19

Beate lenkte den Golf die gewundene Anfahrt hinauf. Josch sah die Villa zum ersten Mal bei Tageslicht.

»Jetzt glaube ich erst wirklich, dass dein Vater ein großes Tier ist«, meinte er.

»Er ist kein großes Tier, er ist ein Raubtier«, gab Beate entschieden zurück. Sie hielt genau vor der Freitreppe an und stellte den Motor ab.

»Ich bleibe lieber draußen«, sagte Josch unbehaglich.

»Du kommst mit«, sagte Beate bestimmt. »Keine Angst, dieses Mal wird er dich nicht die Treppe hinunterschmeißen.«

»Wie willst du das verhindern?«

»Er ist nicht da«, sagte Beate, womit sie eine direkte Antwort umging.

Josch folgte ihr die Steintreppe hinauf. Mathilde hatte den Wagen gehört und stand bereits in der Tür.

»Guten Tag, Fräulein Beate!« Sie lachte mit ihrem ganzen runzligen Gesicht. Den jungen Mann an Beates Seite übersah sie gekonnt.

»Tag, Mathildchen. Mein Vater ist nicht da?«

»Nein ...« Beate betrat das Haus. »Mathildchen, seien Sie ein Schatz und machen Sie uns was zu essen. Ein kleines Frühstück mit viel Kaffee?«

»Aber gern!«, sagte Mathilde bereitwillig. Sie watschelte davon.

Beate rief nach ihr: »Sollen Sie meinen Vater anrufen, wenn ich komme?«

Mathilde drehte sich um. »Er macht sich doch solche Sorgen, Fräulein Beate!«

»Natürlich. Deshalb rufe ich ihn selbst an. Okay?«

Mathilde nickte. Die kleinen Augen in dem runzligen Gesicht glitzerten. »Wie Sie meinen, Fräulein Beate.«

Mathilde verschwand in dem Flur, der in den Küchentrakt führte. Beate zog Josch in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Josch blieb an der Tür stehen wie ein Wachtposten.

Das Zimmer war sehr groß. An den Wänden hingen Fotos ausgesuchter Bauwerke, deren kühne Architektur Vohsens Unternehmungsgeist widerspiegelte. Ein Bild zeigte ihn, als ihm der Ministerpräsident das Bundesverdienstkreuz anheftete.

Die beiden hohen Fenstertüren gingen in den Park hinaus. In den Ästen der kahlen Bäume hing noch der Morgennebel, der sich hier draußen nur zögernd auflöste.

Beate versuchte, die Schreibtischfächer zu öffnen. Sie waren abgeschlossen.

»Verdammt! Josch, wie kriegt man die Schlösser auf?«

»Beate, lass es sein!«

Beate griff zum Brieföffner. Mit heftigen Schlägen ihres Handballens trieb sie die Klinge in den Spalt zwischen einer Schublade und dem Rahmen. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, Papiere an sich zu bringen, mit denen sie ihren Vater unter Druck setzen konnte.

»Ich weiß genau, was ich sage«, hatte sie zu Josch gesagt, als sie ihm von den unzähligen heimlichen Zusammenkünften ihres Vaters mit Kallberg, dem Parteimanager, und den Vorstandsmitgliedern anderer großer Baugesellschaften erzählte. Sie wusste mehr von den Geschäften ihres Vaters, als der sich hätte träumen lassen.

Sie wäre jedoch nie auf den Gedanken gekommen, dieses Wissen gegen ihren Vater zu verwenden, wenn er nicht versucht hätte, Josch zu töten oder töten zu lassen, weil er sie nicht hergeben wollte.

Ihr war immer bewusst gewesen, dass ihr Vater in sie vernarrt war. Aber jetzt erst wusste sie, zu welch verheerenden Mitteln er greifen würde, um sie an sich zu ketten. Die Mörder hatten den Falschen erwischt, einen harmlosen Jungen. Die tödliche Bedrohung für Josch bestand noch immer.

Das Schloss brach. Beate zerrte die Schublade heraus. Sie wusste genau, wonach sie suchte. Oft genug war sie dabei gewesen, wenn ihr Vater seinen Safe geöffnet und wieder geschlossen hatte.

