Gut Wetter! Das Verbindende zählt
Nach der Begrüßung geht der Small Talk los. Jetzt will das Gespräch in Gang gebracht werden, sprich, jemand sollte ein Thema aufbringen.
Hier gibt es drei klassische Möglichkeiten:
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Sie warten darauf, dass jemand den Anfang macht.
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Sie schneiden selbst das erste Thema an und prüfen, ob Ihr Gegenüber oder die anderen Anwesenden darauf anspringen und einsteigen.
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Sie tasten sich mit Fragen vor, bis Sie ein gemeinsames Thema gefunden haben (dazu mehr in Lektion 4).
Wenn Sie noch nicht „warm“ sind und in einer größeren Runde stehen, hat es sich bewährt, anderen den Vortritt zu lassen. Es kommt jedoch gut an, wenn Sie selbst aktiv werden und ein Thema beginnen. Verschiedene aktuelle Themen sollten Sie daher immer parat haben. Worüber reden Sie, wenn Sie die Anwesenden kaum kennen? Eine echte Herausforderung, denn Ihnen fehlt eine gemeinsame Kommunikationsgeschichte, auf der Sie aufbauen könnten. Sie wissen nicht,
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wer die Person gegenüber ist,
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welchen Hintergrund sie hat (Bildung, Erfahrung, beruflicher Werdegang)
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was sie interessiert,
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was sie mag und was nicht,
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und was Sie mit ihr verbinden könnte.
Die Kunst besteht darin, ein Thema zu finden, das Sie beide interessiert. Das Verbindende in einem Gespräch wird nämlich über gemeinsame Interessen und über Sympathie geschaffen (darauf werden wir noch öfter zu sprechen kommen). Themen, die für Kontroversen sorgen, sind für die Phase des Kennenlernens ungeeignet (siehe Tabuthemen).
Das Wetter passt fast immer
Über das Wetter können Sie mit jedem Menschen und in fast allen Situationen reden. Aus gutem Grund: Schon immer waren Wetter und Witterung von kollektivem Interesse. Der bäuerliche Tagesablauf und das Auskommen ganzer Dörfer waren einst stark von Wetter und Witterung abhängig. Kein Wunder, dass die Bauern früher als Wetterexperten galten.
Heute sind es die Meteorologen, deren Urteil wir vertrauen. Letztlich jedoch fühlen wir uns beim Thema „Wetter“ alle mehr oder weniger kompetent: Schließlich hat jeder Gelegenheit, das Wetter ein Leben lang zu beobachten.
Tipp
Bemerkungen zum aktuellen Wetter sind besonders unmittelbar nach der Begrüßung und bei der Verabschiedung zu empfehlen.
Das Schöne an einem Wettergespräch: Die Menschen sind sich dabei meist einig. Alle freuen sich über sonnige Tage, über Schnee zu Weihnachten und die erste Wärme an Ostern. Und alle ärgern sich über Dauerregen und fürchten sich vor Glatteis. Ob Sie sich also anerkennend über den wunderschönen blauen Herbsthimmel oder bedauernd über die frühe Kälte äußern, Sie werden in der Regel Zustimmung erhalten. Soll jedoch beurteilt werden, ob ein Sommer verregnet war oder ob der späte Dauerfrost die Blüte beeinträchtigt hat, gibt es schon wieder unterschiedliche Meinungen – bei diesem harmlosen Thema ist das freilich nicht weiter schlimm.
Beispiel
Herr Krause sagt nach der Mittagspause zu seiner Kollegin: „Oh, Sie sind aber nass geworden, Sie Ärmste! Regnet es immer noch so stark?“
Frau Link: „Ja, und wie, es schüttet – da hilft kein Schirm mehr.
Wirklich blöd!”
Herr Krause: „Das ist ein furchtbares Wetter! Und es sieht auch so richtig nach Dauerregen aus.“
Frau Link: „Stimmt, es soll so bleiben. Heute Morgen habe ich den Wetterbericht gehört; erst am Sonntag wird der Regen nachlassen.“
Herr Krause: „Mal wieder typisch. Am Montag, wenn wir im Büro sitzen, haben wir dann wahrscheinlich den schönsten Sonnenschein.“
Frau Link: „Tja, das wäre ärgerlich. Aber Hauptsache, es regnet nicht wochenlang. Und um diese Jahreszeit hat man ja nach Büroschluss auch noch etwas von der Sonne.“
Herr Krause: „Das stimmt. Außerdem ist der Regen für die Bauern ganz gut.“
Frau Link: „Ja? Na, dann wollen wir nicht weiter jammern – der Sommer war ja bisher wirklich schön.“
Herr Krause: „Stimmt. Ich kann Sie um halb sechs zur U-Bahn mitnehmen, weil ich heute noch kurz zum Baumarkt fahre.“
Frau Link: „Das ist ja prima, dann bis später!“
Tipp
Sie können selbst in einem scheinbar belanglosen Gespräch über das Wetter viel über den anderen erfahren. Etwa, ob er eher zu einer pessimistischen oder eher zu einer optimistischen Haltung neigt. Sie selbst geben auch etwas von sich preis. Lamentieren Sie also nicht zu viel über schlechtes Wetter.
