19.

Zwei Ebenen über dem Kallebarthweg und näher in Richtung Habitatszentrum, in einem behelfsmäßigen Quartier des Sicherheitskommandos, das normalerweise nur in Zeiten von Notfällen besetzt war, überprüfte Captain Siron Tawaler auf der Suche nach Ärger eine Reihe von Computeranzeigen.

Die Anzeige ganz links zeigte ihm die äußeren Radarsensoren der Station, die im Umkreis von mehreren tausend Kilometern jedes Raumschiff, jedes Trümmerstück und jeden Asteroiden erfassten, der größer war als ein Landspeeder. Der Weltraum auf dem Bildschirm war mit zahlreichen grünen und damit »freundlichen« Punkten übersäht.

Die nächste Tafel zeigte eine wesentlich dichtere Ansicht; hier war nur die Toryaz-Station zu erkennen. Auf dem Bildschirm bewegte sich ein grüner Punkt mit ansehnlicher Präzision inmitten der Speichen, die die Station mit ihren Trabantenhabitaten verbanden.

Der dritte Schirm in dieser Reihe zeigte einen beinahe identischen Anblick, jedoch nicht den grünen Punkt. Diese Ansicht war es, die die Kommandocrew auf der Brücke sehen würde; diese Ansicht war es, die für die Unterlagen der Station aufgezeichnet wurde.

Der Bildschirm ganz rechts zeigte ein Schaubild vom Grundriss der Station, jede Sektion farblich entsprechend des jeweiligen Bereitschaftsstatus dargestellt. Alles war im grünen Bereich, mit Ausnahme einer gelben Reihe, dem Kallebarthweg; das Gelb wies auf die erhöhte Sicherheitsstufe hin.

Tawaler fühlte, wie sich eine Person über seine Schulter beugte. Ihre Stimme war leise und sanft, als sie sagte: »Ich bin immer wieder verblüfft über das Engagement, das Sicherheitsoffiziere an den Tag legen, damit sie auch ja durch jedes Paar Holokameralinsen auf einem Raumschiff spähen, ihre Nase in jede vertrauliche Computerdatei stecken und sich Zugriff auf alle Funktionen jedes Raumschiffs verschaffen können - selbst wenn sie dazu gar keine Befugnis haben.«

Normalerweise hätte sich Tawaler bei einer solchen Bemerkung in die Defensive gedrängt gefühlt, doch in diesem Fall klangen die Worte wie Musik in seinen Ohren. Er riskierte einen Blick über seine Schulter.

Die Frau, die dort stand, war eine Schönheit - groß, schlank und aristokratisch, mit dunklen, intelligenten Augen. Sie trug bunte, aber plumpe Gewänder in der aktuellen Kuati-Mode, und das tat sie mit einer Anmut, deren Ursprung in enormem Selbstbewusstsein lag.

Tawaler zuckte die Schulter und gab sich Mühe, unbekümmert zu wirken. »Ein Sicherheitsoffizier muss in der Lage sein, für Sicherheit zu sorgen. Selbst, wenn die befehlshabenden Offiziere getötet oder ausgeschaltet werden. Er muss in der Lage sein, zu sehen, wo sich jedermann aufhält, zu wissen, was jedermann denkt. Andernfalls sind die Dinge nicht sicher.«

»Natürlich hast du recht.« Im Tonfall der Stimme lag Belustigung, und wieder war Tawaler überrascht, dass ihn das nicht einmal ein bisschen verletzte. Die Worte der Frau klangen gönnerhaft. Aber selbstverständlich waren sie das nicht.

