13.

CENTERPOINT-STATION


Jacen zerteilte das Blastergewehr seines letzten Gegners, katapultierte den Mann dann mit einem Tritt über das Geländer des Laufstegs. Mit einem entsetzten Heulen stürzte er zwei Stockwerke tiefer auf den Metallboden - ein Aufprall, der ihn, wie Jacen schätzte, zwar verletzen, aber vermutlich nicht töten würde.

Jacen drehte sich um, um die paar Meter in die Richtung zurückzuschauen, aus der er eben gekommen war. Acht der CorSic-Agenten lagen auf dem Laufsteg, bewusstlos, einige blutend, zweien davon fehlte der rechte Unterarm. Zwei R5-Astromechs, in deren untersetze Körper Schallwerfern eingelassen waren, standen rauchend und reglos da.

Die anderen vier CorSic-Agenten und Thrackan Sal-Solo hatten den Rückzug durch eine schwere Metalltür angetreten -ungefähr vier Meter hoch, sah sie aus, als würde sie zur ursprünglichen Ausstattung der Centerpoint-Station gehören, selbst wenn das Sicherheitsfeld daneben neueren Datums war. Auf der anderen Seite dieser Tür konnte Jacen Gefahr spüren -und Niedertracht.

Er streckte die Hand nach dem Öffnen-Knopf aus. ohne davon auszugehen, dass der Mechanismus funktionieren würde: zweifellos hatte Thrackan die Tür verriegelt. Gleichwohl, eine Vision der Zukunft - einer möglichen Zukunft - durchkreuzte Jacens Gedanken, und er riss die Hand zurück. Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst den Knopf drücken, woraufhin durch die Leitungen des Sicherheitsgeräts ein elektronisches Signal zu einer sonderbaren Vorrichtung auf der anderen Seite geleitet wurde und eine Explosion auslöste, die stark genug war. um die Tür und einen großen Teil der Wand rings darum herum zu nichts zu zerblasen...

Jacen trottete den Laufsteg hinunter und brachte eine gute Entfernung zwischen sich und die Tür. dann drehte er sich wieder um. um sich auf das Sicherheitsfeld zu konzentrieren. Das winzige grüne Leuchten des Öffnen-Knopfes war auf diese Distanz kaum zu erkennen.

Er legte seine Hände über die Ohren und streckte sich mental nach dem Knopf aus. ein schwacher Druck mit der Macht und.

Mit einem grellen Blitz und einer harten Schallwelle explodierte die Tür nach außen, verbogen und zerbeult, geradewegs dorthin, wo Jacen gestanden hätte, und Rauch und Trümmer, die gerade noch zum Wandbereich ringsum gehört hatten, flogen mit ihr. Der Laufsteg unter Jacen Füßen bebte, stabilisierte sich aber rasch wieder. Er rannte den Weg zurück, den er gekommen war, verschaffte sich einen Machtbasierten Geschwindigkeitsschub, und sprang durch die neue Öffnung in der Wand.

Ein Korridor, breit, dunkel. Der Weg links, der von den Bereichen der Station fortführte, zu denen er gelangen wollte, war frei. Der Weg rechts wurde in einiger Entfernung von einer Front aus CorSic-Agenten versperrt, zwanzig oder mehr, in zwei gut ausgestatteten Reihen. Die vordere kniete, gewölbte Schutzschilde aus Transparistahl in Händen, während die hintere mit Blastem im Anschlag dastand. Hinter den beiden Reihen stand Thrackan Sal-Solo.

Dichter dran - zehn Meter entfernt, jedoch auf ihn zuschwebend, verschrammt und noch immer an den Stellen rauchend, wo Trümmern der Explosion sie getroffen hatten -waren zwei Probots.

