24.

KUAT-SYSTEM, TORYAZ-STATION


Jacen saß in dem Rollsessel und hatte die Füße auf den Tisch vor sich gelegt. Er wusste, dass das Bild, das die Holokam von ihm übertrug, seine Stiefelsohlen in Nahaufnahme zeigte, den Rest seines sitzenden Körpers in etwas größerer Entfernung und dann Ben, der feierlich hinter seinem Stuhl stand. »Ein was?«, fragte er.

Das dreidimensionale Bild eines alten Twi'lek-Mannes - die runzlige Haut wüstenbraun, die Kopftentakel kunstvoll um seinen Hals geschlungen - war weniger als einen Meter groß und befand sich oben in der Mitte des Tisches. Das Bild war groß genug, dass Jacen den Gesichtsausdruck des Twi'lek erkennen konnte, der vergnügliche Belustigung zeigte. »Es ist ein Gedanke«, sagte der Twi'lek. »Eine Idee.«

Jacen hielt das Bündel Quasten vor sich und studierte es. »Das alles?«

Die Kopftentakel des Twi'lek zuckten, dann wurde ihm offenbar bewusst, dass er nicht mit jemandem seiner eigenen Rasse sprach, und ging zu einer plumperen, ausladenderen Geste über - einem Schulterzucken. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich kann nur von der ganz unten sprechen.«

Jacen sah sich diese Quaste genauer an. Sie bestand aus sechs verschiedenen geflochtenen Zöpfen brauner und roter Perlen, jeder einzelne davon kompliziert geknüpft. »Inwiefern ist das ein Gedanke?«

»Es ist wie etwas Geschriebenes«, sagte der Twi'lek. »Ein Muster aus Knoten, so individuell, so speziell, dass sich

Gedanken damit genauso ausdrücken lassen wie mit geschriebenen Worten. Tatsächlich musste ich den Holokam-Scan mit der höchsten Auflösung nehmen, den Ihr mitgeschickt habt, und ihn durch einen Skulpturanalysator schicken, um aus flexiblem Material ein dreidimensionales Abbild herzustellen, bevor ich es deuten konnte. Man muss es festhalten und durch Berührung manipulieren, damit seine Bedeutung deutlich wird.«

»Und welche Bedeutung hat es?«

»Soweit ich es in Basic übersetzen kann, bedeutet es: >Durch Schmerz wird er wachsen<.«

Jacen bedachte den Twi'lek mit einem durchdringenden Blick.

»Ihr seht verwirrt aus. Meister Solo.«

Jacen schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Meister, bloß ein Jedi-Ritter, For'ali. Ich bitte um Verzeihung, falls ich Euch in dem Glauben ließ, Ihr würdet mit jemand sozial Gleichgestelltem sprechen.«

»Ich denke nicht in derart absonderlichen Begriffen, Jedi Solo.«

»Was meine Verwirrung betrifft - diese Redewendung hat Ähnlichkeit mit einem alten Jedi-Sprichwort: >Wo Stärke liegt, gibt es keinen Schmerz.< Könnte man es auch auf diese Weise übersetzen?«

For'ali schüttelte den Kopf, eine bedächtige und artifizielle Geste. »Nein. >Durch Schmerz wird er wachsen< kommt der Bedeutung am nächsten.«

»Und Ihr könnt keine der anderen lesen?«

»Nein. Das ist kein Twi'lek. Tatsächlich ist die eine, die ich verstehen kann, auch nicht allgemeingültiges Twi'lek. Es ist ein Überbleibsel der Tahu'ip-Kultur von Ryloth, ein altertümlicher

Bestandteil unserer modernen Kultur. Wir sind kein gleichartiges Volk mehr, genauso wenig, wie die Menschen.«

»Natürlich. Wie lange ist es her. seit eine Überlieferungstechnik wie diese benutzt wurde?«

»Vielleicht fünfhundert Standardjahre. Heutzutage kennen bloß noch einige wenige Gelehrte diese Technik. Ich will mich nicht zu sehr hervortun, indem ich behaupte, eins von drei Individuen zu sein, die über hinlängliches Wissen verfügen, diesen Gegenstand mittels einer Reproduktion übersetzt zu haben.«

Jacen dachte darüber nach. »Also, wenn diese anderen Quasten nicht von Twi'lek geschaffen wurden.«