Selbstverständlich waren sie das nicht. Diese Frau war mit der Neuigkeit zu ihm gekommen, dass er. Captain Siron

Tawaler, in die engere Wahl gezogen worden war, der Telbun einer Dame zu sein - der Gemahl, der ihr Kind wie ein Vater in den uralten Traditionen der großartigen herrschenden Handelshäuser von Kuat unterwies. Seine Intelligenz, seine persönliche Stärke, seine Entschlossenheit hatten ihm ihre Aufmerksamkeit eingebracht - und irgendwie hatte sie über die mittelmäßigen Dienstberichte hinweggesehen, die über ihn verfasst worden waren, hatte die kleinlichen Eifersüchteleien und hinterhältigen Rivalitätskämpfe, die einen Vorgesetzten nach dem anderen dazu gebracht hatten, ihn als »unmotiviert« und seine Leistung als »ausreichend« zu bezeichnen, einfach abgetan. Seine persönlichen und finanziellen Erfolge - und die seiner Familie - waren jetzt gewiss, ungeachtet des sonderbar geringen Ansehens, das die Bevölkerung anderer Welten der Rolle des Telbun entgegenbrachte.

Doch zuerst musste er seine Loyalität unter Beweis stellen. Er musste dieser vornehmen Dame dabei helfen, ihr Haus vor Schaden zu bewahren, indem er sie dabei unterstützte, den Jedi-Söldner zu eliminieren, der darauf angesetzt war, sie zu töten.

Warum ein Jedi eine Händlerprinzessin von Kuat umbringen wollte, ging über Tawalers Verständnis. Aber das war schon in Ordnung. Er mochte die Jedi nicht. Sie stolzierten ohne den geringsten Respekt für Sicherheit oder Autorität umher, sie kleideten sich wie Bettler oder Einsiedler, obwohl doch jeder wusste, dass sie reich waren - und die Qualität ihrer Stiefel verriet sie jedes Mal. denn arme Leute konnten sich kein so hochwertiges Schuhwerk leisten -, und wegen ihrer so genannten mystischen Kräfte schwangen sie sich über das gemeine Volk auf. Unakzeptabel, unakzeptabel.

Erneut überkam Tawaler ein Moment der Beklemmung. Die

Frau, die sich über seine Schulter lehnte, hatte Dokumente vorgelegt, die sie als Angehörige eines angesehenen Hauses ausgaben, doch just in diesem Augenblick konnte er sich nicht an den genauen Inhalt dieser Unterlagen erinnern - bloß daran, dass er sie ohne irgendwelche Zweifel anerkannt hatte, dass er die Erklärung der Flau und ihre Mission ohne zu zögern hingenommen hatte.

Nun - nur noch mehr Belege dafür, dass Tawaler nicht unmotiviert war, dass er wesentlich besser war als »ausreichend«. Er war entschlossen und kühn, wie er gerade jetzt unter Beweis stellte - wie er es in seiner neuen Position von nun an fortwährend unter Beweis stellen würde. Sein Schicksal stand fest.

Seine Augen wurden von einer andauernd aktualisierten Anzeige auf dem ersten Informationsschirm angezogen. »Vier Minuten bis zum Andocken«, sagte er.

»Gut. Gehen wir und treffen wir uns mit ihnen.«

Es waren insgesamt zwanzig, alles Menschen, Männer und ein paar Frauen, die schimmernde schwarze Körperpanzer trugen. Die Brustplatten waren starre Schalen, die Helme schmaler als die Schutzausrüstung von Piloten. Die Oberarme, Beine und Hände wurden von maschendrahtähnlichem Material geschützt, schwer, aber flexibel, die Unterarme und Beine waren vom selben schweren Material umschlossen wie die Torsos. Sie waren mit glänzenden schwarzen Gewehren eines Typs bewaffnet, der Tawaler unbekannt war, drei verschiedene Varianten, alle sonderbar überdimensional, eins davon - wie die Position der Polsterung und des Visiers nahelegten -ausschließlich zum Abfeuern von der Schlüter aus gedacht.

Und ihre Gesichter. Tawaler wusste nicht, was er von ihren

Gesichtern halten sollte. Von den bernsteinfarbenen Gesichtsplatten der Helme ein wenig verdeckt, schien irgendetwas damit nicht ganz zu stimmen. Der analytische Teil seines Gehirns machte sich daran, an dem Problem zu arbeiten, als die Männer und Frauen bereits durch die Luftschleuse hereinströmte.

