Neunundvierzig
Die Kathedralengarde hatte einen ganzen Abschnitt der Sehnsucht nach Unendlichkeit gesichert. Überall lagen qualmende Ultra-Leichen herum. Auch ein oder zwei Gardisten waren darunter, aber die Opfer aus der Besatzung waren weit in der Überzahl.
Die Gardisten tasteten sich zwischen den Toten hindurch und stießen sie mit den kirschroten Läufen ihrer Projektilwaffen und Bosergewehre an. Die Lichter an den Korridorwänden tauchten die Gefallenen in ein düsteres ockerfarbenes Licht. Die Opfer hatten mit dem Bild, das man sich üblicherweise von den Ultras machte, nicht viel gemein. Die meisten waren naturbelassen: Bei Autopsien mochten Implantate zum Vorschein kommen, aber von der schillernden Vielfalt mechanischer Teile, die man sonst mit Ultras in Zusammenhang brachte, war wenig zu sehen. Die Besatzung bestand wie die Kathedralengarde hauptsächlich aus Standardmenschen. Der einzige Unterschied war, dass es unter den Toten ungewöhnlich viele Hyperschweine gab. An ihnen stocherten die Gardisten mit besonderer Hingabe herum: So etwas sah man auf Hela nur selten. Wie kamen solche Geschöpfe dazu, Seite an Seite mit diesen Menschen zu kämpfen, oft noch in der gleichen Uniform? Wieder eines der vielen Rätsel. Wieder ein Problem, über das sich jemand anderer den Kopf zerbrechen mochte.
»Vielleicht finden wir Scorpio«, sagte einer der Gardisten zu seinem Kameraden.
»Scorpio?«
»Das Schwein, das das Kommando hatte, als Seyfarths Einheit an Bord kam. Angeblich bekommt man eine Belohnung, wenn man seinen Leichnam aus dem Schiff holt. Er wäre nicht schwer zu erkennen: Seyfarth hat ihn hier und hier durchbohrt.« Er deutete auf seine Schlüsselbeine.
Der andere drehte ein Schwein mit dem Fuß um. Er war froh um seinen Helm, denn dadurch blieb ihm wenigstens der Gestank des Massakers erspart. »Dann sollten wir die Augen offen halten.«
Die Lichter an der Wand erloschen. Nur die Helmleuchten der Gardisten drangen noch durch die Dunkelheit. Wieder war ein Teil des Schiffes tot; ein Wunder, dass die Lichter so lange durchgehalten hatten.
Doch wie um diese These zum Gespött zu machen, gingen sie gleich darauf flackernd wieder an.
Irgendetwas stimmte nicht.
»Sie lässt sich nicht mehr steuern«, sagte Quaiche. »Das dürfte nicht sein.«
Seine Privatfähre schob sich näher an die Plattform heran. Der Spalt verringerte sich auf wenige Zentimeter.
»Nein«, sagte Grelier mit plötzlichem Nachdruck. »Riskieren Sie es nicht. Irgendetwas ist ganz offensichtlich nicht…«
Aber Quaiche hatte seine Chance erkannt und raste mit aller Geschwindigkeit, die sein Krankenstuhl hergab, auf die geöffnete Luftschleuse zu. Einen endlosen Moment lang hielt das Shuttle seine Position. Es hatte den Anschein, als könnte er es schaffen, auch wenn er eine inzwischen handbreite Lücke überwinden musste. Doch dann entfernte sich die Dominatrix mit unkoordinierten Schüben ihrer Steuerdüsen weiter von der Plattform. Die Lücke vergrößerte sich von wenigen Zentimetern auf fast einen Meter. Quaiche erkannte seinen Fehler und bremste. Seine Hände rasten wie wahnsinnig über die Konsole. Aber der Spalt vergrößerte sich immer noch mehr – der Krankenstuhl würde nicht rechtzeitig zum Stehen kommen.
Die Dominatrix war jetzt fünf oder sechs Meter von der Landeplattform entfernt und versuchte immer noch verzweifelt, sich auszurichten. Nun begann sie auch noch zu rotieren. Die offene Luftschleuse geriet auf die andere Seite.
