6.

CORONET, CORELLIA


Nur mit Unterhose und einem blauen Unterhemd bekleidet -Letzteres trug das Symbol der ursprünglichen Rebellenallianz, das von Schwarz mittlerweile zu Grau verblasst war - ging Wedge Antilles zur Vordertür seiner Quartiere und aktivierte die Sicherheitstafel an der Wand daneben. Der Bildschirm erwachte flackernd zum Leben und zeigte einen Mann und eine Frau, die draußen auf dem Flur standen. Beide waren jung, Mitte zwanzig, und trotz des Umstands, dass sie die grauen Overalls und Übermäntel trugen, die auf Corellia eine Art anonymer Straßenbekleidung darstellten, brandmarkten ihr Haarschnitt - militärisch kurz statt ein bisschen struppig -sowie etwas Unbestimmbares an ihrer Körpersprache und ihren Gesichtsausdrücken sie als Außergalaktische.

Es hätte ihnen nicht möglich sein sollen, die Vordertür zu Wedges Quartieren zu erreichen, ohne dass er davon etwas mitbekam. In dem Gebäude, in dem sich seine Wohnstatt befand, lebten Militärs im Ruhestand, so wie er einer war. Vor ihrer Pension hatten einige in der Neuen Republik Dienst getan, andere bei CorSic - der Corellianischen Sicherheit -, ein paar bei anderen corellianischen Streitkräften. Die Sicherheitsmaßnahmen an sämtlichen Eingängen zu dem Gebäudekomplex waren sehr umfassend; wenn die beiden also hier waren, ohne dass die Sicherheitsvorkehrungen sie aufgehalten hatten, konnte das nur bedeuten, dass ein anderer Bewohner sie reingelassen hatte.

Wedge zuckte mit den Schultern. Die

Sicherheitsmaßnahmen des Komplexes waren im Hinblick darauf entworfen, gewöhnliches Volk vom Innern ihres Gebäudes fernzuhalten, nicht, um Agenten mit Beziehungen daran zu hindern hineinzugelangen.

Er warf einen Blick über die Schlüter, Seine Frau Iella stand im Türrahmen zu ihrem Schlafzimmer. Sie trug einen schlichten weißen Morgenrock, und ihr Haar - normalerweise eine wellige graubraune Kaskade - war ein zerzaustes Durcheinander, inklusive eines beinahe senkrecht in die Höhe ragenden Büschels. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, als sie gähnte; in der anderen hielt sie eine große Blasterpistole. Als sie zu Ende gegähnt hatte, warf sie ihm einen fragenden Blick zu, eine Augenbraue hochgezogen.

Er zuckte erneut mit den Schultern, dann wandte er sich wieder zur Tür um und aktivierte die Außenlautsprecher. »Was gibt's?«

Die Besucherin, eine durchaus muskulöse blonde Frau, die aussah, als wäre sie mindestens so groß wie Wedge - nicht dass das sonderlich ungewöhnlich gewesen wäre, da Wedge ein bisschen kleiner war als der durchschnittliche Menschenmann -, sagte: »General Wedge Antilles?«

»Der ist umgezogen«, behauptete Wedge. »Ich glaube, er ist drüben im Z-Block. Allerdings hat er seine vollkommen verdreckten Teppiche hier gelassen.«

Das war natürlich ein Test. Wenn die Besucher Verwirrung zeigten oder den Rückzug antraten, dann waren es bloß Bewunderer oder die Kinder von Kollegen, Leute, die auch während des Tages und über die üblichen Kanäle Kontakt zu ihm aufnehmen konnten. Taten sie das nicht.

Sie taten es nicht. Der Besucher, ein breitschultriger, dunkelhaariger Mann, der aussah, als hätte er seine militärische Einheit als Ringchampion repräsentiert, lächelte bloß. Die Frau fuhr fort: »Es tut mir leid, dass wir so spät noch stören. General, aber wir müssen wirklich mit Ihnen reden.«

Wedge schaltete die Wohnzimmerbeleuchtung ein und blickte erneut über die Schulter zurück. Die Tür stand offen, aber Iella befand sich nicht mehr in seinem Blickfeld. Sie würde sich in der Dunkelheit verborgen halten, in etwas weit weniger Augenfälliges als den weißen Morgenrock gehüllt, den Blaster in der Hand - nur für den Fall.