Altersspanne: Dreißig bis sechzig, schätzte er, älter als gewöhnliche Rekruten, vom Durchschnitt her sogar älter als eine normale Einheit von Elitestreitkräften. Heimatplaneten: Es war nie einfach, so etwas zu bestimmen, doch eine gewisse charakteristische Hagerkeit in ihren Zügen und die Art. wie sie Blickkontakt herstellten, deutete auf Corellia hin. In anderer Hinsicht war ihr Verhalten jedoch vollkommen nicht-corellianisch: Tawaler sah nichts von der guten Laune und Großspurigkeit, die für die Soldaten und Bürger dieses Systems für gewöhnlich so bezeichnend waren.

Und irgendetwas mit ihnen stimmte nicht. Wie eingefallen ihre Wangen waren, die merkwürdige Intensität ihrer Gesichtszüge.

»Sie sterben.« Die Frau flüsterte die Worte in Tawalers Ohr. als würde sie seine unausgesprochene Frage beantworten. »Jeder Einzelne von ihnen - an verschiedenen auszehrenden Krankheiten, die medizinisch nicht heilbar sind. Sie bekommen Schmerzmittel, und sie machen sich keine Gedanken über irgendwelche moralischen Grundsätze, die sie hindern könnten. Das ist herrlich, nicht wahr?«

Tawaler versuchte, einen Schauder zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht zur Gänze. »Herrlich«, wiederholte er, als würde er zustimmen.

Die Frau schloss die Luftschleuse, dann hielt sie ein Datenpad hoch und trat vor. um sich an die Spitze der Reihe gepanzerter Soldaten zu setzen. »Ich übermittle jetzt die Stationspläne und die Standorte eurer Ziele. Diese Informationen sollten auf dem Einsatzdisplay eurer Helmvisiere angezeigt werden.«

Tawaler sah, wie schwach leuchtende grüne Formen über die Visiere flackerten, und mehrere der Soldaten nickten. Keiner sprach.

Die einprägsamen Züge der Frau verzogen sich zu einem Lächeln. »Gut. Macht euch ans Werk.«

In zwei Reihen - lautlos bis auf das schwache Knarren ihrer Rüstungen - marschierten die Soldaten zu beiden Seiten an der Frau vorbei und eilten den Korridor hinunter. Kurz darauf verschwanden sie hinter der Biegung des Korridors aus Tawalers Blick. Er war froh, dass sie weg waren.

»Die Raumfähre, die sie hergebracht hat. wird dich nach Kuat bringen«, sagte die Frau. »Du gehst jetzt besser an Bord.«

Tawaler drehte sich um und schlug auf die Kontrolltafel der Luftschleuse. Er trat in die Schleuse und spähte mit einiger Verwirrung durch das Transparistahlsichtfenster in der Tür auf der gegenüberliegenden Seite - es zeigte nichts als Sterne. »Sie ist fort«, sagte er. »Die Raumfähre.«

Er hörte, wie sich die Tür der Luftschleuse zischend hinter ihm schloss. Die Stimme der Frau drang aus dem Lautsprecher. »Nein, sie ist noch da. Sieh genauer hin.«

Tawaler war schwindelig. Er wollte nichts lieber, als sich hinzusetzen und sich für eine Minute auszuruhen. Doch er tat, wie ihm geheißen, und beugte sich näher zu dem Sichtfenster.

Oh. ja, er hatte sich geirrt. Durch das Fenster konnte er sehen, dass die Andockröhre an Ort und Stelle war. und die Tür in den Bauch des Shuttles stand einladend offen.

