Neununddreißig
Auf Hela
2727
Als die Fähre der Ultras abgeflogen war, wandte Quaiche sich Rachmika und sagte: »Nun? Haben wir sie gefunden?«
»Ich denke schon«, sagte sie.
»Was die Technik angeht, scheint das Schiff gut geeignet zu sein, und sie sind offensichtlich sehr erpicht auf den Auftrag. Der Frau hat sich zurückgehalten. Was ist mit dem Mann: Hatten Sie den Eindruck, dass Malinin etwas zu verbergen hatte?«
Da war er, dachte sie: der kritische Moment. Sobald Sie Vasko Malinins Namen hörte, hatte sie gewusst, dass er irgendwie wichtig war: so als schiebe man nach vielen Fehlversuchen endlich den richtigen Schlüssel ins Schloss und hörte nacheinander die gut geölten Zuhaltungen fallen.
Der Name der Frau hatte die gleiche Wirkung gehabt.
Ich kenne diese Leute, dachte sie. Sie waren älter als in ihrer Erinnerung, aber die Gesichter, die Angewohnheiten waren ihr so vertraut wie ihr eigen Fleisch und Blut.
Außerdem hatte sich Malinin verraten: Er kannte sie ebenso wie sie ihn. Die Beziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. Und sie hatte auch gespürt, dass er etwas verheimlichte. Auf die Frage, warum er nach Hela gekommen war, hatte er schamlos gelogen, und das hatte schwer wiegende Gründe. Er wollte mehr als nur die Erlaubnis, eine harmlose Untersuchung von Haldora durchzuführen.
Da war er: der kritische Moment.
»Ich denke, er war einigermaßen aufrichtig«, sagte Rachmika.
»Tatsächlich?«, fragte der Dekan.
»Er war nervös«, sagte sie. »Er hoffte, Sie würden nicht zu viele Fragen stellen, aber nur deshalb, weil er möchte, dass sein Schiff den Auftrag bekommt.«
»Seltsam, dass er sich so sehr für Haldora interessiert. Die meisten Ultras sind nur auf Handelsprivilegien aus.«
»Sie haben doch gehört, was er sagte: Der Markt ist zusammengebrochen.«
»Das erklärt immer noch nicht, was er an Haldora findet.«
Rachmika trank einen Schluck Tee, in der Hoffnung, damit ihr Gesicht verbergen zu können. Sie selbst war im Lügen bei weitem nicht so erfolgreich wie im Aufdecken von Unwahrheiten.
»Spielt das denn wirklich eine Rolle? Sie schicken doch Ihre Vertreter auf das Schiff. Wenn den Ultras ein Haufen Adventisten im Nacken sitzt, können sie keine krummen Dinger drehen.«
»Da war noch etwas«, sagte Quaiche. Nachdem es keine Besucher mehr einzuschüchtern gab, hatte er die Sonnenbrille wieder auf den Lidspreizer gesetzt. »Ich kann nur nicht so recht… doch, jetzt weiß ich es wieder. Haben Sie bemerkt, wie er Sie immer wieder angesehen hat? Und die Frau ebenfalls? Das war merkwürdig. Die anderen hatten kaum einen Blick für sie.«
»Ist mir nicht aufgefallen«, sagte sie.