»Jedenfalls besitzen sie keinen kulturellen Twi'lek-Ursprung.«

»Ja, das habe ich gemeint. Könnte es sich aber dennoch um etwas in der Art handeln? Um eine Art von Niederschrift?«

»Ja. Oder, ich denke, vieles davon. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie hergestellt wurden; jede Quaste wurde mittels einer anderen Technik angefertigt. Ich nehme an, das bedeutet, dass, wenn sie alle eine Nachricht übermitteln, jede das mittels einer anderen Kommunikationsmethode tut. Vielleicht einer von einem völlig anderen Planeten oder einer anderen Kultur.«

Jacen schenkte ihm ein Lächeln. »Ich weiß, dass das jetzt bequem klingen wird.«

»Aber gibt es eine zentrale Quelle des Wissens, die womöglich imstande wäre, sie alle zu entschlüsseln?«

»Ihr versteht Euch sehr gut aufs Gedankenlesen, For'ali. Seid Ihr Macht-empfänglich?«

»Nein, ich bin bloß bestens mit akademischer Bequemlichkeit vertraut.« Der Twi'lek dachte darüber nach.

»Ich würde Euch den Planeten Lorrd empfehlen. Er ist ein Hort des Wissens, und genau wie mein eigenes, hat auch das dortige Volk ein größeres Repertoire nonverbaler Kommunikation entwickelt als die meisten anderen. Aber Ihr müsst den Gegenstand dort hinbringen. Ich kann nicht garantieren, dass Experten auf anderen Gebieten der Kommunikation die Bedeutung einer dieser Quasten anhand einer Nachbildung deuten können.«

Jacen nickte. »Genau das wollte ich wissen. Meinen besten Dank an Euch. For'ali.«

»Vielen Dank, dass Ihr mit einer Herausforderung zu mir gekommen seid, die meinen Interessen entspricht. Vielleicht könntet Ihr mir, wenn alles vorbei ist, das Original zu Studienzwecken zukommen lassen.« For'ali lächelte. »Nachbildungen sind nie auch nur annähernd so gut.«

»Ich werde sehen, was ich tun kann. Vielen Dank, und auf Wiedersehen.«

»Lebt wohl.«

Jacen beugte sich vor, um auf den Unterbrechungsknopf zu drücken, und das Hologramm des Twi'lek verblasste, bis es nicht mehr zu sehen war. Jacen lehnte sich wieder entspannt in seinem Sessel zurück und saß lange Momente da, in die Betrachtung der untersten Quaste vertieft.

»Das beunruhigt dich, nicht wahr?«, fragte Ben.

Jacen nickte abwesend und bedeutete dem Jungen mit einer Handbewegung, sich auf den nächsten Stuhl zu setzen.

Ben nahm Platz. »Weil diese Worte so ähnlich klingen wie ein Jedi-Sprichwort?«

»Teilweise. Es ist genau wie das alte Mantra, aber weniger, ich weiß nicht recht, förderlich. Das andere, was mir zu denken gibt, ist, dass diese Aussage auf mich zuzutreffen scheint -zumindest darauf, wie ich während des Krieges mit den Yuuzhan Vong war. Auf die Art und Weise, wie ich als Gefangener behandelt wurde. Nun, Schmerz ist alles, was die kennen.«

»Also reisen wir nach Lorrd?«

»Wir reisen nach Lorrd. Geh packen.«


CORONET, CORELLIA


Der Kriegskonferenzraum war beinahe leer. Wedge Antilles schüttelte Admiralin Karathas und ihren Referenten die Hände, dann sah er zu, wie sie die Kammer verließen. Er begann, mit seinem Datenpad herumzufummeln. Zweifellos ordnete er die unzähligen Dateien, die ihm verschiedene Offiziere übertragen hatten, sobald seinem Plan für die Befreiung von Tralus die vorläufige Genehmigung erteilt worden war.

»Wir müssen warten, bis die YVH-Droiden zurückkommen und uns holen«, sagte Leia.

»Das weiß ich«, entgegnete Han. »Ich hatte nicht die Absicht, einfach in den Korridor rauszustürmen, während Thrackans Sicherheitsteam da draußen wartet.«

»Nun, du siehst ungeduldig aus.«

»Ah.« Han versuchte, weniger ungeduldig auszusehen.

