Relikte des Urknalls

Der in Missouri geborene Dicke war besser ausgerüstet als das Forscherpaar bei Bell, war bereits Ende vierzig und leitete ein Team in Stanford. Er hatte seine eigenen Vorstellungen über den Anfang des Universums. Dazu gehörte – wie in der traditionellen Urknalltheorie – eine sehr heiße ursprüngliche Suppe aus Materie und Strahlung. In einem plötzlichen Augenblick der Inspiration glaubte Dicke, eine Möglichkeit gefunden zu haben, genau bis zum Anfang zurückblicken zu können.

Im Gegensatz zu Gamows Team, das vorausgesagt hatte, es sei Strahlung vom Urknall erhalten geblieben, die jedoch nicht aufspürbar sei, erkannte Dicke, dass die Relikte dieser anfänglichen heftigen Strahlung heute immer noch sichtbar sein müssten. Dicke und sein kleines Team waren energisch auf der Suche nach der Strahlung, die zu strömen begann, als das Universum erstmals durchsichtig wurde. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte Dicke sich sehr erfolgreich mit der allgemeinen Relativität auseinandergesetzt, aber während des Krieges war er (wie viele aus der Kosmologenmafia) mit Radarforschung beschäftigt gewesen, was womöglich diese Erkenntnis angeregt hatte.

Dickes zwei junge Forschungsassistenten sammelten altes, vom Krieg übrig gebliebenes Equipment. Glücklicherweise ähnelten die vom Urknall verbliebenen Mikrowellen, die zu finden sie erhofften, sehr stark den Radarsignalen, die im Zweiten Weltkrieg benutzt wurden. So konnten sie Teile des alten Equipments wiederverwenden und setzten ihre provisorischen Teleskope auf das Dach der Guyot Hall in Princeton, hoch genug, wie sie hofften, um die von Menschen verursachten Einflüsse auszuschalten.

Es war schlimm genug, dass das Princeton-Team mit derart bescheidenem Gerät auskommen musste, aber sie waren zusätzlich mit einem Problem konfrontiert, dem andere Praktiker in ihrem neuen, aber rasch sich ausweitenden Bereich der Radioastronomie nicht gegenüberstanden. Obwohl sie sich bemühten, gab es keine Möglichkeit, jedes bisschen Hintergrundstrahlung aus dem System zu verbannen. Etwas kam aus der Atmosphäre. Noch mehr steuerte das Equipment selbst bei. Normale Radioastronomen bewältigten das Problem, indem sie einen «leeren» Teil des Himmels mit ihrem Beobachtungsobjekt verglichen. Der Unterschied zwischen beiden Werten ergab das tatsächliche Signal. Aber die kosmische Hintergrundstrahlung sollte aus allen Richtungen kommen, in die man schaute.

Da das Princeton-Team keine Möglichkeit sah, sein Teleskop auf einen hintergrundfreien Himmel zu richten, bauten sie eine künstliche Quelle, die ein Signal hervorbringen sollte, das man von einer bekannten Energie wie der Hintergrundstrahlung erwarten konnte. Diesen Wert wollten sie anschließend benutzen, um die Ergebnisse des Teleskops zu eichen. Und falls sie am Himmel etwas finden sollten, das mit einer Energie im angemessenen Bereich gleich blieb, hatten sie eine gute Chance, es als kosmische Hintergrundstrahlung zu identifizieren. Es gab nur noch ein einziges anderes Radioteleskop auf der Welt, das diese Fähigkeit besaß, statt eines Vergleichs solche absoluten Messungen zu machen. Es war das Gerät, das Penzias und Wilson benutzten.

Erst als Burke, den Penzias angerufen hatte, Kontakt mit Dicke aufnahm, erkannte dieser, dass das Teleskop in New Jersey zufällig genau das gefunden hatte, was seine Gruppe so penibel gesucht hatte: die kosmische Hintergrundstrahlung, das geheimnisvolle «Echo» des Urknalls. Wie wir bereits gesehen haben, ist es nicht wirklich ein Echo, soll aber das wirkliche Licht von dem Punkt an sein, als das Universum durchsichtig wurde, herabgestuft auf die Energie von Mikrowellen durch den Rotverschiebungseffekt des expandierenden Universums. Dicke fuhr mit seinem Team nach New Jersey, um Penzias und Wilson kennenzulernen, und während des Beisammenseins zogen sie Daten und Theorien zusammen, um ihre Vorstellungen über die frühe Zeit in der Geschichte des Universums auf ein festes Fundament zu stellen.

Vor dem Urknall
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