41. KAPITEL

Rowe-Akademie

Februar 1982

"Stopp, Mattie. Bleib genau da stehen und drehe dich nach links, vielleicht um etwa fünfundzwanzig Grad. Die Bretter sind nicht gerade zusammengenagelt. Oh, scheiße."

Matties Arme flatterten wild hin und her, wie bei einem Vogel, der verzweifelt versucht, in der Luft zu bleiben. Dank Janes Ruf kam Mattie auf der Planke schwankend zum Stehen, aber sie konnte nicht sehen, wohin sie trat. Eine Augenbinde versperrte ihr die Sicht, und die Planke war schmal. Einen Fuß vor den anderen setzen, mehr konnte sie nicht tun. Am schlimmsten war die Gewissheit, dass sie fallen würde. Unter Mattie lag ein zehn Meter tiefer Abgrund über einem Zementboden. Sie würde zerplatzen wie eine Wassermelone.

Sie tastete sich mit dem Fuß nach links und spürte nichts als Luft.

"Zu weit!", kreischte Breeze.

Mit den Armen fuchtelnd, torkelte Mattie zurück. Jane schrie ihr zu, sie solle stehen bleiben, während Breeze rief, sie solle weitergehen. Mattie konnte keiner der Aufforderungen folgen, nur schwanken wie ein Seiltänzer.

"Haltet den Mund", befahl sie beiden und versuchte, sich zu konzentrieren.

Augenblicke später hatte sie den Fuß auf die Planke gesetzt, doch Schweiß lief ihr über das Gesicht und durchweichte die Augenbinde. Matties Beine zitterten. Dies war die dümmste Idee, die sie je gehabt hatte. Eine Mutprobe und ein Vertrauensbeweis für ihre Freundinnen hatte es sein sollen. Das Baugerüst zu überqueren, das das alte Residenzgebäude stützte, so etwas hätte auch Artemis ihren Jüngerinnen abverlangt. Nur waren die Sanierungsarbeiten vor Jahren abgebrochen worden, und das Baugerüst war genauso klapprig wie das Gebäude. Schlimmer noch, weil Mattie auf die Idee gekommen war, musste sie als Erste gehen.

Ihre Freundinnen standen auf den gegenüberliegenden Seiten der drei Meter langen Brücke und gaben Anweisungen, wie Mattie hinüberkäme. Über die Planke zu gehen, kostete nicht viel Mut, wurde Mattie klar. Den anderen zu vertrauen, dass sie sie nicht aus Versehen ins Jenseits beförderten, dagegen schon.

"Versuch es noch mal", rief Breeze und versuchte, Mattie auf ihre Seite zu locken. "Dreh deinen Körper zuerst nach links, und dann geh vorwärts."

"Mattie, komm zurück", flehte Jane von hinten. "Es ist zu gefährlich."

Jane war näher, trotzdem traute sich Mattie nicht, sich umzudrehen. Sie blendete die Stimmen aus, beide, und konzentrierte sich auf den Schritt. Darin war sie gut, sie konnte etwas visualisieren, das Ziel treffen. Langsam veränderte sie die Haltung, fand das Gleichgewicht wieder und schickte ein Gebet an die Schutzheilige junger Mädchen.

"Du machst das gut", rief eine von beiden. "Geh weiter!"

Mit ausgestreckten Armen, um das Gleichgewicht zu halten, wog Mattie in Gedanken ab, ob sie sich umdrehen sollte. Sie sah es vor sich. Doch als sie den Fuß aufsetzen wollte, war die Planke nicht da. Mattie schwankte in der dünnen Luft, und sie fiel nach vorn, in einem Sturzflug.

Der Wind pfiff in ihren Ohren und riss an ihrer Kleidung. Mattie konnte den Zementboden nicht sehen, auf den sie zustürzte, aber sie konnte bereits spüren, wie er ihre Knochen zerbrach. Das Schreien, das sie hörte, kam von oben, von Jane und Breeze, ihre panischen Schreie übertönten das Keuchen, das sich Matties Kehle entringen wollte.

* * *

Das Weiße Haus

Heute

Die Hände fest auf den Rand des Porzellans gepresst, beugte sich Mattie über das Waschbecken. Das Wasser strömte aus dem Hahn, sodass niemand auf die Idee kommen könnte, dass sie um ihre Fassung ringen musste. Mattie stand im Badezimmer, das unmittelbar an Janes Schlafzimmer in den Privaträumen des Weißen Hauses grenzte. Noch bevor Jane die Bombe platzen lassen konnte, war Mattie direkt nach ihrer Ankunft hineingeschlüpft.