Wedge legte einen weiteren Schalter an der Sicherheitskontrolltafel um. Daraufhin war die Tür. die in den Nebenflur führte, verriegelt; das würde verhindern, dass Wedges und Iellas jüngste Tochter Myri ins Wohnzimmer gewandert kam, wenn sie aufwachte. Myri, ein intelligentes und eigensinniges Mädchen, hatte die neugierige Natur ihrer Mutter geerbt; es war durchaus möglich, dass sie versuchen würde, eine spätnächtliche Unterhaltung zu belauschen, wenn sie wusste, dass gerade eine ablief.

Schließlich drückte Wedge den Schalter zum Öffnen der Vordertür. die nach unten und außer Sicht glitt, um den beiden Besucher den Weg freizugeben.

Die beiden nahmen Haltung an. eine normale Habacht-Höflichkeitsgeste gegenüber einem pensionierten General, aber sie konnten nicht verhindern, dass ein zweifelnder Ausdruck in ihre Gesichter trat. Er war sich darüber im Klaren, dass sie einen dürren, grau werdenden Mann mit knorrigen Knien vor sich hatten, einen Mann, der ein Unterhemd mit sentimentalem Wert trug, das älter war als sie beide. Es war ein Anblick, der sich mit seinem Ruf nicht so ohne Weiteres unter einen Hut bringen ließ.

Wedge hielt sämtlichen Verdruss aus seiner Stimme fern.

»Kommen Sie rein.«

»Vielen Dank«, sagte die Frau, und die beiden traten ein. Sobald sie über die Schwelle waren, betätigte Wedge den Türschalter, und die Tür schleifte über den Hemdstoff des Mannes, als sie wieder nach oben an ihren Platz glitt.

»Ich muss mich dafür entschuldigen. Sie geweckt zu haben«, sagte die Frau. »Ich bin Captain Barthis von der Geheimdienstsektion. Das ist mein Partner, Leutnant Titch.«

»Identifikation?«, sagte Wedge.

Beide griffen in die Innentaschen ihrer Mäntel. Wedge zwang sich, sich nicht zu verkrampfen. Doch als ihre Hände wieder zum Vorschein kamen, hielten sie Identi-Cards. Wedge streckte eine Hand aus - nicht, um die Ausweise entgegenzunehmen, die die beiden den Vorschriften zufolge auf gar keinen Fall hergegeben hätten, sondern damit von der Sicherheitstafel aus ein grünes Scannlicht auf seine Handfläche fiel.

Captain Barthis schwenkte ihre Karte über seine Hand, und Leutnant Titch folgte ihrem Beispiel. Wedges computergesteuerte Sicherheitsausrüstung würde die Informationen auf ihren Karten verarbeiten und sie mit den Datensätzen von Corellia sowie ein paar anderen Datenbanken vergleichen, auf die Wedge eigentlich überhaupt keinen Zugriff hätte haben sollen.

Er winkte die Besucher zu den cremefarbenen Plüschsitzmöbeln in einer Ecke des Raums. »Setzen Sie sich.«

Captain Barthis schenkte ihm ein knappes Kopfschütteln. »Um ehrlich zu sein, wir haben gerade stundenlang gesessen, in einer Raumfähre und.«

»Natürlich.« Wedge wartete.

»Die Galaktische Allianz braucht Ihre Hilfe, General«, sagte

die Frau.

