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Es war ein angenehmer Frühlingstag. Der Zauber von Paris und der Zauber der Champs-Elysees hatten Michael Nordstrom fast völlig gefangengenommen und entspannt. Von seinem Tisch in einem der offenen Terrassencafes konnteer ausgiebig die endlose Parade hübscher schlanker Beine auf schwerelosen Bleistiftabsätzen und die wackelnden Hinterteile betrachten. Er trank seinen Wein aus und wandte sich an seinen skandinavischen ININ-Kollegen Per Nosdahl.

»Ich verspreche meiner guten alten Liz seit Jahr und Tag, daß ich sie einmal im Frühling mit nach Paris nehme, zu einem richtigen Urlaub, ohne Geschäftliches - obwohl der Himmel wissen mag, was ein richtiger Urlaub eigentlich ist.«

Der Geschäftsführer des Restaurants trat an ihren Tisch. »Mr. Nordstrom?«

»Ja.«

»Telefon für Sie.«

»Bin gleich zurück«, sagte er zu Nosdahl, faltete seine Serviette zusammen und folgte dem Geschäftsführer ins Haus. Für die verspäteten Mittagsgäste spielte das Orchester »Paris im Frühling«.

Der Geschäftsführer deutete auf eine Telefonzelle gegenüber dem Eingang.             

»Danke«, sagte Mike und zog die Tür hinter sich zu. »Nordstrom.«

»Wissen Sie, wer hier ist?« fragte die gedämpfte Stimme Andre Devereaux'.

»Ja, das weiß ich.«

»Ich brauche vielleicht Hilfe.«

»Wenn ich kann, helfe ich … es kommt darauf an.«

»Ich bin im Louvre und betrachte die Statue der geflügelten Viktoria. Sie dürfte unser einziger Sieg sein … auf dem Weg in die Ewigkeit.«

»Ich komme.«

Mike hängte ein und schob seine mächtige Gestalt zwischen den Terrassentischen hindurch. »Ich muß leider gehen«, entschuldigte er sich bei Per Nosdahl. »Ich muß einem alten Freund Lebewohl sagen.«

»Ist Ihr alter Freund in Schwierigkeiten?« fragte Nosdahl.

»Ja, ich fürchte.«

»Werden Sie ihm helfen können?«

»Ich schwöre Ihnen … ich weiß es nicht.«

»Bitte, sagen Sie ihm alle guten Wünsche von mir«, sagte Nosdahl.

»Ja, das will ich gern tun.«

Michael Nordstrom trat an den Bordstein und stieg in ein Taxi. Der Fahrer bog in den Verkehr ein und warf einen Blick in den Rückspiegel.

»Sind Sie Amerikaner?« fragte er.

»Ja.«

»Gratuliere.«

»Wozu?«

»Ich habe eben die Nachrichten gehört. Die Russen haben klein beigegeben, sie ziehen die Raketen von Kuba ab … ihr seid harte Burschen, die reinsten Cowboys.«

»Manchmal.«

»Wohin, Monsieur?«

»Louvre.«