»Du solltest dich lieber beeilen.«

Tawaler drückte den Knopf, um die Luftschleusentür zu öffnen. Aus dem Lautsprecher kam ein unangenehmer Lärm, und die Textanzeige bli nkte rot auf. Er musste sich konzentrieren, um die Worte zu lesen, die auf dem Schirm auftauchten. DEKOMPRESSIONSPROZESS NICHT

DURCHGEFÜHRT. Das war falsch. Es war nicht nötig, den Druck auszugleichen. An der anderen Seite war eine Einstiegsröhre angedockt. Der Atmosphärendruck sollte annähernd gleich sein.

Auf einmal klang seine Begleiterin wütend. »Na los. leite die Dekompression ein. Schließlich trägst du deinen Raumanzug.«

Tawaler blickte an sich selbst hinab. Ja. er trug seinen Raumanzug. Er konnte sich nicht daran erinnern, ihn angelegt zu haben, doch er war von Kopf bis Fuß ins industrielle Grau eines der Vakuumanzüge der Station gehüllt. Er gab den Code ein. um die Luft aus der Luftschleuse zu pumpen und die Außentür zu öffnen.

Einen Moment später platzten seine Trommelfelle, und ihm wurde sogar noch schwindeliger.

»Keine Sorge. Tawaler.« Ihre Stimme wurde zunehmend schwächer. »Das Gefühl geht schnell vorbei.«

Die Einheit aus zwanzig sterbenden Killern bewegte sich rasch den Korridor von der Luftschleuse zu einem Turbolift hinunter. Sie stiegen ein, gaben per Tastendruck die Anweisung, sie zwei Stockwerke nach unten zu bringen, und verließen die Kabine Sekunden später auf der Etage, auf der auch der Kallebarthweg lag.

Der Gang lief in rechten Winkeln auf den Korridor zu, der ihr Ziel war, und war dunkel, von der Notfallbeleuchtung entlang des Korridors nur schwach erhellt. Doch in einer Richtung war

Lichtschein auszumachen. Die Männer und Frauen wandten sich dorthin und begannen zu marschieren. Auf dem Schauplan dieses Stockwerks der Raumstation in ihren Helmvisieren bewegte sich ein roter Punkt, der ihnen ihren Standort zeigte.

Schließlich entpuppte sich der Lichtschein als hell erleuchtetes Areal an der Kreuzung des Korridors und des Kallebarthwegs. Die gepanzerten Soldaten sahen die provisorische Sicherheitsstation, die aus einer Reihe von Sensoren und einem kleinen Kabuff bestanden, gerade groß genug für einen Schreibtisch und zwei Sicherheitsoffiziere. Der Rest des Korridors an dieser Stelle war abgeriegelt, ein Stück Flur mit einer Sicherheitstür an jedem Ende. Die Barrieren, die den Sensorbereich von der Sicherheitsschleuse sowie den Sensorbereich und die Schleuse vom ursprünglichen Korridor abtrennten, bestanden aus Transparistahl, ebenso wie die Sicherheitstüren selbst, was der gesamten Station ein sonderbar zerbrechliches, kristallenes Aussehen verlieh.

Gerade, als die Killer nah genug waren, um diese Einzelheiten wahrzunehmen, verschwand die Richtungskarte in ihren Visieren, und das Wort WARTEN erschien. Sie blieben abrupt stehen.

In der Wachstation saßen zwei Offiziere, Menschen in den grauweißen Uniformen des Toryaz-Station-Sicherheitsdienstes. Zu dieser späten Stunde, nachdem sich alle Mitglieder der Delegationsgruppen für die Nacht zur Ruhe gelegt hatten, waren sie entspannt, unterhielten sich über Becher mit Kaff hinweg.

Dann ging ein Datenpad, das auf dem Tisch vor ihnen stand, in einer Wolke weichen Rauchs auf. Der Rauch füllte die winzige Kammer zur Gänze, sah aus wie ein Fetzen dicken Nebels, der von irgendeiner übernatürlichen Macht zu einem

Quadrat zurechtgeschnitten worden war.

Der Rauch begann sich zu lichten. Durch die Schwaden konnten die zwanzig Eindringlinge sehen, dass die beiden Sicherheitsmänner über ihrem Tisch zusammengesackt waren.

