Was kann man einem Klon in einigen wenigen Monaten beibringen, für das ein Mensch ein Lebensalter braucht, um es zu lernen?
- Imperator Palpatine zu Lord Darth Vader
IMPERIALES AUSBILDUNGSZENTRUM, YINCHORR, DER MITTLERE RAND (MID-RIM)
Für einen Toten hatte Sa Cuis eine ausgezeichnete Lichtschwerttechnik. Lord Vader schwang seine Klinge, und die beiden Strahlen roter Energie ratschten aneinander entlang.
Cuis - oder jedenfalls ein Klon von ihm - bewegte sich im Kreis, und Vader tat es ihm gleich. Er hatte nicht die Absicht, den Attentäter ein weiteres Mal umzubringen. Arkanian-Microtechnologien hatte mehr als ein Jahr darauf verwandt, diesen Klon des dunklen Jedi herzustellen, und es wäre Verschwendung gewesen, ihn oder einen seiner fünf Brüder allein deshalb zu zerstören, um die eigene Überlegenheit unter Beweis zu stellen.
Abgesehen davon waren sie Menschen. Vader versuchte, das nicht aus den Augen zu verlieren. Hätte er stumpfsinnige Berechenbarkeit gewollt, hätte er für die Imperiale Armee Droiden in Auftrag gegeben.
Er war sich bewusst, dass zwei Personen das Duell von der Empore aus. die sich ein Stück über dem Boden der Turnhalle befand, aufmerksam verfolgten: sein Meister. Imperator Palpatine, und einer seiner eigenen Adjutanten. Leutnant Erv Lekauf. Ein Teil seines Verstandes konnte Lekaufs Unbehagen darüber spüren, dem Imperator so nahe zu sein, ohne dass Vader an seiner Seite war.
»Genug«, sagte Vader und schaltete sein Lichtschwert aus. Der Cuis-Klon deaktivierte seine Klinge ebenfalls, behielt Vader jedoch vorsichtig im Auge, bis dieser zurücktrat und den Klonen gestattete, ihr Lichtschwerttraining mit dem Ausbilder fortzusetzen. Vader war zufrieden. Die Klone hatten die ganze Schnelligkeit und die rasanten Reflexe der unglückseligen Hand des Imperators, deren Erbgut das ihre war. Vader hoffte, dass sie irgendwie auch Cuis' außergewöhnliche Loyalität geerbt hatten.
Ich finge wich, ob der Imperator wusste, dass Cuis niemals preisgeben würde, dass er seine Hand war. Ich frage mich, ob mein Meister diese Art Hingabe zu schätzen weiß oder sie einfach erwartet.
Vader kehrte auf die Empore zurück, um zuzusehen, wie die Klone ihr Lichtschwerttraining fortsetzten. Sie übten Paraden und Gegenschläge, Doppelschwünge und Remisen. Der höhlenartige Saal hallte vom Summen der Lichtschwerter und dem Klacken der Panzerplatten wider, eine Kombination, die Vader seltsam beunruhigend fand. Der Ausbilder war noch eine weitere von Palpatines vielen Händen - ein Attentäter namens Sheyvan, der an Vibroklingen ebenso Gefallen fand wie am eher konventionellen Umgang mit dem Lichtschwert.
Vader schritt weiter aus und eilte den Gang entlang, während er die Sparringpaare sorgsam beobachtete. Hände glaubten oft. sie wären die einzigen persönlichen Meuchelmörder, die in Palpatines Diensten standen, und den meisten gefiel es nicht, wenn sie herausfinden, dass dem nicht so war. Sheyvan sah aus, als würde er zu dieser Mehrheit gehören. Seine gelegentlichen Blicke zu Palpatine waren mehr anklagend als bewundernd.
»Männer müssen glauben, dass sie einzigartig sind«, sagte
Palpatine leise. Er senkte stets seine Stimme, um dafür zu sorgen, dass die Leute ihm achtsam zuhörten. »Und Frauen auch. Uns allen gefallt der Gedanke, dass wir etwas Besonderes und unersetzlich sind. Das ist eine großartige Motivation.«
Manchmal mutmaßte Vader. dass Palpatine mehr erkennen konnte als nur seine Emotionen. »Ihr habt mir das Gefühl gegeben, ich allein könne Euch dabei helfen, den Rat der Jedi zu bezwingen, Meister.«
»Und das stimmte, oder etwa nicht?«
Bloß ein einziges Mal - und nicht öfter - hatte Vader sich gefragt, wie sich sein Leben entwickelt hätte, hätte er sich nicht von Palpatines Beteuerung verführen lassen, er sei das einzige Mitglied des Rats der Jedi. dem er trauen könnte. Es stimmte, ja. Aber auch, wenn er der Versuchung widerstanden hätte, wäre Padme gestorben. Zumindest hatte er jetzt die Macht und die Stellung, die Galaxis so neu zu gestalten, wie es ihm beliebte - systematisch. Er machte sich diese Möglichkeit zunutze. Er nutzte sie von Tag zu Tag mehr.
»Die Menschen wünschen sich nicht bloß alle, etwas Besonderes zu sein«, sagte Vader. »Sie wünschen sich auch zu wissen, dass es jemanden gibt, dem sie vertrauen können.«
Palpatines gelbe Augen gaben keine Reaktion preis, genauso wie ihn Sheyvans Unbehagen nicht zu kümmern schien. Die Enttäuschung jener, die ihn umgaben, war für ihn nicht von Belang, so lange sie seinen Zwecken dienten, und wenn das nicht mehr der Fall war. wurden sie ausgemustert.
Mich werdet Ihr nicht ausmustern. Meister.
»Eines Tages baue ich womöglich eine Legion dunkler Jedi auf«, sagte Palpatine, als wäre ihm dieser Einfall gerade gekommen. »Sie haben großes Potential. Es wäre diesem Cuis
eine Ehre zu sehen, was aus ihm geworden ist.«
Es war. als hätte er Cuis überhaupt nicht gekannt. Vader hatte nie erwähnt, dass er wusste, dass Palpatine Sa Cuis losgeschickt hatte, um ihn zu töten. Er war nicht bereit. Euren Wunen zu nennen, mein Meister. Sicht einmal, als ich ihm anbot, sein Leben zu schonen. Das ist es. was ich von meinen Streitkräften will. Loyalität.
Vader hatte den Mordversuch nicht persönlich genommen. Das war Teil seiner Ausbildung. Der Weg zum Sith-Meister musste beschwerlich sein, da die Macht, die man zusammen mit diesem Titel errang, nichts für die Schwachen oder Faulen war. Vader verstand das. Außerdem wusste er nach wie vor. dass er seinen eigenen Meister eines Tages ersetzen würde. Auch Palpatine wusste das. und es schirm ihm nichts auszumachen.