Wedge ließ ein leises Schnauben hören. »Captain, in der Galaktischen Allianz wimmelt es nur so vor Offizieren, die nach dem Yuuzhan-Vong-Krieg dazu genötigt wurden, sich zur Ruhe zu setzen, aus dem einfachen Grunde, dass eine Streitmacht in Friedenszeiten nicht so viele davon braucht. Einige dieser Leute sind überaus brillant, und im Gegensatz zu mir sind sie begierig darauf, wieder in eine Uniform zu schlüpfen. Was mich betrifft, ziehe ich es vor, den ganzen Tag lang in bequemen Klamotten herumzusitzen, meiner Frau all die Zeit zu widmen, die ich ihr während meiner Laufbahn beim Militär nicht widmen konnte, und meine Memoiren fertigzustellen. Sie suchen hier nach dem falschen Mann.«

»Nein. Sir.« Captain Barthis schüttelte in nachdrücklichem Widerspruch den Kopf. »Die CA braucht Sie und Ihre ganz persönliche Unterstützung.«

Dann ergriff der männliche Besucher das Wort, und seine Stimme war weicher, als Wedge vermutet hätte. »Es hat etwas mit den Ereignissen von vor fast dreißig Jahren, als Ihr Geschwader die Befreiung Coruscants von den imperialen Streifkräften vorbereitete.«

»Ich verstehe. Und es handelt sich um etwas, das meine Anwesenheit erfordert statt eines einfachen Holokomm-Anrufs.«

»Ja, Sir«, sagte Captain Barthis.

»Und dass Sie mitten in der Nacht hier auftauchen, bedeutet, dass Sie mich mitten in der Nacht brauchen.«

Captain Barthis nickte, und ihr Gesichtsausdruck drückte Bedauern aus.

Wedge legte einen Schalter an der Kontrolltafel neben der Tür um. und der Haupteingang öffnete sich erneut. »Warten

Sie in der Lobby des Gebäudes auf mich. Ich bin gleich unten.«

Die beiden warfen einander einen flüchtigen Blick zu, dann sagte Barthis: »Wir würden es vorziehen, hier zu bleiben, Sir.«

Wedge schenkte ihr ein frostiges Lächeln. »Möchten Sie womöglich auch noch eine Holokam-Aufzeichnung davon machen, wie ich mich von meiner Familie verabschiede? Oder vielleicht wollen Sie meine Tochter ja auch an meiner Stelle umarmen.«

Barthis räusperte sich, überlegte es sich anders und trat in den Korridor hinaus, Titch folgte* ihr. und Wedge schloss die Tür hinter ihnen.

Iella tauchte wieder im Türrahmen zum Schlafzimmer auf. Nun trug sie einen grünschwarzen Wickelrock. Sie sah verärgert aus. »Was wollen die. worum sie dich nicht auch schon Jahrzehnte zuvor hätten bitten können?«

Wedge zuckte mit den Schultern. »Ruhestand ist ein so ungenaues Wort. Wurden sie überprüft?«

Iella nickte. »Sie sind sauber. Tatsächlich habe ich ein Jahr mit Bathis' Vater zusammengearbeitet. Die Familie stammt von Corellia.« Sie trat vor. um ihre Arme um Wedges Hals zu schlingen. »Manchmal wünschte ich. du hättest deinen Job damals ein bisschen weiger gut erledigt, damit sie nicht jedes Mal zu dir kommen, sobald sie feststellt, dass sie vergessen haben, wie man einen X-Flügler-Angriff koordiniert.«

Wedge legte seine Arme um ihre Hüfte und zog sie an sich. »Und wegen wem sind sie das letzte Mal gekommen? Eine Stunde vor der Morgendämmerung, um den Korridor nach Abhörgeräten abzusuchen, bevor sie auch nur an der Tür geklingelt haben?«

»Nun, wegen mir.« Während ihrer beruflichen Laufbahn hatte Iella als Sicherheitsoffizierin gearbeitet, erst für CorSic und dann für den Geheimdienst der Neuen Republik.

