51° 41′ 34.8″ N, 0° 0′ 32.4″ W
Die Royal Gunpowder Mills verteilen sich auf einem 70 Hektar großen Gebiet auf dem Land. Ein so abgelegener Ort erscheint für eine Fabrik möglicherweise etwas ungewöhnlich, aber wenn eine Fabrik dazu neigt, zu explodieren, verteilt man sie wohl am besten auf einem großen Areal. Die Waltham Abbey Mills sind in ihrer 300-jährigen Geschichte mindestens 12-mal in die Luft geflogen.
Zum Glück für Besucher ist die Gefahr wohl mittlerweile gebannt, da die Produktion 1991 eingestellt wurde. Der Ort ist der Öffentlichkeit seit 2001 zugänglich.
Die Geschichte der Royal Gunpowder Mills reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, in dem sie ihre Laufbahn als kleine Fabrik für Schießpulver begannen. Hier mischte man Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel zu einem schwarzen Pulver. Während sich die Technik entwickelte, wurde an diesem Ort Schießbaumwolle und Kordit (siehe Kasten) und dann TNT und RDX (der Wirkstoff, der hinter dem bekannten Plastiksprengstoff C-4 steckt) hergestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg, nachdem der Bedarf an Sprengstoffen drastisch gesunken war, wurde der Ort zur Erforschung und Entwicklung neuer Sprengstoffe und Raketentreibstoffe genutzt.
Es gibt mehrere Ausstellungen zu bewundern. Man kann auch einen Spaziergang durch die bewaldete Parklandschaft unternehmen, wenn es das Wetter zulässt. Einige Ausstellungen sind rein historisch (etwa die »1940s Experience«, die »Gunpowder Plot«-Ausstellung und die »Farewell to Arms«-Ausstellung über Feuerwaffen), doch es gibt auch drei Ausstellungen von wissenschaftlichem Interesse.
Zuerst sei hier eine interaktive Ausstellung genannt, die die Herstellung von Schießpulver dokumentiert und die Unterschiede zwischen Treibstoffen (die zum Abfeuern von Geschossen verwendet werden) und Sprengstoffen erläutert. Bei einer weitern Ausstellung handelt es sich um eine Raketenausstellung, in der die Verbindung zwischen Sprengstoffen und Raketentreibstoff gezeigt wird. Hier sind viele Raketen zu sehen, die auch mit den entsprechenden Informationen zu den verwendeten Raketentreibstoffen versehen sind. Die Ausstellung ist ein guter Ort, um etwas über den britischen Beitrag zur Raketen- und Flugkörperforschung zu erfahren.
Schließlich gibt es noch große Ausstellungen zum Kanalsystem, das zum Transport der Sprengstoffe genutzt wurde (denn Kanäle sind ruhig und Kanalschiffe bewegen sich langsam), zum Feueralarmsystem (das von einem Uhrenmechanismus gesteuerten Morsecode nutzt, um die Lage eines Feuers an diesem weitläufigen Ort anzuzeigen) und zur Schmalspurbahn, die für den Transport auf dem Gelände verwendet wurde.
Die Mühlen sind etwa eine Autostunde von Bletchley Park (siehe Kapitel 40) entfernt. Sie können daher einen Besuch auch im Rahmen eines wissenschaftlichen Tagesausflugs einplanen.
Informationen zu den Royal Gunpowder Mills finden Sie auf der Website http://www.royalgunpowdermills.com/.