Gravitationswellen
Das zweifellos raffinierteste Teleskop, das es im Augenblick gibt, ist ein miteinander verbundenes Instrumentenpaar, das LIGO genannt wird (Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium). Raffiniert ist es deshalb, weil es nicht nur nach etwas Ausschau hält, was unglaublich schwer zu entdecken ist, sondern weil dieses Gesuchte womöglich gar nicht existiert. Das ist nun in der Tat raffiniert.
In früheren Zeiten wurde die Gravitation fast als ein magisches Phänomen betrachtet. Immerhin wirkt sie auf Entfernung ohne offensichtliche Verbindung zwischen den beiden Körpern, die einander anziehen. Ursprünglich wollte man darin eine Parallele zum Magnetismus erkannt haben, der ebenfalls ohne irgendetwas Sichtbares, das die beiden Pole miteinander verbindet, funktioniert. Inzwischen wissen wir, dass die scheinbare Handlung des Magnetismus aus der Entfernung durch die Wechselwirkung von Photonen verursacht wird. Dabei wird Energie zwischen den Objekten verschoben. Mit Einsteins Formulierung der allgemeinen Relativität eröffnete sich die Möglichkeit, dass die Gravitation auf ähnliche Art und Weise funktioniert.
Inzwischen nimmt man an, die Gravitation werde mit Lichtgeschwindigkeit durch Gravitonen vermittelt. Die seien die Entsprechung von Photonen auf der Ebene der Gravitation (wenngleich niemand jemals Gravitonen beobachtet hat). Ebenfalls vermutet wird die Existenz von Gravitationsschockwellen, die aus der Vorstellung entstanden sind, die Gravitation ähnele der Dehnung einer Gummimembran. Es klingt vernünftig, dass sich bei plötzlichen Veränderungen der Gravitation in einer Region – wenn beispielsweise ein Stern explodiert – Gravitationsschockwellen ausbreiten sollten. Genau solche Gravitationswellen, die wir bereits gesehen haben, sollten seit den ersten Tagen nach dem Urknall eigentlich vorhanden sein.
Sollte es diese Gravitationswellen tatsächlich geben, dann haben wir eine Methode, durch die Periode der Undurchlässigkeit zurückzuschauen, weil Gravitationswellen nicht durch die Einschränkungen der elektromagnetischen Strahlung beeinflusst wären. Im Prinzip müsste es uns gelingen, die Gravitationsschockwellen des Urknalls selbst zu sehen. Und solche Messungen sind das Ziel von LIGO.