Freitag, 30. April, München
Es war kurz nach Mitternacht. Franz Korber verfluchte sich und seine sexuelle Neigung. Sein ganzer Körper schmerzte wie die Hölle und er war kurz vor der Bewusstlosigkeit. Franz wünschte sich sehnlichst, endlich in den tiefen Schlaf der Besinnungslosigkeit entgleiten zu dürfen. Aber der Kerl ließ dies einfach nicht zu. Er wollte gestern am späten Nachmittag gerade vom Malinger Werkshof fahren, als er dort plötzlich diesem Hünen von Mann mit diesem brutalen Gesicht stehen sah. Wie elektrisiert erkannte ihn Franz sofort: Es war der gleiche Kerl, den er vor ein paar Monaten am Weihnachtsmarkt in der Stadt gesehen und schon damals animalisch anziehend gefunden, aber dann im Gedränge verloren hatte. Damals, als Franz sich mit dem Headhunter wegen eines neuen Jobs im Rathauskeller getroffen hatte.
Nun stand da dieses Tier von Mann und sah ihn interessiert mit diesem speziellen Blick an, den nur homosexuelle Männer richtig zu deuten wissen... Wie Feuer schoss es in Franz´ Lenden und er blieb sofort stehen. Gesten reichten und man war sich sofort handelseinig. Der Mann stieg einfach zu Franz ins Auto. Keine Begrüßung, keine Romantik, kein Werben. Franz vergaß alle Vernunft – von wegen, so was tut man nicht in seiner Heimatstadt – der Trieb war einfach übermächtig – ein harter Fick mit diesem brutalen Tier, das war das Einzige, das ihn im Moment interessierte. Der fremde Mann dirigierte ihn zu einer leeren Lagerhalle in der Nähe der Firma Malinger und erst da gingen Franz die Augen auf, dass dies kein zufälliger Lover war.
Leider zu spät!
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Victor Ivan machte wenig Fortschritte mit diesem Kerl Korber. Er hatte ihn zuerst brutal misshandelt und dann vergewaltigt. Irgendwie hatte der Kerl sogar Spaß daran und das brachte Victor Ivan in wilde Raserei, zumal er an sich selbst bemerkte, auch Spaß an dieser Art Sex mit Männern zu haben und das widerte ihn an und machte ihn noch zorniger. Als er einfach körperlich nicht mehr konnte und dieser Korber fast bewusstlos war, stellte Victor Ivan auf gezielte, langgezogene Folter um. Aber Korber wollte immer noch nicht sagen, wo er diese speziellen Dateien versteckt hatte. Es war mittlerweile 02:49 Uhr. Victor Ivan musste die Taktik ändern. Er holte nun ein Foto aus seiner Jacke, das Korber, seine Frau und die beiden Töchter zeigte. Dieses Foto hatte er noch aus seiner Zeit der Überwachung und Suche der Familie Korber in Dänemark. „Mann, werden Sie wach! Schauen Sie sich dieses Foto an – Ihre Frau und Ihre Töchter – erkennen Sie sie? Gut! Ich werde zuerst Ihre Töchter und dann Ihre Frau vor Ihren Augen zu Tode ficken, wenn Sie nicht endlich reden! Wo sind diese verdammten Dateien? Reden Sie endlich! Ich gebe Ihnen mein Wort, dass dann Ihre Familie unversehrt bleibt und Sie einen raschen Tod sterben werden!“
