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Zwischen 1945 und 1947 nahmen die besten Spezialisten in Lissabon, Rom und Paris an Nora Hill insgesamt elf schwere Operationen vor. Ein ganzes Jahr verbrachte sie in der Pariser Privatklinik des französischen Neurologen Professor Fleury, denn es stand von Anfang an fest, daß man die Lähmung auf Verletzungen zurückführen mußte, die sie sich zugezogen hatte, als sie am Strand von Estoril auf die Holzbohlen des Landestegs geschlagen war.
Die elf Operationen blieben ohne jeden Erfolg. Nora Hill konnte nicht stehen, sie konnte ihre Beine nicht um einen einzigen Zentimeter von der Stelle bewegen. Damit sie nicht die ganze Zeit über liegen mußte, erhielt sie einen besonders konstruierten Rollstuhl. In ihm vermochte sie zu sitzen. Die Schwester, die sie in jenen zwei Jahren betreute – eine junge Französin –, schob das Wägelchen auf den Balkon von Noras Krankenzimmer, wenn das Wetter schön war. In späteren Monaten wurde Nora von der jungen Schwester durch den Park der Klinik gefahren. Sie war eine unglaublich geduldige und fügsame Patientin.
Nach der elften Operation sagte Professor Fleury, ein Mann mit weißem Haar und weißem Stutzbart, zu ihr: »Es hat keinen Sinn, Mademoiselle. Sie müssen die Wahrheit hören, ich weiß, Sie werden sie ertragen können. Wir haben alles Menschenmögliche versucht. Die Wahrheit ist …«
»Daß ich nie mehr werde gehen können«, sagte Nora Hill ruhig, ihn unterbrechend.
Professor Fleury nickte.