26.
Es war wie eine Wiederholung ihrer ersten Konferenz einige Tage zuvor, mit Cal Omas, Admiral Pellaeon und Admiralin Niathal, die dieselben Plätze am Konferenztisch einnahmen wie seinerzeit, als Luke in die Kammer eskortiert wurde. Sie und ihre Adjutanten schauten auf, als der Jedi-Meister eintrat, und noch bevor er selbst sich setzen konnte, sagte Omas: »Also, es scheint, als hättet Ihr gute Neuigkeiten für uns.«
Luke schaute verwirrt drein. »Was verleitet Euch zu dieser Annahme? Wenn ich fragen darf.«
»Euer Gesichtsausdruck«, sagte Omas. »Ihr lächelt. In diesen Zeiten ist das Lächeln eines Jedis ein hoffnungsvolles Signal.«
»Oh.« Luke ließ seine Züge einen ernsthafteren Ausdruck annehmen, »Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte Euch nicht in die Irre führen. Ich habe bloß gerade einige gute Neuigkeiten über meinen Jungen erfahren - Ben. Gerade vor einigen Stunden ist es ihm gelungen, auf Lorrd eine Reihe von Leben zu retten.«
Niathal nickte. Ihre vorstehenden Augen waren überraschend versiert darin, kühlen Missmut auszudrücken. »Bewundernswert. Ich bin sicher, er wird zu einem großartigen Jedi-Ritter heranwachsen - in vielen, vielen Jahren, wenn diese neue corellianische Krise hinter uns liegt. Im Moment jedoch.«
»Im Moment«, unterbrach Pellaeon, »könnten wir einige allgemeingültigere, hoffnungsvolle Signale von einem Jedi gebrauchen.«
»Was das >hoffnungsvoll< angeht, bin ich mir nicht sicher«, sagte Luke. »Aber vielleicht ist es ein hilfreiches Signal. Wie Sie vermutlich dem Bericht entnommen haben, den ich Ihnen zukommen ließ, besteht kaum Zweifel daran, dass Thrackan Sal-Solo die Konferenz auf der Toryaz-Station sabotiert hat -oder zumindest hat er durch seine Untätigkeit zugelassen, dass sie sabotiert wurde.«
Omas' Mund verzog sich nach unten. »Unglücklicherweise ist der Unterschied zwischen diesen beiden Verhaltensweisen der zwischen der schwerwiegendsten Art von Verbrechen und gar keinem.«
»Gar keinem?« Luke sah entsetzt aus. »Ihr macht Scherze.«
»Nein.« In diesem Moment sah Omas wie ein Mann aus. der immun gegen Humor war. »Angenommen, er hat nicht für jene Informationen bezahlt, die ihm in der Botschaft angeboten wurden, die er erhalten hat - wie wollt Ihr beweisen, dass er die Botschaft dann überhaupt ernst genommen hat? Dass sie ihm glaubwürdig erschien? Denn er kann immer behaupten, dass für ihn das Ganze gar nicht glaubhaft gewesen ist, dass er dachte, die Mitteilung stammte von irgendeinem Spinner, und er aus diesem Grund keinerlei Handlungsbedarf sah, in welche Richtung diese Handlung dann auch immer gegangen wäre.«
Luke schüttelte den Kopf, nicht erfreut darüber, dass ihm eine derart belanglose Hürde einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte. »Dennoch, wenn ein Einsatzteam in der Lage wäre, ihn gefangen zu nehmen und ihn nach Coruscant zu bringen, könnte sich ein Strafprozess, der von der Annahme ausgeht, dass er diese Informationen gekauft hat. über Monate hinziehen. Oder länger. Und Sal-Solo während dieser ganzen Zeit außer Gefecht setzen. Und das wäre ein Segen für den Friedensprozess.«
Die anderen tauschten Blicke. »Das«, sagte Niathal. »ist ein wesentlich pragmatischerer Vorschlag, als ich von einem Jedi erwartet hätte. Mir gefällt er.«
Luke lehnte sich zurück, »Jedis gehören zu den pragmatischsten Lebewesen in der gesamten Galaxis. Wir tendieren dazu, von der Annahme auszugehen, dass es besser ist, Dinge zu erledigen, als alle Feinheiten zu beratschlagen. Beispielsweise sind wir der Ansicht, dass Gerechtigkeit eine weit größere Tragweite hat als das Gesetz. Selbst die Justiz wird häufig überbewertet. Manchmal verhindern ihre langsam mahlenden Mühlen, dass jemand seiner gerechten Strafe zugeführt wird.«