Nein, nicht ganz. Diese Droiden sahen den Probots der Rebellionsära sehr ähnlich. Unförmig und bauchig, etwas weniger als zwei Meter groß, schwebten sie mithilfe von Repulsordüsen ein gutes Stück über dem Boden. Darunter baumelten vier mechanische Arme, genau wie bei den alten Tarndroiden. Allerdings waren diese hier bronzefarben. statt schwarz, und ihre Arme wirkten klotziger, kräftiger, als die der Probots von damals.

Und sie mündeten in etwas, das wie Waffenfortsätze aussah.

Als Jacen in den Korridor trat, aktivierten sie Deflektorschilde - keine Funktion der ursprünglichen Probots -und flogen geradewegs auf ihn zu.

Sie hoben die Waffenfortsätze und begannen zu schießen -der eine verschoss Blasterfeuer, der andere kleine ovale Behälter, bei denen es sich nur um Bomben handeln konnte.

Ben hörte und spürte das Bumm, fern und gedämpft, das seinen Ursprung irgendwo ein gutes Stück unter seinen Füßen hatte. Er benutzte die Macht, um nach Jacen zu suchen. Schwach konnte er seinen Meister fühlen, konnte seine Bewegungen und seine Lebenskraft spüren.

Allerdings genügte die Ablenkung. dass Ben geradewegs in jemanden hineinlief. Er krachte gegen einen starren Körperpanzer, prallte ab und traf mit dem Hintern zuerst auf den Metallboden.

Er schaute auf in das Gesicht eines CorSic-Offiziers. der finster auf ihn herabblickte.

»Geh dahin zurück, woher du gekommen ist. Söhnchen«,

sagte der Offizier. »Dieses Gebiet ist abgeriegelt.«

»Ich muss zu meinem Vater«, sagte Ben und improvisierte hastig. »Er bewacht den Repulsorkontrollraum. Ich muss sicher sein, dass es ihm gut geht.«

»Nein, Junge, das kommt nicht in Frage.«

»Ich muss wissen, dass es ihm gut geht.« Ben brachte die Worte als verängstigtes Heulen eines Kindes hervor. Er schoss um den CorSic-Offizier herum, wich dem Griff des Mannes aus und lief weiter den Korridor hinunter.

Er konnte nicht verhindern, dass sich seine Schultern vor Anspannung hoben. Er konzentrierte sich auf die Macht, suchte nach der Reaktion der Wache auf sein Handeln.

Ben spürte keine Anzeichen von Gefahr - die Wache zielte nicht mit ihrem Blaster auf ihn. Die Gefühle des Mannes waren eine Mischung aus Verärgerung und Mitgefühl. Der Mann war dabei, eine Entscheidung zu treffen, und der Junge brauchte ein paar Sekunden, um dahinterzukommen, worum genau es dabei ging: ob er Kontakt zu seinen Kameraden aufnehmen sollte oder nicht, um sie zu warnen, dass ein Junge in ihre Richtung kam. Dann spürte Ben, wie sich der Mann gegen dieses Vorgehen entschied. Die Wache drehte sich weg.

Ben grinste in sich hinein. Das war leicht. Dann jedoch kam die Ernüchterung. Wenn seine Mission von Erfolg gekrönt war, würde dieser nette, mitfühlende Wachmann vermutlich bei der Zerstörung der Centerpoint-Station sterben.

Doch hätte Ben den Mann nicht ausgetrickst, starben wahrscheinlich noch viel mehr.

Es war ein kleineres Übel, um ein größeres zu verhindern. Es diente alles dem Interesse des übergeordneten Wohls, dem Schutz von vielen. Ben hatte diese Worte hunderte Male gehört, meistens von Jacen, und endlich begann er zu

verstehen, was das bedeutete.

Dennoch, tief drinnen erinnerte er sich an das, was sein Vater einst gesagt hatte: Es gibt Zeiten, in denen der Zweck die Mittel rechtfertigt. Doch wenn man seine Taten auf eine ganze Reihe solcher Zeiten stützt, stellt man eines Tages womöglich fest, dass man eine ganze Philosophie des Bösen geschaffen hat.

Aufgewühlt rannte Ben weiter.