Sie warteten darauf, dass Mattie zu ihnen kommen würde, aber sie war sich nicht sicher, dass sie das konnte. In den letzten Tagen war Mattie nonstop auf Reisen gewesen und nun bis auf die Knochen erschöpft. Auf dem Flug nach Washington hatte die Müdigkeit sie schlagartig erwischt, mit einer Macht, die sie nicht erwartet hatte. Jetzt brauchte sie alle Kraft, um sich auf den Beinen zu halten. Matties Reserven waren aufgebraucht. Die paar Stunden in Breezes Suite hatten nicht ausgereicht, um sie für das zu wappnen, was vor ihr lag – oder auch nur das, was sie außerhalb des Bads erwartete.

Dass Jane ebenfalls kurz vor einem Zusammenbruch stand, hatte Mattie Sekunden nach ihrer Ankunft bemerkt. Sogar Breeze hatte bei Janes Anblick geschwiegen. Und Mattie besaß nicht mehr die Energie, um auch nur eine von ihnen zu trösten. Sie konnte sich nicht einmal mehr selbst trösten.

Ihre Nägel waren blutig gekaut und ihre Konzentrationsfähigkeit verloren. Sie konnte in sich keinen Ruhepol mehr finden. Dieser Rückzugsort war verschwunden und drehte sich wie alles andere auch. Gelähmt und zerschlagen fühlte sich Mattie. Sie wusste keinen Ausweg aus dem Loch, in dem sie saß. So lächerlich es schien, das Einzige, das sie jemals aus dieser Verzweiflung geholt hatte, war ein Stück schwarzer Stoff, den sie sich in Momenten wie diesem um die Augen band.

Ihre Augenbinde. In ihrer Tasche suchte Mattie danach, aber sie fand sie nicht. Sie war verschwunden, so wie ihr Mut, so wie Jameson. Alles. Verschwunden.

Mattie sah, wie das Wasser im Waschbecken stieg. Sie ließ sich etwas in die Hände laufen und spritzte es sich ins Gesicht. Die Kälte brannte ihr in den Augen.

Hätte sie die Augenbinde, hätte sie sich in der Dunkelheit verstecken können, bis alle Schreie verstummt wären, ihre, Breezes und Janes. Wenn ihr Geist und ihr Herz sich erst einmal beruhigt hätten, wäre sie wieder ganz, wieder zusammengesetzt und heil wie eine kaputte Puppe. Nach dem Sturz vom Gerüst war die Augenbinde für Mattie zum Sinnbild all ihrer Ängste geworden. Allein der Anblick hatte sie in lähmende Panik versetzt. Deshalb hatte sie sie weggeworfen. Nur hatten Mattie danach solche Albträume heimgesucht, dass sie die schwarze Binde schließlich aus dem Papierkorb gefischt und sich ihren Ängsten gestellt hatte.

Der Sturz an jenem Tag hätte sie töten müssen. Doch die einzigen Verletzungen, die sie davontrug, waren Einschnürungen vom Seil. Jane hatte darauf bestanden, dass Mattie eine Sicherheitsleine an den Fußgelenken trug. Das hatte Mattie im Fallen gebremst. Die tiefe Angst rührte nicht vom Sturz her. Mattie hatte Angst, weil sie ihren Freundinnen nicht trauen konnte.

Und jetzt war keine Sicherheitsleine um ihre Fußgelenke gebunden.

Mattie trat aus dem Bad in die Totenstille des Präsidentenschlafzimmers. In dem Seersucker-Kostüm, das sie den ganzen Tag getragen hatte, saß Jane da. Obwohl auf den ersten Blick alles perfekt aussah, wirkten ihre Kleider doch zerknittert und saßen nicht richtig. Als hätte Jane abgenommen, seit sie sich morgens angekleidet hatte.

Breeze wartete auf einem Hocker vor Janes Frisierkommode und war damit beschäftigt, die riesige Auswahl an Parfums und Kosmetika zu inspizieren. Mattie wählte den antiken Sekretär und setzte sich dort. Genau in diesem Raum mit den Samtvorhängen und den privaten Habseligkeiten des Präsidenten schien die Landmine, die Mattie sich vorgestellt hatte, platziert zu sein. Wenigstens war Larry Mantle außer Landes, so hatten sie die Räume für sich.

Mattie schob die Ärmel ihres Leinenblazers hoch und wartete darauf, dass jemand sprach. Dass Janes Neuigkeiten etwas mit Frank O'Neills Tod zu tun hatten, hielt Mattie für wahrscheinlich. Aber sie wollte sie nicht drängen. Jane sah zu zerbrechlich aus.

Zumindest äußerlich seelenruhig, öffnete Breeze einen Parfumflakon, tupfte sich etwas von dem Duft aufs Handgelenk und schnupperte daran. "Ihr müsst das positiv sehen, Ladys", sagte sie. "Wir sind im Weißen Haus. Wir haben es weit gebracht, seit wir in dem Geräteschuppen Miss Rowes Ableben geplant haben."

Jane saß am Fußende des Baldachinbettes, die Finger fest um den Bettpfosten geklammert. "Halt die Klappe, Breeze", sagte sie. "Halt verdammt noch mal deine Klappe."

