12
„Ehrlich! Haki ya Mungu!“, sagte A.G. später, wenn er von diesem Sonntag sprach, und schüttelte in Erinnerung an das, was geschehen war, den Kopf. „Ich war gerade auf dem Gelände der All Saints angekommen. Wonderful Tumbo schien sich über seinen Erfolg zu freuen, aber ich sagte mir: Du Idiot, du glaubst wirklich, du hast den Herrn der Krähen verhaftet? Sein anderes Ich ist frei.
Als sie ihn auf die Ladefläche des Land Rovers warfen und davonfuhren, wurde ich wütend. Ich, ein treuer Staatsdiener, hatte meine Arbeit verloren und keine Möglichkeit herauszufinden, wohin sie ihn brachten. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich es bedauerte, nicht mehr dazuzugehören. Nur wenige Wochen zuvor hatte ich im State House gestanden und war täglich Zeuge gewesen, wie Macht funktioniert; jetzt stand ich machtlos vor den Mauern von All Saints.
Ich sah, wie die Christen mit Begeisterung sangen, und fragte mich, warum sie so auf Satan versessen waren, wo sie doch gerade erst mit knapper Not einem blutigen Sonntag entgangen waren. Wo blieb das Aufbegehren gegen das, was soeben geschehen war? Meine Verblüffung wurde zu ungläubigem Staunen, als ich sah, wie die tanzenden Jugendlichen hinter einer Katze herrannten. Die Menge, die das Liedspektakel beobachtet hatte, schien ebenso erstaunt und ging auseinander.
In diesem Augenblick entdeckte ich meine ehemaligen Arbeitskollegen Kahiga und Njoya. Offenbar waren sie auch in der Zuschauermenge gewesen. Ich freute mich, sie zu sehen, eilte zu ihnen und sagte, dass ich sie, sofort als ich den Tipp bekam, der Herr der Krähen befände sich auf dem Gelände der Kathedrale, wie verabredet gesucht hätte, man mir aber gesagt habe, sie seien schon zur Kirche unterwegs. Ich bemerkte, wie sie sich einen Blick zuwarfen; dann erzählten sie mir, dass sie unten im Obdachlosenasyl tatsächlich mit dem Zauberer gesprochen hätten, er aber nichts preisgegeben habe. ‚Was habt ihr jetzt vor?‘, fragte ich sie und hoffte – das muss ich zugeben –, sie würden mich auffordern, mich ihnen anzuschließen, um gemeinsam die außergewöhnlichen Ereignisse dieses Tages zu diskutieren. Sie murmelten etwas, dass alles noch in der Schwebe sei, und verabschiedeten sich schnell, angeblich wegen anderer Verpflichtungen. Ihr Benehmen kam mir ein wenig eigenartig vor, als wollten sie mir Informationen vorenthalten. Vielleicht hatten sie ja den Herrn der Krähen verraten und seinen Aufenthaltsort an seine Feinde gemeldet?
Einige Tage lang wanderte ich von Ort zu Ort und hoffte, vielleicht eine Spur der Hinkenden Hexe zu entdecken, der anderen Inkarnation des Zauberers. Warum? Das weiß ich selber nicht genau; es ging mir nicht einmal nur um das Geheimnis, wie man Geld anbaut. Etwas anderes trieb mich an. Ich dachte, wenn ich dem Herrn der Krähen in seiner anderen Gestalt zufällig begegnen würde, könnte er mir vielleicht etwas sagen, das mich befähigen würde, das, was ich in meinem Herzen wachsen spürte, genauer zu ergründen …“