»Wir werden uns über Eure Empfehlung beratschlagen«, sagte Omas. »Aber wir müssen das Ganze im Lichte des Präzedenzfalls betrachten, den wir damit schaffen. Wenn wir einen Planetenherrscher entführen, selbst wenn es ein VizeHerrscher ist, der theoretisch nach wie vor unserer eigenen Regierungsstruktur angehört, und ungeachtet unseres offenkundigen Rechts, einen verdächtigen Verbrecher in Haft zu nehmen, um ihm den Prozess zu machen, schaffen wir damit einen pragmatischen Präzedenzfall für die Entführung von Herrschenden innerhalb der Galaktischen Allianz. Faktisch könnte ich damit die Bühne für meine eigene potentielle Entführung bereiten.«
»Womöglich hätten wir hierfür den Segen - und wenn auch nur den inoffiziellen Segen - von Sal-Solos größtem Rivalen«, sagte Luke. »Meine Schwester hat mir von einem heimlichen Treffen mit Premierminister Denjax Teppler berichtet, und die unterschwellige Botschaft dieses Treffens war offensichtlich Tepplers Sorge, dass er nur so lange am Leben bleiben wird -und zwar sowohl politisch als auch wortwörtlich -, wie Sal-Solo
ihn als nützlich betrachtet.«
Pellaeon schnaubte, seine Miene wirkte amüsiert, aber verächtlich. »Genau das liebe ich an Politik«, sagte er. »Wir und eine corellianische Regierungsmarionette müssen uns womöglich miteinander verschwören, um einen Politiker aus dem Weg zu räumen, der für uns beide ein Hemmnis ist, bevor wir im Friedensprozess weiterkommen. Was hat das für einen Sinn?«
Luke breitete die Hände aus, die Handflächen nach oben. »Ich kann der Politik ohnehin nicht immer Sinn abgewinnen. Mal sehen. Ich habe die letzten minderjährigen Jedi-Schüler von Corellia ausfliegen lassen, um sie als potentielle Ziele für Vergeltungsmaßnahmen aus der Gefahrenzone zu schaffen. Mara ist von Coronet entkommen, mit Informationen über corellianische Regierungsoffiziere in mittleren Positionen, die Sie möglicherweise als Druckmittel gegen sie benutzen können. Mein Bericht beinhaltete zudem Einschätzungen von vielen Jedi überall in der Galaxis, die allesamt auf eine Zunahme der Unterstützung für die Position Corellias in bestimmten Planetensystemen hindeuten. Das ist im Großen und Ganzen das, was ich zu berichten habe.«
Pellaeon nickte, sein Verhalten war forsch. »Habt Ihr die Absicht, auf Coruscant zu bleiben, oder wollt Ihr nach Corellia zurückkehren und wieder das Kommando über Euer Geschwader übernehmen?«
»Ich hatte vor, nach Tralus zurückzukehren.«
»Wir würden es begrüßen, wenn Ihr noch einige Tage hier bleiben würdet, bis wir uns klarer darüber sind, auf welche Weise uns die Jedi bei der Bewältigung dieser Krise am nützlichsten sein könnten.«
Luke nickte. »Wie Ihr wünscht.«
»Und das mit Eurem Jungen tut mir leid.«
Lukes Augenbrauen glitten in die Höhe. »Leid?«
»Damit meine ich nicht seine Leistung. Ich meine, dass er überhaupt in all das involviert ist.« Pellaeon schenkte Luke ein schiefes Lächeln. »Die Jungen durchleben Kriege, und die Erfahrungen, die sie dabei machen, lässt sie glauben, solche Konflikte zu fürchten. Und dann. Jahre später, ziehen ihre Kinder in den Krieg, und mit einem Mal lernen die Eltern, was es wirklich bedeutet, Angst zu haben.«
»Wohl wahr«, sagte Luke, der Pellaeons Worte als Hinweis deutete, gehen zu dürfen, und erhob sich. »Und ich bin froh, dass Ihr nach wie vor in der Lage seid, diese Angst nachzuvollziehen.«
CORELLIANISCHES SYSTEM, ÜBER TRALUS
»Er hängt uns an den Hacken! Er hängt uns an den Hacken!«
Syal Antilles reagierte nicht auf den melodischen, trillernden Ruf des sullustanischen Bordschützen. Sie drückte den Steuerknüppel einfach abrupt nach links.