Lekauf - loyal, intelligent, ohne spezielle Fähigkeiten, die über seine Belastbarkeit für harte Arbeit hinausgingen - stützte sich auf seine Ellbogen und strahlte Beklommenheit aus. Auch von ihm waren Klone geschaffen worden, aber er war zumindest am Leben, um sie sehen zu können. Er hatte sie sogar ausgebildet, letzt wurden sie geprüft, und bislang hatten sie die Überprüfung in sämtlichen Kerndisziplinen mit Ausnahme des Kampfes Mann gegen Mann bestanden.
»Sie wirken noch immer besorgt«, sagte Vader. »Nein. Sir.«
Lekauf hatte sechs Monate auf diesem elenden, öden Felsbrocken verbracht und seine Klone trainiert. Wenn sie die Musterung erfolgreich abschlossen, konnte er endlich nach Coruscant zurückkehren. Es war offensichtlich, wovor er Angst hatte.
»Sie haben Ihre krau und Ihre Kinder seit sechs Monaten nicht gesehen, und Sie fürchten, dass Sie noch weiten; sechs hier bleiben müssen, wenn sich Ihre Klone nicht gut schlagen« . sagte Vader.
Lekauf schluckte schwer und nickte, »ja. Sir. das tue ich.«
Seine mutige Ehrlichkeit war eine der Qualitäten, die ihn sowohl zu einem guten Klonspender als auch zu einem guten Ausbilder machten. Wie als Antwort darauf hallten Vaders Erinnerungen daran, jemanden zu vermissen, der ihm lieb und teuer war - jene Erinnerungen, die er mittlerweile verdrängen und wegsperren konnte, fast ohne Kummer zu empfinden -. in ihm wider.
Und ich habe dir vertraut. Padme. fetzt bin ich geübt im Umgang mit Verrat
»Sie werden Ihre Familie bald wiedersehen«, sagte Vader.
Lekauf schaute zu den Türen der Turnhalle hinüber. Er war ein kräftig gebauter Mann in den Dreißigern, mit einem unpassend offenen Gesicht und strubbeligem hellbraunem Haar. »Ich sorge mich stets darum, ich könnte Euch enttäuschen, Sir. Aber wenn ich sehe, wozu dunkle Jedi imstande sind, frage ich mich, wie sich gewöhnliche Menschen damit je messen sollen.«
»Sturmtruppler werden nie gegen Jedi kämpfen müssen«, sagte Vader. »Bloß gegen Rebellen.«
Lekauf atmete ein und hielt den Atem an. als die sechs Klone hereinmarschierten; Vader hörte es. sosehr der Mann auch versuchte, es zu Unterdrückern. Sie sahen so aus, wie Lekauf es vor ein paar Jahren wohl getan hatte;, mit dem gleichen Gesichtsausdruck beständiger Zuversicht. Und Vader hoffte, dass sie genauso effiziente Soldaten abgeben würden.
Die Klone;, die die gleichem imperialen Rüstungen trugen wie; die; Gins-Gruppe, stellten sich vor der Empore in einer Reihe auf und salutierten. Man hatte sie; sofort nach der
Entnahme; aus der Wachstumsflüssigkeit einer Blitzausbildung unterzogen, um aus ihnen fähige; Soldaten zu machen, die in jeder Armee dienen konnten, aber Vader wollte, dass sie besser waren als das. Es war nötig, dass sie den Standards der von den Kaminoanern geklonten Truppen entsprachen, die nach wie vor den Großteil seiner Sturmtruppler stellten.
»Keine Lichtschwerter.« Vaders Stimme dröhnte durch die Turnhalle. »Benutzt Durastahlstäbe. Dies ist eine Übung. Ich will keine ernsten Verletzungen.«
Palpatine wandte sehr langsam den Kopf, um ihn anzusehen. Vader hackte seine Daumen in seinen Gürtel und wartete auf die Infragestellung seitens seines Meisters.
»Wie könnt Ihr ihre Tauglichkeit prüfen, wenn Ihr ihnen Handicaps auferlegt?« Palpatines Stimme war sanft und provozierend, wie sie es immer war, wenn er einen Gedanken in den Raum stellte. »Ist das kein Zugeständnis?«
»Nein, mein Meister. Es schafft realistischere Bedingungen für den Test.« Vader gab nicht nach. »Sie müssen sich lediglich gegen Rebellen behaupten, die über keine Machtfähigkeiten verfügen. Bloß gegen Menschen.«
Palpatine schwieg zwei Herzschläge lang, sein Zeichen stummer Zustimmung. »Also, gut.«
Vader winkte Sheyvan, damit er sich zu ihnen auf die Empore gesellte und den Boden der Trainingshalle für den Kampf räumte. Die Klone teilten sich in Paare auf, ein Lekauf zu jedem Cuis.
»Fangt an«, sagte Palpatine.
Wieder schluckte Lekauf.
Die Klone pirschten sich aneinander an. mit beiden Händen Durastahlstangen umklammernd. Dann krachte Metall, als sie Stab gegen Stab schlugen, in dem Bemühen, den anderen zurückzudrängen. Ein Lekauf-Klon, auf dessen Brustplatte in Schablonenschrift der Name NELE stand, riss seinen Stab in einem flachen Bogen herum, um seinen Gegner von den Beinen zu holen. Aber kaum war der Mann flach auf seinen Rücken gefallen, sprang er mit einer einzigen Bewegung wieder auf die Füße und schleuderte den Lekauf-Klon mit einem gewaltigen Machtstoß beinahe durch die gesamte Länge der Turnhalle. Er krachte gegen die Wand; der Aufprall seiner Rückenpanzerung echote in der Halle. Dann kämpfte er sich wieder auf die Füße und schüttelte den Kopf, um ihn freizubekommen.
Die anderen fünf Cuis-Klone legten ihre Stäbe beiseite und ließen die Waffen ihrer Widersacher mit einer einzigen Handbewegung davon schwirren. Alle Lekauf-Klone wurden flach auf den Rücken geschleudert und von einer unsichtbaren Hand am Boden festgenagelt.
Die Demonstration war sehr kurz gewesen. Lekauf sah seinem weiteren Schicksal resigniert entgegen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Augen starr geradeaus gerichtet.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand einen Jedi ohne angemessene Waffen besiegen kann«, sagte Palpatine.
Vader war sich nicht sicher, ob das ein Kommentar über das Versagen der Lekauf-Klone oder bloß eine Feststellung war. Er blickte Lekauf an. »Nein, Meister«, sagte er, an den Imperator gewandt, ohne seinen Adjutanten dabei jedoch aus den Augen zu lassen. »Vielleicht sollten wir es jetzt noch einmal versuchen, ohne dass es ihnen diesmal erlaubt ist, ihre MachtKräfte einzusetzen.«
»Nein, ich habe genug gesehen.« Palpatine zog seine Kapuze ein bisschen tiefer in sein Gesicht. »Ich werde mich der Cuis-
Klone annehmen und sie noch mehr trainieren. Eure Lekauf-Gruppe erweist sich aber womöglich für andere Aufgaben als nützlich.«
Wir könnten einfach eine ganze Armee von der Cuis-Vorlage klonen. Wir wissen, wozu sie imstande sind. Aber ein Soldat ist das Produkt fortgesetzten Trainings. Sie müssen an der Front mitmischen.
