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Die Schüsse zerrissen den stillen Morgen und hallten von den Nachbarhäusern wider. An der Vordertür hatte Luke die zwei Angeln und den Riegel binnen drei Sekunden gesprengt. Kaum war der letzte Schuss verklungen, versetzte Fallon der Tür einen heftigen Fußtritt, so dass sie bis ins Wohnzimmer flog.

Im hinteren Bereich des Hauses hatte Johnson ebenso schnell Angeln und Schloss zertrümmert. Hier war Davis derjenige, der die Tür eintrat.

Alle acht Mitglieder des SWAT-Teams trugen Heckler & Koch MP5 Maschinenpistolen – kompakte, äußerst starke und präzise Neunmillimeter-Feuerwaffen, ideal für den Einsatz auf nahe und nächste Entfernung. Alle acht waren für Situationen wie diese ausgebildet worden.

In geduckter Haltung stürmten die drei Mitglieder von Team Alpha schnell und leise das Haus. Die Laserziele ihrer Waffen tanzten durchs Zimmer wie Discoscheinwerfer.

Von der Haustür gelangte man direkt in ein kleines Wohnzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen, nur durch die zerstörte Vordertür strömte Licht herein. Wolken aus Rauch und Staub hingen in der Luft, erhellt durch vereinzelte Sonnenstrahlen.

In Keilformation rückten sie ins Wohnzimmer vor, wo sie jeden Winkel und jedes potenzielle Versteck mit unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision absuchten. Es gab zwei Sessel, eine Couch, einen Fernseher auf einem hölzernen Schränkchen und einen niedrigen Couchtisch. Die Wände waren kahl bis auf das gerahmte Foto eines steif posierenden Hochzeitspaars.

Team Alpha hatte den Raum binnen vier Sekunden unter Kontrolle.

»Wohnzimmer gesichert«, meldete Fallon durch sein Helmmikrofon, ehe er das Zimmer durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite verließ.

Team Gamma folgte Team Alpha ins Haus.

Im hinteren Bereich hatte Team Beta innerhalb kürzester Zeit die kleine Küche gesichert, die durch den quadra­tischen Holztisch an der östlichen Wand noch beengter wirkte.

»Küche sicher«, rief Agent Davis durch sein Mikrofon.

Er und seine zwei Kollegen aus Team Beta verließen rasch die Küche und gelangten in einen Flur, der zum vorderen Bereich des Hauses führte und durch den man über die Treppe in den ersten Stock gelangte. Gerade als sie am oberen Treppenabsatz angelangt waren, kam Team Alpha durch die andere Tür in den Flur.

Team Alpha wandte sich sofort nach links zum Esszimmer, dessen Tür offen stand. Der Raum war kleiner als das Wohnzimmer, und der Großteil wurde von einem rechteckigen Glas-und-Stahl-Esstisch für vier Personen eingenommen sowie von zwei großen Bücherschränken. Auch hier nackte Wände. Das Zimmer war leer. Niemand von der Größe und Statur eines Graham Fisher hätte sich darin verstecken können.

»Esszimmer gesichert«, meldete Fallon.

Morris, eins der anderen beiden Mitglieder von Team Alpha, hatte bereits der Tür zur Gästetoilette einen Fußtritt versetzt, so dass diese gegen die weißgekachelte Wand schlug und zwei Fliesen von der Wucht des Aufpralls zersprangen. Auch hier war niemand.

»Unteres Bad gesichert«, meldete er.

Im ersten Stock fand sich Team Beta in einem sieben Meter langen Flur wieder, von dem fünf Türen abgingen – zwei rechts, zwei links sowie eine am hinteren Ende. Vom Grundrissplan her wussten die drei, dass die erste Tür auf der rechten Seite in eine kleine Rumpelkammer führte. Diese Tür war geschlossen. Die zweite Tür rechts gehörte zum ersten der insgesamt drei Schlafzimmer. Es war von mittlerer Größe und hatte wahrscheinlich früher einmal Brandon Fisher gehört. Auch diese Tür war zu. Die erste Tür auf der linken Seite führte in eins der zwei Bäder und war nur angelehnt, im Gegensatz zur zweiten Tür links, die zu einem weiteren kleinen Schlafzimmer gehörte und fest verschlossen war. Am hinteren Ende des Flurs schließlich gelangte man ins Elternschlafzimmer, an das auch das zweite Bad angeschlossen war. Diese letzte Tür stand ebenfalls offen.

