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Hülsenfrüchte
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Einst eine verschmähte Armenspeise,
schafften es manche Hülsenfrüchte in den letzten Jahren bis in die
Töpfe und auf die Teller der Edelgastronomie. In der alltäglichen
Kost sind sie noch unterrepräsentiert. Das ist schade, denn
Hülsenfrüchte haben einiges an Nährwert zu bieten. Gerade mal ein
gutes Kilo Hülsenfrüchte verspeisen die Bundesbürger jährlich,
wobei die Linse nach Bohne und Erbse die drittwichtigste
Hülsenfrucht darstellt. Da steckt noch eine Menge Potenzial drin,
denn Linsen & Co. sind nicht nur sehr nahrhaft, sondern auch
preiswert, lange lagerfähig und leicht zuzubereiten.
Pflanzliches Eiweiß und
mehr
Was Linsen & Co. auszeichnet,
ist der für pflanzliche Lebensmittel hohe Eiweißanteil. Fast ein
Viertel der Samen besteht aus Eiweiß, ein Wert, der sonst nur von
Fleisch oder Fisch erreicht wird. In Kombination mit Getreide ist
dieses Eiweiß so hochwertig, dass es die tierischen Lebensmittel
voll ersetzen kann. Hier zeigt sich einmal mehr, dass traditionelle
Gerichte wie Bohneneintopf mit Brot oder Linsen mit Spätzle
ernährungsphysiologisch clever komponiert sind.
Mit einer einzigen Portion
Linsen, Bohnen oder Erbsen, das sind etwa 50 Gramm Trockengewicht,
hat man bereits ein Viertel der empfohlenen Menge Magnesium, Eisen
und Zink auf dem Teller. Zwar werden sie vom Körper nicht so leicht
verwertet wie aus tierischen Lebensmitteln, dennoch sind
Hülsenfrüchte ganz gute Lieferanten für diese Nährstoffe. An
Vitaminen liefern Hülsenfrüchte vor allem Vitamin B1 und B2.
Fettarm und
ballaststoffreich
Hülsenfrüchte sind mit etwa
eineinhalb Prozent Fett äußerst magere Lebensmittel – vielleicht
isst man deshalb gerne ein wenig fette Wurst dazu? Ihr
Kohlenhydratanteil ist mit rund 50 Prozent sehr hoch. Auch ihr
Ballaststoffanteil von über 10 Prozent kann sich sehen lassen.
Somit unterstützen sie die Darmtätigkeit und die Verdauung
hervorragend – manchmal vielleicht ein wenig zu gut. Geschälte rote
Linsen sind weniger ballaststoffreich, da die faserreiche Schale
entfernt wurde. Das macht sie bekömmlicher und beschleunigt die
Zubereitung. So benötigen rote Linsen nur 10 Minuten Garzeit, andere Linsen wie Puy- oder
Tellerlinsen dagegen 30 bis 45 Minuten. Ebenfalls zeitsparend ist,
dass Linsen nicht wie andere Hülsenfrüchte eingeweicht werden
müssen.
Was sie mit ihren Verwandten
gemeinsam haben, ist das sprichwörtliche Tönchen, das jedes
Böhnchen verursacht. Dafür sind jene Kohlenhydrate der
Hülsenfrüchte verantwortlich, die nicht von menschlichen
Verdauungssäften abgebaut werden können. Sie gelangen in die
tieferen Darmabschnitte, wo sie von Darmbakterien zersetzt werden –
und dabei entsteht Gas.
Wer sehr empfindlich reagiert,
sollte die geschälten Linsen bevorzugen. Für Abhilfe sorgen
weiterhin die Keimung der Hülsenfrüchte zu Sprossen oder das
geschickte Würzen. Als blähungsmildernd haben sich nicht nur Kümmel
und Fenchel bewährt, sondern auch Ingwer, Koriander, Majoran,
Liebstöckel, Thymian, Rosmarin und sogar Senf. Auch ausreichendes
Kochen macht Hülsenfrüchte bekömmlicher, denn hier werden wie bei
der Keimung die verantwortlichen Inhaltsstoffe zumindest teilweise
reduziert. Übrigens können Linsenkeimlinge im Gegensatz zu den
Sprossen anderer Hülsenfrüchte frisch verzehrt werden.