Doch das spielte schon keine Rolle mehr. Quaiche schrie aus Leibeskräften. Sein Krankenstuhl überfuhr die Kante.
»Dummkopf«, sagte Grelier, noch bevor die Schreie verhallt waren.
Rachmika sah sich das Shuttle an. Es wandte ihnen nun die Rückseite zu, und sie konnten endlich sehen, dass es schwer beschädigt war. Der glatte Rumpf wies eine Reihe sonderbarer Löcher auf. Sie waren vollkommen rund und eröffneten den Blick in nahezu kugelförmige Hohlräume mit metallisch glänzenden Schnittflächen. Es war, als hätten sich im Rumpf Blasen aufgespannt, die beim Platzen mathematisch präzise Höhlungen zurückließen.
»Es wurde angegriffen«, sagte Grelier.
Die Fähre fiel zurück und verlor an Höhe. Ihre Korrekturversuche wurden zusehends hektischer und wirkungsloser.
»Hinlegen«, befahl Grelier. Er stieß Rachmika auf das Deck und warf sich neben sie. Dann presste er sich so flach wie möglich an den Boden und drückte mit einer Hand auch das Mädchen nach unten.
»Was…?«, begann sie.
»Augen zu!«
Die Warnung kam zu spät. Sie bekam den Beginn der Explosion noch mit. Das beschädigte Shuttle schlug auf Helas Oberfläche auf. Der grelle Lichtschein drang durch ihre Augenlider und bohrte sich gleich einer glühenden Nadel in ihren Sehnerv. Die ganze Kathedrale erbebte, und die Erschütterungen übertrugen sich auf ihren Körper.
Als alle Luft entwichen war und der Sturm sich gelegt hatte, hielt Glaur den Zeitpunkt für gekommen. Er hatte sowohl in die Glasplatte wie in das Schutzgitter darunter ein mannsgroßes Loch geschnitten. Darunter war Vakuum und – etwa zwanzig Meter tiefer – Helas endlos dahinrollende Oberfläche.
Noch einmal kontrollierte er seine Sicherheitsleine, dann schob er sich mit den Beinen voran bis zum Bauch über die Kante. Die geschmolzenen Glasränder waren abgerundet, er brauchte nicht zu befürchten, dass er sich den Anzug zerriss. Einen Augenblick verharrte er so, den Oberkörper noch im Maschinenraum, Beine und Unterleib im Leeren hängend. Das war der Augenblick der Kapitulation. Dann stieß er sich beherzt ab und spürte, wie er schwerelos wurde. Eine Sekunde lang sah er verschwommen Maschinenteile an sich vorbeischießen. Dann bremste das Kabel seinen Sturz mit einem scharfen Ruck ab. Der Gürtel grub sich in seine Taille; er kippte nach hinten und hing fast senkrecht mit dem Kopf nach unten über dem Boden.
Er schaute hinab: noch vier, vielleicht fünf Meter. Der Boden glitt vorbei. Der Abstand war größer als gedacht, wahrscheinlich würde ihm beim Aufschlag die Luft wegbleiben, aber eigentlich sollte er aufstehen und sich das Eis abklopfen können. Selbst wenn er das Bewusstsein verlöre, müsste die Kathedrale über seinen Körper hinwegschreiten, ohne ihm zu schaden. Die gepanzerten Beine mit den riesigen, stampfenden Sohlenplatten waren zu beiden Seiten hintereinander angeordnet. Eine Reihe würde sehr viel näher an ihm vorbeimarschieren als die andere, aber immer noch weit genug entfernt, dass sie ihm nicht wirklich gefährlich werden konnte.
Allmählich schnitt ihm der Gürtel unangenehm tief ins Fleisch. Jetzt oder nie, dachte Glaur. Er hob die Hand und nestelte die Schnalle auf. Plötzlich war er frei.
Er schlug auf dem Eis auf. Es war schlimm – er war noch nie aus solcher Höhe gefallen –, aber sein Rücken fing das meiste ab, und nachdem er eine Minute lang still gelegen hatte, fand er die Kraft, sich auf den Bauch zu wälzen und ans Aufstehen zu denken. Die ganze Zeit war die Unterseite der Morwenna mit ihrer komplizierten Maschinerie wie ein Himmel voller eckiger Wolken über ihn hinweggezogen.
