Einen ähnlichen Humor trifft man in Bissons Short Storys an. Viele spielen in der ländlichen Gegend von Bissons Heimatregion, Tennessee/Kentucky/Ohio. Entsprechend gemütlich bzw. provinziell geht es hier zu -- man kennt und hilft einander, und der Pfarrer hat noch was zu sagen. Und wo es derartig menschelt, können auch seltsame Dinge passieren. In der Titelgeschichte dreht es sich um Bären, die auf den Mittelstreifen von Highways leben (nicht ganz ungefährdet) und in den angrenzenden Wäldern ums Lagerfeuer hocken. Die alte und leicht verwirrte Mutter des Erzählers entkommt dem Altersheim und macht es sich in einer solchen Bärenrunde gemütlich. Als der Erzähler sie findet, setzt er sich hinzu -- schließlich sollte man einen Bären nicht provozieren. Dass Bären Feuer haben, erscheint kaum der Rede wert. "Drück auf Ann" schildert die Abenteuer, die junge Verliebte an einem merkwürdig intelligenten Bankautomaten erleben. "George" erzählt von der Vogelseele in einem besonderen Baby -- eines Tages ist es davongeflogen. Ein "Anzug aus Waschbärenfell" kann auch einem sich völlig unbeteilgt wähnenden Beobachter zum Verhängnis werden, wenn er in die Jagd mit Hunden gerät, die auf Waschbären abgerichtet sind.
Die zwei wichtigsten Erzählungen sind sicherlich "Über den Tafelberg" und "Der Schatten weiß es". Anfang des 21. Jahrhunderts hat sich in Ohio etc. ein riesiger Berg erhoben, der erst am Meer endet. Er schafft sein eigenes Klima und ist so hoch, dass am Gipfel keine Luft vorkommt. Entsprechend gut ausgerüstet müssen auch die Lastzüge sein, mit denen moderne Trucker ihre Fracht auf die andere Seite fahren. Die Story führt sehr behutsam in die seltsam veränderten Umstände ein und stellt die Gedanken und Gefühle der Menschen dar, die damit zurechtkommen. "The shadow knows (what evil lurks in the hearts of men)" waren stets die ersten und letzten Worte in den Abenteuern, die der Comic-Held The Shadow erlebte. In Bissons Story kehrt ein alter Mann auf den Mond zurück, in eine beinahe aufgegebene Kolonie, wo ein interessantes Experiment stattfindet: der Versuch, mit einem Alien Kontakt aufzunehmen. Das Alien ist für menschliche Augen nur als quasi flüssiger Schatten wahrzunehmen. Es schlüpft in den Körper des Menschen und gibt ihm, so zumindest die Hoffnung, Informationen. Bald schon gibt es die ersten Opfer zu beklagen... "The Shadow" ist die Begegnung mit einem numinosen Wesen, das das Begriffsvermögen des Menschen übersteigt -- der "Schatten" ist lediglich sein "Botschafter". Bald wird die ganze Erdbevölkerung "kontaktiert".
Bisson war so nett, seiner Collection ein Nachwort beizufügen. Er erzählt, wie er auf die Ideen kam und was dahinter steckt. "Über den Tafelberg", das er an das renommierte Magazin OMNI verkaufte, meinte er, dass es der Redakteurin nicht gefallen würde. Es ist eine seiner besten Erzählungen. Die Storysammlung ist eine der wichtigsten des Jahres. Die Storys spiegeln den Reichtum an Ideen und Formen wider, der dieses Genre so interessant macht.