Er konnte es nicht. Wedges Plan beanspruchte beinahe die gesamte Arbeitsleistung seines Gehirns.

Er konnte sie nicht zum Narren halten. »Melde dich nicht freiwillig«, sagte Leia.

»Häh? Wofür?«

»Für Wedges Plan.«

»Ich.« Dem Teil von Hans Verstand, der überzeugende Ausreden und Argumente spinnen konnte, standen dafür augenblicklich nicht genügend Ressourcen zur Verfügung. Er beschränkte sich auf die Wahrheit. »Das muss ich, Leia. Diese Mission ist wie für mich geschaffen.«

»Glaubst du nicht. Thrackan wird herausfinden, wer die Piloten sind? Du könntest die Mission überleben, bloß um dann bei der Rückkehr nach Corellia per Fernzündung in die Luft gesprengt zu werden.«

»Ich bin sicher. Wedge kann.«

»General Antilles.« Das war wieder Thrackans Stimme, und noch immer dröhnte sie aus dem Beobachtungsraum nebenan.

Unten blickte Wedge erneut auf. »Sir.«

»Ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Als Kriegsminister. Um etwas, das ausdrücklich Ihre patriotische Pflicht ist. Um etwas, das Sie wirklich schon längst hätten tun sollen.« Thrackans Tonfall war freundlich, nicht im Geringsten nachdrücklich.

Wedge wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Datenpad zu. »Lasst hören.«

»Sie haben eine Tochter, die unter dem Namen Lysa Dunter in den Streitkräften der Galaktischen Allianz dient. Sie ist den Truppen zugeteilt, die Tralus besetzt halten.«

Selbst aus dieser Entfernung und selbst im Hinblick auf das wenige, wie sie bei seiner gegenwärtigen Blickrichtung von Wedges Gesicht sahen, bemerkten Han und Leia die plötzliche Reglosigkeit des Mannes.

Han konnte sich vorstellen, was Wedge in diesem Moment fühlte. Er selbst verspürte den plötzlichen Drang, Leia zu bitten, ein Loch in die Wand zu schneiden, die die beiden Kammern voneinander trennte, damit er ein paar Schüsse abgeben konnte.

Wedge schloss sein Datenpad und steckte es in eine Tasche, dann drehte er sich gelassen in seinem Sessel um, um zu Thrackan emporzublicken. »Ja, sie leistet Dienst bei den GAStreitkräften. So, wie es viele Corellianer tun. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wo sie sich im Augenblick aufhält.«

»Ich werde ihr eine Nachricht zukommen lassen«, sagte Thrackan. »Ich würde es begrüßen, wenn Sie dem einen Vermerk hinzufügen würden, in dem Sie sie bitten, mit uns zusammenzuarbeiten, und zwar bei dem. was ich vorschlage.«

»Und was werdet Ihr vorschlagen?«

»Das geht Sic im Grunde nichts an.«

Wedge versuchte nicht einmal. Unbekümmertheit oder Belustigung vorzutäuschen. »Natürlich tut es das. Soll ich etwa alles befürworten, was Ihr ihr vorschlagt, ganz gleich, worum es sich dabei handelt?«

»Ja. Das ist Ihre Pflicht. Ich muss darauf bestehen.«

»Nur zu.«

Jetzt klang Thrackans Stimme verwirrt. »Was?«

»Nur zu. besteht darauf. Ich würde das gern hören.«

»In Ordnung, General Antilles, in meiner Funktion als Staatschef und Kriegsminister von Corellia befehle ich Ihnen hiermit, mit Ihrer Tochter Syal in Kontakt zu treten und aufrichtig Ihr Bestes zu tun, um sie dazu zu überreden, der Vorgehensweise nachzukommen, die ich ihr nahelege. Ist das deutlich genug?«

»Absolut.«

»Und?«

»Fahrt zur Hölle.«

»Thrackan legt es offenbar darauf an, umgebracht zu werden«, flüsterte Leia.

