51° 29′ 45.54″ N, 0° 10′ 34.94″ W
Es gibt naturgeschichtliche Museen und es gibt das Natural History Museum in London. Untergebracht in einem riesigen Gebäude und mit einer wirklich umfassenden Sammlung, die über 250 Jahre zurückreicht, ist das Natural History Museum einfach das beste Museum, um etwas über Naturkunde zu erfahren. Wie beim benachbarten Science Museum (Kapitel 77) ist auch hier der Eintritt frei.
Die Anfänge des Natural History Museums lassen sich bis zu einer Sammlung von Naturkunde-Kuriositäten zurückverfolgen, die Sir Hans Sloane während des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts sammelte. Sloane war praktizierender Arzt (meist für die Oberschicht, wodurch er zu einem wohlhabenden Mann wurde), unternahm aber auch einige Reisen, darunter auch nach Jamaika, wo er 800 bis dahin unbekannte Pflanzenarten katalogisierte. In Jamaika lernte er ein lokales Getränk aus Kakao und Wasser kennen, das er widerlich fand. Als er jedoch Kakao und Milch mischte, entwickelte er ein Getränk, das dann die Cadburys herstellten und mit großem Erfolg vertrieben.
Nach seinem Tod hinterließ Sloane seine Sammlung dem British Museum. Mit der Zeit kamen weitere Sammlungen hinzu und schließlich entstand ein unabhängiges Museum. Dieses zog 1881 in sein aktuelles Domizil, ein speziell errichtetes Gebäude von viktorianischer Erhabenheit. Wenn man das Gebäude betritt, steht man direkt in der imposanten Haupthalle, wo das vollständige Skelett eines Diplodocus auf Neuankömmlinge und Besucher aus anderen Museumsbereichen wartet. In der Haupthalle sollten Sie Ihre Augen auch mal vom Diplodocus abwenden (er steht dort seit 100 Jahren und wird dort auch noch stehen, nachdem Sie sich umsehen haben) und sich die reich geschmückte Decke mit ihren Pflanzen- und Tierfresken ansehen.
Um den Besuchern die Orientierung zu erleichtern, ist das Museum in vier farbige Zonen unterteilt: rot (dieser Bereich ist dem Planeten selbst gewidmet), grün (die ursprüngliche Ausstellung des Natural History Museums), blau (hier finden sie alle möglichen Lebewesen, von winzigen wirbellosen Tieren bis zu Dinosauriern) und orange (der Wildtierpark, der nur von April bis Oktober geöffnet ist).
In der roten Zone wird die Evolution erläutert. Hier finden Sie eine unglaubliche Sammlung an Edelsteinen, Felsgestein und Mineralien. Zur Erdgeschichte gibt es einen Bereich über Erdbeben und Vulkane, in einem anderen Bereich werden die Kräfte beschrieben, die die aktuelle Oberfläche unseres Planeten geschaffen haben, und es gibt einen weiteren Bereich zur nachhaltigen Nutzung der Ressourcen unserer Erde.
Die grüne Zone umfasst die historische Sammlung mit ausgestopften Vögeln und Fossilien von der britischen Insel, eine schaurige Sammlung an Krabbeltieren (Ameisen, Motten, Termiten, Krabben und andere), eine Ausstellung zu unseren nächsten Verwandten (die Primaten) und wunderschön präsentierte marine Fossilien, einschließlich eines schwangeren Ichthyosauriers.
Die blaue Zone ist voller Fossilien großer und kleiner Kreaturen. Sie finden hier einen animatronischen T. Rex, das fürchterlich aussehende Skelett eines Triceratops, eine große Sammlung ausgestopfter Säugetiere, ein lebensgroßes Modell eines Blauwals, einen speziellen Bereich zur Humanbiologie und eine Sammlung wirbelloser Wassertiere (wie Korallen, Tintenfische und Würmer). Die Fisch-, Amphibien- und Reptiliensammlung ist genauso beeindruckend – es gibt riesige Schlangen, Schildkröten und Fische jeder Größe.
Wenn Sie nach dem Besuch des Hauptmuseums noch nicht müde sind, können Sie eine Tour zum Darwin Centre buchen. Dieser Neubau beherbergt die Museumssammlung der in Glas konservierten Präparate. Das erstaunlichste Ausstellungsstück ist ein 8,62 Meter großer Tintenfisch, der 2004 vor der Küste der Falklandinseln gefangen wurde. Er befindet sich nun in einem speziell konstruierten transparenten Tank, und wird dort in einer Lösung aus Formol-Saline konserviert.
Alle Informationen zu einem Besuch des Natural History Museums finden Sie unter http://www.nhm.ac.uk/. Für Besucher mit Kindern gibt es auch einen Ratgeber für Eltern, den »Parents’ Survival Guide«, mit Tipps, was man sich ansehen sollte und wie man es vermeidet, von der Größe und der Bandbreite des Museums erschlagen zu werden (http://www.nhm.ac.uk/visit-us/parents-survival-guide/).