»Ich schlage vor. dass wir sie alle in den aktiven Dienst übernehmen und sehen, wie sie sich machen«, sagte Vader.
Wieder zögerte Palpatine. »Ja. Aber gebt bei Arkanian Micro trotzdem ein Bataillon des Cuis-Models in Auftrag. Ich bin beeindruckt, wie viel die Klone von seinen Macht-Fähigkeiten übernommen haben.«
Lekaufs Klone hatten sich versammelt und warteten in Habachtstellung, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
»Bedeutet das, dass wir zum Imperialen Zentrum zurückkehren?«, fragte Lekauf, außerstande, seine Verzweiflung zu verbergen.
»Ja, Leutnant, das bedeutet es.« Vader ging mit großen Schritten voraus, und Lekauf schaffte es, mit seinem Tempo mitzuhalten. Seine sechs Klone sammelten ihre Helme und Waffen ein und folgten ihm, ebenso wie die Cuis-Gruppe. Sheyvan bildete die Nachhut. Er sah missmutig aus.
»Ich entschuldige mich für unsere ungenügende Leistung, Sir«, sagte Lekauf.
Vader fiel die Benutzung des Wortes unsere auf. »Ich mache mir nicht viel aus diesem Versagen im Kampf Mann gegen Mann; warten wir ab, wie sie sich gegen gewöhnliche Männer schlagen.«
»Das ist sehr großzügig von Euch, Sir.«
Nein, das war nicht großzügig: Das war fair. Der Test gegen die Cuis-Klone war lediglich aus Neugierde angesetzt worden, und es gab keinen Grund, die Lekauf-Gruppe unangemessen zu beurteilen. Vader verfolgte, wie sie die Rampe seines Shuttles der Lambda-Klasse hinaufstiegen, und ihm fiel auf, dass er die Lekaufs sogar mit aufgesetzten Helmen von den Cuis' unterscheiden konnte, und zwar allein aufgrund ihrer Haltung und ihrer disziplinierten, synchronisierten Schritte. Die Cuis-Klone sahen mehr wie Athleten als wie Soldaten aus, und - er konnte nicht umhin, das zu bemerken - sie bewegten sich nicht wie eine einzige Maschine.
»Hergehört«, schnappte Lekauf, der dank seiner üblichen unfehlbaren Treffsicherheit instinktiv wusste, was Vader durch den Kopf ging. »Ihr gehört jetzt zur Fünfhundertersten.«
TAGESKABINE DES BEFEHLSHABENDEN OFFIZIERS, SHUTTLE ST 321, MIT KURS AUF DAS IMPERIALE ZENTRUM
»Ich glaube, ich werde das Cuis-Bataillon unter mein persönliches Kommando stellen«, sagte der Imperator und lehnte sich in Vaders Sessel zurück, als das Shuttle den Sprung in den Hyperraum machte.
Vader ignorierte diesen Affront in seinem eigenen Territorium und nahm stattdessen einfach die Tatsache zur Kenntnis, dass sich sein Meister diese Mühe machte. Das war ein weiterer dieser kleinen Tests; dieses andauernde Schieben und Schubsen war dazu gedacht, Vader hungrig auf Überlegenheit und wütend genug zu machen, sie einzufordern. Tausend kleine Drohungen sollten die dunkle Seite in ihm nähren, aber manchmal wirkte es mehr wie Zeitvertreib, als wie Ausbildung.
Ich brauche Euch nicht, um auf der Hut zu bleiben, Meister. Ich werde nicht vergessen, was mich antreibt. Und ich werde Euch eines Tages töten, ja, aber diesen Tag bestimme ich, und nicht irgendein Reflex, wenn Ihr mich schließlich einmal zu oft provoziert habt.
»Dann werden sie keinen Teil der Infanterie bilden. Meister?«
Palpatines Tonfall wurde ein bisschen härter. »Ich weiß, wie man eine Armee befehligt, Lord Vader.«
»Ich meine nur. dass die Cuis-Klone praktisch allesamt Hände sind und damit möglicherweise ideal geeignet für SpezialOperationen.«
Der Imperator nahm von Lekauf ein Glas Wasser entgegen, der untergeordnete Tätigkeiten nie erniedrigend zu finden schien. »Ja, ich sollte sie so trainieren, dass sie zahlreiche Aufgaben erfüllen können.«
Noch immer gelang es Vader, die Worte zu vermeiden, die seit einiger Zeit stets zwischen ihnen im Raum Jungen. »Cuis war seinem Meister bis zum Ende loyal ergeben. Er war nicht bereit, seinen Namen preiszugeben.«
»Eine löbliche Eigenschaft, die ich auch in seinen Klonen zu finden hoffe.«
»Diese Eigenschaft mag genetisch bedingt sein, man kann sie allerdings auch selbst fördern.«
Und man kann sie ebenfalls zunichtemachen. Vader dachte an den Mann, der er einst gewesen war - ja. jetzt verspürte er keinen Schmerz, bloß eine wilde und wütende Entschlossenheit -, und an jene, die er geliebt und die ihn verraten hatten. Er entsann sich noch immer dieses kalten, konzentrierten Gefühls der Enttäuschung, als er erkannt hatte, dass Palpatine Cuis geschickt hatte, und dass das Einzige, auf das er im Hinblick auf seinen Meister vertrauen konnte, war, dass er eine konstante Quelle der Gefahr darstellte. Zu wissen wie allein er tatsächlich war. hatte ihn vielleicht stärker gemacht, aber behagen tat es ihm nicht. Er vermutete, dass das der Grund dafür war, weshalb er sich mit den Lekaufs dieser Welt umgab: nicht einfach nur, weil loyale Soldaten gute Soldaten waren, sondern auch, weil es den kleinen Teil von ihm beruhigte, der Anakin gewesen war, jenen Teil, den nicht zu unterdrücken ihm immer noch hinreichend nützlich schien. Lekauf wirkte besänftigend: ein Alaun, der gern wusste, wo er stand, ein Mann, der sich einfach bloß hervortun und im Gegenzug für seine Ergebenheit eine klare Aufgabe zugewiesen bekommen wollte.
Du wirst mich nicht enttäuschen. So viele Leute enttäuschen mich.
»Leutnant«, sagte Palpatine und schaute an Vader vorbei zu der Stelle, wo Lekauf in geduldigem Schweigen stand. »Aus welchem Grund sind Sie Lord Vader treu ergeben?«
Lekauf. den es in Palpatines Nähe normalerweise nicht behagte. entspannte sich ein wenig. Vader konnte es spüren. Lekaufs Zweifel und Gefühle zeigten sich nur selten auf seinem Gesicht, aber er hegte sie. Vader konnte sie stets schmecken, und manchmal vertraute er darauf, um zu verstehen, was in der imperialen Armee vor sich ging.