Wedge küsste sie. »Weck Myri auf. damit ich ihr auf Wiedersehen sagen kann. Ich schnapp mir meine Reisetasche und zieh mich an.«

Sie griff an ihm vorbei, um den Flur zu entriegeln, dann wandte sie sich der dort befindlichen Tür zu. Ohne zurückzuschauen sagte sie: »Titch gefällt mir nicht.«

»Ja.« Er wusste, was sie meinte: Titch war die Art Geheimdienstoffizier, die man losschickte, um dafür zu sorgen, dass die Person, die man abholen und irgendwo hinschaffen sollte, keinen Arger machte. Das führte zu der Frage: War Titch wirklich Barthis' regulärer Partner, oder hatte man ihn hinzugezogen, weil irgendjemand davon ausging, dass Wedge Schwierigkeiten machen würde?

CORUSCANT


Han und Leia drängten sich dicht aneinander, Seite an Seite, sodass die Holokam auf dem Computerterminal vor ihnen sie beide einfangen konnte. »Luke«, sagte Han.

Die Lampen des Terminals flackerten, und nach ein paar Sekunden tauchte das Gesicht von Luke Skywalker auf dem Computerbildschirm auf. Er trug einen schwarzen Bademantel mit gezackten Zierstreifen in gedämpftem Grau, und hinter ihm befand sich eine anonyme weiße Wand. Er schien überrascht, als er die Anrufer sah. »Hallo.«

»Wir haben uns gefragt«, sagte Leia, »ob ihr in nächster Zeit irgendwelche X-Flügler-Manöver plant.« Ihr Tonfall war unbeschwert und gesprächig.

Einen flüchtigen Moment lang wirkte Luke erstaunt, doch dann verzogen sich seine Züge zu einem amüsierten Grinsen.

»Warum fragst du?«

»Nun, wir haben vor, Urlaub zu machen«, sagte Han. »Mit dem Falken. Ein bisschen durch die Gegend flitzen, alte Freunde treffen. Ich, Leia, Goldlöckchen, die Noghri... Verstehst du, worauf ich hinauswill, gesprächstechnisch?«

Lukes Grinsen wurde breiter. »Ich glaube, schon.«

»Leia und ich können uns unterhalten. Die Noghri halten einander schon auf Trab. Aber wenn C-Dreipeo nicht mit Erzwo-Dezwo reden kann, wird er mit uns reden.« Han tat so, als würde er sich den Lauf eines Blasters an die Schläfe setzen und den Abzug drücken. »Rette mich, Luke Skywalker, du bist meine letzte Hoffnung.«

Noch immer gut gelaunt, schüttelte Luke den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte euch helfen. Aber Mara und ich sind drauf und dran, eine kurze Trainingsexkursion mit einem Haufen Jedi-Ritter zu unternehmen, die unbedingt lernen wollen, ihre Macht-basierten Fähigkeiten ihrem Können als X-Flügler-Piloten anzupassen. Mit anderen Worten, ich bin mit Erzwo schon so gut wie unterwegs.«

»Uh.« Han bedachte seinem Schwager mit einem unglücklichen Blick. »Nun, dann ist das eben so. Verdamme mich ruhig dazu. Tag für Tag dieser schnatternden Unterwürfigkeit zu lauschen.«

»Nette Wortwahl«, sagte Luke. »Übrigens, wo wollt ihr eigentlich Urlaub machen?«

Leia zuckte mit den Schultern. »Wir sind uns noch nicht sicher. Vielleicht besuchen wir Lando und Tendra und lassen uns ihre neue Fertigungsanlage zeigen. Aber sag ihnen noch nichts davon, da wir sie gegebenenfalls damit überraschen wollen. Wir denken intensiv über eine Reise durch das Alderaan-System nach, um anschließend entlang der

Perlemain-Handelsroute ein wenig Planetenhopping zu betreiben.«

»Exzessives Shopping«, konkretisierte Han, und sein Tonfall suggerierte, dass dieses Schicksal dem Tod nur um eine Winzigkeit vorzuziehen war.

»Ah, gut. Viel Spaß. Und tut mir leid, dass ich euch nicht wegen Erzwo helfen konnte.«

»So ist das manchmal«, sagte Han.