Der Raumjäger der Aleph-Klasse drehte nicht nach Backbord ab. Stattdessen gab es einen Ruck an der Seite des Raumjägers, als alle Schubdüsen entlang der Steuerbordhülle Energie abgaben. Der Raumjäger glitt nach Backbord, ohne dass sich die Richtung und die Vorwärtsgeschwindigkeit merklich änderten, Syal drückte die Spitze des Knüppels nach unten, und der Aleph machte erneut einen Satz; diesmal sackte er mehrere Meter ab, als die Düsen oben an der Außenhülle aktiviert wurden.
Von hinten harkte Laserfeuer durch den leeren Raum an der Steuerbordseite des Aleph, dann zog der Beschuss rüber nach
Backbord, jedoch nur. um den Raumjäger erneut zu verfehlen, als er nach unten sackte.
Zueb Zan, der Sullustaner im rechten Cockpitsitz, schaffte es endlich, dass sich das Geschütz auf der Steuerbordseite drehte und nach achtern zeigte. Die grafische Darstellung des X-Flüglers, der den Aleph verfolgte, tanzte kurz in Zuebs Fadenkreuzen. Der Sullustaner feuerte, und rote Drahtgitterabbilder von Lasersalven jagten auf den X-Flügler zu. Auf dem Bildschirm, der Syal und Zueb eine Holokam-Ansicht vom Heck des Alephs zeigte, konnten sie eine LiveÜbertragung der richtigen Laserstrahlen sehen, die den richtigen X-Flügler trafen, doch die Strahlen waren blass, weit unter Kampfstärke, und die Schilde des anderen Jägers hielten ihnen ohne Schwierigkeiten stand.
»Das ist ein bestätigter Abschuss«, berichtete der X-Flügler-Pilot. »Gute Arbeit. Antilles. Zan.«
»Vielen Dank, Sir«, entgegnete Syal mechanisch. Sie begann mit einer raschen Überprüfung ihrer Diagnoseanzeigen, die sie während des Scheingefechts praktisch ignoriert hatte, und stellte keinerlei Beeinträchtigung für die Flugfähigkeit des Alephs fest, abgesehen von einem leichten Energieabfall durch den Einsatz von Schild und Laser.
Der X-Flügler beschleunigte auf eine Art und Weise, wie es dem Aleph niemals möglich wäre, was Syal dazu brachte, sich neidisch auf die Lippen zu beißen, und zog dann rüber zur Steuerbordseite des Aleph. »Kommentare?«, übermittelte der Pilot.
»Ich habe mich noch immer nicht an die Querschubdüsen gewöhnt«, sagte Syal. Sie gab sich alle Mühe zu verhindern, dass sich ein klagender Tonfall in ihre Stimme schlich, obwohl sich zu beklagen genau das war, was sie zu tun beabsichtigte.
»Es ist einfach nicht das Gleiche wie ein Hochgeschwindigkeitsmanöver.«
»Vielleicht nicht«, sagte der X-Flügler-Pilot. »Aber Sie kommen sehr gut damit zurecht. Sie haben dafür gesorgt, dass ich Sie verfehle. Zan?«
Der Sullustaner dachte nach. »Das Steuerbordgeschütz hängt«, sagte er. »Wenn das so bleibt, wird man uns den Hintern wegschießen.«
»Tja. sagen Sie das Ihrem Chefmechaniker.«
Die Lippen des Sullustaners zuckten, ein Ausdruck der Unzufriedenheit. »Ich würde gern wissen, ob die Geschütze bei den anderen Alephs auch hängen. Falls ja, ist das ein schlechtes Zeichen.«
»Ich werde nachfragen. In Ordnung, dieses Manöver ist vorbei. Bringt den Jäger rein.« Der X-Flügler kippte unversehens weg und steuerte wieder auf Tralus zu, wie auch auf die Raumschiffe in der Umlaufbahn des Planeten, einschließlich des Mon-Calamari-Trägers Blue Diver. Syals neuem Zuhause.