»Mit Eurer Erlaubnis. Sir«, sagte Lekauf und schaute zu Vader hinüber. »Weil mein Lord von seinen Männern niemals etwas verlangen würde, das er selbst nicht auch tun würde.«
»Löblich«, sagte Palpatine.
Aufrichtig, dachte Vader. Er hätte sagen können, dass ihm das Imperium heilig ist und ich das Werkzeug dieses Imperiums bin. Aber er hat die Antwort eines Soldaten gegeben.
Der Imperator wandte sich wieder seinem Wasser zu. um daran zu nippen, und Lekauf stand noch immer reglos da. Er würde sich nicht setzen, bis Vader Platz genommen hatte. Vader hatte sich inzwischen daran gewöhnt und musste dem Mann gelegentlich befehlen, sich hinzusetzen, wenn offensichtlich war, dass er das tun musste.
»Rufen Sie Ihre Frau an, Lekauf«. sagte Vader. »Sagen Sie ihr. wann Sie ankommen.«
In Lekaufs Stimmung kam es zu einem flüchtigen Aufflackern der Aufregung, das die Macht für einen kurzen Augenblick erhellte;. »Vielen Dank, Sir. Vielen Dank.«
Lekauf salutierte und verschwand durch das Schott in Richtung des Cockpits. Meister und Schüler schwiegen weiter, bis er außer Hörweite war.
»Ihr überrascht mich immer wieder mit Eurer Fähigkeit zu -Mitgefühl«, sagte Palpatine. dem es irgendwie gelang, das Wort wie eine Beschimpfung klingen zu lassen.
»Zu Motivation«. sagte Vader. der es wagte. Palpatine zu korrigieren. »Es hätte keinen Sinn, Lekauf eine solche Kleinigkeit zu verweigern. Macht einfach um der Macht willen zu demonstrieren, führt zu nichts. Zu wissen, wann man darauf verzichten kann, durchaus.«
»Leute dazu zu bringen, dass sie Euch zufriedenstellen wollen, ist eine wichtige Fähigkeit«, sagte Palpatine. »Ihr seid allmählich bewandert darin. Faszinierend, nicht wahr? Dieses Verlangen nach Anerkennung zu sehen?«
Ah, er genoss es. Das war sein Zeitvertreib. Hier ging es um mehr als um die Ausübung politischer Macht. Es gefiel ihm, wenn er Leute - hilflose niedere Leute - nach seiner Pfeife tanzen sah.
Ich habe nicht länger den Wunsch. Euch zufriedenzustellen, mein Meister. Vader gelangte zu dem Schluss, dass es ihm genügte, ein einfacherer Mann zu sein, der auf Stärke und Klarheit vertraute. Euer Bedürfnis nach Spielchen wird eines Tages Euer Untergang sein, fetzt weiß ich, wo Eure Schwäche liegt. Ich werde sie mir zunutze machen, wenn die rechte Zeit dafür gekommen ist.
Vader ließ sich in den gegenüberliegenden Sessel sinken -normalerweise der des ersten Offiziers - und verwandte seine Zeit darauf, sich mit Berichten von imperialen Stützpunkten im Outer-Rim zu befassen.
Es sollte ein kurzer, ereignisloser Flug werden. Und das war es auch, genau bis zu dem Moment, als irgendetwas hinten in seiner Kehle kribbelte und er aufschaute, während seine Hand instinktiv nach dem Lichtschwert griff. Im nächsten Moment erhellte der rote Stationsalarm das Schott, und die Alarmsirene ließ seine Ohren klingeln.
Palpatine - noch immer frostig ruhig - stellte sein Glas behutsam auf dem nächstgelegenen Tisch ab und aktivierte die Kommlinkverbindung zum Cockpit.
»Was gibt es für ein Problem?«, fragte er.
Vom anderen Ende der Verbindung drang nichts zu ihnen außer statischem Knistern. Vader war bereits am Schott, seine Machtsinne rissen sich ihren Weg durch etwas, bei dem es sich um Schichten aus Watte und Rauch zu handeln schien, um deutlich das zu spüren, was durch eine konzentrierte Anstrengung vor ihm verborgen geblieben war. Die dunklen Jedi begehrten auf; sie bemühten sich, ihre Absichten vor ihm abzuschirmen, aber alles, was er wissen musste, war, dass sie nicht die Absicht hatten, ihm gegenüber loyal zu sein.
Wahrscheinlich kamen sie, um ihn sich vorzuknöpfen.
Es hatte ganz den Anschein, als wären die Cuis-Klone bestrebt, die Mission ihres Gen-Spenders zum Abschluss zu bringen.
Vader eilte mit großen Schritten den Korridor zum Cockpit hinunter, das Lichtschwert gezückt, während sich die pulsierenden roten Lampen des Stationsalarms auf seiner Rüstung widerspiegelten. Er konnte Blasterfeuer hören. Er aktivierte seinen Kommlink. »Lekauf, was geht da vor?«
»Die Cuis-Klone haben die Piloten getötet und den gesamten vorderen Bereich des Schiffs übernommen, Sir.« Ein Blasterschuss unterbrach den Leutnant. »Hier hinten sind nur noch meine Klone, der Navigationsoffizier und ich. Wir versuchen, die Luken beim Zehn-Meter-Schott aufzusprengen.«
»Warten Sie auf mich.«
»Ich denke nicht, dass Ihr hier runterkommen solltet, Sir.«
»Ich werde mich darum kümmern. Sie wollen mich.«
»Sheyvan scheint den Imperator zu wollen, Sir, nicht Euch.«
Vader spürte, wie das Shuttle einen Satz nach vorn machte, als hätte es eine abrupte Kurskorrektur gemacht. Er marschierte zurück zur Tageskabine und betrachtete die Navigationsanzeige, um die Richtung zu überprüfen. Das Shuttle war jetzt unterwegs in Richtung Outer-Rim. Palpatine saß noch immer ruhig in seinem Sessel, das Heft seines Lichtschwerts auf dem Schoß.
Vader schoss ein Gedanke durch den Kopf. Er brachte ihn vorsichtig zum Ausdruck. »Handelt es sich hierbei um eine Geschützübung unter realistischen Bedingungen, von der Ihr keine Notwendigkeit saht, sie mir gegenüber zu erwähnen, Meister?«
»Tut es nicht«, sagte Palpatine.