Bauernregeln, Siebenschläfer und Co.
Die Prognosen des Wetterberichts können Sie in einem Small Talk immer anbringen, besonders für das Wochenende. Interessanter gestalten können Sie Ihren Wettertalk mit Wetterregeln. Als „Wetterspezialist“ werden Sie bestimmt interessierte Zuhörer haben.
Wetterregeln
Schon im Altertum brachten die Menschen in volkstümlichen Sprüchen, den Bauernregeln, ihre Wetterbeobachtungen und -prognosen auf den Punkt. Nicht alle kennen heute noch deren Bedeutung. Vielleicht können Sie bei nächster Gelegenheit einen passenden Spruch anbringen.
„Abendrot – Gutwetterbot'.“
„Morgenrot – Schlechtwetter droht.“
„Nordwind, der bei Nacht entsteht, bis zum dritten Tag vergeht.“ (Aus einer griechischen Schrift, 3. Jh. vor Chr.)
„Winterstaub und Frühjahrsregen bringt, Camill, dir Erntesegen.“ (Altrömische Bauernregel)
Zum 1. Mai (Walpurgisnacht): „Ist die Hexennacht voll Regen, wird's ein Jahr mit reichlich Segen.“
Bauernregeln für jeden Monat
(Vorsicht: Nicht alle sind ernst zu nehmen!)
„Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken.“
„Ist es zu Dreikönig hell und still, der Winter vor Ostern nicht weichen will.“
„Mücken, die im Februar summen, gar oft auf lange Zeit verstummen.“
„Ein feuchter, fauler März ist des Bauern Schmerz.“
„Bleibt der April recht sonnig und warm, macht er den Bauern auch nicht arm.“
„Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheune und Fass.“
„Bleibt der Juni kühl, wird dem Bauern schwül.“
„Einer Reb' und einer Geiß ist's im Juli nie zu heiß.“
„Wenn's im August stark tauen tut, bleibt das Wetter meistens gut.“
„Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.“
„Oktobermück' bringt keinen Sommer zurück.“
„Allerheiligen feucht, wird der Schnee nicht leicht.“
„Dezemberwärme hat Eis dahinter.“
Und für alle, die es nicht glauben wollen: „Mitte Mai ist der Winter vorbei.“
Siebenschläfer
Der 27. Juni ist ein sogenannter Lostag, an dem das künftige Wetter sichtbar werden soll. Regnet es an Siebenschläfer, soll es angeblich auch die folgenden sieben Wochen regnen. Diese Bauernregel leitet sich von einer Legende ab: Danach flohen sieben Brüder während der Christenverfolgung in eine Höhle. Doch wurden sie darin eingemauert und sanken in Schlaf. Nach rund 200 Jahren erwachten sie schließlich wieder, bezeugten ihren Glauben und wurden Heilige. In anderen Ländern übrigens ist der Siebenschläfer genau einen Monat später. Da im Mittelalter ein anderer Kalender eingeführt wurde, ist schwer zu entscheiden, ob heute die Lostage überhaupt auf den „richtigen“ Daten liegen.
Die Eisheiligen
Gibt es über die Tage Mitte Mai einen Kälteeinbruch, liegt es an den „Eisheiligen“. Dabei sollen die Patrone – Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia (15. Mai) – eigentlich die Ernte schützen: Die „Kalte Sophie“ ist zuständig für das Wachsen der Feldfrüchte und soll Spätfröste abhalten. Auch Pankratius kann sich nicht aus der Verantwortung ziehen, ist er doch Schutzpatron der jungen Saat und Blüte, während Bonifatius' (von Tarsus) Aufgabe im Dunkeln bleibt. Die Bayern warnen in wenig respektvollem Ton vor den Gedenktagen der Heiligen:
Hundstage
Das ist der Zeitraum zwischen dem 23. Juli und 24. August. Dann steht die Sonne in der Nähe des Hundssterns (Sirius). Die Schönwetterperiode mit besonders heißen Tagen, die die alten Griechen dabei im Sinn hatten, hat sich inzwischen etwas nach vorne verschoben – in der Regel beginnt die intensive Sommerhitzewelle schon Mitte Juli oder sogar noch früher.
Übung 12: Über das Wetter sprechen
Über das Wetter können Sie immer reden. Damit das Ganze nicht langweilig wird, überlegen Sie sich ein paar nicht alltägliche Bemerkungen zum Wetter.
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Tagelang hat die Sonne geschienen, aber am Nachmittag des Gartenfests gibt es ein kräftiges Gewitter. Als Sie etwas später kommen, lugt die Sonne schon wieder hervor.
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Nach einem verregneten Frühling wollen Sie eine/n Kollegen/in aufmuntern, der/die unter dem Dauerregen recht leidet.
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Der Frost ist zurückgekehrt, aber die Eisheiligen sind noch weit entfernt.