Mit seinem Lichtschwert wehrte! Jacen das Blasterfeuer ah. das von dem Probot rechter Hanel kam. Er konnte die abprallenden Schüsse nicht dorthin leiten, wo er sie haben wollte, das hätte zu viel Konzentration erfordert. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Macht, streckte seine linke Hand aus und suchte die Geschosse, die von dem linken Probot abgefeuert wurden. Er packte sie und lenkte sie in zwei Ströme um, ein Strom in Richtung jedes Droiden.

Die Geschosse flogen lediglich bis zu den Deflektorschilden der Droiden, ungefähr einen Meter von ihren Körpern entfernt, dann detonierten sie, eins nach dem anderen.

Jacen sah, wie die Deflektorschilde mit jeder Explosion schwächer wurden. Er stürmte vorwärts, vertraute auf seine Geschwindigkeit und seine abrupte Bewegung, um der Zielerfassung des Probots mit dem Blaster zu entkommen. Als das letzte der Geschosse detoniert war, bevor die Schilde der Probots Zeit hatten, sich wieder aufzuladen, führte er einen Streich mit seinem Schwert, erst nach rechts und dann nach links.

Zwei Probots, am schmälsten Bereich ihrer bauchigen Körper in zwei Hälften zerteilt, krachten auf den Metallboden.

In dem darauf folgenden Schweigen hörte er Thrackan rufen: »Feuer eröffnen!«

Die hintere Reihe von CorSic-Agenten begann mit ihren Blastergewehren zu schießen. Jede Waffe war auf Vollautomatikfeuer eingestellt, und sie erfüllten die Luft mit Blasterenergie.

Jacen ging zu einer reinen Ausweichtaktik über - lief, sprang, duckte sich, wirbelte sein Lichtschwert wie einen Abwehrschild, das Schuss um Schuss abfing.

Es genügte nicht. Er spürte ein Brennen an der linken Wade, als ihn eine Blastersalve streifte. Ein weiterer Schuss, beinahe ebenso nah dran, zerrte an seinem rechten Ärmel und ließ ein Loch mit verkohlten Rändern darin zurück.

Er sprang auf und zurück, schlug ein Rad. und als es ihm gelungen war. den Bereich mit dem schwersten Beschuss zu durchqueren, bevor die Agenten des Sicherheitsdienstes ihn erneut ins Visier nehmen konnten, griff er mittels der Macht nach der Decke. Er zerrte so fest an dieser schlichten, unbeweglichen Metalloberfläche, wie er nur konnte.

Sie löste sich, gab seinem Ziehen nach. Als er landete, wurde fast direkt über seinem Kopf ein gewaltiges Stück der Metalldecke aus der Verankerung gerissen und krachte keine zwei Meter vor ihm zu Boden. Das hintere Ende derselben Metallplatte wurde weiter von der Verankerung an der Decke gehalten, sodass Jacen eine Art Rampe hatte, die nach oben führte - und als angewinkelter Schild zwischen ihm und der Blasterreihe fungierte.

Er schaute auf und runzelte die Stirn. Seine Rampe führte nirgendwo hin. Über dem Areal, wo sich die Deckenplatte befunden hatte, war noch schwereres Metall, eine dicke Wand. Doch zumindest würde ihm die Metallplatte ein paar Sekunden zum Verschnaufen verschaffen.

Gleichwohl, selbst die Platte erzitterte unter den

Blastereinschlägen, wurde an einer Stelle, auf die einige der Sicherheitsagenten ihr Feuer konzentrierten, heller.

Jacen spähte hinter seinem provisorischen Schild hervor und zog Feuer auf sich, doch dafür sammelte er wichtige Informationen über das Vorgehen seiner Gegner.

Er sah, wie drei der Blasterträger synchron ihre Energiezellen wechselten - offensichtlich im Rahmen eines planmäßigen Turnus. Also trugen sie genügend Energiezellen bei sich, um das konstante Sperrfeuer eine ganze Weile aufrechtzuhalten, um ihn weiter in Schach zu halten.