Dennoch ist es ein weiteres seiner Spielchen. Vielleicht hat er den Cuis-Klonen den Auftrag erteilt, mich zu töten. »Ihr seid in Gefahr, Meister.«
»Ich bin imstande, es mit sieben dunklen Jedi aufzunehmen, Lord Vader. Womit es jedoch keiner von uns beiden aufnehmen kann, ist das Vakuum des Weltalls. Lasst uns deshalb sicherstellen, dass es nicht zu einem Bruch der Außenhülle kommt.«
»Sieben«, sagte Vader. »Dann habt Ihr Eure eigene Hand mit eingerechnet, Sir.«
»Entweder ist Sheyvan tot, oder er ist Teil dieses Aufstands und stirbt auf jeden Fall.«
Das Lambda-Shuttle war ein kleines Raumschiff, zwanzig Meter vom Bug zum Heck, und Palpatine konnte mit der Macht ebenso gut von der Tageskabine aus kämpfen, als einem Widersacher aus kurzer Distanz mit seinem Lichtschwert zu Leibe zu rücken. Vader wertete seine gelassene Reaktion als stillschweigenden Beweis dafür, dass der Imperator wusste, dass er nicht in Gefahr schwebte, Vader allerdings schon. Und mit einem Mal nahm er es ihm übel, dass er seine Besatzung kompromittiert hatte, die etwas Besseres als das verdiente.
»Ich werde mich der Sache annehmen, Meister. Es besteht kein Anlass, dass Ihr Euch daran beteiligt.« Legt mir keine Hindernisse in den Weg. Versucht nicht, mich weiterhin auf die Probe zu stellen. Haltet Euch aus diesem Kampf raus. »Lekauf und ich werden die Ordnung wiederherstellen.«
Vader eilte wieder mit großen Schritten den Korridor entlang und kam bei der Luke heraus, die sich eine Sektion hinter dem Zehn-Meter-Schott befand. Rauch und der Geruch von abgefeuerten Blastem erfüllte die Luft: Lekauf, der Navigationsoffizier Pepin und die Lekauf-Klone hatten Kisten als Deckung aufgeschichtet und wechselten sich darin ab, auf das Schott zu schießen und zu versuchen, die einzelnen Elemente mit einer Metallstange beiseitezuzwingen.
»Hätten wir es auf der anderen Seite des Schotts nicht mit Jedis zu tun, hätten wir das Ding schon auf«, sagte Pepin und grunzte vor Anstrengung, als er sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Metallstange stemmte.
»Es ist Sheyvan, Sir«, fügte Lekauf hinzu. »Er führt sie an.«
Vader trat vor zum Schott, bedeutete Pepin mit einer nachdrücklichen Handbewegung, aus dem Weg zu gehen, und schlug mit seiner geballten Faust zweimal gegen den Durastahl.
»Sheyvan, geben Sie auf. Sie können mich nicht bezwingen.«
Sheyvans Stimme klang gedämpft. Vaders sensorverstärktes Gehör fing die Worte jedoch auch durch den dicken Durastahl laut und deutlich auf.
»Er hat uns betrogen«, sagte Sheyvan. »Der Imperator hat uns alle betrogen.«
»Öffnen Sie dieses Schott.«
»Er benutzt uns, Lord Vader. Begreift Ihr das nicht:« Oh. doch, das tue ich durchaus. Ich könnte dieses Schott allein mit der Kraft meines Willens niederreißen, aber ich will mehr hören. Wie hast du die Stärke aufgebracht, dich gegen Palpatine aufzulehnen ?
»Ich sagte: Öffnen Sie das Schott.«
»Er macht jeden von uns glauben, dass wir die einzige Hand sind, und wenn wir dahinterkommen, dass dem nicht so ist, wirft er unsere Leben weg, Lord Vader. Für unsere Loyalität haben wir Besseres verdient.«
Das stimmt, das habe ich in der Tat. Auf wen bin ich noch immer wütend - auf Palpatine oder auf Kenobi? Welcher
Meister hat mich mehr enttäuscht?
»Cuis-Klone!« Er klopfte wieder gegen das Schott. »Ihr könnt nicht über die Erinnerungen eures Spenders verfügen. Weshalb fühlt ihr euch betrogen genug, um euren Imperator zu bedrohen?«
Die Stimme eines toten Mannes antwortete mit einem etwas anderen Akzent, dem Akzent von Sheyvan. »Wir sind dem Mann treu ergeben, der uns ausgebildet hat, Lord Vader.«
»Grandios«, sagte Lekauf. »Eine clevere Methode, ihre Fähigkeiten gegen uns einzusetzen.«
Das Maß ihrer Loyalität stand außer Frage, und Vader hatte recht damit gehabt, als er diese Eigenschaft in Cuis gesehen hatte. Aber er hatte nicht gewusst, wie betrogen sich Sheyvan fühlen würde, als er dahinterkam, dass er nicht die einzige Hand war, und als er herausfand, was mit Cius passiert war.
Aber Palpatine musste gewusst haben, dass diese Reaktion wahrscheinlich war. Hatte er das hier eingefädelt? Hatte er einem verbitterten Mann die Aufgabe erteilt, dunkle Jedi zu trainieren, bei denen die Möglichkeit hoch war, dass sie sich dem Aufbegehren ihres Ausbilders anschlossen? Hatte er Sheyvans Verstand beeinflusst? Vader würde nie erfassen, wie vielschichtig Palpatines Intrige war, bloß, dass er ihrer überdrüssig war.
Lekauf hatte recht. Loyalität war ein zweischneidiges Schwert. Es war eine Schande, dass sie im Moment gegen ihn arbeitete.
»Lord Vader«. sagte Sheyvan. »Lord Vader. helft uns dabei, Palpatine zu stürzen. Ihr könntet an seiner Stelle herrschen.«
Ja. ich werde seinen Platz einnehmen. Aber jetzt schien es zu früh dafür zu sein, viel zu früh. Vader dachte einen Moment lang darüber nach. Er wandte sich um und stellte fest, dass
Lekauf ihn anstarrte, dann tat er den Gedanken ab.
»Bleiben Sie zurück, und ich öffne dieses Schott, Leutnant.«
Die Cuis-Klone hörten ihn. Es fühlte sich so an, als hätte sich einer von ihnen näher an das Schott heranbewegt. »Falls Ihr beabsichtigt, das Cockpit zu stürmen«, rief der Klon, »werden wir die Laserkanonen überlasten und das Schiff zerstören.«
Lekauf nickte. »Das können sie, Sir«, sagte er leise. »Sie haben die Kontrolle über sämtliche Waffensysteme.«
»Dann müssen wir sie auf sichere Art und Weise neutralisieren.«
»Sicher für wen?«
»Sicher für uns.«
»Falls Ihr bereit seid, eine Weile auf die lebenserhaltenden Systeme zu verzichten, könnte ich vermutlich die Stromversorgung für das ganze Schiff kappen, Lord Vader«, schlug Pepin vor. »Der Generator befindet sich auf unserer Seite des Schotts.«
Das würde die Laserkanonen lahmlegen. Außerdem bedeutete es, im Dunkeln zu kämpfen, aber Vader und die Klone trugen alle mit Sensoren ausgestattete Helme, die sie in die Lage versetzten, mit Infrarot und Restlicht zu sehen. Pepin würde das schon irgendwie hinkriegen.
