Keine ewige Bewegung
Mit weiter gehender Analyse stellten wir fest, dass ein Murmeltier-Universum sich beim Blick zurück in der Zeit nicht bewährte. Wenn das Universum expandiert, nimmt die Menge der vorhandenen Strahlung zu. Die würde dann im Großen Kollaps zusammengequetscht werden, sodass es zu Beginn des neuen Zyklus mehr Strahlung gäbe. Je mehr Strahlung vorhanden ist, desto länger dauert es, bis die Expansion an Schwung verliert und die Kontraktion beginnt. Deshalb wäre ein späterer Zyklus in der Sequenz länger als ein vorausgegangener.
Man muss dann nur noch rückwärts extrapolieren. Wenn spätere Zyklen länger sind als kürzere, wäre der Zyklus vor unserem jetzigen kürzer als unserer. Der davor wäre noch kürzer. Zählen wir diese Laufzeiten zusammen, ist es vorstellbar, dass es auf eine Zeit in der Vergangenheit zuläuft, vor der es keinen Zyklus gab, weil der dann die Länge null gehabt hätte. Und in diesem Fall hätte das Universum einen Anfang, womit wir wieder bei denselben Problemen wären, die viele Astrophysiker haben, wenn sie sich einen Urknall vorstellen sollen, der ohne ersichtlichen Grund stattfand.
Obwohl die Angelegenheit offensichtlich zu sein scheint –
dass nämlich eine geringere Zeitdauer für jeden vorausgegangenen
Zyklus bedeutet, es habe eine identifizierbare Anfangszeit für das
Universum gegeben –, muss dies nicht unbedingt stimmen. Wenn
allerdings beispielsweise jeder Zyklus doppelt so lang wäre wie der
vorherige, gäbe es eine eindeutige Anfangszeit. Sagen wir, unser
derzeitiges Universum hätte eine Lebensdauer von einer Einheit,
dann hätte das vorangegangene Universum ½ Einheit, das davor ¼
und so weiter. Daher entspräche die gesamte Lebensdauer des
zyklischen Universums Hier taucht wieder die
Summe als endliche Reihe auf, über die wir bereits gesprochen
haben. Was eine unendliche Reihe von Zyklen in lediglich der
doppelten Lebensdauer unseres derzeitigen Universums unterbringen
könnte.
Sollte jedoch das vorausgegangene Universum ½ so lange wie unser
heutiges Universum gedauert haben, das davor ⅓ so lang und das
davor ¼ so lang, dann beliefe sich die ganze Lebensdauer des
zyklischen Universums auf … Im Gegensatz zur
vorausgegangenen Reihe ergibt die Addition dieser Reihe keine
endliche Zahl. Mit einer unendlichen Reihe von Eingaben erreicht
man eine Gesamtzahl, die ins Unendliche reicht. Ein Universum, das
mit jedem Zyklus an Alter zunimmt, wäre auf diese Weise schon immer
da gewesen. Aber die Analyse der Lebenszyklen, die Professor
Richard Tolman vom California Institute of Technology in den
1930er Jahren durchführte, ergab eine
konvergierende Geschichte für ein einfaches zyklisches Universum:
Es hätte eine endliche Zeit in der Vergangenheit gegeben, als die
Zyklen erstmals begannen.
Und es kam noch schlimmer. Als es in den 1950er Jahren möglich wurde, das Verhalten eines kontrahierenden Universums bei der Annäherung an den Big Crunch besser zu analysieren, stellte man fest, dass es sich in einen ziemlich instabilen Zustand manövrierte. Beim Zusteuern auf den Kollaps schwankte die Größe des Universums heftig, was auf das genaue Gegenteil des beobachteten Zustands hinauslief: ein Universum, das alles andere als glatt und gleichförmig war, mit gewaltigen Unterschieden in der Dichte – ein Start ins Leben, das kein Universum wie unseres hervorbringen würde.