Jacen huschte zur anderen Seite seines Schilds hinüber und hielt einen Moment lang inne. bevor er erneut um die Ecke spähte. Die Stärke seiner Gegner war gleichzeitig ihre Schwäche, und die würde er gegen sie kehren.

Sein Kommlink piepte, drei schnelle melodische Töne. Das Signal rüttelte Jacen auf. Das war Ben, und es bedeutete: Ziel in Sicht.

Jacen nickte. Er würde nicht einfach vorwärtsmarschieren, in dem Bemühen, sein Missionsziel zu erreichen. Er würde die Verteidigungsmaßnahmen der Station weiterhin auf sich lenken, um Ben so etwas Zeit zu verschaffen.

Er schloss die Augen und suchte mit anderen Sinnen nach Energiequellen, nach Hitze.

Da waren sie, mehrere von ihnen, so dicht beisammen, dass sie eine einzige Energielinie zu bilden schienen: die Blaster seiner Feinde. Robuste Waffen, zweifellos in tipptopp Zustand, denen die gewaltige Hitze des Dauerfeuers nichts ausmachte.

Nun, das musste er ändern. Er konzentrierte sich auf diese glühenden Energiequellen, auf eine am Ende der Reihe. Er ließ seine eigene Kraft hineinfließen, suchte herum, um Schwachstellen zu finden, Risse, Auslässe.

Er fand etwas und stemmte sich dagegen. Das Hindernis hielt ihm lange Sekunden stand. Dann vernahm er einen alarmierten Schrei von einer der Sicherheitsagentinnen - und den Knall, mit dem die Energiezelle ihres Blastergewehrs explodierte.

Jacen riskierte einen Blick. Die Agentin lag am Boden, verletzt, ihr Körper rauchte, und zwei andere CorSic-Agenten -ein Schildträger vor und ein Gewehrschütze neben ihr - waren ebenfalls außer Gefecht. Auf der rechten Seite der Blasterfront war jetzt eine schmale Lücke. Ehe die CorSic-Agenten ihn bemerken konnten, zog Jacen sich zurück. und machte sich auf die Suche nach der nächsten Energiezelle in der Reihe.

Die zweite Zelle war sogar noch heißer und anfälliger. Es erforderte weit weniger Anstrengung, sie zur Explosion zu bringen. Er schaute wieder hin und sah. dass vier weitere CorSic-Agenten zu Boden gegangen waren, während die übrigen ihre Feuerrate verlangsamten oder auf den Einzelschussmodus umschalteten.

Hinter den Frontlinien machte Thrackan kehrt und trottete in die andere Richtung davon, ein Kommlink an seine Lippen haltend.

Jacen grinste humorlos. Noch ein paar Sekunden, und diese Geschützlinie war Geschichte - und dann würde er sehen, welche Überraschungen sein Cousin als Nächstes für ihn in petto hatte.

Aus einer Entfernung von fünfzig Metern erkannte Ben, wer die Tür in die Repulsorkontrollkammer bewachte: zwei CorSic-Agenten, einer männlich und einer weiblich, und ein schwebender, ballförmiger Droide mit vier daran baumelnden Armen. Just in dem Moment, als Ben sie erblickte, glitt der schwebende Droide mit summendem Repulsorantrieb aus dem Türdurchgang in die Mitte des Korridors, wie um ihm den Weg zu versperren.

Zwei seiner Arme, die in bauchigen Gehäusen mit Läufen endeten, stiegen in die Höhe, um auf ihn zu zielen. Ben hob die Hände und rief: »Nicht schießen! Ich bin bloß ein Kind!«

Erniedrigende Worte. Er wollte erwachsen werden, damit er nie wieder in der Lage war, eine solche Entschuldigung vorzubringen. Im Augenblick jedoch war sie hilfreich.