Breeze stellte das Parfum zurück. "Entschuldigung?"

"Ich wäre lieber in dem Geräteschuppen", fauchte Jane. "Wenigstens hatten wir damals noch die Hoffnung, dass wir einen Weg aus unserer Misere finden würden. Wenigstens hatten wir uns."

"Haben wir uns jetzt nicht mehr?", fragte Breeze.

Janes Stimme klang schmerzverzerrt. "Ich versuche, einen Weg zu finden, euch von dieser grauenhaften Sache zu erzählen, die ich getan habe, und du machst Witze. Mein Leben ist gerade dabei, in eine Million Teile zu zerbrechen, wenn es euch interessiert."

Sie nahm die Hand vom Bettpfosten und stand auf, fand jedoch das Gleichgewicht nicht.

Als Jane schwankte, sprang Mattie von ihrem Stuhl auf. "Um Himmels Willen, setz dich hin", flehte sie.

Jane winkte ab, ließ sich aber auf die andere Seite des Bettes sinken, den anderen den Rücken zugekehrt. Janes Finger berührten ihre Kehle und spielten mit einer imaginären Perlenkette.

Mattie blieb, wo sie war. Ihr war schlecht, weil sie ahnte, was Jane sagen würde. Früher am Abend, in ihrer Panik, weil sie Jameson nicht finden konnte, hatte Mattie versucht, Ordnung in das Chaos der letzten Tage – der letzten Jahre – zu bringen. Schließlich hatte sie einige Muster erkennen können. Dinge, die auf den ersten Blick zufällig erschienen, waren vielleicht alles andere als das. Noch war es nur eine vage Ahnung, obwohl Matties Überlegungen nur diesen einen Schluss zuließen – und sie fürchtete sich davor, damit richtig zu liegen.

Endlich sprach Jane. "William Broud hat Miss Rowe nicht umgebracht. Ich wusste seit dreiundzwanzig Jahren, dass er unschuldig war."

"Wie konntest du das wissen?", fragte Breeze.

Mattie schien das Herz fast aus der Brust zu springen. "Halt die Klappe", wiederholte sie Janes eigene Worte. "Halt verdammt noch mal die Klappe, Jane!"

"Was zur Hölle ist hier los?" Breeze sprang auf.

"Er hat es nicht getan", flüsterte Jane mit gebrochener Stimme.

"Halt den Mund! Verdammt, Jane." Mattie war rasend. Sie konnte ihre Freundin nicht zum Schweigen bringen. Janes Flüstern übertönte alles andere.

Breeze ging zu Jane hinüber. "Wovon redest du?"

"Er war es nicht. William Broud war es nicht."

Unfähig zu verstehen, stand Breeze da und starrte Jane an. Sie fiel auf die Knie und sah ihre Freundin einige qualvolle Sekunden lang durchdringend an.

Dann schlug Breeze die Hand vor den Mund. "Oh Gott", flüsterte sie. "Du warst es? Du hast Miss Rowe getötet?"

Jane senkte den Kopf. Sie nickte.

Dass etwas Furchtbares kommen würde, hatte Mattie gewusst. Jane hatte fast darum gebettelt, gestehen zu dürfen. Trotzdem wandelte sich Matties Reaktion von Schock in Unglauben. Das konnte einfach nicht wahr sein. Jane brach stressbedingt zusammen. Sie war nicht mehr rational. Sie alle brachen zusammen.

"Das ist nicht möglich", sagte Breeze. "Miss Rowe wurde erstickt. Wir haben ihr das Gift verabreicht, das hat sie doch nicht umgebracht."

"Ich denke, ich weiß, ob ich jemanden getötet habe oder nicht", brachte Jane heraus. "Auf ihrem Kissen war mein Blut. Ich habe sie erstickt."

Mattie ging auf das Bett zu, aber Jane drehte sich nicht um. Weil sie offenbar nicht anders konnte, blieb Breeze, wo sie war. Janes Haltung verbot beiden, näher zu kommen. Sie hätte genauso gut von einem Stacheldraht umgeben sein können.

Jetzt begann Mattie es zu glauben.

"Wie hast du es denn gemacht?", fragte Breeze. "Du hattest doch Französischunterricht, oder nicht?"

"Ich habe die Stunde geschwänzt …" Jane atmete tief ein und begann, sich alles von der Seele zu reden. Offenbar hatte sie lange Zeit auf diesen Moment gewartet und ihn wahrscheinlich genauso gefürchtet wie herbeigesehnt. "Ich ging zurück in ihr Apartment", sagte sie, "um zu sehen, ob das Gift wirkte. Es gab eine Dachgaube, die von einem Schornstein verdeckt war, dadurch habe ich sie beobachtet. Sie war offensichtlich krank, aber lebendig. Ich wollte gehen, um euch zu suchen, als jemand an der Tür klopfte."

