Diskriminierungen und Überheblichkeit sind tabu.
Aber auch rücksichtsloses Lästern über Anwesende ist nicht erlaubt. Denken Sie an Ihr „Selbstmarketing“: Kritik oder Ärger kann man auch sachlich, indirekt und freundlich äußern. Natürlich läuft auch manchmal etwas schief oder es gibt Anlass, wirklich ärgerlich zu sein. Wie Sie in solchen Fällen reagieren, lesen Sie im Kapitel „Gehen Sie über Pannen hinweg!“.
TABUS
Unpassend für einen Small Talk ist alles, was die Stimmung verdirbt, andere ausgrenzt, bloßstellt oder zur Parteinahme zwingt, etwa:
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radikale Bekenntnisse
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diskutieren und streiten
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Sarkasmus
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hemmungslose Selbstdarstellung und Prahlerei
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reden über Dinge, die eklig und anstößig sind
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Kraftausdrücke und derbe Witze
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sexistische Bemerkungen
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Herziehen über Anwesende
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direkte Kritik
Meiden Sie die Tabu-Themen
Sprechen Sie beim Small Talk nicht über:
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politische Überzeugungen
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partnerschaftliche und familiäre Probleme
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Religion
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Katastrophen
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Sex/Intimes
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Vermögensverhältnisse
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psychische Probleme
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Krankheiten u. a. m.
Aber ist denn damit jedes kritischere Thema partout ausgeschlossen? Dürfen Sie im Small Talk nicht einmal Bedenken gegenüber besorgniserregenden Entwicklungen äußern? Es kommt darauf an, wie Sie über das Thema sprechen.
Nehmen wir nur einmal das Thema „Umwelt“. Es beschäftigt viele von uns, betrifft es doch sehr stark unser Alltagsleben und unsere Zukunft. Aber es ist auch ein Thema, das uns Sorgen macht. Atomkraftwerke, die Strahlung durch Mobilfunktürme, Löcher in der Ozonschicht, schmelzende Polkappen, Flutkatastrophen, bedrohte Tierarten – alle diese Themen sind nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Wenn Sie schon darüber reden, dann tun Sie es maßvoll. Malen Sie also nicht den Untergang der Welt an die Wand.
Aber nicht alle Umweltthemen sind automatisch heikel. Denn der springende Punkt ist, dass sich darüber oft Einigkeit erzielen lässt. Problematisch wird es dann, wenn Sie mit dem Aufbringen des Themas jemanden indirekt angreifen.
Beispiel
Äußern Sie etwa Ihre Besorgnis darüber, dass jetzt auch schon der Spatz auf der roten Liste steht, wäre dies für einen Spatzenjäger ein unangenehmes Thema. Ihre Aussage würde ihn nämlich in ein ziemlich schlechtes Licht rücken. Doch ist es unwahrscheinlich, dass ein solcher unter Ihren Gesprächspartnern weilt – daher dürfen Sie das Thema ruhig anschneiden. Denn die meisten werden, wie Sie, das Verschwinden des Spatzes bedauern. Manch einer wird sich vielleicht auch für die Hintergründe interessieren: Woher Sie diese Information haben, wie es dazu kommen konnte etc.
Ähnlich vorsichtig gehen Sie mit Skandalen aus der Politik, der Wirtschaft oder dem öffentlichen Leben um. Skandale sind erst einmal etwas Negatives. Packen Sie sie deshalb richtig an! Sie müssen ausschließen können, dass Sie den anderen die Stimmung verderben! Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stellen Sie sich die folgenden Leitfragen:
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Ist durch das Thema womöglich jemand persönlich betroffen?
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Wie weit weg ist das Thema (auch geographisch)?
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Wie hoch ist der Identifikationsfaktor der im Mittelpunkt stehenden Person (des Unternehmens, der Institution etc.)?
Ist das Image einer Institution nämlich von Haus aus eher negativ, kann man gefahrloser Kritik üben, als wenn es sich um ein beliebtes Unternehmen handelt.
Achten Sie außerdem auf die Kriterien des Beitrages „Was im Small Talk heikel ist“.