»Selbst wenn wir die Energie ausschalten, haben sie aber immer noch ihre Lichtschwerter, Sir«, mahnte Lekauf. »Sie sind sehr geübt darin, Blasterfeuer abzuwehren, ganz abgesehen davon, dass schwerere Geschütze ein Loch in unsere Außenhülle reißen könnten,«
»Ich habe hier etwas, bei dem sie sich schwertun werden, es abzuwehren«, sagte Nele, der Lekauf-Klon, der durch die Turnhalle geschleudert worden war. Er wog ein großes Gewehr in den Händen, auf das dort, wo bei einem konventionellen
Blastergewehr ein optisches Zielfernrohr gesessen hätte, eine zylindrische Vorrichtung montiert war. »Sofort-Barbecue.«
Lekauf sah einen Moment lang verlegen aus. »Ein Flammenwerfer, Sir. Er hat recht. Es ist besser, die Sektion abzufackeln, als ein großes Loch hineinzupusten. Und es geht schnell.«
Vader konnte sich nicht vorstellen, dass dieser ultraförmliche Leutnant seinen Klonen Ausdrücke wie Sofort-Barbecue beigebracht hatte, aber der Mann hatte eindeutig eine Seite, die er bislang noch nicht gesehen hatte.
»Feuer ist die größte Gefahr an Bord eines Raumschiffs.«
»Nicht so gefährlich, wie die das Schiff in die Luft jagen zu lassen, Sir.«
»Also gut«, sagte Vader. Falls es nötig war, konnte er die Macht einsetzen, um den Schaden einzudämmen. Als er spürte, wie sich jemand näherte, wandte er sich um und sah Palpatine, der gelassen am Ende des Korridors stand und einfach. beobachtete. »Bereit machen.«
Vader bedauerte den Verlust von Cuis' Klonen. Aber dies hier war eine Frage des Überlebens. Eine Hand hatte sich gegen den Imperator gewandt, und er hatte noch dazu seine Schüler darauf gedrillt, dasselbe zu tun.
Klone lernten immer schnell. Auch das war ein zweischneidiges Schwert.
Palpatine verharrte am Ende des Korridors, der die gesamte Länge des Lambda-Shuttles an der Steuerbordseite entlanglief. Er hatte vor sich ein schimmerndes Feld erzeugt, eine stillschweigende Aussage, dass er sich nicht in den Kampf einmischen würde.
»Ich habe Vertrauen in Euch. Lord Vader.«
Das wirkt bei mir nicht länger, Meister.
»Und ich habe Vertrauen in meine Männer.« Vader konnte an der angespannten Beherrschung auf Lekaufs Gesicht erkennen, dass auch er jetzt nicht das Geringste auf die Worte des Imperators gab. Ausnahmsweise war hier jemand, der nicht imstande war vorzuheucheln, den Imperator zufrieden stellen zu wollen. Lekauf schien zu fühlen, was auch Vader fühlte. Es war verwirrend, das bei einem gewöhnlichen Mann zu erkennen.
Pepin stand mit einem Hydroschraubenschlüssel in der Hand da, bereit, die Triebwerke und den Generator des Shuttles abzuschalten. Lekauf brachte die sechs Klone zu beiden Seiten des Schotts in Stellung, mit einsatzbereiten Flammenwerfern und Blastem.
Vader trat zurück. Was sie brauchen, waren weniger seine Kampfkünste als vielmehr seine Fähigkeit, die dunklen Jedi daran zu hindern, die Macht einzusetzen. Mit beinahe hundertprozentiger Gewissheit besaßen sie einen Gefahrensinn, der so scharf war wie sein eigener - und sieben von dieser Couleur konnten gemeinsam von jenseits dieses Schotts nach draußen greifen und Pepin oder einem der Klone einen Strich durch die Rechnung machen.
Er nahm einen Atemzug und sammelte sich, blendete nahezu alles um sich herum aus, bis seine ganze Aufmerksamkeit allein den Lebewesen im Shuttle galt. Er konnte Lekauf und seine Männer fühlen, konnte Pepin an den Energiekontrollen fühlen. Und er konnte die sieben Wirbel dunkler Energie hinter dem Schott fühlen, das in den vorderen Bereich des Schiffs führte, als befände sich überhaupt kein Durastahl zwischen ihnen.
Da war ein Klicken und das Surren von sich aufladenden
Blastem und ein leises Fauchen, als drei der Klone den Druck ihrer Flammenwerfer regulierten.
»Bereit, wenn Ihr es seid. Sir«, sagte Lekauf. Vader konzentrierte sich auf Pepin und hüllte ihn in ein Macht-Schild. »Pepin - jetzt!«
Vader nahm hinter dem Schott ein Gefühl der Konzentration wahr, als sieben Gemüter die Gefahr zu spüren schienen und auf Wanderschaft gingen. Pepin legte den Generator lahm, und abgesehen von der schimmernden roten Klinge seines Lichtschwerts versank das Shuttle in Dunkelheit. Er hob seine linke Hand - er wusste ganz genau, wo sich die schwächste Stelle des Schotts befand - und setzte einen massiven Machtstoß ein. der die beiden Hälften des Schotts davonfegte.
Einen Moment lang sah Vader - in der Zeit eingefroren -einen Wald roter Lichtschwertklingen, genau wie seine eigene. Er schickte just in dem Augenblick eine Macht-Schockwelle in das Cockpit, als sein Blickfeld in blendend gelbem Licht explodierte und das laute Wuuusch von Flammen das ramponierte Abteil vor ihnen füllte. Feuer leckte über Schotts und schoss durch die Einstiegsluke des Cockpits.
Jetzt konnte er hineinsehen. Er hörte Schreie, Drei Lichtschwerter waren verschwunden, schienen mit den Flammen verschmolzen zu sein. Ungestümer goldener Widerschein tanzte auf weißen Rüstungen. Aber noch immer glommen drei Energiebalken im Zwielicht, und er konnte drei von Cuis' Klonen ausmachen, die sich selbst mit MachtSchilden umgeben und es so geschafft hatten, den Flammenwerferangriff zu überstehen.
Die Panzerung und der Schutzanzug der Sturmtruppler waren feuerresistent. und Lekaufs Männer hatten jenen tief sitzenden menschlichen Schrecken vor Feuer so weit überwunden, dass sie durch das Inferno gingen und dabei weiter Strahlen aus brennendem Gas in das Abteil vor sich jagten. Vader konnte drei Leichen auf dem Boden liegen sehen, pechschwarz verkohlt, und drei sich bewegende Lichtschwerter. Aber wo war das vierte?
Er schickte seinen Verstand auf Wanderschaft und suchte hinter brennenden Paneelen und Armaturenverblendungen. Ein weiterer Feuerball rollte von der Mündung eines Flammenwerfers aus über die Decke über ihren Köpfen. Lekauf. der sich dicht an Vaders Seite hielt und kein Atemschutzgerät trug, hustete, als beißender Qualm nach hinten wogte.