"William Broud?", fragte Mattie.

Sie nickte. "Seine Hand blutete. Er hatte sie mit einem Taschentuch umwickelt und er bat Miss Rowe um einen Verband. Doch sie war zu schwach, um ihm einen zu bringen. Er half ihr zurück ins Schlafzimmer und ging dann ins Bad. Als er mit dem Verband zurückkehrte, lag sie mit geschlossenen Augen im Bett. Wahrscheinlich dachte er, dass sie schlief, also ging er. Aber seine Fingerabdrücke und Blutspuren waren auf dem Waschbecken und dem Schrank."

Breeze schien immer noch nicht überzeugt zu sein. "Du hast gesagt, es war dein Blut auf dem Kissen."

"War es auch. Ich dachte, sie sei tot. Um mich davon zu überzeugen, ging ich in ihr Schlafzimmer. Als ich merkte, dass sie immer noch atmete, muss ich einen Schock bekommen haben. Es hat mich so erschreckt, dass ich Nasenbluten bekam. Ich war sicher, dass sie Ivy getötet hatte und uns auch umbringen würde, wenn ich nicht irgendetwas unternähme. Ich konnte nicht einmal das Kissen halten. Also schloss ich die Augen und drückte Miss Rowe das Kissen ins Gesicht, dann legte ich mich darauf und zählte bis hundert."

Mattie fing an, Fragen zu stellen, eine nach der anderen. Sie musste sichergehen. "Das Blut stammte von deinem Nasenbluten?"

"Meine Blutgruppe und Brouds waren zufällig die gleiche, B-negativ."

"Warum hast du uns nichts gesagt?"

"Das wollte ich, aber sie haben Broud noch am gleichen Tag festgenommen. Alle waren davon überzeugt, dass er es war, sogar ihr. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte euch nicht darum bitten, ein so furchtbares Geheimnis zu bewahren. Ich wollte nicht, dass ihr damit leben müsst."

Mattie überlegte, ob Jane tatsächlich sie oder sich selbst schützen wollte. Dann erinnerte sie sich daran, dass hier Jane vor ihr hockte, Jane, die diejenigen beschützte, die sie liebte. Angst hatte Jane dazu getrieben, das zu beenden, was sie zu dritt begonnen hatten. Und Jane hatte es niemandem erzählt. All die Jahre hatte sie ihnen die Wahrheit verschwiegen und die Schuld allein mit sich herumgetragen, vermutlich in dem Glauben, dass es so weniger schlimm wäre. Wenn sie gestanden hätte, hätte sie ihre Freundinnen Haftstrafen ausgesetzt und die vielversprechende Karriere ihres Mannes ruiniert. Jane hatte vielleicht sogar gedacht, dass sie auf diese Weise das Land schützte. Sie glaubte fest an Larrys Visionen für ein besseres Amerika.

Was für eine qualvolle Entscheidung sie getroffen hat, dachte Mattie.

"Warum erzählst du uns das jetzt?", fragte Breeze. "Das musstest du nicht."

Jane setzte sich aufrecht hin. Als sie sich zu ihnen umdrehte, schien sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden zu haben. Dennoch war sie immer noch blass. Beängstigend blass.

"Ich kann damit nicht länger leben. Zuerst habe ich aus Angst geschwiegen, später, weil ich Larrys politische Laufbahn nicht gefährden wollte. Aber jetzt ist das nicht mehr wichtig."

"Was meinst du? Hast du es Larry gesagt?"

"Nein, noch nicht, aber das werde ich, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Ihr Kinn bebte. "Er wird sich ohnehin nicht zur Wiederwahl stellen. Seine Gesundheit lässt das nicht zu."

Als ob ein Gewicht daran zöge, ließ Jane die Schultern sinken. Traurigkeit übermannte sie und schien ihre schönen Gesichtszüge vor Matties Augen aufzulösen. Mattie kämpfte darum, alles zu verarbeiten, was sie gehört hatte. Gleichzeitig fürchtete sie, dass Jane zusammenbräche.

"Jane, begreifst du, was du da sagst?", fragte sie. "Mord verjährt nicht, und es wird keine Rolle spielen, dass du minderjährig warst. Du könntest ins Gefängnis gehen – oder noch Schlimmeres. Und William Broud ist tot."

Es ist zu spät, Jane. Du hast so lange damit gelebt.

Mattie, die Verfechterin der Wahrheit, wollte ihrer Freundin raten, mit dieser Lüge zu leben. Jane dagegen sah wie eine Sünderin aus, die sich entschlossen hatte, alles zu gestehen.

"Das ist doch genau der Punkt, Mattie. Wenn ich das vor dreiundzwanzig Jahren getan hätte, würde William Broud jetzt noch atmen, und er hätte sein Leben nicht im Gefängnis verbringen müssen. Ich weiß, dass ich ihm nicht mehr helfen kann. Aber diese Hexenjagd nach Millicent Rowes Mörder kann ich beenden – und nach demjenigen, der uns bloßstellen will."