Glaur rappelte sich auf und stellte erleichtert fest, dass offenbar alle Glieder heil geblieben waren. Auch die Luftzufuhr hatte unter dem Sturz nicht gelitten: Die Anzeigen im Helm waren alle im grünen Bereich. Der Anzug hatte noch genügend Luft für dreißig Stunden bei anstrengender Bewegung. Die Zeit würde er auch brauchen: Er musste schließlich so lange entlang des Weges zurückgehen, bis er auf Flüchtlinge traf oder vielleicht einem Rettungstrupp von einer anderen Kathedrale begegnete. Es würde knapp werden, dachte er, aber er war doch lieber auf eigenen Beinen unterwegs, als in der Kathedrale zu warten, bis die Morwenna mit einem ersten schrecklichen Ruck über die Kante in den Abgrund stürzte.
Bevor Glaur tatsächlich losmarschieren konnte, tauchte hinter der Beinreihe, die ihm am nächsten war, eine Gestalt im Raumanzug auf und lief – oder besser, watschelte – auf ihn zu. Glaur musste lachen: Der andere war nur so groß wie ein Kind und hatte eine komische Art, sich zu bewegen. Im Geiste ließ er die Bewohner der Kathedrale Revue passieren. Wer mochte dieser Zwerg sein, und was mochte er von ihm, Glaur, wollen?
Dann blitzte in dem seltsamen zweifingrigen Handschuh des Fremden ein Messer auf – ein Messer, das flimmerte, als könnte es sich nicht entscheiden, welche Form es annehmen wollte –, und Glaur blieb das Lachen in der Kehle stecken.
»Ich hatte so etwas befürchtet«, sagte Grelier. »Sind Sie unverletzt? Können Sie sehen?«
»Ich denke schon«, sagte Rachmika. Die Fähre des Dekans war explodiert. Sie war noch benommen, aber im Wesentlichen heil geblieben.
»Dann stehen Sie auf. Wir haben nicht viel Zeit.« Wieder spürte Rachmika, wie die Nadel von außen gegen ihren Anzug gedrückt wurde.
»Quaiche hatte Unrecht«, sagte sie, ohne sich zu bewegen. »Das Lichtschiff war immer eine Gefahr.«
»Halten Sie den Mund und kommen Sie.«
Die rote Muschelfähre hatte wohl seine Gegenwart gespürt. Sie ließ zur Begrüßung zwei grüne Lichter aufblinken. In einer Seite öffnete sich eine kleine Tür.
»Steigen Sie ein«, sagte Grelier.
»Wir können Ihr Schiff nicht nehmen«, sagte Rachmika.
»Sie haben doch gehört, was Quaiche sagte? Er hat es von seinen Männern beschädigen lassen.«
»Es braucht nicht weit zu fliegen. Ich wäre schon zufrieden, wenn es uns von der Kathedrale wegbrächte.«
»Angenommen, es kann überhaupt starten, wohin soll es dann gehen? Doch wohl nicht zur Haltebucht?«
»Das war Quaiches Plan, nicht meiner.«
»Wohin dann?«
»Ich werde mir etwas einfallen lassen«, sagte er. »Ich kenne viele Verstecke auf dieser Welt.«
»Sie brauchen mich nicht mitzunehmen.«
»Sie sind nützlich, Miss Els, viel zu nützlich, um Sie ausgerechnet jetzt wegzuwerfen. Das sehen Sie doch ein?«
»Geben Sie mich frei. Lassen Sie mich zurückgehen und meine Mutter retten. Sie brauchen mich nicht mehr.« Sie deutete mit einem Nicken auf die kleinen Fähre. »Fliegen sie los. Alle werden denken, dass ich bei Ihnen bin. Man wird Sie nicht angreifen.«
»Das ist nicht ganz ungefährlich«, sagte er.
»Bitte… erlauben Sie mir, meine Mutter zu retten.«
Er trat einen Schritt auf das wartende Schiffchen zu, dann blieb er stehen, als hätte er etwas vergessen und müsste noch einmal in die Morwenna zurück.
Doch er sah sie nur an und gab einen schrecklichen Laut von sich.
