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»Was zum Teufel ist da drin gerade eben passiert?«, fragte Garcia, kaum dass er und Hunter das Gebäude verlassen hatten. Er konnte seine Wut nicht länger im Zaum halten.

»Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete Hunter und sah zum Gebäude zurück. »Aber er hat mit unserem Kommen gerechnet. Schon seit geraumer Zeit, würde ich sagen. Sein kleiner Auftritt war perfekt einstudiert.«

»Wie meinst du das?«

»Wir hatten kaum Gelegenheit, eine Frage zu stellen, Carlos«, erklärte Hunter. »Paulsen hat das gesamte Treffen kontrolliert, und nicht erst als wir in seinem Büro waren, sondern von dem Moment an, als wir einen Fuß ins Gebäude gesetzt haben. Er hat uns lange warten lassen, und ich bin mir sicher, der Grund dafür war nicht, dass er zu tun hatte, sondern dass er sehen wollte, wie verzweifelt wir sind. In seinem Büro hat er sofort alles getan, um seine Überlegenheit zu demonstrieren, von der Körpersprache bis hin zum Tonfall. Er hat sich selbst Fragen gestellt und sie auch selbst beantwortet. Das Ganze war perfekt getimt. Ich wette, dass er seiner Assistentin genaue Anweisungen gegeben hat, wann sie ihn wegen seiner ›Besprechung‹ anrufen soll. Deswegen hat er auch immer wieder zur Uhr gesehen. Er wollte rechtzeitig mit seinem Text fertig werden. Er hat uns nur die Informationen gegeben, die er uns geben wollte. Und trotz der ziemlich schockierenden und suggestiven Dinge, die er gesagt hat, war jedes Wort wohlkalkuliert.«

»Wohlkalkuliert?«

Hunter nickte. »Er wusste genau, was er gefahrlos sagen kann und was nicht. Nichts von dem, was wir gerade gehört haben, gibt uns irgendeine Handhabe gegen ihn. Jede verfängliche Frage, die er sich gestellt hat, hat er mit ›vielleicht‹, ›möglich‹ oder ›kann schon sein‹ beantwortet. Er hat jede Menge Andeutungen gemacht, aber keine einzige klare Aussage.«

»Wir sollten ihn aufgrund hinreichenden Verdachts trotzdem einkassieren und ihn für ein Weilchen in eine Zelle stecken. Allein schon, um diesem arroganten Arsch eine Lektion zu erteilen«, meinte Garcia, während er das Wagenschloss entriegelte.

»Genau das wollte er wahrscheinlich, Carlos.« Hunter stieg ein und schloss die Tür. »In einem so öffentlichkeitswirksamen Fall wie diesem wäre das exzellente Publicity für ihn und sein Unternehmen. Bestimmt haben seine Anwälte neben dem Telefon gesessen und nur auf seinen Anruf gewartet. Falls wir ihn verhaftet hätten, wäre er innerhalb der nächsten Stunde wieder draußen gewesen, aber vorher hätte seine Assistentin noch bei sämtlichen Tageszeitungen und Fernsehsendern angerufen, die ihr eingefallen wären. Seine Verhaftung wäre uns als Akt der Verzweiflung ausgelegt worden. Sie hätte das Dezernat in ein schlechtes Licht gerückt und uns Riesenärger von oben eingebracht, wenn nicht gar eine Suspendierung.«

»Trotzdem«, beharrte Garcia. »Ich habe ein ganz mieses Gefühl, was den Typen angeht. Wir sollten ihn zumindest überwachen lassen.«

»Er ist zu gut vorbereitet, Carlos. Er weiß, dass wir so was niemals durchkriegen. Wir haben nichts, womit wir einen Antrag auf Überwachung und die damit verbundenen Ausgaben rechtfertigen könnten, bis auf seine Überheblichkeit.«

»Und ein verdammt starkes Bauchgefühl.« Garcia ließ den Motor an und fuhr sich nervös mit der Hand über den Mund. »Ist das nicht genau dasselbe, was der Killer die ganze Zeit schon mit uns macht, Robert – uns manipulieren? Er ist uns immer einen Schritt voraus. Wie ein Schachspieler. Er hat noch keinen einzigen Zug gemacht, ohne sich vorher genau zu überlegen, wie unser Gegenzug aussehen würde. Und bis jetzt lag er jedes Mal richtig.«

Hunter sagte nichts.

»Nichts anderes hat Paulsen eben mit uns abgezogen.«

»Ich weiß.«

Das Handy in Hunters Jackentasche klingelte.

»Detective Hunter, Morddezernat I.«

Er hörte eine Weile schweigend zu, ehe er auflegte und Garcia einen Blick zuwarf. »Sie haben die Leiche von gestern gefunden.«

Garcias Augen weiteten sich. »Wo?«

»Maywood.«

Der Totschläger
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