»Ziehen Sie sich zurück«, sagte Vader und durchstieß mit seinem Machthieb die Schutzschilde der Cuis-Klone, um ihre Kehlen zu packen und sie zu zerquetschen. Einer konnte sich befreien, und Vader setzte sich rasch in Bewegung, machte drei große Schritte nach vorn und ließ sein Schwert nach unten sausen, um den Klon zu Fall zu bringen.
Zwei waren noch übrig - plus Sheyvan. Er war noch am Leben. Vader konnte ihn spüren, auch wenn er ihn nicht sah. Lekaufs Männer gaben schnelle Flammenstöße auf die letzten beiden Cuis-Klone ab, die noch auf den Beinen waren, und nagelten sie gegen das Backbordschott, als Vader vortrat. Die Klone kämpften darum, die Schutzblase um sich herum aufrechtzuerhalten. Rauch waberte über jede Oberfläche. Das Innere des Shuttles bestand aus feuerfesten Materialien, aber die Temperatur in dem beengten Raum wurde unerträglich.
Nele feuerte eine weitere Salve brennendes Gas auf die dunklen Jedi ab. Dann unternahm einer der Cuis-Klone eine gewaltige Kraftanstrengung und schickte den Flammenball zurück zu Vader.
Vaders Anzug konnte annähernd jedem Angriff standhalten. Aber Lekauf - ein Mann, der darauf trainiert war zu reagieren, ohne zu zögern, ohne vorab das Für und Wider zu erörtern -warf sich vor ihn und fing die Flammen ab. Er stürzte keuchend zu Boden, als sich die Klone auf die dunklen Jedi stürzten und Vader ihre Macht-Schilde mit reiner, geballter Wut zerschmetterte.
Lichtschwerter erloschen flackernd.
»Pepin, Brandschutzmaßnahmen - jetzt!«, rief Vader.
Das Shuttle hatte wieder Energie, und ein feiner Regen aus feuerhemmender Flüssigkeit ergoss sich aus den Rohren an der Decke, um die schwelenden Oberflächen zu löschen. Vader fiel auf ein Knie, packte Lekaufs Schultern und zog ihn zu sich.
Lekaufs Tat war eine närrische Geste gewesen, und noch dazu eine, die Vader nicht gebraucht hätte. Aber das rief eine schmerzhafte Erinnerung in ihm wach. Vor gar nicht allzu langer Zeit war er derjenige gewesen, der gebrannt und verzweifelt Hilfe gebraucht hatte - und der Meister, dem er vertraut hatte, Obi-Wan Kenobi, hatte ihn im Stich und ihn zum Sterben zurückgelassen.
Vader konnte Lekauf nicht im Stich lassen, so wie er im Stich gelassen worden war. Er stützte den Kopf des Offiziers, nicht, um seine Ergebenheit zu gewinnen, wie Palpatine es getan hätte, sondern weil Vader glaubte, dass es das war, was Kenobi für ihn hätte tun sollen.
Lekaufs Haut war geschwärzt, aber seine Augen waren offen, groß und weiß in dem unter Schock stehenden Gesicht. Vader rief nach Bacta, und Nele und Pepin liefen mit Medipacks zu ihm herüber. Lekauf hob einen Arm und betrachtete seinen mit Blasen bedeckten Handrücken, als wäre es gar nicht sein eigener. »Meine Frau wird mir die Hölle heiß machen«, sagte er auf die widersinnige Art und Weise, die Schwerverletzte häufig an den Tag legten.
»Ich wette, Ihre Frau wird einfach nur froh sein, Sie in einem Stück wiederzusehen«, sagte Pepin. »Bringen wir Sie in die Kabine.«
Vader richtete sich auf. Die anderen Klone durchsuchten mit gezückten Blastem das verkohlte vordere Abteil.
Sheyvan musste irgendwo dort drin sein. Das Schiff war zu klein, um sich darin zu verstecken. Vader trat vorsichtig durch die rauchenden Trümmer - jetzt schlüpfrig von einem Belag aus Feuerlöschflüssigkeit - und bedeutete den Klonen mit einer Handbewegung, ihm die Durchsuchung zu überlassen. Er fühlte, dass der Dunkle Jedi am Leben war, aber angesichts der schwarzen Schicht nasser Asche, die alles bedeckte, war schwer zu sagen, was ein Körper war und was einfach bloß ein geschmolzenes Stück Plastoid. Er stieß mit seinem Stiefel gegen die Haufen, das Lichtschwert in Händen.
Er zählte acht Leichen: sechs Cuis-Klone und die beiden Besatzungsmitglieder, die bereits tot waren, als der Angriff begonnen hatte. Dann wich ein geschwärzter Umriss unmerklich zurück, als er dagegentrat.
Sheyvan sprang auf, ein mit feuchter schwarzer Asche beschmierter Albtraum. Sein Lichtschwert durchschnitt die dunstige heiße Luft, und Vader blockte die Klinge mit einem Aufwärtsstoß ab.
»Er wird Euch ebenfalls verraten, Sir«, sagte Sheyvan, sein Lichtschwert gegen das von Vader gedrückt.
»Nur wenige Männer werden nicht versuchen, mich zu verraten«, sagte Vader und ging seinerseits zum Angriff über. In diesem Moment musste er an Lekaufs schlimmen Zustand denken, ein Widerhall seines eigenen, und die Wut war eine ausgezeichnete Linse, die seine Kraft bündelte. Er drängte Sheyvan über das schlüpfrige Deck rückwärts und brachte ihn ins Straucheln. Selbst jetzt, nachdem er den Flammen widerstanden und den Rauch überlebt hatte, war der dunkle Jedi noch immer ein beeindruckender Kämpfer. Vader bedauerte den finalen Hieb aufrichtig, mit dem er Sheyvan von der Schulter bis zur Hüfte aufschlitzte, sodass er tot aufs Deck sank.
Sheyvan war das, was Palpatine aus ihm gemacht hatte. Einst hatte Vader angenommen, dass er so geworden war, wie Palpatine geplant hatte, aber jetzt wusste er, dass er ganz er selbst war.
Der Imperator könnte Sheyvan sogar dahingehend beeinflusst haben, dass er dies hier tut. So viele Schichten. So viele Spielchen.
Das Cockpit war zu schwer beschädigt, um das Shuttle zurück zum Imperialen Zentrum zu steuern. Vader sendete ein Notsignal und ging zurück zur Tageskabine, um nach Lekauf zu sehen, und stieß auf Palpatine, der den Notfall-Erste-Hilfe-Maßnahmen zuschaute, als handele es sich um eine Vorführung.
»Wird er überleben?«, fragte Vader. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich kenne den Schmerz. »Sind seine Lungen beschädigt?«
Pepin nahm ihn beiseite. »Er hat sehr starke Verbrennungen erlitten, Sir«, erklärte er im Flüsterton.
