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Zwei Polizisten und ihr Spitzel Kaniũrũ saßen an verschiedenen Tischen im Mars Café und warteten darauf, sich auf Nyawĩra zu stürzen, sobald sie auf ihrem Weg zum Büro der Eldares Modern Construction and Real Estate vorüberkam. Drei in Zivil waren an strategischen Punkten in der Nähe postiert. Kaniũrũ, der in seiner gewohnten Ecke hockte und Zeitung las, oder zumindest so tat, war sich der Bedeutung der ihm übertragenen Aufgabe so bewusst, dass er eine Weile brauchte, um zu merken, dass er die Zeitung verkehrt herum hielt.

Das jüngste dramatische Ereignis bei der Einweihung des Bauplatzes von Marching to Heaven hatte Kaniũrũ den seit Jahren erhofften Einstieg verschafft, sich bei den Herrschenden beliebt zu machen. Diese Chance hatte er mit größtem Eifer ergriffen und Sikiokuu im Büro des Herrschers angerufen.

Der Minister konnte das Glück, das vom anderen Ende der Leitung zu ihm kam, kaum fassen. Er hatte das Gefühl, als würde sich genau im Augenblick des Ertrinkens ein Schutzengel seiner annehmen. Lebhaft erinnerte er sich, wie der Herrscher ihn zu sich gerufen hatte, als sie den Ort der Tragödie verließen, und ihm in eisigem Ton die rhetorische Frage stellte: Wie konnte es zu diesem schmachvollen Skandal kommen, ohne dass die Ohren, Augen und Nasen des Staates die mindeste Ahnung davon hatten? „Bis zur nächsten Kabinettssitzung brauche ich eine überzeugende Erklärung“, hatte der Herrscher gewarnt, und Sikiokuu war lange genug in der aburĩrischen Politik, um zu wissen, dass dies einem Todesurteil gleichkam.

Tagelang hatte Sikiokuu sich in seinem Büro eingeschlossen und verzweifelt nach einem Ausweg gesucht. Ohne Erfolg. Wenn ihm das Schicksal nicht zu Hilfe kam, waren seine Tage gezählt. Und dann erreichte ihn der Anruf Kaniũrũs. Wie sehr er auch seine zahlreichen Informanten befragte, keiner hatte ihm etwas mitgeteilt, das ihn derart erleichterte und in erwartungsfrohe Erregung versetzte. Sikiokuu vernahm die Worte klar und deutlich, aber er bat Kaniũrũ mehrmals, sie zu wiederholen: Höre ich richtig? Du kennst einige dieser Frauen? Oh, du weißt nicht, ob sie die Anführerin ist? Ah, ein Mitglied der Bewegung? Junge, wenn wir sie kriegen, dann bekommst du einen nagelneuen Mercedes. Oh, wir werden sie so unter Druck setzen, dass sie alles ausspucken wird, was sie weiß, gab er Kaniũrũ zu verstehen, nachdem er ihn in sein Büro zitiert hatte.

Sikiokuu wäre liebend gern bei Nyawĩras Verhaftung dabei gewesen, fürchtete jedoch, nicht bereitzustehen, sollte der Herrscher eine Krisensitzung des Kabinetts zu dieser Angelegenheit anberaumen. Außerdem war es für ein Kabinettmitglied unwürdig, sich an der Festnahme einer gewöhnlichen Sekretärin zu beteiligen, die ohne Zweifel von einem gerissenen Liebhaber zur Anarchie verleitet worden war. Nach dem Treffen mit Kaniũrũ beschloss er, die Verhaftung Nyawĩras nicht der lokalen Polizei von Santamaria zu überlassen, sondern eine Spezialeinheit zu schicken, die seinem Büro unterstand.

Er hatte bereits eine Spezialeinheit gebildet, aus Superintendent Peter Kahiga, Superintendent Elijah Njoya und Superintendent Arigaigai Gathere, die für ihn ein Auge auf die Bewegung haben sollten. Jetzt teilte er ihnen drei Polizisten zur Unterstützung zu. A.G. würde die Operation koordinieren. Nicht nur, weil er in Santamaria Dienst getan hatte und die Gegend gut kannte, sondern auch wegen seiner legendären Verfolgung der Dschinns durch das Grasland, die ihm den Ruf der Unnachgiebigkeit eingetragen hatte. Außerdem sollte sich A.G. mit dem Informanten Kaniũrũ kurzschließen, dessen Hauptaufgabe darin bestand, die Kriminelle zu identifizieren.

A.G. und Kaniũrũ kamen überein, sich auf das Mars Café zu konzentrieren. Kaniũrũ sollte in jedem Fall vor der Spezialeinheit am Ort eintreffen und sich einen Tee bestellen. Als Erkennungszeichen würde er ein weißes Hemd tragen und Zeitung lesen.

Die Spezialeinheit hatte den Auftrag, die Frau festzunehmen, ohne Aufsehen zu erregen, sie in einen Lieferwagen mit gefälschtem Nummernschild zu verfrachten und direkt zu Sikiokuu zu bringen. Niemand sonst, weder Polizisten noch Kabinettsmitglieder, sollte davon erfahren. Sikiokuu wollte den Erfolg nicht mit politischen Feinden wie Machokali teilen. Wenn er an die dramatische Verhaftungsaktion dachte, leckte er sich die Lippen: sein erster Zusammenstoß mit der Frau, die vor den Augen der Welt so viel Schande über Aburĩria gebracht hatte. Jetzt schlug der Staat zurück, und er, Sikiokuu, war dankbar, dass das Schicksal ihn auserwählt hatte, das Instrument der Rache des Herrschers zu sein.

Herr der Krähen
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