"Jane, es ist okay", sagte Breeze. "So eine große Sache ist das nicht."

Bereit, ihr an den dünnen Hals zu gehen, wirbelte Mattie zu Breeze herum. "Du hast leicht reden. Du bist ja nicht diejenige, die ins Gefängnis geht. Was zur Hölle stimmt mit dir nicht, dass deine einzigen Prioritäten Kleider und Make-up sind? Das hier ist eine große Sache. Jane braucht unsere Unterstützung. Werd erwachsen, Breeze! Es ist Zeit, dass du aufhörst, nur an dein Aussehen zu denken."

Breezes Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie drehte sich zu Mattie und baute sich direkt vor ihr auf. "Du sagst mir, ich soll erwachsen werden? Du knabberst immer noch an deinen verdammten Fingernägeln!"

Sie packte Matties Hand und hielt sie hoch, damit Jane sie sehen konnte. "Schau dir das an. Jemand sollte diese Hände mit dem stinkenden Zeug besprühen, das man bei kleinen Kindern und Hunden benutzt!"

Atemlos riss Mattie die Hand los. Ein Wutanfall ließ Mattie nach Luft schnappen wie ein Marathonläufer, am Ende seiner Kräfte. Am liebsten hätte Mattie Breeze eine Ohrfeige gegeben, um ihr den selbstgefälligen Gesichtsausdruck aus dem Gesicht zu vertreiben. Die Frau brauchte eine Lektion, und Mattie würde sie ihr gern erteilen. Das hier war ein Weckruf, der seit zwei Dekaden überfällig war.

Mattie wollte Breeze an den Schultern packen, aber plötzlich stand Jane direkt vor ihr.

"Wie soll das jetzt helfen?" Jane blickte sie starr an. "Ihr beide schimpft wie zwei Rohrspatzen."

"Erzähl ihr das", fauchte Mattie. "Ich habe damit nicht angefangen."

"Natürlich hast du das." Breeze zerrte an ihrem Rocksaum, um ihn wieder zurechtzuziehen. "Du hast meine Intelligenz und mein Aussehen beleidigt."

Wie ein Schiedsrichter stellte Jane sich zwischen sie und schob sie auseinander. Mattie hatte Breeze nicht an den Kragen gehen wollen. Sie hatte lediglich ein paar Dinge ansprechen wollen, wenn auch ein paar unangenehme.

"Geht es uns jetzt besser?"

Jane sah von Mattie zu Breeze und rief sie mit einem einzigen Blick zur Ordnung, der besagte, dass sie sich besser zusammenreißen sollten. Wäre Mattie weniger aufgebracht gewesen, hätte sie das vielleicht amüsant gefunden. Die Situation ähnelte vielen von früher, als die Jüngeren sich in den Haaren gelegen hatten und Jane deshalb einen Eimer kaltes Wasser über ihren Kopf geleert hatte. Was strafende Blicke anging, war Jane ohnehin die Expertin.

"Ganz prima", murmelte Mattie und richtete sich Hose und Bluse. Wenigstens kam ihre Energie zurück. Wenigstens das hatte sie Breeze zu verdanken. Sie schob die Ärmel ihres Blazers ordentlich herunter, während sie überlegte, dass es vielleicht immer noch möglich war, Jane zur Vernunft zu bringen. Nur schien der Versuch reine Zeitverschwendung zu sein. Jane war noch nicht am Ende.

"Ich glaube, dass ich weiß, wer Broud getötet hat", sagte sie, "und möglicherweise auch Frank O'Neill."

Mattie und Breeze sprachen zeitgleich. "Wer?"

Jane hatte angefangen, wieder wie sie selbst auszusehen. Auf den aschgrauen Wangen war ein Hauch von Farbe zu erkennen. "Es ist wichtig", sagte sie aufgewühlt. "Bevor ich mit meiner Geschichte zur Polizei gehe, möchte ich, dass wir etwas tun, wir alle drei. Ich glaube, man könnte es eine nächste Mission nennen."

Geistesabwesend strich sich Jane die Kleidung glatt, während sie weitersprach. Mattie war froh, wieder Zeichen für die alte Jane entdecken zu können. Gleichzeitig verblüffte es Mattie, dass Jane die Fassung bewahrte.

"Ein letztes Hurra", sagte Jane. "Macht ihr mit?"

Jetzt war Mattie nervös. "Muss ich jemanden töten?"

"Ich hoffe nicht."

Breeze hielt die Hand hoch. "Wenn jemand getötet werden muss, bin ich die Richtige für den Job."

Jane richtete ihre Aufmerksamkeit auf Mattie, die sich nie zu etwas zwingen ließ. "Ich glaube, ich bin dabei. Jetzt sag uns, wer es getan hat."

"David Grace."