Neidisch verfolge Syal, wie der wendigere Kampfjäger manövrierte. In seinem Windschatten begann sie langsam zu drehen. Ihr Aleph-Raumjäger war in der Lage, in der Atmosphäre gewaltige Geschwindigkeiten zu erreichen - die Geschwindigkeit von Eta-5-Abfangjägern -. war jedoch um ein Vielfaches massiver als die Art von Schiff, die zu fliegen sie gewöhnt war, sodass selbst einfache Abdrehmanöver viel länger dauerten. Die seitlichen Schubdüsen, deren Zweck es war, dass man Feindbeschuss ausweichen konnte, reagierten einfach zu plump. Sie schaltete ihre Kommkonsole um, sodass sie nur noch empfangen konnte, und sagte: »Ich hasse das Ding trotzdem immer noch.«
»Ich auch.« Zueb nickte energisch, was die fleischigen Falten seines Gesichts zum Wabbeln brachte.
»Es ist, als würde man einen Frachtspeeder fliegen. Was ich schon gemacht habe.«
»Auf Corellia?«
Syal nickte. »Bloß ein Job. Um Credits für meine Ausbildung zu verdienen.«
»Ihr Vater ist ein berühmter pensionierter General, und Sie mussten für Ihre Ausbildung selbst bezahlen?«
»Eigentlich nicht. Für jeden Credit, den ich in meinen Ausbildungsfonds gesteckt habe, hat er vier dazugegeben. Aber ich musste es mir verdienen. Das ist der Antilles-Weg: es sich nie zu einfach machen.« Auf einem Kurs, um die Blue Diver auf ihrer Umlaufbahn abzufangen, übergab sie die Kontrolle per Knopfdruck an den schwarzgelben R2-Astromech, der sich in der Kuhle hinter ihnen befand, zwischen den Sitzen von Pilot und Bordschütze. »Übrigens, danke.«
»Wofür?«
»Dafür, keine große Sache daraus zu machen, dass ich Corellianerin bin. Oder die Tochter eines berühmten Generals.«
Zueb tat ihre Bemerkungen mit einem Winken ab. »Ich sehe das auf lange Sicht. Sie sind nicht die corellianische Tochter eines berühmten Generals. & ist der Vater einer berühmten Twee-Testpilotin. Warten Sie's nur ab.«
Syal grinste. »Ihre Einstellung gefällt mir.«
Testpilotin. Ihr Vater hatte sich im Laufe der Jahre auch auf diesem Gebiet verdingt, aber wahrscheinlich nicht in einem Schiff wie dem Aleph. Vergleichen mit den X-Flüglern, die ihr Vater so liebte, waren die Raumjäger der Aleph-Klasse fliegende Panzer. Die Alephs waren in den letzten Monaten des Yuuzhan-Vong-Krieges entwickelt worden, vor mehr als einem Jahrzehnt, als ebenbürtiger Gegner für den Coralskipper der Yuuzhan Vong, einen wuchtigen, organischen Ein-Mann-Raumjäger, geschützt durch dicke Schalen und Hohlräume, mobile Singularitäten, die sich vor sich näherndes Laserfeuer oder Raketen schoben und sie vollkommen verschlingen konnten.
Die Alephs verfügten über keine so esoterischen Verteidigungsmechanismen. Stattdessen vertraute man auf ihre dicken Außenhülle und die Schilde, die von diesen überbauten Generatoren mit Energie versorgt wurden. Zu den Waffen gehörten zwei Geschütze, eins auf jeder Seite des ballförmigen Cockpits, jedes ausgestattet mit Vierlingslasern, die man entkoppeln konnte, was ein unvorhersehbares Sperrfeuermuster erlaubte, eine Möglichkeit, um diese Coralskipper-Singularitäten aus dem Konzept zu bringen. Vorn saßen die Raketenrohre, eines für Erschütterungsraketen und eines für Protonentorpedos. Alles in allem konnten die Alephs gewaltig austeilen - wobei gewaltig das Schlagwort für vieles war, was mit der Leistung des Schiffs zusammenhing.