Die Nummer der Kombination stand auf einem kleinen Zettel, den ihr Vater unter eine Zigarilloschachtel geklebt hatte. Beate wusste auch, dass es nicht die ganze Nummer war. Ihr Vater hatte ihr einmal verraten, dass man ihr Geburtsjahr hinzuaddieren musste, um auf die richtige Schlüsselzahl zu kommen.

Sie klappte das dunkelbraune Holzgitter zur Seite, das auf den ersten Blick wie eine Heizkörperverkleidung aussah.

Dahinter befand sich der Safe. Beate kniete vor der stahlgrau lackierten Tür nieder und begann, die Kombinationsscheibe zu verstellen.

»Beate!«, sagte Josch. »Bitte, er wird es mir anhängen!«

»Was glaubst du, was ich ihm anhänge! Ich will Ruhe vor ihm haben!« Sie warf Josch einen raschen Blick zu. »Entschuldige, du sollst Ruhe vor ihm haben.«

»Vielleicht verschwinde ich besser nach Oldenburg«, meinte er hilflos.

Die Safetür schwang zurück. Mit fliegenden Händen prüfte Beate den Inhalt.

Es gab Ordner mit Versicherungspolicen, Tüten, die Sparbücher und Bargeld enthielten, lederbezogene Kassetten mit Münzen und Etuis mit funkelnden Brillanten.

Nicht ein einziges Blatt Papier betraf geschäftliche Vorgänge.

Sie verschloss den Safe wieder und legte die Zigarilloschachtel mit dem Zettel mit der Kombination in den Schreibtisch zurück. Das Geld hatte sie nicht angerührt, obwohl sie welches brauchen würde.

»Komm mit!«, rief sie Josch zu.

Sie erinnerte sich plötzlich an ein Sparbuch, das noch in ihrem Zimmer liegen musste. Und außerdem konnte es nicht schaden, noch ein paar Kleider und Decken einzupacken.

Oben in ihrem Wohnzimmer zog sie eine Schublade des Sideboards auf und nahm die Kassette heraus.

Unter der Kassette lagen zwei Schlüssel, die mit einer dünnen Kette verbunden waren. Sie kannte die Schlüssel nicht, da war sie sicher.

»Josch, sieh mal!«, sagte sie.

Er trat näher. An dem einen der beiden Schlüssel, es war ein flacher Sicherheitsschlüssel, hing eine Metallscheibe mit einer eingestanzten Zahl.

»741!«, rief Beate. »Das ist die Nummer der Wohnung am Rosenpark! Das Ausweichquartier meines Vaters! Wie kommen die Schlüssel hier in mein Sideboard?« Ratlos sah sie Josch an.

»Der andere ist ein moderner Wendeschlüssel«, sagte Josch. »Für einen Safe. Kann es sein, dass dein Vater mit einer Haussuchung rechnet?«

»Großer Gott, woher soll ich das wissen? Warum?«

»Weil der Schlüssel hier in deinem Wohnbereich sicher wäre«, antwortete Josch.

Beate steckte die Schlüssel ein. »Dann wissen wir jetzt, wo wir suchen müssen!«

Sie sprangen die Treppe hinunter. Unten in der Halle stand Mathilde.

»Ich habe im kleinen Esszimmer aufgetragen«, sagte sie.

»Wir haben keinen Hunger mehr«, sagte Beate.

*

Josch fühlte sich unwohl in der neuen Parka, was vermutlich weniger daran lag, dass sie neu war, sondern mehr, weil Beate sie ausgesucht, ihm aufgedrängt und bezahlt hatte.

Josch hatte keinen Pfennig mehr. Beate dagegen hatte ihr Sparkonto, das noch ein ansehnliches Guthaben aufwies, geplündert.

»Du wirst es sehen!«, sagte Beate zuversichtlich, als sie den Golf vom Dachparkplatz des Kaufhauses herunterlenkte, »mein Vater wird klein beigeben müssen! Er wird dich in Ruhe lassen. Er muss es, verstehst du?«

Josch vergrub die Hände bis zu den Ellbogen in den Taschen der Parka. Trotzdem schien er noch zu frösteln.

