Das Leben in einer Blase
Der Vorteil dieser lokalisierten Perspektive der Inflation liegt in ihrer möglicherweise flexibleren Beschaffenheit. Der am häufigsten vorgeschlagene Grund für das Ende der Inflation war ein vermuteter instabiler Prozess, der auf natürliche Weise abklingt. Aber da er als Quantenprozess gilt, müssten wir eigentlich Schwankungen in diesem Abklingen erwarten, sodass die Inflation im Prinzip ewig fortgesetzt werden könnte. Unterschiedliche Blasen im ganzen Universum (die normalerweise als Multiversum bezeichnet werden, um die Verwechslung mit einer einzelnen Blase, die unser Universum in diesem Bild darstellt, zu vermeiden) würden zu unterschiedlichen Zeiten ihre Inflation beenden. Eine neue Blase könnte für die Art von Umwelt sorgen, die wir als unser Universum betrachten, während andere Bestandteile frisch ausgedehnte Regionen werden, wo die Quantentafel erneut sauber gewischt wird. Dies hat den Vorteil, die Frage «Warum hörte die Inflation ausgerechnet zu diesem bestimmten Zeitpunkt auf?» mit «Hat sie doch gar nicht» beantworten zu können.
Lassen wir die Vorgänge in all diesen Blasen einmal unberücksichtigt (wir werden später noch darauf zurückkommen), so ist das Dramatischste an dieser schrittweisen Inflation, dass es im Gegensatz zum traditionellen, einmaligen Urknalluniversum keinen Anfang des Multiversums gegeben haben muss. Es könnte schon ewig existieren, ständig neue Universen hervorsprudeln, dabei instabile Blasen am Rand des Universums bilden, wo die Inflation zum Stillstand gekommen ist, und immer mehr neue Universen ausblubbern. Unser eigenes Universum könnte im Prinzip das erste sein, aber es könnte auch genauso gut eine unendliche Reihe von Vorgängern gegeben haben, sodass unser augenblickliches Universum nur eines von vielen in einem weitverzweigten Stammbaum wäre.
Sollte dies der Fall sein, ist es ziemlich plausibel, dass wir keinen Beweis für die anderen Blasen finden. Wir können nur so weit in den Weltraum hinausschauen, wie es die Zeit uns erlaubt (rund 13,7 Milliarden Lichtjahre, wenn die aktuellen Messungen stimmen), aber es gibt keinen Grund, warum die ganze Blase, die wir bewohnen, nicht viel größer als dieser sichtbare Ausschnitt wäre. Neue Schätzungen gestatten Universen von 50 Milliarden Lichtjahren bis zu weit mehr als 100 Milliarden Lichtjahren, und im Prinzip könnte unsere Blase noch erheblich größer sein als das. Allerdings würden wir nie eine andere Blase erreichen, es sei denn, wir finden eine Möglichkeit, uns schneller als das Licht fortzubewegen.