Doch - und bei diesem Gedanken zuckte Syal zusammen -die Alephs sahen verdammt dämlich aus. Sie hatten ballförmige Cockpits, die an die Cockpits von TIE-Jäger erinnerten, nur dass diese hier größer waren, mit runden Transparistahlsichtfenstern vor den Sitzen des Piloten und des Bordschützen. Dahinter waren zwei Triebwerkstrommel, die schmaler wurden, je weiter sie vom Cockpit weg waren. Mit den Geschützen zu beiden Seiten der Kanzel hatte der Aleph größte Ähnlichkeit mit dem Kopf eines gigantischen Twi'lek, der seine Kopftentakel nach hinten geworfen hatte und plumpe Ohrenschützer trug. Kein Wunder also, dass die Aleph-
Testpiloten und so ziemlich jeder andere, der sie sah, die Schiffe als Twees bezeichnete.
Allerdings war es immer noch besser, die Twees zu fliegen, als Müllkähne, Rettungsfähren oder Schlepper.
Testpilotin. Syal dachte darüber nach. Sosehr sie in den paar Tagen, die sie die Twees geflogen hatte, auch eine Abneigung gegen sie entwickelt hatte, wurde ihr klar, dass es dieser Raumjäger-Klasse nicht gerecht geworden wäre, wenn sie nicht jede ihrer positiven Eigenschaften ihren GA-Gutachtern demonstrierte. Außerdem wäre dies auch dem Namen der Familie Antilles nicht gerecht geworden. Nun, da sie ihren Namen wieder angenommen hatte, war sie es ihrer Familie schuldig, ihm noch ein bisschen mehr Glanz zu verleihen. Sie musste imstande sein, mit diesem Schiff so anspruchsvolle Flugmanöver durchzuführen, dass zuschauende Piloten sich nur darüber wundern konnten, wie sie das machte.
Sie schaltete ihre Kommkonsole wieder zurück auf Übertragung. »Grau Eins, hier spricht Vier. Over.«
»Sprechen Sie. Vier. Over.«
»Wäre es in Ordnung, wenn ich runter in die Atmosphäre von Tralus gehe, bevor ich zur Diver zurückkehre? Ich würde dieser Maschine gern ein bisschen Dampf machen. Atmosphärengeschwindigkeit und Hitzetests, ein bisschen Kunstflug. Over.«
»Das zeigt doch Initiative. Vier. Erlaubnis erteilt. Over.«
»Danke, und Ende.« Syal schaltete die Kommkonsole wieder auf bloßen Empfang.
Zueb warf ihr einen bekümmerten Blick zu. »Sie wollen mich schwindlig fliegen, nicht wahr?«
»Nur, bis Sie kotzen müssen.«
»In Ordnung.«
Ben kehrte just in dem Moment in Dr. Rothams Büro zurück, als die ältliche Gelehrte ihre erste Einschätzung zum Besten gab. Er trat ein und sah, dass die echten Quasten auf dem Haupttisch ausbreitet lagen und darüber ein Hologramm von ihnen schwebte, auf dem jede Quaste beschriftet war.
Rotham sagte gerade: ».hat es nach ersten Untersuchungen den Anschein, als müssten sie von oben nach unten gelesen werden. Hallo, Ben.«
»Hallo.« Ben ging vor, um hinter Jacens Stuhl stehen zu bleiben. Er blickte zu dem Hologramm empor.
»Also«, fuhr Dr. Rotham fort, »Nummer eins, ganz oben, stammt von Firrere, einem toten Planeten, dessen Bevölkerung über die Galaxis verstreut ist: die Knotentechnik war ursprünglich zur Überlieferung gedacht, und - in einigen abergläubischen Kulturen - um auf magische Weise Namen zu beeinflussen. Die Bedeutung lautet: >Er wird sich neu erschaffen< oder vielleicht >sich einen neuen Namen geben<; diese beiden Auslegungen sind in diesem Kontext identisch.
Die nächste ist die. die ich vorhin für Euch übersetzt habe, von der Bith-Spezies, der Aalagar-Rasse: >Er wird jene vernichten, die Gerechtigkeit ablehnen.<
Die scharlachrot-schwarze Quaste war einfach, da sie der zweiten Aufzeichnungstechnik des Fühlschriftsystems entstammt, die ich gelernt habe - eine Aufzeichnungstechnik, die von den Gefangenen auf Kessel benutzt würd. >Er wird sich für den Weg der Schwäche entscheiden.<«
Obwohl Jacen sich nicht rührte, spürte Ben, wie ihn ein Ruck der Emotion durchzuckte. Nelani musste es ebenfalls gefühlt haben, denn sie warf Jacen einen neugierigen Blick zu, doch er nahm ihn nicht zur Kenntnis, sondern hielt seine Aufmerksamkeit auf Dr. Rotham gerichtet. Die Gelehrte schien von dem Blickwechsel nichts mitbekommen zu haben.