»Wenn er einen Mord angezettelt hat, muss er kämpfen«, sagte Josch düster. »Aber er wird trotzdem nicht rauskommen. Bei Mord machen die Bullen nicht mit, da kann einer heißen, wie er will ...«

Josch hatte recht. Beates Zuversicht verflog. Doch sie konnte sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ihr Vater vor einem Mord nicht zurückschreckte.

*

Ihren Wagen stellte sie gegenüber der Apartmentanlage auf der Parkseite ab. Zu der Wohnung im 7. Stock gehörte zwar ein Abstellplatz in der Tiefgarage, doch sie wusste nicht, wie sie sich Zugang zur Garage hätte verschaffen können. Außerdem wollte sie vermeiden, dass ihr Vater möglicherweise zu früh benachrichtigt werden und erfahren würde, wo sie war. Mathilde würde ihn längst angerufen und ihm brühwarm berichtet haben, dass sie zu Hause gewesen sei. Mit Josch. Und wahrscheinlich war der alten Haushälterin auch nicht entgangen, dass sie den Schreibtisch im Arbeitszimmer ihres Vaters aufgebrochen hatte. Wahrscheinlich befand er sich in Alarmstimmung.

Sie zerrte den großen Lederkoffer, der nur halb voll war, von der Rückbank und schlug die Tür zu.

»Willst du etwa hier übernachten?«, erkundigte sich Josch.

»Wir werden keine Zeit haben, den Inhalt des Safes zu sichten«, sagte Beate. »Komm jetzt. Wir haben wahrscheinlich nicht viel Zeit!«

Sie fuhren mit dem Aufzug in den 7. Stock hinauf. Oben schlug Beate zuerst die falsche Richtung ein. Ihr Herz klopfte heftig, als sie endlich den Schlüssel ins richtige Schloss steckte und die Tür zurückschwang.

Leise wie Einbrecher schlüpften sie in die Diele, und lautlos schloss Beate die Außentür wieder, bevor sie den Koffer abstellte und reglos wie ein witterndes Tier verharrte.

»Wo mag er sein?«, fragte sie. Unwillkürlich senkte sie die Stimme.

Josch stieß die Türen, die ohnehin nur angelehnt waren, nacheinander auf. Zwei kleinere Zimmer waren leer und unbenutzt, die kahlen Wände weiß, die Jalousien herabgezogen.

Eingerichtet waren außer der Küche nur das große Wohnzimmer, das Schlafzimmer und ein anderes, kleineres Schlafzimmer, das möglicherweise als Gästezimmer diente. Zur Residenz am Rosenpark gehörte ein Hotel. Beate wusste, dass die. Geschäftspartner ihres Vaters meistens im Residenz Hotel schliefen.

Beate öffnete den Kühlschrank in der Küche. Er stand voller Bier und Schnapsflaschen, aber es waren auch ein paar Dosen Saft da. Im Schrank fand sie ein Päckchen Knäckebrot. Sie riss das Päckchen auf, füllte zwei Gläser mit Saft und ging damit ins Wohnzimmer.

Josch hatte die Schrankwand untersucht und das Scharnier entdeckt, das die Teile verband. Als er den Stift herauszog, ließ sich die linke Seite, in dem ein Fernsehgerät samt Videorecorder untergebracht war, zur Seite schieben.

Dahinter wurde die glatte, mit der Wand bündig abschließende Tür eines rechteckigen Tresors sichtbar, Josch trat zur Seite.

Beate stellte die Gläser auf den Tisch. Ihr Finger zitterten ein wenig, als sie den Schlüssel mit den flachen Vertiefungen auf beiden Seiten in den Schlitz steckte und ihn dann langsam herumdrehte.

Sie spürte keinen Widerstand, doch als der Schlüssel quer stand und sie am Griffstück zog, wich die Tür zur Seite.

Die Fächer des Tresors waren bis in den letzten Winkel mit Papieren, Umschlägen und einer Ledertasche vollgestopft. Als erstes nahm Beate die Ledertasche heraus. Am Reißverschluss hing das Siegel einer Schweizer Bank.

Sie zog die Lasche zurück und hielt den Atem an, als ihr gebündelte Geldscheine entgegenquollen.