Das freundliche Lächeln verweilte noch auf seinem Gesicht, nachdem Luke nach vorn gegriffen hatte, um die Kommverbindung zu unterbrechen. Dann aber sackte Han wie besiegt in seinem Sessel zusammen. »Er steckt da mit drin.«

»Das wissen wir nicht mit Sicherheit.«

»Versuch nicht, mich auf den Arm zu nehmen, Leia. Er hat drinnen einen Bademantel getragen. Entweder kam er gerade aus der Dusche - und wie dir mit Sicherheit auch aufgefallen ist, war sein Haar trocken -. oder er hat ihn sich übergeworfen, um etwas damit zu bedecken, das er darunter trug, wie beispielsweise einen Pilotenanzug. Hast du die Wand hinter ihm gesehen? Weiß, gewölbt. Eine Wand auf einem Raumschiff. Er ist bereits unterwegs.«

Leia nickte widerwillig. »Vermutlich.«

»Er ist auf ihrer Seite.«

»Als Meister des Jedi-Ordens hat er geschworen, die Galaktische Allianz zu unterstützen.« Eine gewisse Strenge schlich sich in Leias Stimme. »Und tu nicht so. als wäre das hier eine einfache Situation, bei der alle, die auf einer Seite stehen, klug und vernünftig sind, und alle auf der anderen Seite nicht. Es ist wesentlich komplizierter. Für mich ist es wesentlich komplizierter.«

Han streckte die Arme aus. um sie einen Moment lang festzuhalten. »Ja. Es tut mir leid. Es ist nur. Es ist nur, als hätte er mir von hinten eins übergebraten, als ich am wenigsten damit gerechnet habe.« Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, nahm einen tiefen Atemzug. »In Ordnung. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.«

Auf dem vordersten Passagiersitz setzte sich Wedge verwundert auf, als seine Raumfährte zur Landung ansetzte und ein vertraut aussehender corellianischer YT-1300 an seinem Sichtfenster vorbeischoss, mit Kurs auf den Himmel. »Das war der Millennium Falke.«

»Wenn Sie's sagen, Sir.« Captain Barthis. die im Gang zwischen den Sitzen stand, schaute zweifelnd drein. »Allerdings fliegen von diesen alten corellianischen Frachtraumern immer noch Tausende herum.«

»Oh, das war definitiv der Falke. Ich bin bestens mit der Form dieses Schiffs vertraut. Und seinen Roststellen. Einmal musste ich sie auf einem Köderschiff nachahmen - ist schon Jahrzehnte her. Ganz gleich, was Han auch anstellt, ob er die Außenhülle anstreicht oder sie aufmotzt, nach ein paar Monaten oder Jahren kommen die Rostflecken immer wieder durch.«

Barthis neigte den Kopf, eine Was-immer-Sie-sagen-Geste, die Wedges Meinung nach keinen Zweifel daran ließ, dass sie sich über ihn lustig machte, dann wandte sie sich wieder ihrem Datenpad zu.

Eine halbe Stunde später betraten sie beide zusammen mit Titch und einem Gepäckträger-Droiden jene Regierungseinrichtung, die laut Barthas zumindest für die nächsten paar Tage Wedges Heim sein würde. Die Anlage befand sich tief im Innern eines pyramidenartigen grauen

Gebäudes am Rande dessen, was einst der imperiale Regierungsdistrikt gewesen war. Der dunkle Korridor führte von den Turbolifts zu einer Art Vorzimmer, das in Reihen von Überwachungsstationen aufgeteilt war. Die meisten der Stationen waren unbesetzt, die Bildschirme ausgeschaltet, aber Wedge konnte zwei ausmachen, die aktiv waren. Beide zeigten Holokam-Bilder großer Räume mit schlafsaalartigen Wohnparzellen am einen und Bürogeräten am anderen Ende.