Han nickte. »Gehen wir nach nebenan und wünschen ihm viel Glück dabei.«

»Pssst.«

Thrackan sagte: »Antilles, Sie haben während einer militärischen Krise einen direkten Befehl verweigert, und ich habe eine Aufzeichnung davon. Ich könnte Sie auf der Stelle von Sicherheitskräften abführen lassen. Ich könnte Ihren Prozess innerhalb einer Stunde über die Bühne bringen und Sie am Morgen hinrichten lassen.«

»Natürlich könnt Ihr das.« Wedge stand auf und reckte sich, streckte seine Arme über seinen Kopf und bog den Rücken durch, eine Geste vollkommener Unbekümmertheit. Leia konnte das Krachen seiner Wirbel und Gelenke beinahe hören. Dann entspannte Wedge sich und blieb in normalerer Haltung stehen. »Ihr hättet mich auch in Friedenszeiten ermorden lassen können, weil mein Haarschnitt hübscher ist als Eurer. Wenn ich mir über derlei Gedanken machen würde, ich würde nie mehr ein Auge zutun. Und jetzt werde ich Euch erklären, warum es für Euch ein böser, böser Fehler wäre, das zu tun.«

»Schießen Sie los.«

»Wenn ich mich Euch widersetze, wie ich es getan habe, und Ihr mich ermorden lasst, tauscht Ihr einen erfahrenen Offizier gegen einen sehr jungen Offizier und bringt Euch damit um sämtliche Möglichkeiten von Sabotage und Informationsbeschaffung, die ich Euch biete. Das ist kein sonderlich kluger Handel. Ich bin nicht Garm Bel Ilblis, aber ich bin der beste Stratege, der Euch zur Verfügung steht. Außerdem habe ich überall in der Galaxis mächtige Freunde in einflussreichen Positionen, und wenn ich exekutiert werde, könnt Ihr die nicht zu Eurem Vorteil nutzen - weil ich keine Empfehlungen aussprechen kann, damit sie ihren eigenen Einfluss geltend machen, um die Regierungen ihrer Planeten zum corellianischen Standpunkt Umschweifen zu lassen,

beispielsweise.«

»Was macht es für einen Unterschied, ob Sie das tun oder das, was ich soeben empfohlen habe?«

»Was Ihr befohlen habt, Minister, nicht empfohlen. Der Unterschied ist der, dass es ehrenvoll wäre, sagen wir, Wes Janson darum zu bitten, beim Militär oder der Regierung seines Planeten Taanab ein gutes Wort für unser Anliegen einzulegen. Meine Tochter zu bitten, den Eid zu brechen, den sie abgelegt hat, als sie Offizierin wurde, und sich an Hochverrat zu beteiligen, ist das nicht. Habe ich den Unterschied hinreichend deutlich gemacht?«

»Unterstehen Sie sich, mich herablassend zu behandeln. Antilles.«

»Lasst meine Familie aus dieser Sache raus. Sal-Solo.«

»Ich werde Kontakt zu Ihrer Tochter aufnehmen. Ich werde sie überzeugen zu tun, was ich ihr sage.«

»Nur zu.« Wedge zuckte die Schultern.

»Sie machen sich keine Sorgen, dass ich damit Erfolg haben könnte?«

»Vielleicht haben Sie damit Erfolg. Aber ich werde mich nicht daran beteiligen.«

Es kam keine Antwort. Ein paar Sekunden später erlosch das Licht in Thrackans Kammer, das noch immer in einem verkrümmten Rechteck über den Haupttisch unten fiel.

Wedge ging auf den Ausgang zu und verschwand unter Thrackans Kammer außer Sicht.

»Wedge hat sich gerade selbst umgebracht«, sagte Leia.

Han nickte. »Er ist zu gescheit, um das nicht selbst zu wissen. Allerdings hat das noch eine Weile Zeit. Im Augenblick braucht Thrackan Wedge.«

»Aber sobald er wütend genug wird, um seinen Eigennutz hintanzustellen.« »Ja.«


RELLIDIR, TRALUS


»Ich bin nicht erfreut«, sagte Jaina.

Sie stand unter einem sonnigen blauen Himmel auf einem flachen grünen Rasen. Eine sanfte Brise fuhr ihr durchs Haar und brachte ihr Abkühlung. Neben ihr stand Zekk, der ihr stumme Anteilnahme bot - und gelegentlich amüsierte Sticheleien, wenn ihre Stimmung von einem Extrem ins andere kippte.

Weiter vorn in der Ferne befand sich das weiße Navos-Zentrum für darstellende Künste mit seinen acht wunderhübsch gerillten Türmen. Dichter daran, auf einem Flecken Gras, unbehelligt von Durabetonwanderwegen. waren die neun X-Flügler von Lukes Hardpoint-Geschwader.