Sie sah Josch an, der sich nicht rührte. In einem Vorfach der Tasche steckte eine Karteikarte. Darauf standen ein Datum, das vier Tage zurücklag, und eine Summe: 2 Mio.

Darunter fand sie in der Handschrift ihres Vaters drei Vermerke. 250 000 K. für Partei. 250 000 K. für DMB. 30 000 Vera P. zug. B.

Josch sah ihr über die Schulter. »K. für Partei? Was bedeutet das? Weißt du es?«

»K. steht für Kallberg«, meinte Beate. »Mein Vater zahlt immer Schmiergelder. Kallberg gibt sie weiter. Nehme ich an.«

»Und Vera wegen B.? Wer könnte das sein?

Beate sah Josch an, und sie hielt den Atem an. B. stand vielleicht für Beate.

Sie wollte es nicht genauer wissen. Sie steckte die Karte in die Geldtasche zurück, hielt die Tasche aber noch in der Hand.

»Das sind über eine Million«, sagte sie. »Eineinhalb Millionen Mark.« Sie sah lauernd in Joschs dunkle Augen, die sich mit einem grauen Schleier überzogen. »Willst du es haben?« Sie hielt ihm die Tasche hin.

Er vergrub die Hände in den Taschen der Parka. »Ich vergreife mich nicht am Geld eines Kapitalisten«, sagte er rau. »Er schickt ja schon die Mörder los, wenn ich mit seiner Tochter zusammen bin. Was wird er erst tun, wenn ich ihm sein Geld nehme?«

»Lass mir meine Illusionen«, sagte Beate leichthin. »Lass mir den Glauben, dass ich meinem Vater mehr wert bin als Geld.« Sie warf das Geld auf einen Sessel und begann, die Papiere aus dem Safe zu räumen und im Koffer zu verstauen.

Sie brauchte keine Expertin zu sein, um zu sehen, dass sie gefunden hatte, was sie suchte: pures Dynamit.

*

Josch trug den Koffer. Die Papierstapel aus dem Safe — Zeichnungen, Protokolle, Namenslisten, Listen mit Abkürzungen und Geldbeträgen dahinter, Kopien von Kalkulationsunterlagen und Ausschreibungen wogen schwer.

Unten in der Halle lief Beate voraus, um die Glastür für Josch zu öffnen. Sie erstarrte, und Josch prallte gegen sie.

Auf der anderen Straßenseite stand ein grün-weißer Streifenwagen und verdeckte den Blick auf ihren Golf. Ein Polizist war ausgestiegen und beugte sich über das hintere Kennzeichen des Golf, während der andere Beamte im Wagen saß und in den Hörer des Funktelefons sprach.

Beates Herz raste. Sie fuhr zu Josch herum und drängte ihn zurück. Der Lift, mit dem sie heruntergekommen waren, stand noch da. Die Tür fuhr zwischen sie und die Glastür und schnitt das Bild mit dem Streifenwagen draußen ab. Die Kabine schoss in die Höhe.

Im 7. Stock hetzte Beate über den Flur. Sie hörte Joschs Schritte und seine keuchenden Atemzüge hinter sich. Er glaubte wahrscheinlich, dass sie Angst hatte und ließ sich von dem Gedanken anstecken, dabei spürte sie nur kalten Zorn.

»Hier sitzen wir in der Falle!«, keuchte er, als er die Wohnungstür zu warf und den Koffer fallen ließ.

Beate schüttelte den Kopf. »Von dieser Wohnung wissen nur wenige Leute, dass sie meinem Vater gehört. Wegen mir wird er das Geheimnis so schnell nicht preisgeben. Keine Sorge, hier sind wir für einige Zeit sicher.«

Sie stürzte sich förmlich auf das Telefon. Beim ersten Mal verwählte sie sich. Beim nächsten Mal hörte sie nur das Besetztzeichen, als sie den direkten Apparat im Büro ihres Vaters anwählte. Sie schlug mit der Hand auf die Gabel und wählte die Nummer des Vorzimmers.

»Frau Sudhoff?«, rief sie laut. »Hier ist Beate. Ich will meinen Vater sprechen.«

»Einen Augenblick, Fräulein Vohsen. Ihr Vater spricht gerade ...«

Aber er übernahm das Gespräch sofort.