Die Schmerzen, denen dieser Mann ausgesetzt war, mussten höllisch für ihn sein. Victor Ivan war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch zum Verstand von Korber durchdrang. Korber befand sich in einer Art Delirium. Dieser Mann rang ihm wirklich Respekt ab! Für sich selbst hätte Victor Ivan nicht garantiert, dass er derartige Folter ertragen hätte, ohne zu reden. Franz Korber hob langsam seinen Kopf. Er war nun bereit zu sprechen, nein, sprechen konnte man das nicht mehr nennen, eher flüsterkrächzen: „Alle Dateien ... im ... Rechenzentrum .... der Firma Malinger.“ „Wo im Rechenzentrum, Mann?“, forderte Victor Ivan und schüttelte Franz. „Verteilt ... auf alle Rechner“, flüsterte Korber. „Shit, wo war das verdammte Rechenzentrum? Sonst noch wo, zu Hause oder so?“, brüllte Victor Ivan. „Nein. Nur im Rechenzentrum Malinger Haupttor rein...rechts flaches Gebäude, Nr. 7.... schwarze Stahltüre.... Zugangscode 13579. Jetzt halten Sie ihr Wort, lassen Sie meine Familie in Ruhe und machen Sie Schluss mit mir...!“, flüsterte Franz mit letzter Kraft. „Eins noch, Korber: Wie sieht es mit Kameras und Überwachungsanlagen aus?“ Franz antwortete mit letzter Kraft: „...gibt's....ist kaputt... funktioniert nicht...“„Ok, Mann, Sie haben mein Wort!“ Victor Ivan stellte sich hinter Franz und brach ihm unvermittelt das Genick, mit bloßen Händen.
Er hielt immer sein Wort! Das war Söldnerehre!
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Doc war sich voll bewusst, dass dieser Korber im Laufe dieser Nacht sein Leben aushauchen würde. Es galt nun zu vermeiden, dass auch nur der geringste Verdacht auf Doc fallen könnte. Aus diesem Grund wurde für ein hieb- und stichfestes Alibi gesorgt. Die ganze Nacht in den Armen einer hübschen Frau – warum nicht das Angenehme mit dem Notwendigen verbinden? Und damit auch die entsprechende räumliche Entfernung zum möglichen Tatort dazwischenlag, wurde alles in Hamburg dafür arrangiert. Eine Freundin aus vergangener Zeit, die sich über ein plötzliches Revival der Affäre freute...
Es wurde eine sehr stürmische Nacht...
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So, den ersten Teil hatte Victor Ivan erledigt. Es war 3:00 Uhr. Nun brauchte er neue Anweisungen. Er musste dringend mit Doc sprechen. Wie sollte er mit diesem Rechenzentrum der Firma Malinger verfahren? Wie konnte er Dateien dort löschen? Wie sollte er diese „Rechner“ bedienen, oder gar Dateien gezielt finden? Aus seiner Sicht kam nur eine Sprengung des ganzen verdammten Rechenzentrums infrage. Und er würde definitiv viel mehr Geld verlangen. Mindestens nochmals 100.000,- Euro.
Nach diesem Job musste er für viele Monate untertauchen. Verdammt! Er konnte seinen Auftraggeber einfach nicht erreichen. Die zuletzt bekannte Handynummer war tot. Bei der Festnetznummer aus München ging niemand ran und er hatte keine weitere Nummer von seinem Auftraggeber. Victor Ivan sprach sogar eine knappe Nachricht auf den privaten Anrufbeantworter bei der Münchner Nummer – er hatte Docs Stimme auf der Ansage eindeutig erkannt. Seine Nachricht lautete: „Rufen Sie mich DRINGEND zurück! Ich brauche neue Instruktionen!“ Victor fuhr in seiner Not sogar zur Privatadresse seines Klienten, die er für alle Fälle früher schon ausfindig gemacht hatte. Es war mittlerweile 3:45 Uhr morgens, als er läutete. Niemand zu Hause. Es war zum Glück kein Verkehr in der Stadt. Franz Korber lag tot im Kofferraum seines Wagens.
