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Artischocken
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Schon vor 2.500 Jahren war die
Artischocke bei den Ägyptern als nahrhaftes und sehr bekömmliches
Gemüse bekannt. Auch Römer und Griechen wussten neben dem
feinherben, leicht bitteren Geschmack die verdauungsfördernde
Wirkung der Artischocke zu schätzen. Arzneilich interessant sind
vor allem die Bitterstoffe sowie das Cynarin, das der Pflanze ihren
botanischen Namen Cynara Scolymus gab. Sie beeinflussen den
Leberstoffwechsel günstig, fördern den Gallefluss und helfen so bei
der Fettverdauung und gegen Völlegefühle.
Bei uns ist die Artischocke erst
seit dem Mittelalter bekannt, war damals aber nur für den Adel
erschwinglich. Heute wird die eher unscheinbare, distelähnlich
aussehende Pflanze rund ums Mittelmeer angebaut, denn sie ist
frostempfindlich und gedeiht weiter nördlich nicht.
Was essen – und vor allem
wie?
Essbar an diesem Gemüse sind die
Blütenknospen. Sie werden vor dem Aufblühen geerntet, weil sie dann
am zartesten sind. Frische Artischocken erinnern im Aussehen eher
an Tannenzapfen als an Gemüse. Daher ist es für »Anfänger« nicht
leicht ersichtlich, welche Blütenteile überhaupt essbar sind: Da
wären einmal die unteren Enden der Blütenblätter, die nach dem
Kochen einzeln abgezupft und in ein Dressing gedippt werden. Danach
zieht man sie durch die Zähne und saugt sie so quasi aus, ohne den
Rest des Blütenblattes zu verspeisen. Schon deswegen ist die
Artischocke weder für den großen Appetit noch für den schnellen
Hunger zwischendurch geeignet. Artischocken wollen genossen
werden.
Sind alle Blütenblätter
abgezupft und das Heu entfernt, bleibt der fleischige Blütenboden
übrig, der mit Messer und Gabel gegessen werden kann.
Artischockenböden werden auch als Sauerkonserven in Dosen und
Gläsern angeboten. Geschmacklich reichen sie an frisch zubereitete
Artischocken natürlich nicht heran. Übrigens: Um ein Schwarzwerden
zu verhindern, dürfen Artischocken nicht in Alutöpfen gekocht
werden.
Auch nach einem schönen Essen
kommt die Artischocke gerne zum Einsatz und zwar als Digestif: Vor
allem in Italien und Spanien werden bittere Artischocken-Auszüge zu
Likörweinen verarbeitet. Deren Namen sind meist vom bekanntesten
Inhaltsstoff der Artischocke abgeleitet, dem Cynarin.
Artischocken einkaufen
Auf dem Markt findet man grüne,
grün-violette und violette Sorten verschiedener Größen. Bis zu ein
Pfund bringen manche Blüten auf die Waage. Da die Erntezeiten der
Anbauländer unterschiedlich sind, werden frische Artischocken fast
das ganze Jahr über angeboten, vor allem aber im Herbst und im
Frühling. In Deutschland sind besonders die großköpfigen
französischen »Camus de Bretagne« beliebt, denn sie verfügen über
einen besonders breiten, fleischigen Blütenboden. Kleinere Sorten,
wie sie aus Spanien und Sizilien zu uns kommen, sind dafür
besonders schmackhaft.
Beim Kauf sollte man auf einen
knackigen Stiel achten und darauf, dass die Blätter nicht
ausgetrocknet oder bräunlich sind. Frische Ware fühlt sich prall
und fest an, sie gibt auf Druck etwas nach. Frische Artischocken
sollte man zwar nicht auf Vorrat kaufen, zur Not halten sie sich im
Kühlschrank jedoch bis zu einer Woche.