Hängebrücken gibt es überall auf der Welt, von der Clifton Suspension Bridge in Bristol, Großbritannien, bis zur Golden Gate Bridge in San Francisco, Kalifornien. Aber nur eine kann die längste sein und diese Ehre gebührt der Akashi-Kaikyō-Brücke in Japan, die die Stadt Kobe auf der japanischen Hauptinsel Honshu mit der Insel Awaji verbindet. Die Brücke wurde gebaut, um den gefährlichen Wasserweg zu vermeiden, der von Fähren befahren wurde und bei schlechtem Wetter Schauplatz tragischer Untergänge war.
Die Akashi-Kaikyō-Brücke hat eine Mittelspannweite von 1991 Metern (im Gegensatz dazu liegt die Mittelspannweite der Clifton Suspension Bridge bei 214 Metern, und die der Golden Gate Bridge bei 1280 Metern). Ursprünglich sollte die Mittelspannweite bei 1990 Metern liegen, aber 1995, nachdem die Hauptpylone standen, doch noch vor dem Bau der Brücke selbst, kam es im Bereich Kobe zu einem großen Erdbeben, das die Pylone um einen zusätzlichen Meter verschob. Insgesamt ist die Brücke 3911 Meter lang.
Um Schwankungen (insbesondere bei Erdbeben) zu vermeiden, wurden in den Türmen Massestabilisatoren eingebaut, um die Bewegungen abzuschwächen (mehr zur Abschwächung durch Pendel erfahren Sie in Kapitel 34).
Die Vermeidung von Korrosion ist aufgrund der salzigen Luft ein wichtiger Aspekt. Das Hauptseil besteht aus mehreren miteinander verkordelten Seilen. Zur Vermeidung von Feuchtigkeit wird trockene Luft wird in die Leerräume gepumpt. Die Lackierung der Stahlstruktur ist ebenfalls wichtig, und wird durch einen Roboter erledigt, der 500 Quadratmeter pro Tag lackieren kann. Die unter Wasser liegenden Teile der Brücke werden mit Hilfe von Opferanoden vor Korrosion geschützt (siehe die Galvanische Korrosion und kathodischer Korrosionsschutz-Abbildung 82.1).
Wie andere moderne Brücken (siehe z. B. Kapitel 14), besitzt auch die Akashi-Kaikyō-Brücke umfassende Überwachungssysteme mit mehreren Windmessern, die die Windgeschwindigkeiten oben auf den Pylonen und auf der Fahrbahndecke messen. Die genaue Position der Brücke wird per GPS überwacht. Bewegungsmesser dienen zur Kontrolle der Bewegung der Pylone und der Anker.
Besucher können natürlich, gegen eine Maut, über die Brücke fahren. Wenn Sie aber wirklich ein Gefühl für die Größe und die Konstruktion entwickeln möchten, dann besuchen Sie am besten das Brückbaumuseum auf der Kobe-Seite der Brücke. Es gibt dort einen kleinen Park, von dem aus man die Brücke betrachten kann. Über einen Tunnel, der unter der Brücke quer über das Wasser führt, gelangen Besucher in einen gläsernen Aussichtsraum.
Auch bei Nacht ist die Brücke sehenswert. Sie leuchtet dann in ständig wechselnden Farben.
Das Brückebau-Museum liegt auf der Kobe-Seite der Brücke, ein Stück von der JR-Haltestelle Maiko entfernt. Es gibt einige Informationen auf Englisch, aber vielleicht sollten Sie sich doch einen Dolmetscher organisieren, wenn Sie alles verstehen möchten. Das nationale japanische Fremdenverkehrsbüro hält Informationen zum Besuch der Brücke unter http://www.jnto.go.jp/eng/location/sit/hyogo/2821.html bereit.