Er hörte die weibliche Wache sagen: »Nicht feuern!« Dann trat sie vor, um Ben nach vorn zu winken.

Er setzte sich in Bewegung und ging rasch auf sie zu. »Ich habe mich verirrt«, jammerte er.

»Wie bist du so tief in den abgesperrten Bereich gelangt?«, fragte sie. Während sie sprach, kam Ben ihr beinahe zehn Meter näher.

»Ich habe mich in den Rohren umgesehen, und ich bin müde und hungrig geworden, und ich bin eingeschlafen, und dann waren da Explosionen und Alarmsirenen und das Geräusch von laufenden Leuten, und dann habe ich endlich einen richtigen Gang gefunden, aber ich weiß nicht, wo ich bin.« Während er sprach, legte er den Großteil des Weges zu den Wachen zurück, bis sie bloß noch fünf Meter voneinander trennten. Er versuchte, Tränen heraufzubeschwören, aber es kamen keine, und er beschloss, das noch besser zu üben.

»Hast du ein Datenpad?«, fragte die Frau. »Ich kann dir eine Karte übermitteln, die dich hier rausführt.«

»Nein«, sagte Ben. Inzwischen stand er vor ihr und dem schwebenden Droiden.

Der Roboter sah ziemlich robust aus, und auf der oberen Oberfläche konnte er Wölbungen erkennen, die wahrscheinlich auf Deflektorschildgeneratoren hindeuteten. Er glaubte zwar nicht, dass die Schilde aktiviert waren, doch selbst ohne sie wirkte das bronzefarbene Metall des Droiden so, als könne es einem oder zwei Blasterschüssen standhalten.

»Bleib genau hier stehen«, sagte die Frau. »Ich hole dir einen Ausdruck der Karte.«

Endlich ergriff ihr Kamerad, der sich nicht von der Tür wegbewegt hatte, das Wort. »Nein«, sagte er. »Die Vorschriften besagen, dass wir das melden und sie dann jemanden schicken, um ihn aus dem Bereich hinauszugeleiten.«

»Es ist niemand verfügbar, um ihn zu eskortieren«, entgegnete sie, und in ihrer Stimme lag ein leichter Anflug von Herablassung. »Alle wurden auf Ziel Alpha angesetzt. Also können wir hier Babysitter spielen, bis sie jemanden schicken, was vermutlich Stunden dauert, oder wir schicken ihn mit einer Karte wieder weg.«

Ihr Partner seufzte verärgert, erwiderte jedoch nichts.

Ben spürte, wie sich ein Pulsschlag beschleunigte. Wenn die Agentin ihren Willen durchsetzte, würde sie die Tür für ihn öffnen - eine Sache weniger, um die er sich kümmern musste.

Trotzdem würde er sie ausschalten müssen, und ihren Partner, und den dicken schwebenden Ball, um in den Raum zu gelangen.

Setz deine Prioritäten, ermahnte ihn Jacen stets.

Priorität Nummer eins war der schwebende Droide. Das musste irgendeine Art Kampfmodell sein, was bedeutete, dass es schwer sein würde, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Überdies rechnete er möglicherweise mit einem Angriff, selbst wenn er von jemand so Unwahrscheinlichem wie einem rothaarigen Bengel erfolgte. Ben ließ seinen Beutel weit aufklaffen, sodass er auf sein Lichtschwert hinunterschauen konnte. Wenn er danach griff, deutete der Droide die Bewegung vielleicht korrekterweise als Vorboten einer Attacke. Doch er musste nicht danach greifen. Nach dem Droiden würde er den der menschlichen Agenten ausschalten, der gefährlicher war, dann den weniger gefährlichen, doch er würde warten, bis dieser Moment gekommen war, bevor er entschied, aufweichen von beiden was zutraf.

Eine weitere von Jacens Lektionen lautete: Plane deine Schritte, und stimme sie zeitlich aufeinander ab. Die Frau trat zum Türrahmen und bereite sich darauf vor, ihre Identikarte in den Schlitz des Sicherheitspanels zu schieben. Der Mann regte sich nicht. Stattdessen versuchten die beiden Wachen, einander niederzustarren.

