38° 53′ 28.68″ N, 77° 1′ 48″ W
Das National Museum of American History wird gerne übersehen, weil sein Name die Vorstellung von Reihen verstaubter Gemälde amerikanischer Pioniere hervorruft. Doch tatsächlich ist das Museum voller wissenschaftlicher, mathematischer und industrieller Artefakte und gehört wie das Science Museum in London (Kapitel 77) und das Deutschen Museum in München (Kapitel 19) zu den größten Wissenschaftsmuseen der Welt.
Die interessanten Hauptausstellungen umfassen die Themen Telekommunikation, Computer und Büromaschinen, Energie und Leistung, Gesundheit und Medizin, Industrie und Fertigung, Messung und Kartografie, Wissenschaft und Mathematik sowie Verkehrswesen.
Die Telekommunikations-Sammlung beinhalt eines von Alexander Graham Bells Telefonen, das 1876 zu Demonstrationszwecken für Verbindung zwischen Boston und Salem verwendet wurde (mehr über Alexander Graham Bell erfahren Sie in Kapitel 4). Es gibt auch einen Ethernet-Prototyp von Robert Metcalf, der fast hundert Jahre nach dem Telefon entwickelt wurde. Ethernet ist der Standard für die Verbindung von Computern mit Netzwerken und wird auf der ganzen Welt in privaten Haushalten und Büros eingesetzt.
Einen Großteil der Computer- und Büromaschinen-Ausstellung, einschließlich des Altair 8800-Microcomputers (der die PC-Revolution mit einleitete), des Apple II, Teilen eines ENIAC-Rechners und einer Hollerith-Tabelliermaschine (siehe Abbildung 12.1), finden Sie auch in anderen Computermuseen (wie etwa dem Computer History Museum; Kapitel 86).
Im National Museum of American History ist allerdings auch der erste Computer-Bug zu sehen, und zwar in einem Notizbuch aus dem Jahr 1947, das der Computer-Wissenschaftler Grace Hopper nutzte, als er am Mark II-Computer der Universität Harvard arbeitete. Mark II aber verhielt sich unberechenbar. Als Ursache fand man eine Motte in einem der Relays. Diese Motte ist in das Notizbuch geklebt und mit dem Kommentar »first actual case of bug being found« versehen.
In der Ausstellung zu Energie und Leistung werden eine Volta’sche Säule aus dem Jahr 1805 (siehe Die Voltasche Säule), eine frühe Leuchtstoffröhre von GE und einen zentrifugalen Kälteverdichter von Carrier aus dem Jahr 1922, der als praktische und effektive Klimaanlage verwendet wurde, gezeigt.
Die Ausstellung zu Gesundheit und Medizin umfasst das erste elektrohydraulische Herz, das einem Menschen implantiert wurde, einen frühen Computertomographen, eine eiserne Lunge aus dem Jahr 1931 und eine von Röntgens frühen Röntgenröhren. Die Sammlung zum Thema Industrie und Fertigung beinhaltet einen Bakelizer (die Maschine, die zur Herstellung von Bakelit verwendet wurde, siehe Kasten) und einen Ford Model T (auch Tin Lizzy genannt).
Im Bereich Maße und Kartographie können Sie sich einen Massenspektrographen aus dem Jahr 1940 und eine Reihe von Navigationsgeräten wie Kompasse, Oktanten und Marinechronometer ansehen. Die Ausstellung zu Wissenschaft und Mathematik umfasst tausende gut erläuterter Geräte von Rechenschiebern bis hin zu Lasern. In der Verkehrswesen-Ausstellung hingegen finden Sie einige der größten Ausstellungsstücke – hier können Sie sich Autos, Lastkraftwagen, Straßenbahnen und Lokomotiven anschauen.
Das Museum bietet natürlich viel mehr als rein wissenschaftliche Aspekte. Wenn Sie noch nicht genug haben, können Sie sich in den nicht-wissenschaftlichen Bereichen genauer mit der amerikanischen Geschichte auseinandersetzen.
Information zum National Museum of American History finden Sie unter http://americanhistory.si.edu/. Der Eintritt in das Museum ist frei.