Was ist ein Universum?
Die Frage, die von den drei im ersten Absatz dieses Kapitels aufgeführten am häufigsten übergangen wird, ist die erstgenannte – Was meinen wir mit «das Universum»? –, die zweifellos einen entscheidenden Ausgangspunkt darstellt. Meinem Wörterbuch zufolge stammt der Begriff «Universum» aus dem Lateinischen und steht für «gesamt» im Sinne der Gesamtheit aller existierenden Dinge und Objekte als eines geordneten, systematischen Ganzen. Es umfasst alles Fassbare, vom Weltall selbst über jeden Stern, jeden Planeten und jede Kreatur bis hin zu jedem Atom oder Photon, das es da draußen gibt.
Auch wenn sich diese Definition im Laufe der Geschichte mit erstaunlicher Beständigkeit hielt, durchlief unsere Vorstellung dessen, was dieses Universum umfasst, vier große Phasen. In vorphilosophischer Zeit ging man allgemein von der Annahme aus, das Universum bestünde in der ein oder anderen Weise aus «der Erde und den Lüften». Diese Kombination war Ausdruck einer so klaren wie praktischen Trennung zwischen den greifbaren Dingen hier unten auf der Erde und den – wie auch immer gearteten – unerreichbar fernen, die uns da draußen umgeben.
Als sich später die alten Griechen eines philosophischen Erklärungsansatzes bedienten, führte dies zu einem differenzierteren Bild des Universums, das in groben Zügen dem entsprach, was wir heute unter dem Sonnensystem verstehen. Obwohl nach wie vor zwischen «hier unten» und «dort oben» unterschieden wurde, zwei unvereinbaren Welten, die der Mond in eine irdische, unvollkommene und eine überirdische, vollkommene Welt oder sogenannte «Quintessenz» unterteilte, war bei den alten Griechen «dort oben» eine klare Struktur zu erkennen und nicht einfach nur von «den Lüften» die Rede. Und obwohl die Erde und nicht etwa die Sonne im Mittelpunkt dieses Weltbilds stand, stellte es dennoch eine unausgegorene Version unseres Sonnensystems dar, das bis zu den Sternen reichte, die in einem jenseits der Bahnen von Jupiter und Saturn befindlichen Bereich beheimatet waren.
Diese Vorstellung des Universums hatte, wie dies bei vielen wissenschaftlichen Errungenschaften der alten Griechen der Fall war, bis zur Renaissance und darüber hinaus Bestand, sodass tatsächlich erst Mitte des 18. Jahrhunderts ein weiter gefasstes Bild aufkam, das schon eher unserem heutigen Verständnis unserer Galaxie, der Milchstraße, glich. Und im 20. Jahrhundert erkannte man schließlich, dass es sich bei den verschwommenen Nebelflecken, die zwischen den Sternen zu erkennen waren, nicht etwa um Gaswolken handelte, sondern um eigenständige Galaxien, was unser Verständnis von Wesen und Größe unseres Universums ein weiteres Mal nachhaltig ändern sollte.