Ohne Verteidigung.

Nun, nicht ganz. Im Astromechabteil von Lukes eigenem X-Flügler saß R2-D2, und der kleine Droide quittierte Jainas Bemerkung mit einem elegischen Trillern, um ihren Kommentar zu widerlegen.

»Wo sind die Piloten, Erzwo?«, fragte Jaina.

R2-D2s obere Kuppel drehte sich, um sein Hauptkameraauge in Richtung des fernen Gebäudes für darstellende Künste auszurichten.

»Und die Sicherheitsvorkehrungen für diese Kampfflieger?«, fragte sie.

Der Astromech wandte ihr sein Hauptauge zu und gab eine Reihe schneller Piepser und Töne von sich.

»Neu zugeteilt.« Jaina schüttelte verärgert den Kopf.

»Willst du, dass ich mich darum kümmere?«, fragte Zekk.

»Bitte.«

Zekk lächelte und holte einen Kommlink aus einem Beutel an seinem Gürtel hervor. »Erzwo, gibst du mir bitte die Geschwaderfrequenz?«

Der Astromech piepste seine Bestätigung.

»Danke.« Zekk aktivierte das Kommlink. »Zekk an Hardpoint-Geschwader. Ihr neuer Geschwaderkommandant ist vor Ort und wünscht Sie umgehend bei Ihren X-Flüglern zu sehen. Unverzüglich bedeutet innerhalb von neunzig Sekunden vom Ende meiner Übertragung an. Niemand wird dafür bestraft, hier in schmutzigen Klamotten. Festbekleidung oder voller Seifenblasen und Badewasser zu erscheinen, aber es wird niemandem empfohlen, zu spät zu kommen. Das ist alles. Ende.« Er steckte den Kommlink wieder in die Tasche.

»Gut gemacht«, sagte Jaina. »Effektiv, aber mit einem gewissen Humor.«

Zekk verbeugte sich, dann nahm er Haltung an. »Deine Befehle?«

»Wir müssen einen Ort suchen, wo wir diese Kampfjäger sicher unterbringen können, und es ist mir gleich, ob sie hier draußen hingestellt wurden, um den corellianischen Streitkräften unsere überwältigende militärische Übermacht und unsere Verachtung zu demonstrieren. Und wir sollten einige Übungen durchführen, damit ich den Fähigkeiten unserer Piloten auf den Zahn fühlen kann.« In Richtung des Zentrums fiel Jaina eine Bewegung ins Auge. Ein großer, dunkelhäutiger Menschenmann, nur mit einem weißen Handtuch bekleidet, das er mit beiden Händen um eine Hüfte geschlungen hielt, lief auf sie zu. »Das dürfte eine interessante Reihe von Übungsmanövern werden.«


KAMPFTRÄGER DODONNA, IN DER UMLAUFBAHN VON TRALUS


Fähnrich »Lysa Dunter« und ihr quarrenischer Flügelmann stiegen zu dem Energiefeld auf, das die Atmosphäre im Haupthangar der Dodonna hielt. Mit zwangloser Leichtigkeit reduzierten sie die Geschwindigkeit, als sie sich der glühenden Öffnung näherten und durch das Feld tauchten, wobei der Luftwiderstand sie um einige weitere entscheidende Kilometer pro Stunde verlangsamte, dann schwebten sie auf Repulsorlifts zu ihrer zugewiesenen Landezone. Sekunden später glitten ihre Cockpits in die Höhe. Mannschaftsmitglieder eilten nach vorn, hängten Leitern ein, erlaubten ihnen, ihre Schiffe zu verlassen. Mechaniker trafen ein. stöpselten Diagnosegeräte an. begannen mit dem Nachtanken.

Ihr quarrenischer Flügelmann zog seinen Helm ab und stieß einen schlürfenden Seufzer der Erleichterung aus. Seine Gesichtstentakel wanden sich in der kalten künstlichen Brise, die durch den Hangar blies. »Ein Bad«, sagte er. »Ich muss untertauchen. Ich würde töten, um untertauchen zu können.« Er drehte sich um und begann, forsch auf die Türen aus dem Hangar zuzumarschieren.