Was tun, wenn das Thema heikel ist?
Wenn ein „heikleres“ Thema aufgekommen ist: Versuchen Sie von sich aus, sachlich zu bleiben. Sie können auch aus Ihrer unmittelbaren Betroffenheit heraus argumentieren, damit laden Sie andere zu einem Erfahrungsaustausch ein.
Beispiel
Thema Ozonloch. Frau Lindner ist im Gespräch mit einem Kollegen, Herrn Wagner.
Frau Lindner: „Am Wochenende war es ja wahnsinnig heiß. Ich finde, man merkt deutlich, dass die Sonne viel stärker ist als früher. Das ist schon eine erschreckende Entwicklung.“
Herr Wagner: „Ja, allerdings. Die Temperaturen, so schön sie sind – ganz normal ist das nicht mehr.“
Frau Lindner: „Ich passe immer höllisch auf, dass wir uns keinen Sonnenbrand holen. Meine Kleine darf nicht nackt im Garten herumlaufen, wenn sie nicht mit einem Sunblocker eingecremt ist.“
Herr Wagner: „Meine Kinder haben es sich schon angewöhnt, ein T-Shirt drüberzuziehen, wenn wir am See sind. Vor kurzem übrigens habe ich mir ein Wander-T-Shirt gekauft, durch das keine UV-Strahlung dringt. Ich dachte immer, in Kleidung sei man ohnehin geschützt …“
Frau Lindner: „Nein, daher haben die Australier schon lang Kleidung mit UV-Schutz. Und hier finden Sie sie auch immer mehr. Kein Wunder, denn wenn das so weitergeht, haben wir australische Verhältnisse.“
Herr Wagner: „Ja, damit müssen wir wohl rechnen.“
Zum Abschluss dieses Kapitels können Sie in der folgenden Übung einschätzen, wie geeignet das jeweilige Thema für einen Small Talk ist.
Übung 20: Tabu-Thema?
Entscheiden Sie, ob die folgenden Themen im Small Talk tabu, mit Vorsicht zu genießen oder problemlos sind.
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Ein führender Politiker bemängelt, dass in Deutschland durch die Trennung von gesetzlichen und privaten Krankenkassen eine Zweiklassenmedizin herrsche.
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Alle zwei Jahre tourt „Ronald McDonald“ durch die Kindergärten. Der Clown wird auf der Webseite des Fastfood-Konzerns als „offizieller McDonald's Sprecher für Kinder“ vorgestellt. Bei seiner Vorstellung sollen die Kinder auf spielerische Weise umweltbewusstes Verhalten im Alltag erlernen, etwa, das Licht auszuschalten, wenn sie den Raum verlassen. Außerdem verteilt Ronald McDonald kleine Geschenke wie Mal- und Bastelhefte, auf denen auch das Firmenlogo zu erkennen ist.
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George Clooney soll 1000 Frauen nahe gekommen sein – so die Legende. Sich selbst hält der Schauspieler für die Ehe nicht geeignet.
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Schon wieder wurde ein regimekritischer Intellektueller in China verhaftet.
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Soll man Schuluniformen einführen, um dem Markenwahn an den Schulen sowie bauchfreien T-Shirts den Kampf anzusagen?
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Einem Ärzteteam im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ist es in einer spektakulären Operation erstmals gelungen, eine menschliche Zunge zu verpflanzen.
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Der Frauenfußball ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Schon über eine Million Frauen und Mädchen spielen in Vereinen Fußball.
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Nach wissenschaftlichen Untersuchungen des Dialektforschers Bernhard Stör ist der bayerische Dialekt in der jungen Generation der unter 25-Jährigen in der Münchner Sprachregion fast ausgestorben. Begriffe wie „Irta“ (Dienstag) oder „Pfinzta“ (Donnerstag) kennen die jungen Münchner in der Regel nicht mehr.
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In Geldern am Niederrhein hat ein siamesisches Hängebauchschwein eine Kuh gebissen und eine andere zu Tode gehetzt.
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In den letzten Jahren sind die Strafen für Verkehrssünder in Deutschland immer härter geworden.
(Lösung im Anhang, S. 223)