»Generalmedikus?«, fragte Rachmika.
Sie spürte den Druck der Nadel nicht mehr. Die Spritze fiel lautlos auf das Deck. Der Generalmedikus zuckte zusammen und brach in die Knie. Wieder stieß er dieses gequälte Gurgeln hervor. Hoffentlich musste sie dieses Geräusch nie wieder hören.
Sie richtete sich auf. Ihre Beine zitterten, vielleicht vom Schock der Explosion, vielleicht auch vor Erleichterung, weil die Angst vor der Injektionsnadel von ihr genommen war.
»Grelier?«, fragte sie leise.
Aber Grelier antwortete nicht. Sie schaute auf ihn nieder. Erst jetzt begriff sie, wie schlimm es um ihn stand. Die untere Hälfte seines Raumanzugs war in sich zusammengefallen, als wäre ein großer Teil seines Körpers einfach nicht mehr da.
Rachmika bückte sich und durchsuchte seine Taschen, bis sie den Glockenturm-Schlüssel fand. Dann stand sie auf und trat zurück. Der Generalmedikus zerfiel vor ihren Augen. Kugeln aus Nichts zerfraßen seinen Körper bis auf einige gefrorene Rückstände in den Zwischenräumen.
»Danke, Captain«, sagte sie, ohne zu wissen, warum.
Sie schaute nach vorne. Die zerstörte Brücke kam immer näher. Die Zeit wurde knapp.
Rachmika fuhr allein mit dem Fahrstuhl in die Morwenna hinunter. Sie schloss die Augen, um sich von dem Buntglaslicht nicht ablenken zu lassen. Die Gedanken überstürzten sich: Quaiche war tot; der Generalmedikus war tot. Quaiche hatte der Kathedralengarde befohlen, die Gefangenen erst gehen zu lassen, wenn er die Haltebucht erreicht hätte oder nur noch dreißig Minuten blieben, bis die Morwenna über den westlichen Rand der Schlucht stürzte. Und der Eherne Panzer dürfe die Kathedrale in keinem Fall verlassen. Das hatte er ausdrücklich betont. Aber der Panzer war schwer und sperrig: Selbst wenn die Gardisten sich erweichen ließen, ihn auszuhändigen, würden es länger als dreißig Minuten dauern, ihn nach draußen zu schaffen. Vielleicht sogar länger als die wenigen Stunden, die der Kathedrale jetzt noch blieben, bevor sie zu existieren aufhörte.
Vielleicht, dachte Rachmika, wäre es an der Zeit, gleich hier und jetzt ein Abkommen mit den Schatten zu schließen. Auch sie mussten doch einsehen, dass ihr keine andere Wahl blieb, dass sie keine Möglichkeit hatte, ihren Abgesandten zu retten. Immerhin hatte sie ihr Bestes getan. Wenn die hiesigen Schatten Informationen darüber besaßen, was Rachmika und ihre Verbündeten tun mussten, um den anderen Schatten den Übergang zu ermöglichen, dann konnten sie ihr die doch auch gleich geben, ohne dabei etwas zu verlieren.
Der Fahrstuhl kam ratternd zum Stehen. Rachmika schob zaghaft das Gitter beiseite. Nun musste sie den weiten Weg durch das Innere der Kathedrale zurücklegen, den sie mit Grelier und dem Dekan gekommen war. Dann musste sie den zweiten Fahrstuhl finden, der sie nach oben in den Glockenturm brachte. Und bei alledem durfte sie von keinem der Gardisten gesehen werden, die noch auf der Morwenna geblieben waren.
Sie verließ die Kabine und öffnete ihr Helmvisier, um die Luftvorräte des Anzugs zu schonen. Später würden sie sicher dringend gebraucht werden. In der Kathedrale war es so still wie noch nie. Sogar der Lärm aus der Maschinenhalle klang gedämpft. Man hörte keinen Chorgesang, keine Stimmen, die sich zum Gebet erhoben, keine Prozessionen, die gemessenen Schrittes dahinwandelten.
Ihr Herz schlug schneller. Die Morwenna war bereits verlassen. Die Garde musste den Tumult auf der Landeplattform benutzt haben, um sich aus dem Staub zu machen. Wenn dem so war, brauchte sie nur noch ihre Mutter und Vasko zu holen. Hoffentlich war der Eherne Panzer auch weiterhin zu Gesprächen bereit.