Syal grinste ihm nach. Für die Quarren und ihre Blutsverwandten, die Mon Calamari, waren lange Patrouillen hart. Sie trockneten schneller aus als Menschen. Sie streifte ihren eigenen Helm ab und gelangte zu dem Schluss, dass die Entscheidung ihres Flügelmanns dennoch die beste war - nach Stunden fruchtlosen Herumkurvens entlang der Ränder des corellianischen Systems war eine ausgiebige Waschung genau das Richtige, um die Stimmung zu heben.

»Fähnrich Dunter?« Der Chefmechaniker, ein hagerer Mann mit dunklen Augen, näherte sich ihr mit seinem Diagnose-Datenpad in der Hand. »Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?«

»Natürlich.« Sie schüttelte ihr Haar aus. Kurz, wie es war. bereitete es ihr auf langen Missionen nicht übermäßig viel Kummer, und zumindest diesmal hatte sie ihren Helm so aufgesetzt, dass ihr Pony ihr keinen zusätzlichen Arger gemacht hatte. »Normalerweise arbeiten Sie an den X-Flügler-Einheiten, nicht wahr?«

»Ja, Fähnrich. Aber wenn wir etwas Ausfallzeit haben, werden alle zu Übungszwecken in andere Abteilungen versetzt. Ich habe ein Gesuch eingereicht, heute mit den Eta-Fünfern arbeiten zu dürfen.«

Syal beäugte sein Datenpad. »Gibt es ein Problem mit meinem Abfangjäger?«

»Nicht genau.« Er kam näher und senkte seine Stimme, sodass der Rest der Besatzung seine Worte nicht verstehen konnte. »Um ehrlich zu sein, wollte ich Ihnen bloß Grüße von zuhause übermitteln.«

Sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick. »Grüße von Ralltiir?«

»Grüße«, sagte er. »von Corellia. Vielleicht sollten wir uns irgendwo unterhalten, wo wir ungestörter sind.«

Eine Stunde später lehnte sich der VibroSchwert-Anführer, ein großer Mensch mit ergrauendem Haar und Gesichtszügen, die vermuten ließen, dass er in Wahrheit ein Schauspieler war, der einen Staffelführer spielte, über den Verhörtisch zu Syal und fragte: »Also haben Sie ihn erschossen?«

Neben ihm saß eine Menschenfrau, dunkelhäutig, mit großen Augen, die hell und sorglos genug wirkten, um jemand viel Jüngerem zu gehören. Syal hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie trug Zivilkleidung, alles in Schwarz und Hellblau. Ihr Gesicht war ausdruckslos, doch ihre Augen ruhten auf Syal, warteten auf ihre Antwort.

Syal nickte. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht zusammenzog, besonders rings um ihre Augen, wegen des kurzen Moments, in dem sie geweint hatte, als niemand hingesehen hatte, und die Fransen ihres Ponys, jetzt glatt vor Schweiß, fielen ihr in die Augen. Sie wünschte, der VibroSchwert-Anführer hätte einfach seinen Stuhl genommen und wäre darin sitzen geblieben. Sein ständiges Aufstehen - zweifellos, um einschüchternder zu wirken - ging ihr auf die Nerven. Außerdem hätte sie gerade gut einen Freund brauchen können, und das war er mit Sicherheit nicht.

»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte die Frau. »Warum haben Sie ihn erschossen?«

»Er hat nach meiner Blasterpistole gegriffen«, sagte Syal.

»Warum hatten Sie eine Blasterpistole?«, fragte der Staffelführer.

»Damit ich ihn verhaften konnte.«

»Nein«, sagte die Frau. »Sie haben die Waffe gezogen, um ihn in Verwahrung zu nehmen. Warum hatten Sie sie überhaupt bei sich?«

»Das habe ich immer«, erklärte Syal. »Als ich alt genug wurde, um mich zu verabreden, hat mein Vater darauf bestanden, dass ich eine trage.« Das war eine kleine Lüge. Ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sie zwei bei sich trug.

Doch seit sie von zu Hause weggegangen war, hatte sie sich daran gewöhnt, die meiste Zeit über nur eine bei sich zu haben.

»Und Sie haben auf ihn angelegt, weil er versucht hat, Sie anzustiften«, fuhr die Frau fort.