Bunte Lichter tanzten über die Kontrolltafeln der Sicherheitsstationstüren, dann schwangen diese Türen auf.

Die Anweisung auf den Helmvisieren schaltete von WARTEN zu VORRÜCKEN um, um dann ebenso abrupt durch die Karten der Zielorte der Eindringlinge ersetzt zu werden.

Sie marschierten vorwärts.

Jacen erwachte aus unruhigem Schlaf. Das Quartier, das man ihm und Ben zugewiesen hatte, eine von mehreren Kammern, die um den zentralen Wohnbereich herumgruppiert waren, der einem Zutritt zum Hauptkorridor gewährte, enthielt zwei Betten und einen eigenen Waschraum, ziemlich komfortabel, gemessen an den Standards umbereisender Jedis. Es war dunkel: das einzige Licht stammte von einer schwachen Glühtafel über der Tür zum Wohnzimmer.

Irgendetwas war. nicht falsch, aber anders. Er schaute sich um und sah bloß die träge Gestalt von Ben auf seinem Bett sowie die rechtwinkligen Durchgänge zur Dusche und zur Toilette.

Jacen setzte sich auf, überkreuzte die Beine und schloss die Augen, um ohne Mühe in einen nachsinnenden Zustand zu verfallen.

Er suchte nach Verrat, Hass, Zorn. Er konnte kleine Stiche davon spüren, aber nicht mehr, als man sie bei jeder politischen Zusammenkunft erwarten durfte.

Zufrieden legte er sich wieder hin.

Nur ein paar Meter entfernt, in einer Kammer auf der anderen Seite desselben Wohnbereichs, setzte sich Luke Skywalker ebenfalls auf.

Neben ihm öffnete Mara ein Auge und schenkte ihm ein verschlafenes Lächeln. »Nervös?«

Luke schüttelte den Kopf, doch sein Blick ging in die Ferne. »Irgendetwas geht hier vor sich.«

Mara streckte sich und öffnete das andere Auge, um ihren Ehemann aufgewühlt zu mustern. »Glaubst du, dass ich einen Angriff oder Gefahr nicht auch spüren würde?«

»Ich denke, es ist ein Fehler, nach dem Gefühl der Gefahr zu suchen.« Luke schlüpfte unter der Bettdecke hervor und stand auf. Er trug lediglich Unterhose und Unterhemd. »Wenn man die Augen nach Banthas offen hält, entgehen einem womöglich die Falkenfurien.«

Mara schlug ihre Decke beiseite und erhob sich, jetzt misstrauisch und wachsam. »Ich spüre noch immer keinerlei Aggressionen.«

»Keine Aggressionen - Fatalismus. Krankheit.« Luke streckte seine linke Hand in Richtung der Tür aus, wie um einen Angriff abzuwehren.

Mit einem Bumm, das den Boden und die Wände erzittern ließ und Mara vorübergehend taub machte, wurde die Tür der Kammer aus ihren Schienen gerissen und sauste auf Luke zu. Noch während er die Handbewegung ausführte, verzog Luke das Gesicht, und die Tür änderte unverzüglich die Richtung, um durch die Türöffnung zu donnern, die sie bedeckt hatte, und in der zentralen Wohnkammer dahinter auf den Fußboden zu krachen.

Luke sprang auf den Türrahmen zu und vollführte eine erneute Geste mit der Hand. Vom Nachttisch neben dem Bett flog sein Lichtschwert in seinen Griff, und er schaltete es mit dem Daumen ein. Das knisternde Summen der Waffe war für seine erschütterten Ohren nur schwach zu vernehmen, ehe er draußen vor der Tür landete.

Vor ihm war die Metalltür. Sie lag auf dem Boden, verbogen, um sich grob den Umrissen einer großen humanoiden Gestalt anzupassen - des Mannes, der die Explosion ausgelöst hatte.

