49° 11′ 27.46″ N, 16° 35′ 34.85″ E
Im Jahre 1865 schrieb und veröffentlichte ein in Brünn (das heute zur Tschechischen Republik gehört) lebender Mönch eine wissenschaftliche Arbeit, die heute als Grundlage der modernen Genetik gilt. In seiner Arbeit, Versuche mit Pflanzenhybriden, fasste Gregor Mendel die Ergebnisse von Experimenten zusammen, die er über eine Dekade lang mit 30.000 Pflanzen der Sorte Pisum sativum (uns als gemeine Erbse bekannt) durchgeführt hatte.
Mendel beschrieb, wie sieben Schlüsselmerkmale von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Er beobachtete sorgfältig Form und Farbe der Saat, die Farbe der Blüten sowie Größe und Form des Pflanzenstiels.
Durch sorgfältige Versuche mit Kreuzungen verschiedener Pflanzenstämme entdeckte er, dass einige Merkmale dominant waren, andere hingegen rezessiv. Aus seinen Beobachtungen schlussfolgerte er, dass jede Erbse zwei Kopien jedes Merkmals enthielt und das bestimmte Formen individueller Merkmale andere Merkmale dominieren könnten. Er zeigte beispielsweise, dass violette Pflanzen die weißen Pflanzen dominierten, und identifizierte die dominanten Formen jeder der sieben untersuchten Sorten. Nur wenn für beide Kopien das rezessive Merkmal galt, würde diese Version auch tatsächlich herauskommen (was beispielsweise zu einer weißen Blume führen würde).
Das veranlasste ihn zur Entwicklung von drei Gesetzen zur Vererbung (siehe Kasten), die die Zeit überdauert haben. Mit unserem modernen Wissen über Chromosome und DNA können wir den der Mendelschen Vererbung zugrunde liegenden Mechanismus verstehen. Doch Mendel wusste davon nichts. Er theoretisierte einfach anhand der ihm vorliegenden Daten.
Der Schlüssel zu Mendels Erfolg war die sorgfältige Dokumentation dessen, was er sah, und die Tatsache, dass er mit Pflanzen anfing, die sich in genau einem Merkmal unterschieden, dass er dann untersuchen konnte, z. B. die Pflanzenfarbe. Wenn diese Pflanzen dann immer nur Nachkommen mit der gleichen Farbe hatten, waren sie reinerbig, was ein guter Ausgangspunkt für seine Experimente war.
Zur gleichen Zeit, als Darwin (siehe Kapitel 6) den Prozess der Evolution beschrieb, entschlüsselte Mendel den Mechanismus, mittels dessen die Evolution funktionierte.
Das Mendel Museum für Genetik findet sich heute in der Abtei St. Thomas, dem Augustinerkloster, in dem Mendel lebte und arbeitete. Das Museum deckt von Mendels Versuchen bis zum aktuellen Stand der Enträtselung der Geheimnisse der DNA alles ab. Auf dem zum Museum führenden Flur finden Sie einen Pfad mit DNA-Buchstaben.
Außen findet man die Fundamente der von Mendel verwendeten Gewächshäuser sowie einen wiederhergestellten Garten voller Erbsen. Hier zeigt sich noch einmal deutlich, dass violett die dominierende Farbe ist. Es gibt auch eine Sammlung von Bienenstöcken. Mendel beschäftigte sich mit vielen anderen Projekten: Er züchtete Bienen, notierte die Wetterlage, studierte Mathematik und lehrte an einer lokalen Schule. Schließlich wurde er Abt des Klosters.
Das Kloster liegt im malerischen alten Brünn in der Nähe des Zentrums. Man kann das Museum und die Stadt bequem an einem Tag besuchen. Wien, Prag und Bratislava sind jeweils zwei Autostunden entfernt.
Wenn Sie Brünn besuchen (oder eine andere tschechische Stadt), dann ist es unverzichtbar, das tschechische Bier zu probieren. In der Nähe des Klosters finden Sie die Brauerei Starobrno, die ihr Bier schon seit Mendels Zeit braut. Doch trinken Sie nicht zuviel: Im Museum finden regelmäßig Vorträge über Genetik statt. Hierzu werden Gelehrte aus der ganzen Welt eingeladen (einen Kalender finden Sie auf der Website). Wenn Sie den Vorträgen folgen möchten, brauchen Sie dazu schon einen klaren Kopf.
Besucherinformationen zum Mendel-Museum finden Sie unter http://www.mendelmuseum.muni.cz/de/. Alle Informationen sind im Museum auch auf Deutsch verfügbar, und geführte Touren in deutscher Sprache sind ebenfalls möglich.