"Bist du sicher?" Mattie wünschte sich, sie hätte den Stuhl vor dem Sekretär nicht verlassen. Sie musste sich setzen.

"Er hat ein Motiv, eigentlich sogar zwei, und ein Mann mit so viel Geld findet immer einen Weg. Broud wurde zu einer Bedrohung, weil er zu viel wusste, und Frank O'Neill erpresste Grace, genau wie die anderen Männer im Sexring wie Chief Daniels. Das ist meine Theorie."

"Wir wissen nicht, ob Grace in dem Sexring war", stellte Mattie fest. "Du hast selbst gesagt, dass du ihn nie gefragt hast."

"Er war vielleicht nicht daran beteiligt, aber er hat gern Sex mit jungen Frauen, die sich wie Schulmädchen anziehen."

Anstelle von Jane hatte Breeze geantwortet. Sie lächelte die anderen Frauen an, das erste Lächeln, das Mattie an diesem Abend sah.

"Was soll das heißen?", fragte Mattie.

"Er war im Spa", erklärte Breeze. "Er ist unter dem Namen David Cerga bei uns als Kunde gewesen. Der Nachname ist ein Anagramm seines echten Namens. Er war einige Male bei uns, zuletzt im Frühling, und er verlangt immer dasselbe: eine Frau in einer Schulmädchenuniform."

Als ob das ein ganz alltäglicher Wunsch wäre, zuckte sie die Schultern. "Ich stimme Janes Theorie zu."

Dem hatte Mattie nichts entgegenzuhalten, doch als sie über andere mögliche Verdächtige nachdachte, fiel ihr ein Name ein. Frank war tot, und Jameson schien verschwunden zu sein. Wenn er das Video gefunden hatte, konnte er verdammt sicher sein, einen Beststeller zu schreiben.

Mattie hasste diesen Verdacht, trotzdem wurde sie ihn nicht los. Jedes Mal, wenn er an die Oberfläche kam, wurde er schlimmer. William Brouds Mord machte das Buch sogar noch explosiver. Wer könnte die Geschichte des Mannes, der von unserem Rechtssystem geopfert wurde, besser erzählen als sein streitbarer, renommierter Bruder? Jameson hatte für beide Morde ein Motiv.

Gott, bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Im Gegensatz dazu fing Janes Idee an, Mattie zu gefallen.

Jane verlangte erneut ihre Aufmerksamkeit. "Selbst wenn ich alles zugebe, kann ich nicht beweisen, dass Grace zu dem Sexring gehörte, und dann kommt er mit allem davon. Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Könnt ihr das?"

Sie warf Mattie und Breeze einen langen und durchdringenden Blick zu. "Könnt ihr das?"

Forschend sah Mattie zu Breeze hinüber, deren Augen viel zu strahlend waren. Beide Frauen machten Mattie nervös.

"Grace hat mich heute Abend angerufen", sagte Jane. "Er hat uns Hilfe angeboten, um unser Problem aus der Welt zu schaffen. Er wollte nicht ins Detail gehen, aber ich bin mir sicher, er wollte ankündigen, dass er sich zurückzieht, sodass die ganze Angelegenheit aufhören wird. Er hat eine Bedingung gestellt."

"Und die wäre?", fragte Breeze.

"Er will, dass Larry zurücktritt und den Ersatzkandidaten ernennt, den David sich aussucht."

"Was war deine Antwort?" Mattie kam direkt zum Kern der Sache.

"Sein Ersatzkandidat ist niemand, den Larry unterstützen würde. Um Davids Vorschlag nicht direkt abzulehnen und seinen Groll zu riskieren, bin ich ihm ausgewichen. Ich habe um etwas Zeit zum Nachdenken gebeten."

Sie ging hinüber zu einer Kommode und nahm eine Kristallkarraffe, die auf einem eleganten Glastablett stand. Mit ruhiger Hand füllte Jane drei Schnapsgläser bis zum Rand mit etwas, das wie Amaretto aussah. Sie hatte sich bemerkenswert schnell erholt für jemanden, der dem Zusammenbruch nahe gewesen war. Darüber hätte sich Mattie wundern können. Nichtsdestotrotz kam sie sich bereits paranoid genug vor. Und davon abgesehen, war ihr eines klar geworden: Wenn sie irgendjemanden in diesem verrückten Spiel vertrauen musste, dann ihren Freundinnen.

"Grace ist wütend, weil Larry es nicht geschafft hat, sich die Unterstützung des Kongresses für sein Lieblingsprojekt zu sichern", erklärte Jane. "Es geht um ein Konzept, das Smart Sand heißt."

"Wir haben reichlich in Smart Sand investiert. Wenn es jemals funktioniert, wird es ein Vermögen wert sein. Theoretisch könnte man Sensoren in die Fäden von Kaschmirpullovern einweben, die einen Diebstahl so schwierig machen wie bei einem Auto mit Alarmanlage." Breeze machte eine ernste Miene.