»Beate, mein Kind, wo bist du?« Seine Stimme klang spröde.

»Das werde ich dir verraten, sowie du mir ein paar Fragen beantwortet hast!«, sagte sie laut. »Warum ist die Polizei hinter mir her? Und warum hast du einen Mörder auf Josch angesetzt? Um Himmels willen, Vater, warum?«

»Beate, Kind! Du bist von Sinnen!«

»Vater! Lass jetzt die Ausflüchte!«

»Die Polizei ist nicht hinter dir her ...«

»Nein? Hinter wem denn?«

»Weißt du es denn nicht? Dein Freund hat jemanden umgelegt!«

Beates Lippen wurden steif. Entsetzt sah sie Josch an.

»Sag das nicht noch einmal, Vater!«, sagte sie. Ihre Stimme klang tonlos. »Sag es nicht noch einmal! Das hast du alles eingefädelt ...«

»Beate, möglicherweise haben wir alle Fehler gemacht. Beate, bitte, komm nach Haus, bevor es zu spät ist ...«

»Nach Hause? Wartet dort vielleicht ein Mörder auf Josch? Oder sogar auf mich?«

»Beate, du bist von Sinnen!«

»Man hat mich entführt, Vater! Zwei Männer haben mich verschleppt und mich irgendwo, über hundert Kilometer weit weg, mitten in der Nacht in einem Wald ausgesetzt! Ich kam gerade zurück, als die Polizei das Rauschgift und die Leiche fand. Er war sechzehn!«, schrie Beate. »Und er war unser Freund!«

»Beate, beruhige dich ...«

»Er hat Joschs Mantel getragen! Das hat ihn das Leben gekostet. Wem hast du den Mantel beschrieben, Vater?«

»Du weißt nicht, was du sagst!«

»Und das Rauschgift? Woher hast du es? Ich frage mich, wofür du einer Person namens Vera 30 000 Mark bezahlt hast.«

Sie hörte einen erschreckten Atemzug, und es bereitete ihr eine geradezu sadistische Genugtuung, das Messer in der Wunde herumzudrehen.

»Hast du es endlich gerafft? Wir sind in deiner kleinen Wohnung am Rosenpark ...«

»Bleibt dort, ich komme hin!«

»Nein, Vater, wir werden nicht hierbleiben«, sagte sie, plötzlich erschöpft. »Lass uns in Frieden, ja? Damit du nicht noch einmal auf die Idee kommst, Gangster zu bemühen, will ich es ganz deutlich sagen — ich habe deinen Safe ausgeräumt. Um dein Geld brauchst du dir keine Sorgen zu machen, das haben wir nicht angerührt.

Nur die Papiere. Du warst so freundlich, den Schlüssel in meinem Zimmer zu verstecken.«

Vohsen keuchte. »Weißt du, was du tust?«

»Ich will nur sicher sein, dass Josch nichts zustößt.«

»Ich hätte es mir denken können ... Ich weiß, dass du zu Hause warst und meinen Schreibtisch aufgebrochen hast. Aber du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt!«

»Dann sag es mir!«

»Die Papiere betreffen Leute, die vor nichts zurückschrecken!«

»Lass uns in Ruhe, Vater. Ich meine es ernst, so ernst habe ich noch nie in meinem Leben etwas gemeint. Wenn Josch etwas zustößt, übergebe ich das Material aus dem Safe zugleich der Presse und einem Staatsanwalt.«

Beate legte auf. Josch war ans Fenster gegangen. Er wandte sich um.

»Die Bullen sind erst mal abgezogen. Gleich kreuzen getarnte Kripokutschen auf.«

»Dann lass uns verschwinden.«

»Wohin?«

»Ich weiß es nicht. Weißt du es? Sollen wir uns an einen Reporter wenden?

Josch hob die Schultern. »Damit würdest du alle Brücken hinter dir abbrechen.«

»Das sagst du?«, fragte Beate.

»Auch ich habe in diesen Tagen Erfahrungen gemacht.« Er sah auf das Telefon, das zu läuten begann. Beate beachtete es nicht.

»Lass uns erst mal verschwinden«, sagte sie. »Aber vergiss den Koffer nicht.«