Das Team bewegte sich blitzschnell und hatte das linke Bad sowie die Kammer innerhalb von zwei Sekunden gesichert. Beide waren leer.

Während Davis und Lewis die zweite Tür links eintraten, die zum kleinsten der drei Zimmer gehörte, blieb Johnson im Flur stehen und gab ihnen Deckung.

Das Zimmer war als Arbeitszimmer eingerichtet. Es war spärlich möbliert – ein Schreibtisch mit Spanplatte, ein Computer, ein Drucker, ein schwarzer Bürostuhl aus Leder, ein vollgestopftes Bücherregal und ein beigefarben ­lackierter Metallaktenschrank – mehr nicht. Auch dieses Zimmer fanden sie verlassen vor.

»Zimmer eins gesichert.«

Beide zogen sich zurück und nahmen sich das zweite Zimmer rechts vor. Johnson drückte die Klinke herunter – abgeschlossen. Allzu stabil sah das Schloss jedoch nicht aus.

»Öffnen«, befahl Johnson und machte Platz.

Mit aller Kraft trat Lewis mit dem Absatz seines Stiefels gegen das Türschloss. Mehr war nicht nötig. Die Tür flog so heftig auf, dass der Rahmen splitterte. Im Zimmer war es dunkel, es roch alt und vernachlässigt.

Sofort tastete Johnson nach dem Lichtschalter. Sobald das Licht brannte, betraten er und Lewis den Raum. Diesmal war Davis derjenige, der sie vom Flur aus sicherte.

Sie hatten recht gehabt. Dieses Zimmer hatte tatsächlich früher Brandon Fisher gehört. Seit seinem Selbstmord schien nichts daran verändert worden zu sein. An den Wänden hingen Poster von Bands, Autos, Sportlern und Frauen in knappen Bikinis. Rechts neben der Tür stand eine große Kommode, darauf eine schwarze Stereoanlage. Außerdem gab es noch einen Kleiderschrank mit zwei Türen und einen alten, zerschrammten Schreibtisch mit einem Laptop samt Drucker unter dem Fenster. Das säuberlich gemachte Bett stand mit dem Kopfende zur Wand. Alles lag unter einer ­dicken Staubschicht, als wäre das Zimmer seit Jahren nicht betreten worden.

Die Agenten sahen rasch überall nach, auch im Schrank.

Niemand.

»Zweites Schlafzimmer gesichert«, meldete Johnson über Funk.

Danach nahm sich Team Beta das letzte Zimmer am Ende des Flurs vor. Es war wesentlich größer als die beiden anderen. Es enthielt ein Doppelbett, eine Ottomane, in einer Ecke einen ledernen Sessel, am Fenster eine altmodische Holzkommode mit rechteckigem Spiegel und einen Kleiderschrank mit Schiebetüren, der die gesamte Westwand des Zimmers einnahm. Der Geruch von Schweiß hing in der Luft, als wäre das Zimmer seit Monaten nicht geputzt und das Bettzeug ebenso lange nicht gewechselt worden.

Sie spähten in jede Ecke, unter das Bett und in den Kleiderschrank.

Nichts.

Die Tür zum angrenzenden Badezimmer stand einen Spaltbreit offen. Agent Davis trat sie mit dem Fuß auf.

Auch hier Fehlanzeige.

Sie hatten das obere Stockwerk des Hauses binnen zweiundzwanzig Sekunden gesichert.

»Bei uns ist alles sicher, Captain«, gab Davis durch. »Hier oben steckt der Psycho nicht.«

Der Totschläger
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