Syal nickte. »>Erledige ein paar Sachen für uns<, hat er gesagt; damit meinte er die Corellianer.«

Die Frau schaute skeptisch drein. »Fähnrich Dunter, Sie sind eine sehr rangniedrige Offizierin auf einem Träger voller Leute, die der GA mehr Schaden zufügen könnten als Sie. wenn sie umgedreht würden. Warum Sie? Was macht Sie so anfällig für einen Versuch dieser Art?«

»Ihr Bein«, sagte der Staffelführer.

»Was?« Syal wandte ihm ihre verständnislose Miene zu. »Ihr Bein«, wiederholte er.

Syal sah hinunter. Ihr rechtes Bein zitterte wieder. Sie starrte darauf, und es hörte auf.

»Beantworten Sie bitte die Frage«, sagte die Frau.

»Ich bin.« Syal schaute sie an, dann blickte sie entschuldigend zum Staffelführer hinüber. »Ich bin Corellianerin.«

Er warf einen Blick auf sein Datenpad. »Genau. Geboren auf Corellia. Aufgewachsen auf Ralltiir.«

»Nein. Geboren auf Corellia. aufgewachsen auf Corellia. Der Rekrutierungsoffizier nahm an, dass ich auf Ralltiir aufgewachsen bin, weil ich die Staatsbürgerschaft von Ralltiir habe, und hat es entsprechend vermerkt. Aber ich habe die Staatsbürgerschaft nicht auf dem üblichen Weg erhalten. Ich habe sie mir erkauft.«

Die Frau sagte: »Was in Ihrer Akte ist sonst noch inkorrekt?«

»Nichts. Aber Lysa Dunter - nun, das ist nicht der Name, mit dem ich geboren wurde.«

Der Staffelführer bedachte sie mit einem düsteren Blick und setzte sich wieder. »Sie haben mit einem gefälschten Namen einen Offiziersrang erlangt. Wir stecken hier tief in

Militärgerichtsangelegenheiten.«

»Nein, Lysa Dunter ist ein richtiger Name. Ich habe ihn legal bei einem Gericht auf Ralltiir geändert, das dafür bekannt ist, schrecklich unorganisiert zu sein. Ich wusste, dass es Jahre dauern würde, bis die Akte zum GA-Militär gelangt. Ich habe meinen Namen geändert, um zu vermeiden, mit meinem Vater verglichen zu werden, damit ich mir aus eigener Kraft einen Ruf aufbauen konnte.«

»Wie lautet Ihr richtiger.« Die Frau korrigierte sich. »Ihr Geburtsname?«

»Syal Antilles.«

Sowohl die Frau, als auch der Staffelführer blinzelten. Die Frau reagierte zuerst. »Corellianerin. Antilles. Sie sind doch nicht zufällig.«

»Er ist mein Vater.«

»Und Iella Antilles Ihre Mutter.«

»Ich bin überrascht, dass Sie diesen Namen kennen.«

Die Frau nickte. »Also hat der Mechaniker versucht, Sie dazu zu überreden, nicht näher definierte Aktionen für die corellianische Regierung durchzuführen.«

Syal nickte. »Und er hat gedroht, meiner Familie etwas anzutun, falls ich nicht gehorche.«

Der Staffelführer bedachte Syal mit einem harten Blick. »Also haben Sie gerade Ihre Familie umgebracht. Sie haben sich widersetzt - jetzt werden die Vorgesetzten dieses Agenten aufräumen. Gut gemacht.«

Syal lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und brachte ein paar kostbare Zentimeter mehr Abstand zwischen sich und den Geschwaderführer. »Das will ich nicht hoffen.«

»Das Klügste wäre gewesen«, sagte der Staffelführer, »sich zu dem bereit zu erklären, was auch immer er vorhatte, und

dann später den Geheimdienst zu verständigen.«

Syal schüttelte den Kopf. »Bei so was bin ich gar nicht gut. Glauben Sie nicht, dass ich weiß, wozu ich in der Lage bin, und wozu nicht? Meine Mutter war beim Geheimdienst. Meine Schwester hat diese Gene auch, schätze ich. Aber ich wäre nicht imstande, das durchzuziehen, und in der Zwischenzeit hätte sich dieser Mann frei auf diesem Schiff bewegt, vielleicht, um die Raumjäger meiner Freunde zu sabotieren. Nein, das wäre nicht klüger gewesen.« Syal hörte, wie ihre Stimme vor Entrüstung lauter wurde.