Jane trug die Gläser auf einem Tablett hinüber. "Er ist nicht hinter dem Geld her", erklärte sie, als sie Mattie und Breeze die Gläser reichte. "Er hat mehr als genug davon. Es geht um die Anerkennung, die er als Schöpfer von Smart Sand bekäme. Das Einzige, was Larry vernachlässigt hat, war, Grace' unersättliches Ego zu füttern."

Jane hob ihr Glas. "Vor dreiundzwanzig Jahren schworen wir den Eid, und es galt die Omertà. Wir schworen, einen Tyrannen zu stoppen. Jetzt bitte ich euch, mir zu helfen, einen weiteren aufzuhalten. Freunde bis zum Letzten?"

Breeze hob das Glas, aber Jane sprach direkt zu Mattie. Dass auch Breeze zu ihr hinübersah, bemerkte Mattie augenblicklich. Sie hatten sich beide entschieden. Nur Mattie war noch nicht so weit, und sie würde sich nicht drängen lassen, bei einem wilden Racheplan mitzuwirken. Jane sollte es besser wissen. Was sollte das werden? Noch eine Verschwörung? Ein persönlicher Rachefeldzug von Jane?

"Einen Tyrannen zu stellen", sagte Mattie und hoffte, dass sie die Betonung hörten. "David Grace zu stellen? Klar, kein Problem. Wäre es dumm von mir zu fragen, wie ihr das fertigbringen wollt?"

In Janes Augen sah Mattie etwas aufblitzen, das ihr wie pure Bosheit erschien. Breeze unterdrückte ein Grinsen. Was zur Hölle? Enthielten sie ihr etwas vor? Es schien, als hätten sie bereits eine Strategie in petto. Mattie wusste nicht, wie das möglich sein sollte. Jane und Breeze hatten keine Gelegenheit gehabt, etwas zu besprechen. Mattie musste irgendwann etwas verpasst haben, etwas sehr Wesentliches.

Verzweiflung schlich in Matties Stimme. "Warum seht ihr mich so an? Begreift ihr denn nicht, dass wir keine Kinder mehr sind? Das hier ist nicht die Rowe-Akademie."

Das hier gefiel ihr gar nicht. Sie waren erwachsen, und es ging nicht um eine tyrannische Direktorin, die sie zur Strecke bringen wollten. Karrieren standen auf dem Spiel. Leben standen auf dem Spiel. Und irgendwie musste Mattie ihnen das begreiflich machen. Es war Zeit, zur Polizei zu gehen. Zeit zu gestehen.

Es war Schmerz, der Jameson weckte. Sein Schädel fühlte sich an, als ob ihn jemand mit einem Hammer hätte spalten wollen. Jameson hatte das Gefühl, sein Körper jammere wie ein verletztes Kind. Jede Muskelfaser schien vor Müdigkeit zu heulen. Der Rücken tat ihm weh, die Schultern pochten und brannten. Als Jameson den Kopf hob, spürte er etwas Raues fest am Hals. Gott, was war das?

Ein Seil. Um seinen Hals gebunden. Eine Schlinge?

Jameson versuchte, sich zu konzentrieren, doch seine Gedanken entglitten ihm immer wieder. Wo zur Hölle war er? Weder konnte er seine Hände bewegen noch durch den Mund atmen. Und Jameson konnte nichts sehen. Instinktiv registrierte sein Gehirn diese lebenswichtigen Fakten. Und noch etwas. Er befand sich schon lange in dieser Position. Seine Glieder waren so steif, als könnten sie bald brechen.

Er war in Franks Hütte gewesen und hatte sich nach dem Video gebückt, daran erinnerte sich Jameson. Er hatte einen harten Schlag auf den Hinterkopf bekommen, vermutlich mit einem Metallrohr oder einem Gewehrlauf.

Sein Körper fühlte sich halb gelähmt an. Nichts schien sich bewegen oder funktionieren zu wollen, wenn sein Gehirn den Befehl dazu gab. Auf der Seite liegend, war Jameson in einen unglaublich kleinen Raum gesperrt. Die Beine waren nach hinten gebogen, die Hände und Füße fest hinter dem Rücken zusammengebunden. Das Seil um seinen Hals schnitt Jameson in die Luftröhre.

Entsetzen durchströmte ihn, als er feststellte, dass er diese tödliche Position kannte. Von der Titelseite einer seiner Detektivmagazine. Jameson bewegte die Füße, sofort wurde die Schlinge um seine Kehle enger. Es war dieselbe Position. Wenn er sich bewegte, würde er sich selbst erwürgen.

Sogar sein Kreuz stach. Als ob Splitter in seiner Haut steckten, dort wo das Hemd hochgerutscht war. Hatte ihn jemand über den Holzfußboden der Hütte geschleift, um ihn draußen in den Kofferraum eines Autos zu sperren?