Das verschaffte Ben einen Moment, um zu planen. Er würde warten müssen, bis sich die Tür öffnete. Dann würde er den Droiden aus dem Verkehr ziehen. Seine nächste Priorität wäre dann, in die Kammer zu gelangen, bevor die Tür wieder zuging, und es bestand das Risiko, dass irgendein Sicherheitsmechanismus sie schloss, sobald sie offen war. Also würde er durch die Tür stürmen und sich dabei um die menschlichen Wachen kümmern müssen.

Anschließend. Jacen wäre enttäuscht von ihm, wenn er nicht irgendeinen Weg ausknobelte, um von dieser Station herunterzugelangen, doch dafür hatte Ben im Augenblick keine Zeit. Das Blickduell der Wachen endete. Gereizt ging der Mann aus dem Weg, und die Frau schob ihre Identikarte in den Schlitz.

Alles begann sich in Zeitlupe zu bewegen, als wäre der gesamte Korridor mit einem Mal mit einer unsichtbaren zähen Flüssigkeit gefüllt. Ben sah, wie die Tür nach oben glitt. Türen wie diese öffneten sich beinahe augenblicklich, doch seine zeitliche Wahrnehmung war so erweitert, dass er verfolgen konnte, wie sie in die Höhe wanderte.

Er hielt seine Hand über seinen Beutel und konzentrierte sich auf die Macht. Sein Lichtschwert sprang hoch in seine Rechte, und er schaltete es ein und schwang es bereits nach dem schwebenden Droiden, als der verzerrte Z-sssch-Laut noch verkündete, dass die Klinge gerade ausgefahren wurde.

Statt zuzuschlagen, sprang er nach oben und rammte das Schwert nach unten, wobei er auf eine der Deflektorschildwölbungen zielte. Die Spitze seiner Lichtschwertklinge drang dort durch die Bronzehülle, stieß in das Innere des Droiden. Ben ließ seine Hände auf dem Griff des Lichtschwerts und setzte sein Gewicht ein, um die Waffe durch den Droiden zu treiben.

Der Droide stürzte beinahe ebenso schnell, wie er selbst -mit quälender Langsamkeit -, und Ben konnte sehen, wie die männliche Wache auf den Angriff reagierte und den Lauf ihres Gewehrs hob.

Bens Hacken berührten den Boden, und er ging noch weiter runter, um in eine seitliche Rolle in Richtung der jetzt gänzlich offenen Tür überzugehen. Die Wache versuchte, dem jungen mit dem Lauf seines Blastergewehrs zu folgen. Die Frau, das Gesicht verzerrt vor Überraschung, schlug auf den SchließenKnopf auf dem Sicherheitspanel. Ihre Identikarte steckte noch immer im Kartenschlitz der Tafel.

Ben kam zwischen dem Mann und der Frau auf die Füße, so dicht bei. dass der Blastorlauf des Mannes jetzt gefahrlos an ihm vorbeiragte, und hieb nach der Kontrolltafel. Die Klinge seines Lichtschwerts drang in die Tafel und in die Identikarte. um sie zu versengen und an Ort und Stelle festschmelzen zu lassen. Die Klinge kam dem Handrücken der Frau so nahe, dass er sah. wie sich ihre Haut auf einer Stelle von vier Zentimetern schwarz färbte. Ihre Knöchel schlugen noch immer auf den Schließen-Knopf, selbst als die nahen Ränder dieses Knopfes durch die Hitze des Lichtschwerts schmolzen. Ben setzte seine Vorwärtsrolle fort, tauchte kopfüber in das Halbdunkel ein -und wurde, als die Tür hinter ihm nach unten krachte, von Dunkelheit umgeben, einzig erhellt von der schimmernden blauen Klinge seiner Waffe.