»Die Bedeutung der nächsten Quaste in dieser Reihenfolge kann ich nicht bestimmen, die der giftig aussehenden gelbgrünen. Danach kommt eine sehr knifflige. Die rot-gelbhellgrüne Quaste ist tatsächlich die Darstellung eines Blumenarrangements aus der alten alderaanischen Blumensprache - stellt es Euch als Strauß in einer Vase vor, wobei die roten und gelben Farbkleckse für die Blüten stehen und das Grün die Stängel sein sollen, und Ihr bekommt einen Eindruck davon. Die Bedeutung ist: >Er wird wählen, wie er geliebt werden wird.< Es heißt statt >er< eigentlich >ich<, aber ich nehme mir die Freiheit, anzunehmen, dass hier die dritte Person angewandt wird, wie überall sonst auch.«
»Wo wir gerade davon sprechen«, unterbrach Nelani. »Heißt es definitiv >er< oder könnte es auch durchweg als >sie< gelesen werden?«
Dr. Rotham schüttelte den Kopf. »Das ist nicht bei allen Quasten klar definiert, aber überall, wo dies der Fall ist, heißt es eindeutig >er<. Wo war ich? Oh, ja. Danach kommt eine sehr einfache. Die graubraune stammt von einer noch immer existierenden Coruscanti-Subkultur aus Mittellosen, aus Herumtreibern. die stolz darauf sind, keiner Arbeit nachzugehen und von Diebstahl und Bettelei zu leben. Sie hinterlassen Nachrichten für andere ihrer Art, Symbole an den Wänden von Läden beispielsweise, um zu zeigen, dass der Restaurantbetreiber leichte Beute ist. Diese dreidimensionale Darstellung ihrer Sprache steht für: >Er wird siegen und seine Ketten sprengen.<«
Sie sprach weiter. Ben, zunehmend gelangweilt, begann abzuschweifen und nahm von ihrer Übersetzung nur noch am Rande Notiz: »>Er wird seine Haut abstreifen und eine neue Haut wählen.< - >Er wird aus seiner Deckung hervorkriechen.< - >Er wird zu einer Bruderschaft gehören.< - >Er wird sich ein Tier nehmen<. womit ich nicht meine, dass er irgendeine Kreatur zähmen wird, sondern dass er irgendwie ein Tier erschafft...«
Ben hielt seine Aufmerksamkeit größtenteils auf Jacen gerichtet, bei dem die Enthüllung der Bedeutung der Quasten bei ein oder zwei Gelegenheiten dafür sorgte, dass seine Gefühle in einem Maße aufzuckten, dass Ben es wahrnehmen konnte.
Schließlich gelangte Dr. Rotham ans Ende ihrer Übersetzung. »Diese hier kennt Ihr bereits. Ryloth, Tahu'ip-Kultur: >Durch Schmerz wird er wachsen.< Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob die Reihenfolge der Präsentation wichtig ist. Sie könnte willkürlich gewählt sein, oder es könnte ein bestimmter Gedanke dahinterstecken. Ich habe einfach keine Möglichkeit, das festzustellen.«
Jacen nickte. »Das ist alles sehr hilfreich, Doktor. Ahm, Sie haben eine ausgelassen.« Er stand auf und streckte die Hand nach dem Hologramm aus. Seine Fingerspitzen berührten eine braune Quaste, die gezackte schwarze Linien zeigte.
»Ja. Die konnte ich nicht übersetzen. Obwohl ich diese Überlieferungsmethode früher schon gesehen habe, dieses Zickzackmuster, diese Reihen vorspringender Klauen und Zähne.« Dr. Rotham sah unsicher aus. »Auf Statuen und Figuren vom Planeten Ziost.«
Dieses Mal war es Nelani, die bestürzt aussah.
