Wie Sie Vielredner loswerden

Nehmen wir an, Sie sind auf einer Party, auf der Sie einige Bekannte zu treffen hoffen, oder auf einer Veranstaltung, die Ihnen interessante Kontakte bringen soll. Es sind noch nicht viele Gäste da. Da kommt eine unbekannte Person auf Sie zu, stellt sich vor und fängt ein Gespräch mit Ihnen an. Zunächst verläuft der Small Talk sehr angenehm und Sie erweisen sich als guter Zuhörer. Sie merken zwar bald, dass Sie beide wenig verbindet – aber egal, Sie sind ein höflicher Mensch und wollen den anderen nicht gleich wieder alleine stehen lassen. Doch Ihr Gesprächspartner ist sehr engagiert, ja, er hört gar nicht mehr auf zu reden. Und allmählich beschleicht Sie das Gefühl, dass Sie hier jemand für seine Selbstdarstellung missbraucht und seine uninteressanten Geschichten loswerden will. Leider ist niemand in Sicht, der Sie erlöst. Wie steigen Sie in so einer Situation aus dem Gespräch aus, ohne den anderen zu verletzen?

Nicht mehr aktiv zuhören

Zunächst einmal können Sie versuchen, dem anderen über nonverbale Signale zu verstehen zu geben, dass Sie nicht mehr recht bei der Sache sind. Sie blicken länger auf Ihren Teller, Ihre Tasse oder in Ihr Glas, lassen Ihren Blick durch den Raum schweifen oder verfallen in Schweigen. Reagiert Ihr Gegenüber nicht auf diese Signale, werden Sie wohl oder übel das Gespräch selbst zu Ende bringen müssen. Überlegen Sie sich – je nach Situation – eine gute Ausrede für Ihren Abschied. Unterbrechen Sie den Redefluss Ihres Gesprächspartners; der beste Zeitpunkt dafür ist nach Abschluss eines Gedankengangs. Entschuldigen Sie sich für die Unterbrechung und begründen Sie, warum Sie das Gespräch jetzt nicht fortführen können. Oder warten Sie auf ein passendes Stichwort, das Ihnen einen eleganten Übergang zu einem Closing bietet.

Beispiel

„Verpflichtung, das war das Stichwort. Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber ich muss Sie verlassen. Meine Frau/die Babysitterin/mein Chef wartet auf einen Anruf.“

Ansonsten schlagen Sie auch hier den geraden Weg ein: Unterbrechen Sie das Gespräch ganz zielbewusst an geeigneter Stelle, führen Sie es zu Ende und verabschieden sich höflich. Blicken Sie Ihrem Gegenüber dabei direkt in die Augen, vielleicht sogar etwas länger, als es normalerweise angezeigt ist – Sie wollen schließlich souverän auftreten!

Das „Als-ob“-Verhalten

In harten Fällen, in denen der andere Sie nicht aus seinen Fängen lässt, Sie aber ein konfrontatives Vorgehen vermeiden möchten, schlagen Sie ein „Als-ob-Verhalten“ ein. Tun Sie so, als ob Sie jemanden weiter hinten im Raum erblickt haben. Dieser virtuellen Person, die am besten in einer Gruppe „auszumachen“ sein sollte, „bedeuten“ Sie dann, dass Sie gleich kommen werden. Wenden Sie sich dann Ihrem Gesprächspartner zu und sagen: „Tut mir leid, ich glaube ich werde verlangt. Es war nett, Sie kennen zu lernen, auf Wiedersehen.“ oder deuten Sie den Abschied nur an: „Ich glaube, ich muss mal eben …“ und machen Sie sich davon. Danach sollten Sie aber wirklich ein Gespräch mit einem Bekannten oder einer anderen Person anfangen oder sich zu einer Gruppe dazustellen – sonst wäre die „Als-ob-Vorstellung“ unglaubwürdig.

Schlechte Karten haben Sie unter Umständen, wenn Sie sich entschuldigen und einen Gang auf die Toilette vortäuschen. Kommen Sie zurück, wird Sie der Vielredner vielleicht suchen, um das Gespräch fortzusetzen. Sie sollten ihm also ganz deutlich machen: Das Gespräch ist jetzt beendet.

Tipp

Je unempfindlicher Ihr Gesprächspartner auf Ihre Ausstiegsversuche reagiert, desto deutlicher dürfen Sie werden. Seien Sie charmant im Ton, aber gnadenlos in der Verwirklichung Ihres Ziels. Sehen Sie Ihrem Gegenüber direkt in die Augen, nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein, lächeln Sie freundlich und geben Sie zum Abschied die Hand. Das kann niemand missverstehen.

Im Folgenden finden Sie weitere Anregungen, die Ihnen in dem einen oder anderen Fall den Abschied erleichtern.

Wie Sie das Gespräch rasch beenden können

Wenn Sie ohnehin gehen wollten:

  • „Ich muss jetzt los, meine Schwiegermutter kommt heute um 22 Uhr mit dem Zug an.“

  • „Ihre Ansichten fand ich hochinteressant. Ich werde darüber nachdenken, auf jeden Fall darüber schlafen. Aber das war das Stichwort, ich muss jetzt los. Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal!“

Wenn Sie noch bleiben wollen:

  • „Sie kennen den Spruch: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Ich freue mich, wenn wir mal wieder das Vergnügen haben.“

  • „So, bevor ich mich von Ihnen verabschiede, erzähle ich Ihnen noch einen netten Witz …“ (Und dann erzählen Sie Ihr Witzchen und verabschieden sich!)

  • „Du lieber Himmel! … Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie unterbreche, aber ich habe völlig vergessen, meinen Chef anzurufen. Ich muss Sie verlassen! Viel Spaß noch.“

  • Sie lassen eine Alltagsweisheit vom Stapel oder ein Resümee und sagen dann: „So, das war das Wort zum Abend. Und jetzt muss ich mal weiterziehen.“

  • Wenn Sie jemanden sehen, den Sie kennen, und den Sie in ein Gespräch verwickeln könnten: „Oh, ich sehe da einen Bekannten! Ich muss zumindest ein paar Worte mit ihm wechseln, sonst ist er beleidigt. Es war nett, mit Ihnen zu reden. Schönen Abend noch.“

Übung 34: Gespräche auf ein Ende hinlenken

Üben Sie mit einem Partner verschiedene Möglichkeiten, ein Gespräch zu beenden.

Ihr Partner bekommt folgende Aufgabe: Er soll sich fünf verschiedene Themen überlegen, wobei er möglichst viel und möglichst lange darüber reden und von einem Thema direkt zum nächsten kommen soll. Sie versuchen, das Gespräch zu beenden, mal mitten im Thema, mal nach Abschluss eines Themas. Vorgabe: Das Gespräch soll auf einem höflichen Niveau bleiben, doch sollten beide möglichst hartnäckig an ihrem Ziel festhalten.

Im Anschluss bewerten Sie Ihre Versuche, das Ende einzuleiten.