So fuhr Victor Ivan in seine Wohnung und entledigte sich rasch der blutverschmierten Kleidung. Rasch durchforstete er sein Waffenarsenal nach Sprengstoff und Handgranaten. Ein wenig Sprengstoff: ja, Handgranaten: negativ. Dann rief er bei einem Kumpel aus seiner Söldnerzeit an, den er vor ein paar Monaten zufällig getroffen und der nun bei der Firma Malinger als Lkw-Fahrer arbeitete. Er hatte sich schon damals vorsorglich die Handynummer geben lassen. „Sergeant Androwitsch? Captain Kurostzov hier. Ja, ich weiß, wie spät es ist. Soldat, ich habe einen gut bezahlten, geheimen Einsatz für Sie. Jetzt sofort! Keine Details am Telefon. 10.000,- Euro für maximal drei Stunden Arbeit, in bar auf die Hand. Haben Sie Interesse? Gut. Haben Sie C4 zu Hause? Nein, nicht in zwei Tagen, jetzt sofort! Nein? Schade. Wir müssen irgendwie vor Ort improvisieren. Also, in 20 Minuten auf dem rechten Parkplatz 200 m vor dem Haupttor zur Firma Malinger. Fragen Sie nicht! Wollen Sie die Kohle, Soldat? Sie haben doch diesen Firmenlieferwagen – ja genau, kommen Sie mit dem! Beeilen Sie sich!“
Das war alles Mist! Victor Ivan hasste es zu improvisieren. Er kannte im Moment weder seinen Einsatzort, noch die Gegebenheiten vor Ort, noch hatte er die perfekte Ausrüstung für einen derartigen Einsatz, noch war er Spezialist für Sprengungen und schon gar nicht wusste er, wie man zu 100% sicher einen dieser „Rechner“ vernichten konnte. Was war das überhaupt, dieser „Rechner“? Zu viele Fragen und Unsicherheiten! Am liebsten hätte er aufgegeben, aber das kam für einen Victor Ivan Kurostzov, Profi Killer, natürlich nicht in Frage. Er nahm alles an Plastiksprengstoff an sich, das er in seinem Versteck aufbewahrte, einige Zeitzünder, ein großes Messer, seine Glock Pistole mit genügend Munition. Der Plastiksprengstoff war eine relativ kleine Menge, die in den riesigen Pranken von Victor noch geringer wirkte und deren Sprengkraft er nicht sehr genau einschätzen konnte.
Androwitsch war ein sehr kräftiger, wenn auch etwas dümmlicher Handlanger und war nur dann eine Unterstützung, wenn man ihm klare Anweisungen gab. Aber Victor Ivan würde seine Hilfe bei dieser Sache brauchen! Die Zeit rannte ihm davon. Er musste mit seiner Arbeit fertig sein, bevor die Firma Malinger ihr Tagwerk begann. Ein Profi arbeitete präzise wie ein Chirurg, Kollateralschaden galt es zu vermeiden oder einzugrenzen! Aber je später der Morgen, umso mehr Menschen waren in dem Gebäude, umso mehr konnte es erwischen. Nicht, dass dies Victor Ivan im Prinzip störte, es wäre nur einfach nicht professionell! Und das würde ihn stören!
Androwitsch war pünktlich. Victor Ivan übergab ihm sofort die 5.000,- Euro als Anzahlung und zeigte die restlichen 5.000,- Euro, auszahlbar nach Beendigung des Jobs. Er erklärte in kurzen Worten die Art ihres Einsatzes. Dann luden sie den toten Franz Korber in den Lieferwagen von Androwitsch. Victor stieg auf den Beifahrersitz. Androwitsch kam unbehindert durch das Werkstor des Malinger Werks. Lkw-Fahrer mussten häufig sehr früh morgens beginnen, da war diese Uhrzeit nichts Besonderes. Androwitsch fuhr rückwärts ganz nahe an den IT-Container in Gebäude Nr. 7. Er und Victor gingen direkt in das Rechenzentrum. Victor war sehr darauf bedacht, außerhalb der Bereiche von Überwachungskameras zu bleiben. Sie mussten sehen, was genau sie erwartete.