In dem kreisrunden Raum wimmelte es nur so vor Türen. Genau wie seine, waren drei weitere davon aus den Schienen gerissen worden und rauchten. Links von ihm befanden sich schwarz gepanzerte Gestalten, zwei Paare, ein Paar bei jeweils zwei zerstörten Türöffnungen, die einander gegenüberlagen. Rauch kräuselte aus den Läufen ihrer übergroßen Gewehre. Unmittelbar rechts von ihm war eine gepanzerte Gestalt in Reichweite, die ihr Gewehr schwang, um ihn niederzuschlagen, und dahinter stand ein weiteres Paar gepanzerter Gestalten vor einem weiteren ruinierten Türrahmen. Die Angreifer rückten durch die Türöffnungen vor.

Ohne die Frau mit dem Gewehr neben sich zu beachten, deutete Luke nach rechts und links, und Stöße von Machtenergie rissen die gepanzerten Gestalten auf beiden Seiten von den Füßen, hämmerten sie gegen Türpfosten, brachten sie dazu, ihre Waffen fallen zu lassen. Gleichzeitig drehte er sich so. dass seine Körpermitte aus der Schusslinie der Frau herauskam.

Sie feuerte. Der Schuss hätte eigentlich hinter Lukes Rücken verschwinden sollen, ohne Schaden anzurichten, aber es war keine Blastersalve. Irgendetwas Strahlendes und Strahlenartiges ging von der Mündung aus. um sich über Luke zu breiten, so unvermeidlich wie ein plötzlicher Waldnebel, dann spannte es sich um seinen Kopf, seine Arme, seine Beine.

Es war ein silbriges Netz, das sich beim Kontakt mit seinem Ziel zusammenzog.

Er hörte es knistern, als sich das Netz um die Klinge seines Lichtschwerts wickelte, sah, wie es schwarz verkohlte, wo es die grüne Energieklinge berührte. Er wusste, dass er in einer Sekunde imstande sein würde, seine Machtfähigkeiten einzusetzen, um sich von dem Netz zu befreien.

Ihm blieb keine Sekunde. Als das Netz seine Arme an seine Seiten presste und seine Beine zu einer linkischen, unbalancierten Haltung zusammenzog, sah er. wie die Frau einen Schalter am Lauf ihrer Waffe betätigte. Das innere des Laufs glühte auf.

Maras blaue Lichtschwertklinge zuckte aus der Türöffnung, schnitt schräg durch den Lauf und flog weiter zum Hals der Angreiferin. Die vordere Hälfte des Gewehrs und die Hand der Frau fielen zu Boden, dann flog ihr Kopf von den Schultern, an der Schnittstelle rauchend, und polterte zu Boden.

Links von Luke drehten sich gepanzerte Eindringlinge, die sich darauf vorbereitet hatten, die nächste Kammer zu strömen, zu ihm und Mara um. um auf sie zu feuern. Einer hatte; eine Waffe wie die der Frau: ein anderer trug ein größeres, auf der Schulter aufliegendes Gerät. Luke konnte ihren jähen, wachsenden Zorn spüren. Von den Eindringlingen in der anderen Richtung empfing er identische Gefühlsregungen.

Luke wandte sich nach links, drehte sich auf dem Ballen eines Fußes. Er ließ sein Lichtschwert fallen und vollführte eine Geste mit der Hand, in der er es gehalten hatte. Vor ihm wölbte sich die Decke, ein kühlblauer, geräuschdämmender Schaumstoff über Metall, riss sich los und krachte auf die Eindringlinge herunter. Die Angreifer feuerten, und innerhalb einer Sekunde überhitzte die zerstörte Decke durch die Blastersalven. Das Dämmmaterial am hinteren Ende ging in Flammen auf und ließ Rauchwolken in die Luft emporsteigen.

Hinter sich vernahm Luke das Summen und Knistern von Maras Lichtschwert - und einen Schrei eines der Angreifer.

