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»… in Würdigung der Sachlage und der Aussagen der obgenannten Zeugen sowie über den ausdrücklichen Antrag des Kurators Doktor Hubert Kummer verfügt das Gericht über die Zulassung des Beweises … kommen Sie mit, Fräulein?« fragt Gloggnigg, der rasch und böse diktiert hat. »… Zulassung des Beweises«, wiederholt das gelangweilte, stumpfsinnige Wesen an der Schmalseite seines Tisches, die Stenographin Herta Bohnen, sich mit einer Hand den Nacken kratzend.
»… den auch der Klagevertreter Doktor Otto Forster verlangte …« Ich darf mich nicht einfach über all diese Aussagen hinwegsetzen, denkt Gloggnigg. Sonst bekomme ich Ärger mit dem Präsidenten.
»… erstens: über die rassische Einordnung und über die Frage, ob und inwieweit es ausgeschlossen werden kann, daß der Kläger Heinz Steinfeld von Paul Israel Steinfeld gezeugt wurde, indem eine anthropologisch-erbbiologische Untersuchung durchgeführt wird …«
Valerie sieht Forster an. Der lächelt und nickt und zupft an seinem Ohr. »… zweitens: durch eine Blutgruppenuntersuchung darüber, ob eine Zeugung des Klägers durch Martin Landau eindeutig auszuschließen – haben Sie, Fräulein?«
»Eindeutig auszuschließen«, sagt die gelangweilte Stenographin.
»… auszuschließen ist. Punkt. Absatz.« (Gegen so viele beeidete positive Aussagen kann ich nichts machen. Jetzt ist mir auch noch der Scheißer, dieser Kummer in den Rücken gefallen. Gibt welche, die nennen mich einen Bluthund. Ich muß achtgeben. Bin zur Beförderung vorgesehen. In Berlin schätzt man mich sehr. Immer korrekt jetzt. Ich werde einen ganz scharfen Sachverständigen nehmen. Dann sind die Herrschaften sowieso erledigt. Und mir kann keiner etwas nachsagen.) »Zum Sachverständigen zu Punkt eins wird SS-Sturmbannführer Privatdozent Doktor Kratochwil vom Anthropologischen Institut der Universität Wien …«
(Das ist der Schärfste! Die werden sich wundern!) »… zu Punkt zwei ein Arzt des Gerichtsmedizinischen Instituts der Universität Wien, Vorstand Professor Doktor Schmalenacker, bestellt …«