Der Zugangscode 13579 passte und sie standen nun vor den blinkenden, surrenden IBM-Großrechnern, die in ihren verglasten Schränken in dem klimatisierten Raum mit dem Doppelboden standen. „Oh shit, das sind ja acht bis zehn große Metallkisten! Wie soll ich die mit dem bisschen Plastiksprengstoff komplett vernichten? SHIT, SHIT! Androwitsch, haben Sie eine Idee? Wir haben ein echtes Problem!“ „Captain, wir müssen Ihren Sprengstoff nehmen, um damit etwas zu entzünden, das eine viel größere Explosion und Feuer auslöst. Ich weiß, dass wir drüben in der Produktion palettenweise Industriealkohol für die Reinigung der Maschinen aufbewahren.“ „Gute Idee Androwitsch. Können Sie mir zwei Paletten von dem Putzmittelzeugs holen? Alkohol brennt! Aber ob das reicht, um die Dateien auf diesen Großrechnern vollständig zu löschen ... ich weiß nicht ... da gibt‘s ja sicher auch eine Sprinkleranlage oder sowas.“ „Captain, die haben drüben in der Metallfertigung auch einen riesigen Elektromagneten, ich habe mal in einem Film gesehen, dass diese Computer nie mit Magneten in Berührung kommen dürfen, da wird irgendwas zerstört oder so.“ „Androwitsch, Sie sind schlauer, als ich in Erinnerung hatte! Ja, ich habe auch mal sowas gehört, aber sicher bin ich mir nicht. Holen Sie beides, den Magneten und den Alkohol und dann bringen sie noch soviel Benzin mit wie sie auftreiben können. Vielleicht reicht es in der Kombination. Beeilen Sie sich!! Ich helfe Ihnen dann mit dem Gabelstapler, wenn Sie hier beim Gebäude sind, und nun los!“
Es war mittlerweile 5:35 Uhr. Victor Ivan holte die Leiche von Franz Korber und legte sie in den hinteren Teil des Rechenzentrums. Dann widmete er sich der Sprinkleranlage und der Videokamera im Flur vor dem Rechenzentrum und versuchte, alles außer Betrieb zu setzen. Er hoffte, dass das Entfernen der Rauchmelder-Sensoren und das Umwickeln der Sprinklerauslässe - er umwickelte die Sprinkler Panzer-Klebebändern aus seiner Materialtasche - reichen würde. Es war natürlich alles Murks, aber besser als gar nichts.... Jedenfalls würden die Klebebänder bei Feuer schnell schmelzen. Sprinkleranlagen waren auch nicht sein Fachgebiet. Für die allgemeine Videoüberwachung der Werksanlange hatte er ein Aufzeichnungsgerät im Rechenzentrum gefunden, das wahrscheinlich mit der Explosion vernichtet werden würde. Das war praktisch. Wo die Monitore für die Bilder der Kameras standen war nicht ersichtlich.
Victor hoffte, dass die Filme nicht ständig und life von einem Wachdienst überwacht wurden und vor allem, dass Franz Korber bzgl. deren nicht funktionieren im IT Container, nicht gelogen hatte. Aber das hier war ja nur eine Herstellerfirma von Autozubehör und keine Hochsicherheitsbereich einer militärischen Einrichtung. Jedenfalls hatte er die Videokamera einfach nach oben gedreht und an die Raumdecke gerichtet und zusätzlich mit seinem Klebeband die Linsen verklebt – er hoffte und er baute auf den Faktor Glück.
Und das Glück war im tatsächlich gnädig, denn die Videoüberwachung im IT Center funktionierte zur Zeit tatsächlich nicht...