»Ich habe schon Verbrennungen überlebt«, entgegnete Vader. »Und das wird er auch. Er wird die beste medizinische Versorgung erhalten.« Er beugte sich über Lekauf und schaute ihm ins Gesicht, um ein Bruchstück des Anblicks zu sehen, den er einst Palpatine geboten haben musste. »Sie sind loyaler, als
gut für Sie ist, Leutnant.«
»Das ist mein Job, mein Lord.«
Vielleicht hatte das lustig klingen sollen. Nach den Mienen der Klone zu urteilen, die er ausgebildet hatte, hatte er in ihnen den gleichen Sinn für Ergebenheit geweckt. Sie bildete fast eine Verteidigungslinie um ihn herum. Nele reichte Pepin nacheinander mehrere Bacta-getränkte Tupfer.
»Sie haben mich nie enttäuscht«, sagte Vader. Lekauf - das Gesicht und die Hände mit feuchtem Verbandsmull umwickelt - blinzelte ein paar Mal. »Ihre Entschuldigung war vorschnell.«
Mit der Zeit würde Lekauf genesen, und vielleicht würde er sogar wieder Männer ausbilden. Aber von nun an war er der genetische Stammvater eines Klonbataillons. Seine Männer hatten dunkle Jedi bezwungen und dabei trotz des Umstands, dass Vader ihnen beigestanden hatte, noch immer jede Menge persönlichen Einsatz gezeigt.
Lekauf konnte stolz auf sich sein. Und zumindest würde er seine Familie wiedersehen. Ob nun mit Narben übersäht oder nicht, er hatte etwas, um das ihn andere - sogar Vader - nur beneiden konnten.
IMPERIALER PALAST, CORUSCANT, ZWEI TAGE SPÄTER
»Wie geht es Eurem Leutnant?«, fragte der Imperator.
Von dem Fenster aus, von dem aus man den Exerzierplatz überschauen konnte, studierte Vader die Reihen der 501. Legion. Es barg einen gewissen Trost in sich zu wissen, dass das Leben der meisten von ihnen - das derer, deren ganzes Leben dem Soldatensein gewidmet war und die keine darüber hinausgehenden Ambitionen hegten - eine geradlinige
Angelegenheit war, bei der es ausschließlich darum ging, ihre Arbeit zu machen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, gegen wen sie vorgingen oder wen sie eliminierten oder ausbooteten.
»Er erholt sich, Meister.«
»Loyalität ist eine großartige Eigenschaft.«
»Ich habe Arkanian Micro beauftragt, ein Bataillon Lekauf-Klone zu produzieren. Ich denke, sie haben ihre Eignung unter Beweis gestellt.«
»Ja.« Palpatine wanderte zum Fenster hinüber, um neben Vader stehen zu bleiben, als wäre er neugierig zu erfahren, was dessen Aufmerksamkeit erregte. »Widerruft die Bestellung für die Cuis-Klone. Bis auf Weiteres.«
Das habe ich bereits getan. »Ich kümmere mich darum, mein Meister.«
»Ihr seid noch immer besorgt. Ich fühle es.«
Vader beschloss, die Frage zu äußern, die ihm im Kopf herumging. Palpatine wusste ohnehin, dass sie ihm auf der Zunge lag. Das einzig Ungewisse war, ob Vader sie stellen würde oder nicht.
»Meister, habt Ihr Sheyvans Aufstand inszeniert, um mich zu prüfen?«
Palpatine wandte ruckartig den Kopf. Die Kapuze beschattete seine Augen. Einstmals hatte sein Gesicht gütig auf Vader gewirkt. »Falls es eine Prüfung war, Lord Vader, dann eine für die Klone, nicht für Euch. Und falls es eine war, dann hat sich die Lekauf-Gruppe als die würdigere erwiesen.«
Also das war Euer Beweggrund. Mit ein wenig mentaler Manipulation habt Ihr Sheyvans Verstimmung in Hass verwandelt. Und was für einen hohen Preis hat Lekauf dafür bezahlt...
Vader zügelte seinen Zorn bloß, um seinem Meister den Triumph vorzuenthalten. »In einer wahren Krise zeigt sich, woraus ein Mann gemacht ist.«
»Natürlich schließe ich weitere Cuis-Klone damit nicht aus.«
Wie weit voraus plant Ihr Eure kleinen Spielchen? Ihr habt Jahrzehnte darauf gewartet, die Jedi zu bezwingen. Ihr habt dafür Milliarden von Leben geopfert. Werde ich je imstande sein. Euch genügend Schritte voraus zu sein?
»Ich habe das Gefühl, dass dunkle Jedi für die Imperiale Armee ungeeignet sind.«
»Mit dem richtigen Kommandanten wären sie geeignet.«
»Und wer sollte sie ausbilden?«
»Ihr. Lord Vader.«
»Ich ziehe gewöhnliche Soldaten vor. Sie streben nicht nach Macht. Ich würde die ganz Zeit Acht geben müssen, was hinter meinem Rücken vor sich geht.«
»Das müsstet Ihr in der Tat«, sagte Palpatine.
Anfangs war es bloß ein Spiel gewesen, ein lästiges, aber nichts weiter als ein verbaler Schlagabtausch - weder log der Imperator, noch sagte er die Wahrheit. Jetzt war es nicht länger eine Herausforderung. Die Linie, die dazwischen lag, einen Mann durch fortwährende Prüfungen stärker zu machen oder ihn in einen Feind zu verwandeln, war sehr dünn.
»Vielleicht löst Ihr das Problem, auf Euren Rücken aufpassen zu müssen, indem Ihr dafür sorgt, dass Eure Gegner statt dessen aufpassen müssen, was hinter ihrem vorgeht«, sagte Vader.
Eines Tages werde ich Euch vernichten.
»Oder ich sorge dafür, dass andere für mich darauf aufpassen«, sagte Palpatine und machte kehrt, um seinen Schüler allein im Vorzimmer zurückzulassen.
Jetzt wusste Vader, dass es kein in der Macht bewandertes Wesen gab, weder dunkel noch sonst wie, dem er vollkommen vertrauen konnte - seinem eigenen Meister am allerwenigsten. Vaders Loyalität galt allein ihm selbst, mit Ausnahme seines Interesses am Wohl von Leuten vom Schlage von Lekauf, an Männern ohne irgendwelche außergewöhnlichen Gaben oder Kräfte, gleich welcher Art.
Es sei denn, natürlich, man wertete simple Aufrichtigkeit als Gabe.
In diesem Moment fand er, dass sie allen Macht-Kräften ebenbürtig war. Ja, Vader bevorzugte gewöhnliche Männer, die sich durch Leistung hervortaten. Jener Teil von ihm, der Anakin Skywalker war, erinnerte sich an die wenigen Dinge, um die er je gekämpft hatte - Liebe, Nervenkitzel, Freiheit -. und ihm ging durch den Kopf, um wie viel mehr ihn diese Dinge doch begeistert hatten, als seine außerordentlichen und mühelosen Kräfte es vermochten.
Einst war er selbst ein Mann gewesen, der für das eingestanden hatte, was er wollte. Als er in diesem Moment an Lekauf dachte, fragte Vader sich, ob er sich jemals dazu entschließen konnte, wieder so ein Mann zu sein.