Jacen nahm die Information mit einem einfachen Nicken zur
Kenntnis. »Es bedeutet etwas wie >Er wird vom Frieden in den Krieg gezogen < oder vielleicht >Sein Leben wird zwischen Krieg und Frieden schweben<.«
Die Gelehrte warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Woher wisst Ihr das?«
»Glauben Sie's oder nicht, ich fühle es einfach. Die Bedeutung der Quaste ist auf eine Art und Weise darin verflochten, dass allein Macht-Fähige sie lesen können.«
»Ich kann sie nicht lesen«, sagte Nelani.
Jacen zuckte die Schultern. »Vielleicht kannst du es, wenn du das Spektrum deiner Macht-basierten Lehren ein wenig ausweitest.«
»Was ist Ziost?«, fragte Ben.
»Einer der Planeten, die für die Ursprünge der Sith von zentraler Bedeutung sind«, sagte Nelani mit leiser Stimme, als wollte sie vermeiden, dass es zufällig jemand mitbekam.
»Diese Sammlung von Aussagen weist tatsächlich einen beträchtlichen Sith-Einfluss auf.« Jacen deutete auf das Hologramm. »Bei vielen davon scheint es sich um Umschreibungen von Teilen des Sith-Bekenntnisses zu handeln. Die über Sieg und Ketten, beispielsweise. Was wir hier haben, ist ein Gegenstand, der von jemandem hergestellt wurde, der mit Sith-Dingen mindestens ebenso vertraut ist wie ein Jedi-Historiker.«
»Ich hoffe, dass es bloß ein Historiker ist«, sagte Dr. Rotham. »Eine letzte Sache, die ich Euch sagen kann, ist folgende: Ich habe einen Perlenhandwerker herbestellt, damit er sich diese Gegenstände ansieht, und er ist überzeugt davon, dass sie von verschiedenen Händen angefertigt wurden. Also habt Ihr es nicht mit einem einzelnen Individuum zu tun, das all diese Überlieferungstechniken beherrscht. Ihr habt es mit jemandem zu tun. der sie gesammelt, sie für dieses Schmuckstück angeordnet hat. statt mit jemandem, der sie alle hergestellt hat. Was für mich eine beträchtliche Erleichterung darstellt, weil die Alternative gewesen wäre, dass ich einen akademischen Rivalen habe, von dem ich in all diesen Jahrzehnten nicht das Geringste wusste.« Sie strich sich mit einer Hand über die Stirn, um eine Geste der Erleichterung nachzuahmen.
Jacen schenkte ihr ein Lächeln. »Doktor. Ihre Hilfe war von unschätzbarem Wert. Wir haben von Ihnen viel zu viel Arbeit in viel zu kurzer Zeit verlangt. Ich weiß das zu schätzen.«
Sie schaute strahlend zu ihm auf. »Ich betrachte dies als meine späte Chance im Leben, den Jedi für alles zu danken, was sie getan haben.«
»Wir lassen Sie jetzt allein. Aber sollte Ihnen noch irgendetwas wegen dieser Quasten einfallen, irgendetwas wegen einer der Übersetzungen, zögern Sie nicht, uns eine Nachricht zu senden.« Jacen wickelte die Ansammlung von Quasten in ein Stück Tuch und steckte sie in seine Gürteltasche zurück.
»Viel Glück bei Euren Nachforschungen. Jedi Solo.«
Als die Jedi draußen außerhalb von Dr. Rothams Quartieren waren und auf Nelanis Speeder zugingen, fragte Jacen: »Also, wie war der Rest deines Tages. Ben?«
»Oh, ziemlich gut, schätze ich.« Ben mühte sich, lässig zu wirken. »Ich habe die Raumfähre gefunden.«
Jacen lächelte. »Nun. das dürfte nicht übermäßig schwierig gewesen sein. Du bist vorn Raumhafen aus aufgebrochen.«
»Nicht deine Raumfähre.«
Jacen runzelte die Stirn. »Wessen dann?«
»Die Raumfährte, die von der Toryaz-Station entkommen ist.«
Jacen stolperte beinahe, und Ben unterdrückte den Drang zu lachen. »Warte mal«, sagte Jacen. »Bist du dir sicher?«
Ben nickte. »Der Transpondercode stimmt überein, genauso wie die Bauart. Es ist eine Landefähre der Sentinel-Klasse mit ausgebautem Waffensystem.« Auf den galaktischen Handelsrouten waren Raumfähren der Sentinel-Klasse, leicht aufgemotzte und schwerer gepanzerte Cousins des Lambda-Klasse-Shuttles. das Jacen flog, ein vertrauter Anblick.