Barthis führte Wedge und die anderen zu einer Tür, die nach oben glitt. Als sie eintraten, erwachten die Lampen an der Decke flackernd zum Leben und beleuchteten eine Kammer, die große Ähnlichkeit mit denen aufwies, die auf dem Monitor zu sehen waren: Der Tür am nächsten befanden sich vier einander gegenüberstehende Schreibtische, beladen mit Computergeräten, im hinteren Teil des Raumes standen vier Etagenbetten und überdimensionale Ausrüstungsspinde, und außerdem sah Wedge eine Tür, die, wie er annahm, in einen Waschraum führte.

Der Gepäckträger-Droide kam herein, um Wedges Taschen auf das nächstbeste Etagenbett fallen zu lassen. Barthis und Titch blieben dicht bei der Tür. »Ein bisschen schlicht«, gab Barthis zu. »Ich entschuldige mich dafür.«

»Verglichen mit einigen der Quartiere, in denen man mich schon untergebracht hat. ist das hier geradezu luxuriös.« Wedges Blick schweifte über die Computerausrüstimg, wobei ihm die Markennamen und die Gehäuseformen auffielen. »Diese Terminals müssen dreißig Jahre alt sein.«

Barthis nickte. »Fast. Der Geheimdienst hat diese Einrichtung unmittelbar, nachdem die Neue Republik Coruscant erobert und Ysanne Isard ins Exil getrieben hat, akquiriert. Die Ausrüstung ist noch von damals, aber sie wurde

gewartet und auf den neuesten Stand gebracht.«

»Wozu dient diese Einrichtung?«

»Früher war es das, was wir einen Schnellkocher nennen«, sagte Titch. »Hier wurden in Krisenzeiten Teams aus zivilen Programmierern, Technikern und Fachleuten in kombinierten Wohn- und Arbeitsquartieren einquartiert. Leute von der Art. die ohnehin sechzehn, zwanzig Stunden am Tag arbeiten. Für sie ist es praktischer, gemeinsam irgendwo untergebracht zu sein, um Ideen auszutauschen, sich gegenseitig bei der Stange zu halten und so weiter, statt in separaten Büros zu sitzen, mit Wohnquartieren, die Minuten oder gar Stunden Anflugzeit entfernt sind.«

»Aha.« Wedge schnappte sich den Bürostuhl vom nächsten Schreibtisch, schwang ihn herum und setzte sich. »Also - auf Corellia wollten Sie mir nicht sagen, was es mit alldem auf sich hat, und während des Shuttleflugs auch nicht - vielleicht könnten Sie mich jetzt, im Herzen Ihrer eigenen gesicherten Einrichtung, endlich darüber aufklären, was das alles soll. Was soll ich hier eigentlich machen?«

Barthis und Titch tauschten einen Blick. Ihre Gesichter blieben ausdruckslos, aber Wedge deutete es als einen Losgeht's - Blickwechsel.

Barthis wandte sich wieder Wedge zu. »Einfach. ahm, warten, General.«

Wedge blinzelte. »Auf Befehle warten?«

»Nein.« Barthis schaute bedauernd drein und bedeutete dem Gepäckträger-Droiden mit einem Wink, die Kammer zu verlassen, was er auch tat. Wedge fiel auf, dass Titch trotz seiner entspannt wirkenden Haltung bereit war. jederzeit aktiv zu werden; er hatte sich so im Türrahmen postiert, dass er den Blaster an seiner Hüfte ziehen und feuern konnte, ohne Barthis

zu gefährden.

»Nein«, wiederholte Barthis und fuhr fort: »Sie bekommen keine Befehle. Unsere Anweisungen lauten, es Ihnen während Ihres Aufenthalts hier so angenehm wie möglich zu machen.«

Wedge ließ nicht zu, dass sich die Besorgnis, die in ihm aufsteigen wollte, auf seinem Gesicht zeigte. »Die Dauer meines Aufenthalts?«

Barthis zuckte die Schultern. »Unbekannt.«

»Sein Zweck?«

»Kann ich nicht sagen.«

Wedge schloss die Augen und gestattete sich ein langsames, leises Seufzen. Dann sah er die beiden wieder an. »Wissen Sie, ich habe Nein gesagt.«

Sie schauten verwirrt drein.