»Ich werde Ihnen was sagen«, sagte der Staffelführer. »Wir werden uns die Sache ansehen. Wenn Sie lügen, werden Sie unehrenhaft entlassen und bekommen die rechtliche Bestrafung, die Sie verdienen. Wenn Sie die Wahrheit sagen, sieht das Ganze wesentlich besser aus. Dann werden Sie ehrenhaft entlassen und können nach Corellia zurückkehren und mit den Geschwadern Ihres Daddys rumfliegen - um uns die Chance zu geben, einen sauberen Schuss auf Sie abzugeben. So oder so, dies ist der letzte Tag, an dem Sie die Uniform der Galaktischen Allianz tragen. Wegtreten.«

Syal kämpfte darum, die Tränen zurückzuhalten, die in ihr hochstiegen, und wollte sich erheben.

»Bleiben Sie sitzen«, sagte die Frau. Sie wandte sich an den Staffelführer. »Sie da. Seien Sie ein guter junge und gehen Sie raus.«

Der Staffelführer starrte sie fassungslos an. »Sie.«

Die Frau lächelte ihn an, zeigte Zähne. »Die korrekte Antwort lautet: Ja, Ma'am. Jetzt gehen Sie.«

Der Staffelführer musterte sie abschätzend, dann erhob er sich hastig. »Ja, Ma'am.«

Die Frau wartete, bis er den Verhörraum verlassen hatte. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Syal zu. »Ja, wir werden die Einzelheiten Ihrer Geschichte überprüfen. Wenn sie sich als wahr erweisen, kehren Sie in den aktiven Dienst zurück. Aber ich bezweifle, dass Sie in das VibroSchwert-Geschwader zurückkehren werden. Ich nehme an, das können Sie von jetzt an als Feindgebiet betrachten.«

»Da haben Sie vermutlich recht.«

»Ihr Bein zuckt schon wieder.« Die Frau wandte ihre Aufmerksamkeit dem Datenpad vor sich zu. »Hier steht, dass man Ihnen die Möglichkeit angeboten hat, sich einem neuen Geschwader anzuschließen, das die erste Lieferung der Kampfjäger der Aleph-Klasse fliegen wird. Ist das korrekt?«

Syal nickte. »Das will ich aber nicht. Ich habe mit dem Aleph-Simulator herumgespielt. Sie verfügen über jede Menge Geschwindigkeit, aber ihre Manövrierfähigkeit ist so groß wie die von großen Pfropfen Durabeton.«

»Und wenn Ihre einzigen Optionen sind, entweder Alephs zu fliegen oder als Kommunikationsoffizier an Bord eines Sensorschiffs zu arbeiten?«

»Alephs hört sich großartig an, Ma'am.«

»Gesprochen wie eine wahre Antilles.« Die Frau schloss ihr Datenpad.

»Sie sind vom Geheimdienst, nicht wahr? Ich hätte eigentlich gedacht, dass mein eigener Staffelführer mir wohlgesinnt ist und Sie bei dieser ganzen Sache die Plastahlschlange sind.«

Die Frau nickte. »Man kann nie sagen, wie die Vergangenheit die Dinge beeinflusst, nicht wahr?« Sie erhob sich. »Ich weiß nicht, was Ihr Geschwaderführer für ein Problem hat. Eifersucht oder vielleicht muss er die völlige Kontrolle haben, und den Umstand, dass Sie nichts über Ihren berühmten Vater ausgeplaudert haben, sieht er als Verrat an. Was mich betrifft.« Sie schenkte Syal ein kleines Lächeln. »Nachdem die Neue Republik Coruscant das erste Mal für sich gewonnen hatte, bin ich ein paar Monate lang mit Ihrem Vater geflogen. Einige seiner Piloten habe ich beträchtlich länger gekannt. Ich weiß, wie er seine Kinder erzogen hat. Wenn Sie wirklich Syal Antilles sind, dann gehe ich davon aus, dass Sie über jeden Verdacht erhaben sind.«

Auf ihrem Weg zur Tür hinaus fügte sie hinzu: »Und Sie könnten Ihren Namen auf legale Weise ebenso gut wieder in Ihren alten ändern. Ihr Geheimnis ist jetzt bekannt.«