Der Geruch von Gummi brachte Jameson auf die Idee, dass nahe bei ihm ein Ersatzreifen lag. Außerdem konnte er Benzin und Motoröl in der abgestandenen Luft riechen. Dass Jameson ein kaltes Gesicht hatte, ließ auf einen nicht verschlossenen Kofferraumdeckel schließen. Wollte sein Peiniger verhindern, dass Jameson erstickte?

Lethargie erfüllte ihn, zermalmte jeden Gedanken und machte seinen Körper schläfrig. Der Schmerz wurde stärker, und das Verlangen, sich der Müdigkeit hinzugeben, fast überwältigend. Es wäre so einfach, sich an den Ort treiben zu lassen, wo nichts mehr wehtat.

Denk nach. Zwing dich nachzudenken. Wer wollte das Video so sehr, dass er dafür Frank getötet hätte? Und wer hatte dich schleifen müssen, um dich aus der Hütte zu bekommen?

Jemand, der nicht stark genug war, um ihn über die Schulter zu legen und hinauszutragen. Eine Frau? Das erklärte nicht, wie Jameson in den Kofferraum geraten war, außer sie hätte das Auto rückwärts gegen die hölzerne Veranda gefahren und ihn hineingerollt.

Sein umnebelter Verstand wollte sich nicht konzentrieren. Jameson zwang sich dazu, eine Liste mit Frauen zu erstellen, die ein Interesse an dem Video hatten. Lane Davison, Mattie oder eine ihrer Freundinnen? Vielleicht sogar Nola Daniels in einem späten Versuch, ihrem Mann zu helfen? Das waren die Namen, die er kannte, aber nur einer blieb Jameson im Gedächtnis haften: Mattie.

Nachdem er sich Hintergrundinformationen über sie besorgt hatte, hatte er herausgefunden, dass Mattie einen Waffenschein besaß. Und sie hatte genau wie die anderen ein Motiv, Jameson aus dem Weg zu räumen, vielleicht noch ein stärkeres als die anderen.

Er rollte ein wenig nach vorn und stöhnte wegen der glühenden Schmerzen in den Schultern. Augenblicklich wurde die Schlinge enger und erinnerte ihn daran, dass er in einem tödlichen Knoten steckte. Nur ein Mensch kannte diesen Knoten und wusste, wie er funktionierte. Mattie war die Einzige, die das Titelbild in seinem Haus gesehen hatte. Alle Spuren führten zu ihr.

Gott, nein. Ein Teil von ihm wollte sich den Beweisen stellen, Mattie für schuldig befinden und sie wegen ihrer schändlichen Verbrechen verurteilen. Doch etwas in seinem Inneren sträubte sich und gewann. Manche Dinge wusste ein Mann aus dem Bauch heraus, und wenn er sie nicht akzeptierte, würden sie ihm die Luft abschnüren. So wie diese Seile. Vor all den Jahren hatte Jameson sich von William abgewendet und damit den schlimmsten Fehler seines Lebens begangen. Bei Mattie durfte er ihn nicht wiederholen.

Das Geräusch von Schritten ließ Jameson innehalten. Sie kamen näher. Feste und entschlossene Schritte. Ob es die eines Mannes oder einer Frau waren, hätte Jameson nicht sagen können. Wer auch immer es war, versuchte nicht, sich anzuschleichen. Nur wenige Zentimeter entfernt stoppten die Schritte.

Ohne Vorankündigung spürte Jameson ein scharfes Stechen wie von einer Nadel, die durch seine Jeans und in seine Hüfte drang. Es war kein Messer, das ihn gestochen hatte. Ihm war etwas injiziert worden.

Herzwein?

Er hörte nicht, wie die Schritte sich entfernten. Wer auch immer ihm die Spritze gesetzt hatte, wartete. Wahrscheinlich, um ihn sterben zu sehen. Wenn die Drogen wirkten, würde Jameson seine Gliedmaßen nicht mehr kontrollieren können. Seine Beine würden sich lockern und an der Schlinge ziehen, bis sie sich zuzöge, während er schlief. So funktionierte dieser Knoten.

Augenblicke später spürte Jameson, wie er in tiefem Morast versank, und ihm wurde klar, dass er von diesem Abstieg niemals mehr zurückkehren würde. Er würde sterben und ein Herz mitnehmen, das voller Bedauern war. In all den Jahren hatte er sich um die Vergebung seines Bruders bemüht, aber er hatte ihm niemals gesagt, dass er ihn liebe. Mit diesem Gedanken sank Jameson weiter in die Untiefen. Er würde nie mehr die Gelegenheit haben.

Außerdem würde er niemals wieder eine Frau in seinem Bett beim Schlafen beobachten können oder mit ihr so liebevollen und leidenschaftlichen Sex an einer Wand haben können. Gott sei Dank hatte er diese Dinge mit ihr erlebt. Gott sei Dank, wenigstens das.