Er konnte nicht viel vom Inneren der Kammer erkennen. Vor ihm befand sich eine große Masse, als hätte jemand hier einen kleinen Landspeeder geparkt, dessen Heck in seine Richtung wies - das stimmte mit nichts überein. was Dr. Seyah ihm in den Simulationen gezeigt hatte. Überall an den Wänden waren kleine Lichter in verschiedenen Farben.

Das Wichtigste zuerst. Er wirbelte herum und sprang mit einem Satz zur Tür zurück, um sein Lichtschwert in dem oberen Bereich zu stoßen, dorthin, wo der Hebemechanismus sein musste. Er rammte die Klinge seines Lichtschwerts ein gutes Stück über seinem Kopf nach vorn, schnitt seitlich nach oben, versuchte, die Verbindung zu dem Mechanismus zu durchtrennen oder, falls das nicht gelang, die Elektronik zu schmelzen. Das würde ihm Zeit verschaffen. um seine Mission zu erfüllen.

Seine Mission. Dieser Gedanke ließ ihn beinahe schwindelig werden. Jetzt war dies seine Mission.

Nachdem er sein Schneidwerk beendet hatte, schlug er auf den Lichtschaltor auf der Türkontrolltafel. An der Decke flammten weiße Lampen auf. und er wirbelte herum, das Lichtschwert einsatzbereit, für den Fall, dass dort im Dunkeln Gegner warteten.

Es waren keine lebenden Feinde da. Aber trotzdem war der Raum nicht so. wie er eigentlich hätte sein sollen.

Die Lampenreihen. Computer und kleinere Steuerkonsolen -einiges davon Originalausrüstung und anderes von den Corellianern installiert - säumten die Wände genauso wie in Dr. Seyahs Simulationen.

Doch wo die Hauptkontrollkonsole sein sollte, befand sich etwas vollkommen anderes.

Es war ein Berg von einer Maschine, so groß wie ein halbes Dutzend in einen Ringkampf ohne Regeln verwickelte Hutten. In groben Zügen an einen Menschen gemahnend, hatte die Konstruktion ein pultgroßes Hauptstück, das wie ein Sensorknoten aussah, dessen Oberfläche dicht mit Antennen. Lichtmeldern und Holokameralinsen übersäht war. Der Rumpf bestand aus inkongruenten Modulen. jedes davon mindestens so groß wie der Kopf, die mit Durastahlkabeln und lichtleitenden Transparistahlfasern miteinander verbunden waren. Baumelnde Rumpfteile umgaben - vielleicht nachträglich eingebaut - die Kontrolltafel. auf die sich Ben Zugriff verschaffen musste. Die Arme der Maschine wirkten wie die strapazierfähigen zylindrischen Gliedmaßen eines Abschleppdroiden und endeten in ebensolchen plumpen, zerstörerischen Arbeitsklauen. Statt Beinen hatte die Maschine eine dicke Bodenplatte, deren ringsumlaufende Ränder vermutlich Repulsorlifttechnik beherbergten. All diese Bauteile waren von unterschiedlicher Farbe, einige schwarz, einige silbern, einige in industriellem Grün.

Vollends aufgerichtet, war die Konstruktion wahrscheinlich vier Meter groß, doch das »Ding« kauerte vornüber gebeugt da, wie ein kniender, fauler Schüler mit einem Haltungsschaden.

Der Kopf der Apparatur drehte sich, um zwei übergroße Holokameralinsen auf ihn zu richten, und dann drangen Worte von irgendwo aus dem Innern dieser Kopfeinheit; die künstlich erzeugten Laute erinnerten auffallend an Jacen Solos Stimme: »Wer bist du?«

»Ich bin Ben Skywalker«, sagte der Junge. Er fügte nicht hinzu: Ich bin hier, um diese ganze Anlage zu zerstören.

»Wundervoll«, sagte der Droide. »Ich bin so glücklich, dich kennenzulernen. Ich bin Anakin Solo.«