Auf dem Trinity-Testgelände (Kapitel 106) wurde nur eine einzelne Atombombe getestet. Auf dem Nevada-Testgelände wurden zwischen 1951 und 1992 über 1000 Atombomben gezündet. Das 3600 Quadratkilometer große Areal ist von Bergen und ausgetrocknete Flussläufe geprägt und liegt etwa 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas. Einmal im Monat bietet das U.S. Department of Energy kostenlose, ganztägige Führungen zu den Bombenkratern, Nullpunkten und dem ganzen Drum und Dran des Nevada-Testgeländes an.
Die Tour umfasst etwa 400 Kilometer der durch Atomexplosionen gezeichneten Landschaft: Von den 1021 Atomexplosionen am Nevada-Testgelände wurden nur 126 überirdisch gezündet. Die übrigen waren unterirdische Tests, die die ganzen Krater auf dem Testgelände hinterließen. Der größte ist der Sedan-Krater und das Highlight der geführten Touren. Er ist fast 400 Meter breit und 100 Meter tief (siehe Abbildung 110.1).
Sedan entstand als Teil der Operation Plowshare, einem Versuch, Atomwaffen für friedliche Zwecke wie Bergbau, Ausgrabungen und den Bau von Häfen zu nutzen. Plowshare war ein Fehlschlag, zum Teil aufgrund der Menge der freigesetzten Strahlung. Bei der Sedan-Explosion wurde von allen Tests, die auf dem Nevada-Gelände durchgeführt wurden, die höchste Menge radioaktiven Materials in die Atmosphäre abgegeben. Die Bus-Tour hält am Sedan-Krater, damit die Besucher aussteigen und ihn sich genauer ansehen können, allerdings nur kurz, da er immer noch ein wenig Strahlung abgibt.
Ein weiterer Krater auf der Tour ist der Bilby-Krater, durch den der Bus hindurchfährt. Bilby wurde 1963 durchgeführt und war der erste unterirdische Test in Las Vegas. Im Zentrum des Kraters finden sich die Reste des Schachts, in den die Atombombe eingelassen wurde.
Abbildung 110.1 Der Sedan-Krater; zur Verfügung gestellt von The National Nuclear Security Administration/Nevada Site Office
Den unheimlichsten Teil der Führung bilden die Reste des Apple II-Tests. Um die Auswirkungen von Atomwaffen auf Menschen und Gebäude zu testen, wurde eine ganze Stadt aus dem Boden gestampft, komplett mit Straßen, Häusern, einer Schule und einem Stromnetz. Die Häuser wurden mit Schaufensterpuppen ausstaffiert, die an Esstischen saßen. Selbst Essen stand auf den Tischen.
Viel ist von Apple II nicht übrig geblieben, denn der gesamte Aufbau war ja dazu gedacht, in die Luft gesprengt zu werden. Doch zumindest ein Haus (dessen Außenfarbe völlig abgelöst wurde und bei dem alle Fensterscheiben rausgeflogen sind) steht noch (siehe Abbildung 110.3). Bilder der brennenden und zerstörten Gebäude wurden auch in alten Zivilschutz-Filmen verwendet.
Es wurden auch lebende Schweine eingesetzt: Im »Porker Hilton« setzte man sie den Explosionen aus, um die Auswirkungen von Atomwaffen auf Fleisch und Knochen zu untersuchen.
Mit einem Besuch des Frenchman Flat, wo Atomtests in der Atmosphäre durchgeführt wurden, aber auch die erste Atomexplosion des Nevada-Testgeländes überhaupt stattfand, wird die Führung vervollständigt. Das trockene Flussbett ist voller Gegenstände, die bei Atomtests zerstört wurden, darunter auch ein Tresor, der einen Atombombentest namens Priscilla überstanden hat.
Während der Tour müssen alle Besucher einen Strahlungsmesser tragen, der am Ende eingesammelt wird. Wenn Sie einer gefährlichen Dosis ausgesetzt waren, wird sich die US-Regierung mit Ihnen in Verbindung setzen.
Ein Besuch des Nevada-Testgeländes muss im Voraus gebucht werden, allerdings müssen Nicht-US-Bürger lange auf eine Genehmigung warten. Die Führung ist kostenlos und kann über die Website des U.S. Department of Energy unter http://www.nv.doe.gov/nts/ gebucht werden.