Luke ließ sowohl seine Muskeln als auch seine Kontrolle über die Macht spielen, und das restliche silberne Netz wurde von ihm weggerissen. Sein Lichtschwert sprang wieder hoch in seine Hand. Er fokussierte seine Machtsinne, ging vorwärts, schob die glühende Metallpaneele vor sich her und schleuderte sie in Richtung seiner Angreifer.

Jacen hatte die Augen kaum wieder geschlossen, als die Tür seines Quartiers nach innen explodierte. Die Wucht der Erschütterung überraschte ihn, machte ihn eine tödliche halbe Sekunde langsamer - doch als er aufsprang, als er die Hand nach seinem Lichtschwert ausstreckte, als der lange Lauf des schwarzen Gewehrs in den Händen des ersten Eindringlings zu ihm herüberschwang, wurde der Angreifer mit einem Mal von den Füßen gerissen. Jacen spürte den Machtimpuls, der dafür verantwortlich war, fühlte die charakteristischen Eigenheiten von Lukes Machtstoß darin. Das Lichtschwert in der Hand, schaltete Jacen es ein, nahm sich einen Sekundenbruchteil Zeit, eine winkende Handbewegung in Richtung von Bens Bett zu machen und es umzuwerfen, um den Jungen gegen die Wand krachen zu lassen und ihn mit dem Bett zu schützen. Erst dann sprang Jacen mit einem Satz in die zentrale Kammer hinaus.

Vor ihm war der Angreifer, der gerade versucht hatte, in sein Quartier zu stürmen. Links von ihm befand sich eine weitere, schwarz gepanzerte Gestalt, die ihre Waffen in

Anschlag brachte, um auf Mara anzulegen, die - in ein schwarzes Nachtgewand gehüllt - auf sie vorrückte. Also haben sie uns alle im Schlaf überrascht.

Er vertraute darauf, dass Mara in der Lage war. mit dem zweiten Angreifer fertig zu werden. Er ließ die Klinge seines Lichtschwerts emporzucken, um die Waffe des ersten Eindringlings zu zerteilen.

Schnell wie eine angreifende Schlitzerratte wich der Schütze zurück, ging in die Hocke, zog und feuerte mit einem zuvor geholsterten Blaster auf ihn, alles in einer einzigen geübten Bewegung. Mit einer lässigen Bewegung seiner Lichtschwertklinge wehrte Jacen den Schuss ab, dann stürmte er vor und stieß die Klinge an der Schulter durch die Rüstung des Mannes. Jacen spürte, wie sie durch die Panzerung drang, sich ihren Weg durch das Fleisch und die Kochen darunter brannte und dann auf der anderen Seite wieder aus der Rüstung austrat. Der Mann schrie und stürzte.

Jacen blickte nach links. Maras Gegner ging zu Boden, eine rauchende Linie vom Schulterblatt bis zum Magen markierte die Verletzung, die er erlitten hatte. Dahinter stand Luke inmitten von vier Feinden, die alle feuerten. Der überdimensionale Bolzen einer ihrer Waffen ging weit vorbei und zischte auf Mara und Jacen zu, und die beiden Jedis duckten sich weg. Am Ende seiner Drehung stand Luke auf, und von jedem seiner Angreifer fiel etwas ab - ein Gewehrlauf, ein Arm. ein abgetrennter Kopf. Drei von ihnen stürzten. Der vierte warf seine zerstörte Waffe zu Boden, hob die Hände -und fiel dann seltsamerweise genau wie seine Kameraden mit erschlafftem Körper zu Boden.

Jaina tauchte aus der Tür auf, die Luke am nächsten war. Sie trug ein braunes Nachthemd und hatte ihr Lichtschwert eingeschaltet. Aus der zerstörten Tür gegenüber von ihr erschien Zekk, Ruß verschmierte sein Gesicht, Rauch stieg vom vorderen Teil seines Haars auf. »Die versuchen immer wieder, mich in die Luft zu jagen«, beschwerte er sich.