Sie versuchte, anhand der Bilder in den Glasfenstern den Weg zum Glockenturm zu finden. Doch schon nach den ersten Schritten tauchten aus einem Anbau zwei Soldaten der Kathedralengarde auf und bedrohten sie mit ihren Waffen. Sie trugen die Helme mit den rosaroten Federbüschen auf und hatten die Visiere heruntergeklappt.
»Bitte«, flehte Rachmika, »lassen Sie mich durch. Ich möchte doch nur zu meinen Freunden.«
»Sie rühren sich nicht von der Stelle«, warnte einer der Männer und richtete sein Gewehr auf die flackernden Anzeigen ihres Lebenserhaltungsaggregats. Dann nickte er seinem Kameraden zu. »Fesseln.«
Der andere schulterte sein Gewehr und fasste sich an den Gürtel.
»Der Dekan ist tot«, sagte Rachmika. »Die Kathedrale liegt bald auf dem Grund der Schlucht. Fliehen Sie, solange es noch geht.«
»Wir haben unsere Befehle«, sagte der Gardist unbeeindruckt, während sein Kamerad sie gegen die Steinmauer drängte.
»Begreifen Sie denn nicht?«, fragte sie. »Es ist vorbei. Die Lage hat sich geändert. Ihre Befehle gelten nicht mehr.«
»Fessle sie! Und stopfe ihr das Maul, wenn du kannst!«
Der Gardist wollte ihr das Visier herunterklappen. Rachmika setzte zum Protest an und versuchte sich zu wehren, aber sie war zu schwach. Doch während sie noch zappelte, kam hinter dem Gardisten mit dem Gewehr etwas aus den Schatten gestolpert.
Aus dem Augenwinkel sah sie eine Klinge aufblitzen. Der Gardist röchelte kurz und ließ sein Gewehr fallen.
Der Zweite reagierte schnell. Er sprang zurück und wollte seine Waffe in Anschlag bringen. Rachmika trat nach ihm und erwischte ihn mit dem Stiefel am Knie. Er prallte mit dem Rücken gegen das Mauerwerk, tastete aber weiterhin nach dem Gewehr. Dann hatte ihn das Schwein im Raumanzug erreicht, stieß ihm das silbrige Messer in den Unterleib und zog es mit einer geschmeidigen Bewegung nach oben bis zum Brustbein durch.
Scorpio schaltete das Piezomesser aus und steckte es in die Scheide zurück. Dann schob er Rachmika mit sanftem Druck in den Schatten und kauerte sich neben ihr nieder.
Sie schob das Visier wieder hoch und hörte erstaunt ihre eigenen rasselnden Atemzüge.
»Danke, Scorp.«
»Du weißt noch, wer ich bin? Nach so langer Zeit?«
»Du hast dich eingeprägt«, keuchte sie und griff nach seiner Hand. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Ich musste doch mal vorbeischauen.«
Sie wartete, bis sich ihr Atem beruhigt hatte. »Scorp – das mit der Brücke, warst du das?«
»Meine Handschrift, wie?« Er schob seinerseits das Visier hoch und lächelte. »Ja. Ich wusste nicht, wie ich die Leute hier sonst dazu bringen sollte, das Ding anzuhalten?«
»Ich verstehe«, sagte sie. »Die Idee war nicht schlecht. Nur schade um die Brücke. Aber…«
»Aber?«
»Die Kathedrale kann nicht anhalten, Scorp. Sie wird in die Schlucht stürzen.«
Das schien sein Weltbild nicht allzu sehr zu erschüttern. »Dann sollten wir möglichst schnell von hier verschwinden. Wo sind die anderen?«
»Oben im Glockenturm, im Zimmer des Dekans. Sie werden bewacht.«
»Wir holen sie schon raus«, sagte er. »Verlass dich auf mich.«
»Und was ist mit dem Panzer, Scorpio? Seinetwegen haben wir schließlich den weiten Weg zurückgelegt.«
»Ja. Darüber müssen wir uns unterhalten«, erklärte er.