Dann öffnete Viktor alle Glastüren an den EDV-Schränken, damit nichts die Gewalt der Flammen abhalten konnte und nahm ein paar Platten aus dem doppelten Boden. Er hoffte auf eine Art „Kamin-Sog-Effekt“, wenn der Alkohol und das Benzin von unten her brannten. Dann kam Androwitsch mit dem Gabelstapler und einer vollen Palette mit Industriealkohol, dem schweren Elektromagneten und 2x 20 Liter Kanistern Benzin. Sie manövrierten gemeinsam den Gabelstapler in Richtung Rechenzentrum. Dies war keine einfache Übung, dieses Bürogebäude war kein Lagerraum und die Gänge waren beinahe zu schmal für einen Gabelstapler mit Paletten, der Teppichboden war gänzlich ungeeignet. Sie stellten die erste Palette nahe dem Rechenzentrum ab und Androwitsch begann die einzelnen Kanister mit der blauen Flüssigkeit Alkohol und die Benzinkanister in den EDV-Raum zu schleppen.
Inzwischen versuchte Victor Ivan den Gabelstapler wieder auf den Hof zu fahren. Mittlerweile war es nun bereits 6:51 Uhr. Victor kniete soeben vor der Tür zum Rechenzentrum, über seiner Ausrüstungstasche gebeugt. Er wollte gerade Zeitzünder montieren und mit seinem Messer die Kabelstückchen zurechtschneiden.
„Was Du machen da?“ erklang plötzlich die Stimme einer Frau hinter ihm. Offensichtlich eine Putzfrau – sie hatte einen Wischmob in der Hand. Victor durfte nichts riskieren und schleuderte mit dem Reflex eines Killers und der Kraft eines Büffels sein riesiges Messer auf die Frau. Die Augen der Frau weiteten sich und sie blieb mit offenen Mund, förmlich an die Wand genagelt, stehen. Ein Zucken durchfuhr ihren Körper. Der Griff des Messers ragte aus ihrer linken Brusthälfte. Eine Blutlache bildete sich zu ihren Füßen. Sie war tot, bevor sich Viktor wieder in seine Ausgangsposition zurückgedreht hatte...
In dem Moment kam Androwitsch aus dem Rechenzentrum. Sein Mund stand sperrangelweit offen. Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen. „Hören Sie, Androwitsch – hey Soldat!! Das war nicht geplant! Sie hat mich überrascht! Sie hätte Alarm geschlagen! Machen Sie weiter, Soldat! Hören Sie, Sie bekommen nochmals 5.000,- Mäuse als Prämie. 15.000,- Eier cash in nicht mal drei Stunden! Das sparen Sie sonst im ganzen Jahr nicht. Hier nehmen Sie!“ Androwitsch griff nach dem Geld. Er nickte. Aber man konnte ihm seine Missbilligung deutlich ansehen. „Kommen Sie, wir haben noch viel zu tun. Holen Sie die Frau von der Wand, machen Sie ein bisschen das Blut weg und legen Sie sie ins Rechenzentrum. Die Explosion wird für uns aufräumen! Verstehen Sie mich, Androwitsch? Gut! Also, wir holen die zusätzlichen Putzmittel von der Palette im Hof, wir werden die Kanister einzeln tragen, denn noch einmal mit diesem Gabelstapler durch die engen Flure zu fahren, das wäre zu riskant.“
Es wurde zeitlich knapp! Um 07:26 Uhr hatten sie alles ins Rechenzentrum geschleppt. Dort sah es aus wie auf einer Sondermülldeponie, überall standen Zehn-Liter-Kanister mit blauer Flüssigkeit, zum Teil schon über den Boden verschüttet.