»Als Offiziere vom corellianischen Militär zu mir kamen und sagten: >Es könnte Ärger zwischen uns und der GA geben<. da habe ich gesagt: >Tut mir leid, Kameraden, ich bin im Ruhestand. Wenn ihr Ratschläge braucht, die so hilfreich sind wie meine - und noch dazu wesentlich aktueller -, dann wendet euch an andere corellianische Offiziere! Also haben sie mich in Ruhe gelassen. Warum haben Sie das nicht auch getan?«

Barthis öffnete den Mund, dann wurde ihr offenbar klar, dass sie Wedge darauf keine Antwort geben konnte, ohne so irgendwie ihre Befehle zu kompromittieren, und schloss ihn wieder.

»Denn, wissen Sie.« Und diesmal gelang es Wedge nicht ganz zu verhindern, dass sich sein Kummer in Form einer Heiserkeit, die er nicht zu kontrollieren vermochte, in seiner Stimme niederschlug. »Wissen Sie. auf diese Weise wäre ich bei meiner Familie gewesen, wenn irgendwas passiert. Und jetzt hat irgendwer, irgendwo am Ende der GA-Befehlskette beschlossen, dass ich bei dem. was passieren wird, aus dem Weg sein soll - und hat mich deshalb von meiner Familie getrennt.« Er fixierte Barthis und Titch mit seinem starren Blick.

Barthis schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte sie - kein Eingeständnis dafür, dass sie oder ihr Team das taten, was Wedge mutmaßte, aber sie klang aufrichtig. Sie wandte sich ab und trat weg in das Vorzimmer.

Titch schien ungerührt. »Wann immer Sie sich dieser Tür nähern, wenn sie offen ist. wird sie sich schließen«, sagte er. »Das heißt, es bringt Ihnen nichts, unversehens auf die Tür zuzustürmen, wenn wir Ihnen Essen oder Trinken bringen. Abgesehen davon muss ich Sie töten, wenn Sie irgendeinen Versuch unternehmen zu fliehen.« Er tätschelte die Blasterpistole an seiner Seite. »Man kann dieses Modell auf Betäuben oder Laserfeuer stellen. Ich lasse es immer auf Laserfeuer.« Er nickte, als wäre er davon überzeugt, die Ernsthaftigkeit dieser Geste würde Wedge beeindrucken.

Dann blickte er seiner Partnerin nach, offenbar um sicherzustellen, dass sie sich nicht in Hörweite befand. Er drehte sich wieder zu Wedge um. »Eins noch«, sagte er. »Ich bin es leid, mir die Prahlereien der Rebellenallianz-Generation darüber anzuhören, wie sie das Imperium in den Boden gestampft haben, und dann ihr Gejammere darüber, dass die Galaxis ihnen ein Leben schuldet oder besondere Gefälligkeiten. Das Imperium hätte den Yuuzhan Vong in den Arsch getreten, und wenn ihr nicht >gewonnen< hättet, hätte ich nicht nahezu jeden verloren, den ich kannte, als ich ein Kind war. Nun, die da oben scheinen zu denken, dass sie Ihnen eine gewisse Würde schuldig sind, und deshalb sind Sie hier.

Essen Sie Ihre Mahlzeiten, wenden Sie sich ein paar leisen Beschäftigungen zu. halten Sie die Klappe, und wenn das ganze Theater vorbei ist, können Sie nach Hause fliegen und Ihre selbstgefälligen Memoiren darüber beenden, wie Sie im Alleingang ein halbes Dutzend Kriege gewonnen haben. So läuft die Sache. Kapiert?«

Wedge musterte ihn. »Wenn Sie ein bisschen klüger wären, hätte ich Ihnen möglicherweise ein Stückchen Ihrer Karriere gelassen, sobald ich hier raus bin. Aber das werde ich nicht. Stellen Sie sich schon mal darauf ein. dass Sie für den Rest Ihres Lebens Latrinen schrubben werden.«

Titch schnaubte unbeeindruckt. Mit dem Rücken voran trat er über die Schwelle, und die Tür glitt zu.