»Wie hast du es gefunden?«, fragte Nelani. Sie war beeindruckt gewesen von Bens Reaktionsschnelligkeit, die er bei Huarrs spektakulärem Selbstmord unter Beweis gestellt hatte, und sie klang wieder beeindruckt. Ben war bemüht, sich nicht in die Brust zu werfen.
Er zog eine Grimasse. Das zu erklären, es in Worte zu fassen, würde schwierig werden. Andererseits war Nelani eine Jedi. »Ich habe mich eine Weile herumgetrieben und überlegt, was ich machen will. Hab zugesehen, wie die Raumfähren gelandet sind. Die hatten irgendwie meine Aufmerksamkeit erregt, anders als die Transporter und Frachtschiffe. Mh... das kommt mir erst jetzt merkwürdig vor.«
Nelani nickte. »Die Macht hat dich geleitet. Du hast dich ihr geöffnet.«
»Ich schätze, so war es. Und dann habe ich mich an etwas erinnert, das meine Mutter häufig sagt. Sie sagt, dass sich jede Einzelheit - ganz egal, wie winzig sie ist - als wichtig erweisen kann. Und dann fiel mir das Shuttle von der Toryaz-Station ein. Mom ist Spionin. wissen Sie.«
Nelani grinste. »Ich weiß.«
»Also habe ich mein Datenpad durchforstet, all die Notizen von Jacen mit Einzelheiten, bei denen wir noch keine Zeit hatten, sie uns anzusehen, und da habe ich beschlossen nachzusehen, ob in den Unterlagen des Raumhafens womöglich irgendwas über dieses Shuttle zu finden ist. Und da war es, einen halben Kilometer von der Stelle entfernt, wo der Y-Flügler in die Luft geflogen ist.«
»Auf wen ist es registriert?«, fragte Jacen.
Ben holte sein Datenpad hervor und öffnete es. Er hatte all diese Informationen auf dem Bildschirm stehen gelassen. »Auf eine Menschenfrau namens Brisha Syo. Sie stammt von Commenor. Sie war nicht beim Shuttle; sie hat bloß für eine Woche die Hangarmiete bezahlt. Sie hat keine Kontaktdaten hinterlassen. Die Raumhafenbehörden dachte, sie würde sich an Bord befinden, aber die Systeme des Schiffs sind alle abgeschaltet. Das habe ich auch Leutnant Samran gesagt. Er hat jemanden hingeschickt, der das Shuttle jetzt im Auge behält.«
»Sehr gut«, sagte Jacen. »Aber was, wenn sich diese Brisha Syo an Bord schleicht und startet, während Samrans Wache ein Nickerchen macht?«
»Dann wird der Sender, den wir oben an der Hülle angebracht haben, uns verraten, wo sie hinfliegt.« Ben zuckte die Schultern, als wäre das Ganze nicht weiter problematisch.
Jacen lachte. »Gute Arbeit. Und was hast du mit dem Rest deiner Zeit angefangen?«
Ben starrte ihn an. »Jetzt machst du dich über mich lustig.«
Jacen nickt. »Du wirst allmählich so gut in dem, was du tust, wenn wir uns nicht über dich lustig machen, wirst du ein kolossales, Lando-Calrissian-mäßiges Ego entwickeln.«
»Das wäre doch spaßig.« Ben veränderte seine Stimme so, dass sie in etwa so klang wie der glatte, andeutungsvolle
Tonfall des alten Familienfreunds der Solos. Er wandte sich an Nelani. »Hallo. Ich bin Ben Skywalker.«
»Oh. das ist grässlich«, sagte sie.
»Und ich versuche dahinterzukommen, ob ich charmanter oder liebenswürdiger bin. Vielleicht könnt Ihr mir dabei helfen.«
»Hör auf damit«, sagte sie.
»Ich schenke uns Wein ein, und Ihr sagt mir, was Euch an mir am meisten gefällt.«
»Jacen. jetzt redet er eindeutig zu viel...«