Direkt vor den offenen EDV-Schränken hatte Victor ein paar Kanister übereinander getürmt und war gerade damit beschäftigt, seinen Zeitzünder in den Plastiksprengstoff zu stecken. „Sind Sie wahnsinnig! Was tun Sie da!“ Erklang plötzlich die Stimme eines dürren, jungen Mannes hinter Victor. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze warf sich Victor zur Seite und verpasste dem Mann einen so gewaltigen Schlag in den Solarplexus und dann einen gezielten Kinnhaken, dass dieser sofort bewusstlos zu Boden sank. Victor wollte soeben sein Messer ansetzen, um die Sache zu Ende zu bringen, als er von hinten wie von einem Schraubstock umklammert wurde. Beide Arme waren eng an seinen Körper gepresst. Gegenwehr zwecklos. „Nein, Captain! Diesen Mann werden Sie nicht umbringen. Ich kenne und mag ihn! Lassen Sie ihr Messer sofort fallen! Wir werden den Mann draußen hinlegen. Dann können Sie diese Maschinen von mir aus sprengen, aber keine weiteren Toten!“ Androwitsch war unglaublich kräftig und hielt Victor so fest, dass diesem förmlich die Luft weg blieb.
„Ok.... Androwitsch! .......Ich lasse den Kerl am Leben. Er ist jetzt bewusstlos..... Lassen Sie mich los!“ „Geben sie mir Ihr Wort, Captain? Sie werden den Mann nicht erstechen oder erschießen?“ „Ja, Sergeant! Ich krieg‘ ... keine ... Luft ... loslassen!“ Androwitsch ließ ihn los und kickte das große Messer verächtlich in die Ecke. Die Tasche mit der Pistole schob er mit dem Schuh an die Wand. Victor sog begierig wieder Luft in seine Lunge, der Kerl hatte ihm beinahe den Brustkorb zerdrückt und ein paar Rippen gebrochen. „Geht’s wieder, Captain? Ich bin jetzt weg. Haben Sie meine zusätzlichen 5.000,- Euro?“ Victor Ivan deutete mit der Hand auf seine Ausrüstungstasche auf dem Boden an der Wand. „In der Tasche, Androwitsch! Bedienen Sie sich!“ Androwitsch kniete sich auf den Boden und begann, mit dem Rücken zu Victor, in der Tasche zu suchen. Darauf hatte Victor nur gewartet! Wie ein Raubtier sprang er hinter seinen Gehilfen und umklammerte mit aller Gewalt dessen Hals! Er konnte förmlich das Knacken der Knorpel von Speise- und Luftröhre spüren. Androwitsch wehrte sich, so gut es ging, aber Victors Finger drückten unerbittlich zu, bis die Gegenwehr mehr und mehr nachließ. Es dauerte nur wenige Minuten. Victor durchsuchte rasch die Hosentaschen des toten Androwitsch und nahm die 10.000,- Euro Blutgeld wieder an sich. Er hatte wieder Zeit verloren. Es war nun schon 8:02 Uhr. Der bewusstlose, magere Typ am Boden begann sich zu bewegen und unverständlich zu brabbeln. Mit einem erneuten gezielten Kinnhaken war sofort wieder Ruhe.
Das Wort eines Söldners wurde nicht gebrochen. Er würde ihn nicht erschießen oder erstechen und mehr war nicht vereinbart. Victor konnte nun deutlich hören, dass im Büro direkt nebenan Leute zur Arbeit kamen. Er wollte noch rasch die Magnetspule zum Einsatz bringen, aber es war ihm auch klar, dass dann sofort jemand zum Nachsehen in das Rechenzentrum käme. Ein Ausfall der EDV würde natürlich umgehend jemanden alarmieren. So stellte er die Zeituhr für die Explosion auf 8:16 Uhr ein und fuhr mit dem aktivierten Elektromagneten an allen Großrechnern rasch auf und ab. Ob dies wirklich eine Wirkung hatte, war ihm ungewiss. Dann wurde noch rasch das Benzin großzügig verschüttet. Daraufhin zog er sich zur weiteren Beobachtung in die Kantine zurück!
Um 8:32 Uhr verließ ein großer, sportlicher Mann mit brutalen Gesichtszügen und umgehängter Tragetasche, das Werksgelände der Malinger Autoteile GmbH & Co. KG, gegen den Strom der hereinströmenden Helfer, Feuerwehr und Gaffer.
Es brach die Hölle los!