Aus der Amazon.de-Redaktion
Holly Kraus ist keine Heilige. Ihren Ehemann Charlie, erfolgreicher Zeichner und Karikaturist, hat sie mit ihren Exzessen und Eskapaden an den Rand der Aufgabe gebracht. Eines Tages erkennt sie sich im wahrsten Sinn des Wortes selbst nicht wieder: Nach einer durchgezechten Nacht liegt die erfolgreiche Geschäftsfrau im Bett eines völlig Fremden, in dessen verlotterter Wohnung. Für Holly ist es ein One-Night-Stand, für den Fremden mehr. Er hat ihr Handy und schreckt auch nicht davor zurück, Holly nachzustellen und heimlich Fotos von ihr zu machen. Und dann ist da noch der Zwischenfall am Pokertisch und ein Nervenzusammenbruch -- auf offener Straße, im Nachthemd. Wer kann Holly, die sich zunehmend verfolgt fühlt, noch helfen? Wem kann sie noch vertrauen?
Der Psycho-Thriller Der Feind in deiner Nähe ist ein weiteres Meisterstück des überaus erfolgreichen (und überaus produktiven) Schriftsteller-Ehepaares Nicci Gerrard und Sean French, das neben dem Roman Sommermörder vor allem mit Büchern wie Der falsche Freund, Der Sommermörder und Das rote Zimmer überraschte -- ein Meisterstück mit kleinen Schönheitsfehlern allerdings. Denn diesmal hat sich das Duo von seiner Phantasie derart mitreißen lassen, dass das Psychogramm der Protagonistin ein ums andere Mal stark ans Klischeehafte grenzt. Und auch der literarische Kniff, den zweiten Teil des Buchs von Hollys Freundin Meg Summers erzählen zu lassen, mit der gemeinsam sie eine Event-Management-Agentur in der Londoner Innenstadt betreibt, überzeugt nicht ganz, auch wenn er einen völlig neuen Blick auf Hollys Doppelleben wirft.
Sie sei „ein Mensch, den die Leute entweder lieben oder hassen“, sagt Holly im Buch über sich selbst. Eins steht, trotz aller Mängel, fest: Fans von doppelbödiger und hintersinniger, mit psychologischen Elementen durchsetzter Kriminalliteratur werden auch Der Feind in deiner Nähe auf jeden Fall lieben. --Stefan Kellerer -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Gebundene Ausgabe .
kulturnews.de
Die Rezensentin möchte eines vorwegschicken: Sie ist ein Fan des Autorenduos Nicci French. Aber: Der neue, mittlerweile achte Psychothriller ist eine ziemliche Enttäuschung. Woran das liegt? Da ist zum einen die überkandidelte und unsympathische Heldin Holly Krauss. Deren absurde und überdrehte Handlungen geben wenig Anlass, in ihr einen Menschen zu sehen, dem man 350 Seiten lang Aufmerksamkeit schenken möchte. Zum anderen irritiert die laienhaft anmutende Dramaturgie, die sich in einem als Kunstgriff getarnten, aber wenig überzeugenden Perspektivwechsel im letzten Drittel des Romans manifestiert. Plötzlich ist die Ich-Erzählerin nicht mehr Holly Krauss, sondern deren Freundin Meg. Der Krankheitsverlauf einer manisch-depressiven Frau, deren Leben allmählich aus den Fugen gerät, mag akribisch recherchiert sein - aber dies ist leider kein Garant für einen spannenden Psychothriller, in dem viel zu vieles vorhersehbar und ohne wirkliche Überraschungen bleibt. (gks) -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Gebundene Ausgabe .