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Heute ist Siebenschläfer. Spielen Sie Wetterbericht.
Überlegen Sie sich außerdem ein paar originelle Wetteranalysen, suchen Sie im Internet nach Wetterregeln oder erfinden Sie eigene nach dem Motto: „Kräht der Hahn früh auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.“
(Vorschläge finden Sie im Lösungsteil.)
Angrenzende Themen
Das Wetter hat großen Einfluss, nicht nur auf Landwirtschaft und Tourismus, sondern auch auf den Verkehr, unsere Freizeitgestaltung und unser Wohlbefinden. Sie können daher vom Wetter spielend leicht zu diesen angrenzenden Themen überleiten, die in der Regel auch für einen Small Talk geeignet sind.
Das Wetter und angrenzende Themen:
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Wetterlage
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Wettervorhersage
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Wetterhistorie
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Wetterphänomene
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Lichtverhältnisse
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Gesundheit
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Landwirtschaft
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Verkehr
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Freizeitgestaltung
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Urlaub
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Garten
Gesprächstechnik: Übers Wetter zu anderen Themen kommen
Vom Wetter zur Arbeit: „Müssen Sie bei diesem schönen Wetter auch den ganzen Tag im Büro sitzen?“ Oder: „Das macht keinen Spaß, bei diesem Nebel Auto zu fahren. Haben Sie einen weiten Heimweg?“
Vom Wetter zum Urlaub: „So ein trockenes Wetter hatte ich bei meinem Urlaub an Pfingsten – waren Sie auch weg in den Ferien?“
Vom Wetter zu Freizeit, Hobbys und Sport: „Bei diesem Wetter fällt mein Wochenend-Programm wohl aus – es ist viel zu heiß zum Joggen.“ Oder: „Was planen Sie bei diesem schönen Wetter am Wochenende?“
Vom Wetter zum Familienleben: „Wenn es so schön bleibt, freut sich mein Sohn Leo, denn dann gibt's ein schönes Gartenfest zu seinem Geburtstag.“
Vom Wetter zum Ort: „Oben schönstes Wetter, unten Nebel. Diese Inversionslage kenne ich von Freiburg, da war letzten Herbst der Kongress.“ „Heute ist angeblich Föhn. Woran erkennt man das eigentlich? Kennen Sie sich als Münchner da aus?“
Vom Wetter zu Straßenverhältnissen, Verkehr, Autos: „Von Dortmund bis Frankfurt hat es ordentlich geschüttet. Hatten Sie auch so schlechtes Wetter bei Ihrer Anreise?“ Oder: „Jetzt kommt man um die Winterreifen wohl nicht mehr herum.“ Oder: „Haben Sie ein Auto mit Klimaanlage? Das kann man ja zurzeit gut gebrauchen.“
Übung 13: Themenwechsel üben
Üben Sie nach diesem Muster elegante Themenwechsel.
Sprechen Sie über Schnee und wechseln Sie dann zu Ihrem Hobby/Ihrem Lieblingssport;
über Frost – dann über Autofahren;
Dauerregen – Sport;
schönes Wetter – Wochenendplanung,
Wassertemperaturen – Urlaubsplanung,
Herbstlicht – Fotografie/Malerei.
Sie können diese Übung auch mit einem Partner machen. Er gibt Ihnen Stichworte zum aktuellen Wetter und zum neuen Themenbereich vor. Sie formulieren dann einen passenden Übergang.
Die Klimakatastrophe ist heikel!
Anders müssen Sie mit Wetterkatastrophen im Small Talk umgehen. Ausführungen zu Überschwemmungen, der Klimaerwärmung und dem Treibhauseffekt sollten Sie eher vermeiden, da dies zu negativ für einen Small Talk ist.
Wenn über ein solches Thema geredet wird und Sie merken, dass sich die Stimmung verschlechtert, sollten Sie umgehend das Thema wechseln.
Beispiel
Herr Meier auf einer Party. Er schaut betroffen aus dem Fenster und wendet sich dann wieder, sichtlich erregt, seinen Gesprächspartnern zu: „Können Sie sich noch an die Flutkatastrophe von 2001 erinnern? Jetzt regnet es schon wieder so heftig – diese Mengen sind doch nicht normal, oder? Jedes Jahr haben wir jetzt fast irgendwo eine Überschwemmung. Alle reden von Klimapolitik, aber was passiert? Nichts!“
Da wendet Herr Hilbig sanft ein: „Da haben Sie Recht, es wird immer noch zu wenig getan. Und wir werden weiter mit solchen Katastrophen rechnen müssen. Was mich aber in solchen Ausnahmesituationen immer wieder überrascht, ist die Riesensolidarität über weite Bevölkerungskreise hinweg.“
Hier erhält Hilbig Zustimmung aus der Runde. Dann fährt er fort: „Apropos Spenden – gestern habe ich im Fernsehen diese Gala gesehen mit einer ganz jungen Moderatorin – hat das jemand von Ihnen zufällig auch angeschaut?“